Christine betrügt ihren Mann Stéphane
Gilles wird von seiner Frau Claire betrogen.
Christine wird ermordet. Gilles ist Lieutenant bei der Polizei und ermittelt – irgendwie lässt ihn das nicht ganz unbeteiligt.
Jaaaa – bitte, genau SO! Ein Krimi ist das, gut geschrieben, spannend, dabei aber keine Sadisten, Folterszenen oder sexuelle Perversionen. Ein Frankreich-Krimi ist das, der wirklich von einem Franzosen geschrieben wurde – über eine nicht so offensichtliche Region wie die Provence. Gute Sprache ist das, auch über einen Ermittler mit persönlichen Problemen – nein, KEIN beschädigter Ermittler, viel banaler: Gilles Sebag hat herausgefunden, dass seine langjährige Ehefrau ihn betrogen hat, die Affäre ist bereits vorbei. Daran leidet er, darunter leidet seine Arbeit. Den Kummer ertränkt er in Alkohol, in Fragespielchen mit seiner Frau, die doch nur beide schmerzen. "Wenn du bei mir bist, wie jetzt, dich an mich geschmiegt, dann schaffe ich es, nur an uns beide zu denken. Aber sobald du dich von mir entfernst, selbst nur ein paar Zentimeter, kann ich nicht anders: Ich denke an euch.“ S. 171
Und gerade, während Gilles so damit ringt, dass ihm der sicher geglaubte Boden unter den Füßen weg gezogen wurde, scheint es in den Fällen um ihn herum nur noch um Ehebruch zu gehen, mit fatalen Folgen. Ein Ehemann erschießt seine Frau in dem Hotel, in dem ihr Liebhaber sie gerade zurück gelassen hat. Ein anderer Ehemann stürzt sich aus dem fünften Stock, weil seine Frau sich – platonisch, wie sie versichert – mit einem anderen trifft. Sonst helfen seine Sprichwörter ihm „Man erholte sich besser von Liebeskummer als von verletztem Stolz.“ S. 168, aber diesmal ist Gilles mehr als sonst angewiesen auf die Zusammenarbeit mit seinen Kollegen – denn an diesen Fällen stimmt etwas nicht…
Autor Philippe Georget hat hier seinen dritten Band um den französischen Polizisten Gilles Sebag angesiedelt im Roussillon – ich konnte ohne Kenntnis der Vorgängerbände folgen. Der Regionalkrimi-Charakter ist eher weniger ausgeprägt, dafür gefiel mir die psychologische Tiefe bei der Darstellung von Sebags Dilemma. Weniger ein „Whodunnit“, bei dem man selbst hätte auf den Täter gekommen sein können anhand der Hinweise als mehr eine Begleitung von Ermittlern bei ihrer Arbeit an mehreren Fällen ohne große Dramatik, dabei dennoch fesselnd – was ich als angenehm empfand. Gerne mehr!