Spuren durch Raum und Zeit
Die deutsche Historikerin Marie und der französische Journalist Nicolas erben zu beider Überraschung von Nicolas Großvater Viktor gemeinsam eine Wohnung in Paris. Aber es gibt eine Voraussetzung um das ...
Die deutsche Historikerin Marie und der französische Journalist Nicolas erben zu beider Überraschung von Nicolas Großvater Viktor gemeinsam eine Wohnung in Paris. Aber es gibt eine Voraussetzung um das Erbe anzutreten: Marie und Nicolas müssen ein bestimmtes, verschollenes Bild des jüdischen Malers Jakob Stern finden und ihm, oder einem potenziellen Erben, aushändigen. Woher kennt Viktor Marie überhaupt? Gibt es eine Verbindung von Viktor und Maries früh verstorbener Großtante Charlotte, die zur Zeit des Krieges in Paris gelebt hatte? Nach holprigem Start machen sich die beiden auf die Suche und entdecken Erstaunliches!
In diesem von Beginn an fesselnden Buch wird zuerst von Marie, Nicolas und ihrer Suche nach dem Bild erzählt. In abwechselnden Kapiteln erfährt man dann aber auch immer mehr über Viktor und Charlotte, die sich zur Zeit der deutschen Besatzung in Paris kennen und lieben lernen. Langsam tragen Marie und Nicolas immer mehr Fakten zusammen und in beiden kommt der furchtbare Verdacht auf, Viktor und Charlotte könnten etwas mit dem groß angelegten Kunst-Raubzug der Nazis zu tun haben!
Die ganze Geschichte ist unglaublich spannend und realitätsnah geschrieben. Ich fand besonders die Beschreibungen vom historischen Paris extrem bildhaft und ich hatte quasi durchgängig Kopfkino beim lesen!
Die familiären Verbindungen von Marie zu Charlotte, sowie von Nicolas zu Viktor, schaffen dann irgendwann auch eine emotionale Verbindung von Marie und Nicolas und man hofft auf ein Happy-End für die beiden!
Bei den Protagonisten hat mich sowieso begeistert, dass Marie und Nicolas mit Ü40 endlich einmal die Handlung mit realistischerer Lebenserfahrung tragen als die üblichen Mittzwanziger in ähnlichen Geschichten.
Und ich fand die Entwicklung der zuerst recht naiven Charlotte und dem schüchternen Viktor bemerkenswert. Die Zeichen der Zeit nicht verleugnend werden sie auf ihre Art und Weise aktiv.
Die Autorin hat es geschafft historische Ereignisse und reale Personen in die Geschichte zu integrieren und so noch empathischer zu gestalten. Und dadurch fiebert der Leser am Ende auch unglaublich mit, wenn Marie endlich auf eine Spur der Tochter von Jakob Stern zu stoßen scheint.
Ein spannender Aspekt ist auch das Thema Vergangenheitsbewältigung und/oder Verleugnung. Was haben die Eltern/Großeltern zur Zeit des Krieges und der Verfolgung von Juden oder anderen Verfolgten getan? Wer hat wieviel Schuld auf sich geladen?
"Leas Spuren" ist ein Buch, welches mich mehr als begeistert hat. Die Geschichte hat mich in vielerlei Hinsicht bewegt!