Cover-Bild Der Schlüssel
16,00
inkl. MwSt
  • Verlag: cass verlag
  • Themenbereich: Belletristik
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 204
  • Ersterscheinung: 19.09.2017
  • ISBN: 9783944751160
Junichiro Tanizaki

Der Schlüssel

Katja Cassing (Übersetzer), Jürgen Stalph (Übersetzer)

Ein Universitätsprofessor, der fürchtet, seiner attraktiven, elf Jahre jüngeren Ehefrau sexuell nicht mehr zu genügen, sucht nach einem Weg, seinem Eheleben neuen Schwung zu verleihen. Seine zur Prüderie erzogene Frau pflegt die Vorstellung, dass der eheliche Akt ausschließlich im dunklen Schlafzimmer, in Stille und »orthodox« auszuführen sei. Alles Reden darüber ist für sie tabu.
Der Professor beschließt, indirekt mit ihr zu sprechen, in seinem Tagebuch. Den Schlüssel plaziert er so, dass seine Frau ihn finden muss. Nach und nach gibt er seine geheimsten Wünsche preis, erst in der Hoffnung, dann in der Gewissheit, dass sie, die ihrerseits ein Tagebuch beginnt und nur nachlässig »versteckt«, die Aufzeichnungen liest. Weil er weiß, dass ein wenig Eifersucht ihm Flügel verleiht, bringt der Professor den zukünftigen Ehemann der gemeinsamen Tochter ins Spiel. Seine Frau spielt mit. Doch schon bald ist nicht mehr klar, wie weit sie gegangen ist.

Neuübersetzung des erotischen Tagebuchroman-Klassiker Japans

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.01.2018

Spannender Tagebuchroman, der alle Grenzen überschreitet — ein verrückter Ritt durch die Prüderie Japans und dessen Gepflogenheiten.

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Zunächst nur neugierig durch das wunderschöne Cover und die Gestaltung, hat mich dann spätestens der Klappentext komplett abgeholt: Die Rede ist vom Tagebuchroman „Der Schlüssel“von Junichiro Tanizaki. ...

Zunächst nur neugierig durch das wunderschöne Cover und die Gestaltung, hat mich dann spätestens der Klappentext komplett abgeholt: Die Rede ist vom Tagebuchroman „Der Schlüssel“von Junichiro Tanizaki. In den 50er Jahren zuerst erschienen, kam der Roman mit einer fantasievollen und teilweise leider unpassenden Übersetzung zu uns nach Deutschland, weshalb sich der Cass Verlag, der sich auf japanische Literatur spezialisiert hat, entschloss, den japanischen Klassiker neu zu übersetzen. Heraus kam ein Roman, wie ich ihn zuvor noch nicht gelesen habe: Ikuko und ihr Mann, der als einziger namenlos bleibt, sind bereits seit 20 Jahren verheiratet. Im Schlafzimmer läuft es allerdings für beide Parteien nicht so, wie sie es sich vorstellen. Während Ikuko ihren Mann „ohne Perversitäten“ im abgedunkelten Schlafzimmer empfangen würde, dürstet es dem Professor danach, seine Frau nach zwanzig Ehejahren endlich einmal nackt zu sehen. Man muss vielleicht noch erwähnen, dass Ikuko streng konservativ erzogen wurde und deshalb nicht weiß, wie sie mit ihrer Scham vor diesem höchst privaten Thema umgehen soll. Weil der Professor seine Frau nicht auf dieses heikle Thema ansprechen möchte und Ikuko der Meinung ist, dass es sich nicht geziemt, beginnt er, seine Tagebucheinträge direkt an seine Frau zu richten. Denn er weiß, dass sie weiß, wo er sein Tagebuch aufbewahrt und vermutet auch, dass sie darin stöbert, also lässt er fortan den Schlüssel dazu scheinbar unabsichtlich an einer offenen Stelle liegen. Ikuko, die derweil auch mit dem Tagebuchschreiben begonnen hat, liest es natürlich nicht, blättert lediglich darin, ohne sich die Wörter anzusehen. Und so entspinnt sich zwischen den beiden über ihre Tagebücher hinweg ein Dialog, während sie stets vorgeben, das Tagebuch des anderes nicht zu lesen. Zunächst bewegt das Ehepaar sich auf einem sicheren Gebiet, doch als der Freund ihrer Tochter Toshiko, Kimura, hinzukommt, gerät das Ganze schnell aus den Fugen…

Halb hasse ich meinen Mann, halb liebe ich ihn. Eigentlich passen wir nicht zusammen, aber deshalb suche ich mir nicht einfach einen anderen. Der Grundsatz der ehrsamen Ehefrau ist so tief in mir verankert, dass ich mich nicht darüber hinwegsetzen kann. Die zudringliche, perverse Art und Weise, in der mein Mann mich liebkost, bringt mich in Verlegenheit, gleichzeitig weiß ich, dass er mich wahnsinnig liebt, und da muss ich ihm doch entgegenkommen.

