Das ist definitiv kein Thriller!
TodesfalleJazzie ist von ihrer Mutter herbe enttäuscht – sie hat sie glatt vergessen, abzuholen! Also läuft Jazzie den weiten Weg zu Fuß. Doch dann muss die Elfjährige feststellen, dass ihre Mutter getötet wurde. ...
Jazzie ist von ihrer Mutter herbe enttäuscht – sie hat sie glatt vergessen, abzuholen! Also läuft Jazzie den weiten Weg zu Fuß. Doch dann muss die Elfjährige feststellen, dass ihre Mutter getötet wurde. Sie kann sich gerade noch hinter einem Sessel verstecken, damit der Mörder sie nicht sieht. Um sich und ihre kleine Schwester zu schützen, spricht Jazzie nicht mehr. Die neue Praktikantin in einem Therapieprogramm, das mit Pferden arbeitet, findet Zugang zu Jazzie. Noch ahnt sie nicht, dass ihr eigenes Geheimnis bald dazu beitragen wird, dass nicht nur sie und die Mädchen in Gefahr sind …
Der Plot ist klasse, die Figuren auf gewisse Weise super sympathisch, der Stil liest sich flott weg – und dennoch hat mich das Buch maßlos enttäuscht. Es ist definitiv kein Thriller, noch nicht mal wirklich ein Krimi. Es weist Elemente eines Krimis auf, aber der Hauptteil ist eine verworrene Familiengeschichte. Das wäre ja noch nicht mal weiter schlimm. Schon gar nicht, wenn das Buch nicht als Thriller verkauft werden würde. Aber immer wieder werden Dinge wiederholt, werden Szenen überausführlich geschildert, wird alles haargenau erklärt. Das ermüdet irgendwann. So amüsant ich die geradezu aufdringlich eingestreuten Versuche, dem Buch einen Hauch Erotik mitzugeben, auf fand, irgendwann hat es nur noch genervt.
Kleiner Spoiler: Wenn ausgerechnet dann, wenn gerade eine Schießerei im Gange ist, bei der Leute schwer getroffen werden, ein Typ eine Erektion bekommt und an nichts anderes denken kann, dann kann ich das Buch wirklich nicht ernst nehmen. Selbst für Bücher des entsprechenden Genres wäre das zu lächerlich. Spoiler Ende.
Anfangs fand ich das alles noch amüsant und kam gut voran. Aber mit jedem weiteren Kapitel wurde es zäher und ich habe gemerkt, dass ich Gründe suche, nicht weiterlesen zu können, sondern etwas anderes ganz wichtig tun musste. So lange habe ich schon ewig nicht mehr für ein Buch gebraucht. Die meisten der Figuren mag man auf Anhieb. Einige weisen seltsame „Anfälle“ auf, die sich irgendwann dann logisch erklären lassen, aber so nicht nötig gewesen wären. Aber hey, das ist noch okay. Jazzie und ihre kleine Schwester muss man einfach ins Herz schließen, ihre Oma möchte man ohrfeigen. Taylor empfinde ich als typische junge Erwachsene, kein Teenager mehr, aber auch noch nicht fest im Leben stehend. Über Gage muss man nicht diskutieren – er ist der typische Junkie, der sich sein Hirn mit Drogen kaputt gemacht hat. So geht es weiter: Es gibt eine ganze Reihe Figuren, alle mehr oder weniger wie aus dem Leben gegriffen. Manche mag man nicht, obwohl es keinen echten Grund dafür gibt, andere findet man dafür wieder total klasse. Hier liegt eine Stärke von Karen Rose, das gestehe ich ihr absolut zu.
Ganz blöd ist bei diesem Buch, dass es das erste Buch der Autorin ist, das ich gelesen habe. Mir ist schon klar, dass es eine Serie und dies der fünfte Band davon ist. Der Fall selbst ist eigenständig lesbar, man muss nicht zwingend die anderen Bände kennen. Daran liegt meine Langeweile schon mal nicht begründet. Klar, man hat dann verpasst, wie diverse Figuren zueinander stehen, was sie verbindet usw. Aber auch hier hat die Autorin zu viel gewollt – es tauchen gegen Ende noch mal ein paar Figuren auf, die eindeutig in den Vorgängern eine Rolle innehatten, hier aber selbst als „Zierrat“ noch überflüssig sind.
Vor einigen Jahren habe ich „Eiskalt ist die Zärtlichkeit“ als Hörbuch gehört. Da kam der Tick der Autorin, bei jeder Gelegenheit Sexszenen einzubauen, nicht ganz so störend bei mir an, da es stimmig für den Plot war. Hier jedoch – nee, echt. Man muss auch als Autor nicht auf jeden Zug aufspringen und diese Autorin hätte es einfach nicht nötig, Leser mit ein paar pseudo-erotischen Seiten zu fangen.
Man hat mir versichert, dass die Bücher der Autorin zwar immer mit solchen Szenen gewürzt und bestückt sind, ihre Bücher aber normalerweise wesentlich spannender und fesselnder sind, dies also ihr schlechtestes Werk sei. Ob ich das jemals herausfinden werde, kann ich nicht sagen. Momentan ist mir nicht danach, noch eins aus ihrer Feder zu lesen.
Das Buch hätte man gut zwei Drittel kürzen können. Dann wäre ein ganz brauchbares Heft für Reihen wie „Denise“ oder „Baccara“ oder wie sie alle heißen, herausgekommen. Doch für mehr als 600 Seiten – sorry, das gibt gerade mal mit ganz viel gutem Willen drei Sterne, und auch das nur, weil ich anfangs echt viel über den Hormonstau zweier Figuren lachen konnte.