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Veröffentlicht am 08.11.2019

Stellt den Leser vor wichtige Moralfragen

Scharfschütze
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Christian Kärger liefert uns mit Scharfschütze einen untypischen Thriller der zum Nachdenken anregt und den Leser vor die Frage stellt „Wie würde ich handeln?“.

Das Buch ist der zweite Teil der Reihe ...

Christian Kärger liefert uns mit Scharfschütze einen untypischen Thriller der zum Nachdenken anregt und den Leser vor die Frage stellt „Wie würde ich handeln?“.

Das Buch ist der zweite Teil der Reihe rund um den Ermittler Paul Simon, der jedoch am Ende von Teil eins die Karriere zugunsten seiner Familie beendet hat. Diese Geschehnisse werden zu Beginn noch einmal kurz zusammengefasst und erklärt. Da der Fall ansonsten komplett eigenständig ist und das Privatleben nur minimal thematisiert wird, kann man dieses Buch deswegen auch wunderbar ohne Vorkenntnisse lesen.
Nachdem zunächst kurz Simons aktuelle Situation geschildert wurde, wechselt die Perspektive zu dem Scharfschützen. Man begleitet ihn bei seinen akribischen Vorbereitungen und gewisse Situationen werfen beim Leser die ersten Fragen auf.
Nach dem Anschlag beginnen die Ermittlungen, die jedoch auch nach Wochen nicht vorankommen und so sieht sich der Leiter der Mordkommission gezwungen Paul Simon zurückzuholen. Nach ein wenig hin und her kommt er dann natürlich auch zurück und so beginnt er zusammen mit seinem Ex-Partner Abel Lockhardt und dessen neuer Partnerin Sandra Kleinert die Ermittlungen neu aufzurollen.
Nach etwa der Hälfte des Buches ist der Schütze dann gefasst und obwohl viele Details weitere Fragen aufwerfen, drängt die Führungsebene auf den Abschluss des Falls.
Ab diesem Punkt ging für mich der spannende Teil des Buches erst richtig los. Das heißt nicht, dass ich mich davor langweilte, es hat aber alles auf diesen Moment hingearbeitet.
Simon kann die Sache nämlich nicht auf sich beruhen lassen. Er kann und will nicht glauben, dass der Scharfschütze ein Einzeltäter ist und so stellt er weiter Nachforschungen an – inoffiziell und mit teilweise illegalen Mitteln. Dass er sich dabei in größte Gefahr begibt, ist eigentlich nur logisch.
Und obwohl ich langsam echt genug habe von all diesen Alleingängen in Thrillern, die dann ihren Höhepunkt in einer dramatischen lebensgefährlichen Situation haben, kann ich mich hier damit abfinden. Ich bin nicht begeistert davon, aber von Teil eins weiß ich, dass der Protagonist einfach so ist. Hier ist es also nicht alleine ein Mittel um möglichst simpel Spannung zu erzeugen, sondern auch Teil des Charakterbildes.
Außerdem hat mich das Ende gut darüber hinweggetröstet, denn das ist das genaue Gegenteil von einem typischen Thriller. Wieso, kann ich nicht näher erläutern, ohne zu viel zu verraten. Allerdings hat der Autor das Ende so konzipiert, dass es den Leser fast schon dazu zwingt sich Gedanken zu den Themen Moral und Gerechtigkeit zu machen. Außerdem bekommt Paul Simon am Ende ein Angebot, dass eine interessante Fortsetzung vermuten lässt, die ebenfalls kein typischer Thriller sein wird.
Was mich etwas gestört hat, ist die Einteilung des Buches selbst. Es ist nicht nur in Kapitel, sondern auch in mehrere Teile gegliedert. Innerhalb dieser Teile beginnen die Kapitel dann jedes Mal aufs Neue bei eins. Dadurch hatte ich beim Lesen oft das Gefühl nicht voranzukommen. Denn wenn man bei einem über 500 Seiten starken Thriller nach über der Hälfte gerade Kapitel zwei liest, fühlt sich das einfach komisch an.
Das hatte natürlich keinen Einfluss auf die Qualität der Geschichte selbst. Deswegen gibt es von mir für „Scharfschütze“ eine klare Empfehlung. Allerdings muss ich sagen, dass mir der erste Teil einen bisschen besser gefallen hat. Ich kann aber nicht wirklich festmachen woran das liegt.