Was für ein toller Roman! Ich habe bisher nur in meinen Jugendtagen einen E-Mail-Roman gelesen (und die Tagebücher der Bridget Jones), aber noch nie ein Buch im Stil von „Der Schlüssel“. Hier wird der Leser auf eine Reise mitgenommen, die er so schnell nicht mehr vergisst: Sexualität in Japan, das Eheleben, Tabuthemen, Betrug, Alkoholismus, Krankheit und Liebe sind nur einige der Themen, die behandelt werden. Es geht nicht nur darum, seine (konservativen) Grenzen zu übertreten, sondern auch die des Vertrauens, und sich zu fragen „Bin ich zu weit gegangen?“. Während die Eifersucht die Leidenschaft des Professors immer weiter befeuert, gerät Ikuko in einen Schlund aus Gefälligkeit und Betrug: Sie möchte ihren Mann rasend vor Eifersucht sehen, um ihrerseits ihre nymphomanische Neigung (ja, man hält es anfangs nicht für möglich!) zu befriedigen, allerdings überschreitet sie dabei „die letzte Grenze“ und ihre Ehe gerät immer mehr in eine Schieflage. Zudem spielt die Gesundheit der beiden auch eine zentrale Rolle, denn Ikukos Mann leidet immer mehr unter stark erhöhtem Blutdruck und Schwindelanfällen, sodass er auf Anweisung seines Arztes strikte Ruhe einhalten soll. Doch der Wunsch, seine Frau zu befriedigen, ist stärker als seine Vernunft.

Die vollständige Rezension findet ihr auf meinem Blog: https://killmonotony.de

Veröffentlicht am 07.11.2019

Tagebücher einer Ehe

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Junichiro Tanizakis erotischer Tagebuchroman "Der Schlüssel" wurde erstmals 1956 veröffentlicht. Damals entging das Buch nur knapp einem Veröffentlichungsverbot, weil das provokante Werk in Japan auf heftige ...

Junichiro Tanizakis erotischer Tagebuchroman "Der Schlüssel" wurde erstmals 1956 veröffentlicht. Damals entging das Buch nur knapp einem Veröffentlichungsverbot, weil das provokante Werk in Japan auf heftige Gegenwehr stieß. Der Kein&Aber-Verlag hat den erfolgreichen Roman 2016 neu übersetzt. Vordergründig geht es um ein langjähriges japanisches Ehepaar auf der Suche nach der Erfüllung ihrer Obsessionen.

Ein japanisches Ehepaar in den Fünfziger Jahren: Er ist ein in die Jahre gekommener Literaturprofessor, der seine sinkende Potenz beklagt und seine Gattin für sexuell unersättlich hält. Sie ist einige Jahre jünger und möchte laut ihren Tagebuchaufzeichnungen ihrem Mann eine gute Ehefrau sein und ihre Pflichten erfüllen. Beide vertrauen ihre Intimitäten ausschließlich ihrem Tagebuch an.

Die Tagebücher sind es auch, welche den Rahmen der Geschichte bilden. Sowohl Frau als auch Mann nutzen diese, um ihre tiefsten Sehnsüchte niederzuschreiben. Dabei wird schnell klar, dass hinter den Aufzeichnungen wesentlich mehr steckt. Die Tagebücher werden zum manipulativen Instrument beider Eheleute. Beide behaupten von den Niederschriften des Anderes nichts zu wissen. Da dies aber (zumindest nicht in beiden Fällen) der Wahrheit entspricht, scheinen die sexuellen Entblößungen immer provokativer.

1956, dem Jahr der Veröffentlichung des Schlüssels löste dieses hitzige Debatten im Heimatland des Autoren Tanizaki aus. Darin ging es allen voran um den Vorwurf der Pornografie, welcher sich aufgrund der bis dahin bereits bekannten Themen Tanizakis aber auflöste. Der Autor machte bereits in seinen vorangegangen Büchern Sexualität, Unterwerfung und Dominanz zum Mittelpunkt seiner Geschichten, sodass der Roman dem bisherigen Stil Tanizakis nur gerecht wurde.

Aufgrund der frühen Nachkriegszeit war die Veröffentlichung des Romans für viele Japaner ein literarischer Skandal. Junichiro Tanizaki gelingt ein Katz-und-Maus-Spiel der besonderen Art. Immer im Mittelpunkt: die Obsessionen seiner Protagonisten. Verstörend und provozierend beschreibt er das Wechselspiel um sexuelle Macht und umschreibt spannend und literarisch ästhetisch die intimen Gedanken der Eheleute.

Schonungslos, abgründig und böse berichtet Tanizaki von der unbefriedigten Ehe zweier Menschen, die ausschließlich über ihre Tagebücher miteinander kommunizieren und am Ende die fatalen Folgen ihres Handelns zu spüren bekommen. Mich konnte die Story leider zu keiner Zeit packen. Die Idee ist interessant und zum Teil auch gut umgesetzt, im Großen und Ganzen bleibt es für mich aber eine Durchschnittsgeschichte.