Regt zum Miträtseln an
Jenny Blackhursts Psychothriller überzeugen mich immer wieder, weil sie dabei erfrischend neue Ideen behandelt. An Mein Herz so schwarz gefiel mir besonders, dass dieses Mal keine Kinder involviert waren, ...
Jenny Blackhursts Psychothriller überzeugen mich immer wieder, weil sie dabei erfrischend neue Ideen behandelt. An Mein Herz so schwarz gefiel mir besonders, dass dieses Mal keine Kinder involviert waren, was langsam schon eine Art Standard in ihren Büchern zu werden schien.
Das Buch beginnt mit einem Prolog, in dem wir Evies Selbstmord hautnah miterleben. Sofort stellt sich natürlich die Frage, was die frischgebackene Braut zu dieser Tat getrieben hat und dann auch noch direkt am Abend ihrer Hochzeit.
Kapitel eins steigt dann nur minimal nach dem Sprung ein. Wir befinden uns immer noch am Abend der Hochzeit, allerdings ist die Polizei schon vor Ort und die Hochzeitsgesellschaft hat von dem schlimmen Vorfall erfahren. Das alles erleben wir aus der Sicht von Rebecca in Ich-Perspektive. Sie war die beste Freundin der Braut und der Sprung kam für sie nicht überraschend. Doch was hat es mit diesen Andeutungen auf sich?
Nach Kapitel drei gibt es dann einen erneuten Sprung zu einem Zeitpunkt einen Monat später. Der frisch verwitwete Ehemann Richard kommt natürlich nur schwer mit dem Schicksalsschlag zurecht. Da Rebecca auch mit ihm eine enge Freundschaft seit der Unizeit verbindet, kümmert sie sich um ihn. Das liegt aber auch daran, dass sie ein zunehmend schlechtes Gewissen plagt, denn sie weiß etwas über Evie und die Gründe für den Selbstmord, das sie keinem mitteilen kann.
Dabei kommen Stück für Stück doch einige Infos ans Licht – manchmal gewollt, manchmal auch, weil weder Richard noch die Polizei so recht an einen Selbstmord glauben wollen und beide ihre Ermittlungen an- und Vermutungen aufstellen.
Unterstützt wird das Ganze durch Zeitsprünge zurück in Evies Kindheit und Jugend. So bekommt man als Leser langsam aber sicher ein Bild von ihr und kann seine ganz eigenen Vermutungen anstellen. Zudem erfährt man auch mehr über Rebecca, als die Rückblenden dann die gemeinsame Studienzeit behandeln. Es zeichnet sich dabei mit der Zeit ein ziemlich eindeutiges Szenario ab, sodass man irgendwann zu wissen glaubt, was es mit der Tat auf sich hat. Dann tauchen aber wieder neue Informationen auf, die für Ungereimtheiten in der Theorie sorgen. So fragt man sich dauernd was hinter dem Selbstmord steckt und wie die ganzen Informationshappen, die man im Laufe der Geschichte aus allen Richtungen bekommt, in Zusammenhang stehen.
Erst ganz zum Schluss, wenn quasi alle Karten auf dem Tisch liegen, ist endgültig klar was passiert ist und wer wie darin verstrickt ist.
Durch diesen Aufbau hat Blackhurst einen Psychothriller geschaffen, der hochspannend ist. Man durchläuft regelrecht eine Achterbahn der Gefühle in Bezug auf die Charaktere. Mochte man eine Person gerade noch, kommt im nächsten Moment etwas ans Licht, durch die man sie komplett anders betrachtet. Man muss alles und jeden hinterfragen und die einzelnen Informationshappen sammeln und zu einem Gesamtbild zusammensetzen. Die Autorin nimmt den Leser dabei an die Hand, lässt aber auch genug Freiraum für eigene Gedanken und Ideen.
Ich kann dieses Buch allen empfehlen, die gerne selbst miträtseln und nicht einfach nur stur von A nach B geführt werden wollen. Zudem kommt das Buch absolut unblutig aus und ist dabei durchgehend spannend.