Veröffentlicht am 08.11.2019

Die Geschichte zweier Frauen

The Girl Before - Sie war wie du. Und jetzt ist sie tot.
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Dieser Thriller verwebt auf gekonnte Weise die Geschichten zweier Frauen, die sich nur auf den ersten Blick ähnlich zu sein scheinen und konstruiert gleichzeitig ein Netz aus Lügen und Halbwahrheiten das ...

Dieser Thriller verwebt auf gekonnte Weise die Geschichten zweier Frauen, die sich nur auf den ersten Blick ähnlich zu sein scheinen und konstruiert gleichzeitig ein Netz aus Lügen und Halbwahrheiten das bis zuletzt undurchsichtig bleibt.

Das Buch beginnt damit, dass wir Emma in der Ich-Perspektive begleiten. Sie ist die im Klappentext bereits erwähnte, verstorbene Vormieterin. Wir begleiten sie und ihren Freund Simon bei der Wohnungssuche und erfahren dabei einiges über ihre aktuelle Lebenssituation.
In Kapitel zwei gibt es dann einen Sprung in die Gegenwart zu Jane, unserer Protagonistin. Auch sie erzählt in der Ich-Perspektive und befindet sich auf Wohnungssuche.
Im Folgenden wechselt man mit beinahe jedem neuen Kapitel zwischen den beiden Frauen hin und her. So begleitet man sie quasi parallel dabei wie sie auf das Haus stoßen, es besichtigen und nach und nach von den absurden Vorschriften und Regeln erfahren, die mit dem Einzug einhergehen würden.
Durch diese parallele Erzählweise kann man gar nicht anders, als die beiden Frauen zu vergleichen und gegeneinander abzuwägen. Und genau so geht es dann weiter, als beide auf den Eigentümer des Hauses treffen und eine Beziehung mit ihm eingehen.
Dabei ist es als Leser besonders befremdlich die Treffen zu verfolgen, da er ein gewisses Programm abzuspielen scheint. Denn früher oder später unternimmt er mit den beiden Frauen immer das gleiche und schenkt ihnen sogar das gleiche Kleid und die gleiche Kette. So fragt man sich natürlich schnell, was es mit diesem Mann auf sich hat und ob er irgendwie in den Tod Emmas verwickelt war.
Die Handlung nimmt dabei langsam aber stetig an Fahrt auf, vor allem ab dem Moment ab dem Jane von Emma erfährt. Sie kann diese Geschichte einfach nicht ruhen lassen und fängt an Nachforschungen anzustellen. Dabei spricht sie mit Menschen, die in Emmas Leben eine Rolle gespielt haben, doch immer wenn sie die Wahrheit zu finden glaubt, kommen neue Geheimnisse ans Licht.
Besonders überzeugt hat mich dabei, dass jede der handelnden Personen ihre ganz eigenen Ziele zu verfolgen scheint. Man kann sich nie sicher sein wer die Wahrheit sagt und was die Absichten der Person sind. Dadurch entsteht beim Lesen eine ganz besondere Atmosphäre, in der man alles und jeden hinterfragt.
Vollends abgerundet hat die ganze Geschichte dann der Schluss. Es werden alle Erzählstränge und Geheimnisse aufgedeckt, sodass man nicht mit offenen Fragen zurückbleibt. Außerdem erfährt man von jeder Person was ihre eigentliche Intention war, was ich bei einem solchen Buch besonders wichtig finde. Hier kamen selbst ganz zum Schluss noch einige Überraschungen ans Licht, durch die man die Geschichte und manche Personen nachträglich ganz anders betrachtet.
Für mich ist dieses Buch perfekt für lange Lesenachmittage im Herbst. Einmal angefangen, will man es nämlich nicht mehr weglegen. Außerdem ist es auch perfekt für Leser, die es lieber unblutig mögen.

Veröffentlicht am 08.11.2019

Regt zum Miträtseln an

Mein Herz so schwarz
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Jenny Blackhursts Psychothriller überzeugen mich immer wieder, weil sie dabei erfrischend neue Ideen behandelt. An Mein Herz so schwarz gefiel mir besonders, dass dieses Mal keine Kinder involviert waren, ...

Jenny Blackhursts Psychothriller überzeugen mich immer wieder, weil sie dabei erfrischend neue Ideen behandelt. An Mein Herz so schwarz gefiel mir besonders, dass dieses Mal keine Kinder involviert waren, was langsam schon eine Art Standard in ihren Büchern zu werden schien.

Das Buch beginnt mit einem Prolog, in dem wir Evies Selbstmord hautnah miterleben. Sofort stellt sich natürlich die Frage, was die frischgebackene Braut zu dieser Tat getrieben hat und dann auch noch direkt am Abend ihrer Hochzeit.
Kapitel eins steigt dann nur minimal nach dem Sprung ein. Wir befinden uns immer noch am Abend der Hochzeit, allerdings ist die Polizei schon vor Ort und die Hochzeitsgesellschaft hat von dem schlimmen Vorfall erfahren. Das alles erleben wir aus der Sicht von Rebecca in Ich-Perspektive. Sie war die beste Freundin der Braut und der Sprung kam für sie nicht überraschend. Doch was hat es mit diesen Andeutungen auf sich?
Nach Kapitel drei gibt es dann einen erneuten Sprung zu einem Zeitpunkt einen Monat später. Der frisch verwitwete Ehemann Richard kommt natürlich nur schwer mit dem Schicksalsschlag zurecht. Da Rebecca auch mit ihm eine enge Freundschaft seit der Unizeit verbindet, kümmert sie sich um ihn. Das liegt aber auch daran, dass sie ein zunehmend schlechtes Gewissen plagt, denn sie weiß etwas über Evie und die Gründe für den Selbstmord, das sie keinem mitteilen kann.
Dabei kommen Stück für Stück doch einige Infos ans Licht – manchmal gewollt, manchmal auch, weil weder Richard noch die Polizei so recht an einen Selbstmord glauben wollen und beide ihre Ermittlungen an- und Vermutungen aufstellen.
Unterstützt wird das Ganze durch Zeitsprünge zurück in Evies Kindheit und Jugend. So bekommt man als Leser langsam aber sicher ein Bild von ihr und kann seine ganz eigenen Vermutungen anstellen. Zudem erfährt man auch mehr über Rebecca, als die Rückblenden dann die gemeinsame Studienzeit behandeln. Es zeichnet sich dabei mit der Zeit ein ziemlich eindeutiges Szenario ab, sodass man irgendwann zu wissen glaubt, was es mit der Tat auf sich hat. Dann tauchen aber wieder neue Informationen auf, die für Ungereimtheiten in der Theorie sorgen. So fragt man sich dauernd was hinter dem Selbstmord steckt und wie die ganzen Informationshappen, die man im Laufe der Geschichte aus allen Richtungen bekommt, in Zusammenhang stehen.
Erst ganz zum Schluss, wenn quasi alle Karten auf dem Tisch liegen, ist endgültig klar was passiert ist und wer wie darin verstrickt ist.
Durch diesen Aufbau hat Blackhurst einen Psychothriller geschaffen, der hochspannend ist. Man durchläuft regelrecht eine Achterbahn der Gefühle in Bezug auf die Charaktere. Mochte man eine Person gerade noch, kommt im nächsten Moment etwas ans Licht, durch die man sie komplett anders betrachtet. Man muss alles und jeden hinterfragen und die einzelnen Informationshappen sammeln und zu einem Gesamtbild zusammensetzen. Die Autorin nimmt den Leser dabei an die Hand, lässt aber auch genug Freiraum für eigene Gedanken und Ideen.
Ich kann dieses Buch allen empfehlen, die gerne selbst miträtseln und nicht einfach nur stur von A nach B geführt werden wollen. Zudem kommt das Buch absolut unblutig aus und ist dabei durchgehend spannend.

Veröffentlicht am 08.11.2019

Spannend, packend, überraschend

Das Weinen der Kinder
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Dieser Psychothriller steckt voller Überraschungen und Wendungen und liefert am Ende einen Täter, den man niemals hätte erraten können.

Das Buch beginnt mit einem Treffen zwischen einem Mann und einer ...

Dieser Psychothriller steckt voller Überraschungen und Wendungen und liefert am Ende einen Täter, den man niemals hätte erraten können.

Das Buch beginnt mit einem Treffen zwischen einem Mann und einer Frau. Schnell wird klar, der Mann will die Frau töten – aus Rache. Doch hat er wirklich die richtige erwischt?
Im Folgenden lernen wir dann zunächst Anke und ihre Lebensumstände kennen. Dabei begleiten wir sie bis zu dem Punkt an dem sie von der Stadt aufs Land zieht, um die Eröffnung des Museums zu retten. Wie der Klappentext schon verrät, gelingt ihr das nur durch die Bilder von Niels Sörensen, Bilder von weinenden Kindern.
Doch schon bevor die Bilder ausgestellt werden, geschehen einige komische Dinge. Der Autor erzählt vieles parallel, sodass man sich als Leser immer fragen muss, was wie in Zusammenhang steht. Dabei ist vieles am Ende unbedeutend, doch während dem Lesen scheint jede Kleinigkeit wichtig und genau das macht den Reiz des Buches für mich aus. Es gibt sehr viele Akteure, von jedem erfährt man ein bisschen was. Was man damit anfangen soll, tja, das überlässt Böhler dem Leser. So kommt es, dass man alles und jeden bis ins kleinste Detail analysiert. Man malt sich alle nur erdenklichen Möglichkeiten aus, will unbedingt herausfinden was es mit den Bildern und den damit in Zusammenhang stehenden Geschehnissen auf sich hat, nur um am Ende zu erfahren, dass man komplett falsch lag. Der Autor legt eine Menge falsche Fährten und ich bin wohl auf so gut wie jede reingefallen, was bei mir eigentlich eher selten passiert. Dass er das geschafft hat, sagt also schon einiges aus.
Mit seinen knackigen 350 Seiten, habe ich das Buch trotz wenig Zeit extrem schnell verschlungen. Man muss einfach wissen was hinter den Bildern steckt.
Ein absolut gelungenes Debüt, ich bin gespannt was noch kommt!

Veröffentlicht am 08.11.2019

Menschliche Abgründe

Harz
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Dieser Thriller müsste ganz klar als Psychothriller bezeichnet werden. Selten wurden die psychischen Abgründe eines Menschen so greifbar dargestellt, wie hier.

Zunächst einmal muss ich sagen, dass der ...

Dieser Thriller müsste ganz klar als Psychothriller bezeichnet werden. Selten wurden die psychischen Abgründe eines Menschen so greifbar dargestellt, wie hier.

Zunächst einmal muss ich sagen, dass der Klappentext hier sehr irreführend ist und bei mir komplett falsche Erwartungen geweckt hat. Anhand der Beschreibung wirkt es, als würde Liv in Gefangenschaft leben und dürfte den Container nie verlassen. Außerdem hörte es sich für mich so an, als würde man die Geschichte ab dem Moment des angeblichen Todes begleiten.
Tatsächlich ist es aber so, dass wir viel mehr Livs komplettes Leben kennenlernen, inklusive ihrer Kindheit bevor sie angeblich starb. Zudem lebt sie keineswegs in Gefangenschaft. Sie kann den Container verlassen, muss jedoch aufpassen, dass sie nie jemand sieht.
Liv wächst mit ihren Eltern auf einem abgeschiedenen Hof auf, auf einem Teil einer Insel, der nur über eine schmale Landzunge zu erreichen ist. Sie kennt nur das Hofleben, die Schule hat sie nie besucht. Ihr Vater ist ein notorischer Sammler, der sich wirklich von gar nichts trennt und diese „Leidenschaft“ mit seiner Tochter teilt. Dadurch, dass sie nie etwas anderes kennengelernt hat, ist dieses Verhalten für sie natürlich völlig normal und richtig. Es erscheint für das kleine Mädchen absolut logisch, dass man all diese Dinge noch für irgendetwas benutzen kann.
Dieser Aspekt ist es, der das Buch für mich so gelungen macht. Zu Beginn war ich skeptisch, war nach gut 100 Seiten noch gar nicht so viel passiert. Doch je weiter man in dem Buch kam, desto tiefer tauchte man auch in die Psyche von Liv und ihrem Vater ein. Es war klar, dass sein Verhalten falsch war. Doch man erfährt die Hintergründe und so war seine krankhafte Verlustangst am Ende nachvollziehbar. Ähnlich verhielt es sich auch mit Liv. Man hatte fast schon das Gefühl sie richtig zu kennen, das Mädchen aufwachsen gesehen zu haben.
Dieses Buch liefert kaum actiongeladene Momente und wenn man es genau betrachtet, passiert generell nicht viel. Es befasst sich auf eine ganz besondere Art mit der Psyche zweier Menschen, die in ihrer eigenen Welt leben und für die diese Welt perfekt und richtig ist. Mit dem Buch erlaubt uns die Autorin einen Blick in diese Welt, die man zwar als falsch bezeichnet, aber doch verstehen kann.
Ich habe noch kein Buch gelesen, in dem diese Abgründe so greifbar und nachvollziehbar dargestellt wurden wie hier.