Stellt den Leser vor wichtige Moralfragen
ScharfschützeChristian Kärger liefert uns mit Scharfschütze einen untypischen Thriller der zum Nachdenken anregt und den Leser vor die Frage stellt „Wie würde ich handeln?“.
Das Buch ist der zweite Teil der Reihe ...
Christian Kärger liefert uns mit Scharfschütze einen untypischen Thriller der zum Nachdenken anregt und den Leser vor die Frage stellt „Wie würde ich handeln?“.
Das Buch ist der zweite Teil der Reihe rund um den Ermittler Paul Simon, der jedoch am Ende von Teil eins die Karriere zugunsten seiner Familie beendet hat. Diese Geschehnisse werden zu Beginn noch einmal kurz zusammengefasst und erklärt. Da der Fall ansonsten komplett eigenständig ist und das Privatleben nur minimal thematisiert wird, kann man dieses Buch deswegen auch wunderbar ohne Vorkenntnisse lesen.
Nachdem zunächst kurz Simons aktuelle Situation geschildert wurde, wechselt die Perspektive zu dem Scharfschützen. Man begleitet ihn bei seinen akribischen Vorbereitungen und gewisse Situationen werfen beim Leser die ersten Fragen auf.
Nach dem Anschlag beginnen die Ermittlungen, die jedoch auch nach Wochen nicht vorankommen und so sieht sich der Leiter der Mordkommission gezwungen Paul Simon zurückzuholen. Nach ein wenig hin und her kommt er dann natürlich auch zurück und so beginnt er zusammen mit seinem Ex-Partner Abel Lockhardt und dessen neuer Partnerin Sandra Kleinert die Ermittlungen neu aufzurollen.
Nach etwa der Hälfte des Buches ist der Schütze dann gefasst und obwohl viele Details weitere Fragen aufwerfen, drängt die Führungsebene auf den Abschluss des Falls.
Ab diesem Punkt ging für mich der spannende Teil des Buches erst richtig los. Das heißt nicht, dass ich mich davor langweilte, es hat aber alles auf diesen Moment hingearbeitet.
Simon kann die Sache nämlich nicht auf sich beruhen lassen. Er kann und will nicht glauben, dass der Scharfschütze ein Einzeltäter ist und so stellt er weiter Nachforschungen an – inoffiziell und mit teilweise illegalen Mitteln. Dass er sich dabei in größte Gefahr begibt, ist eigentlich nur logisch.
Und obwohl ich langsam echt genug habe von all diesen Alleingängen in Thrillern, die dann ihren Höhepunkt in einer dramatischen lebensgefährlichen Situation haben, kann ich mich hier damit abfinden. Ich bin nicht begeistert davon, aber von Teil eins weiß ich, dass der Protagonist einfach so ist. Hier ist es also nicht alleine ein Mittel um möglichst simpel Spannung zu erzeugen, sondern auch Teil des Charakterbildes.
Außerdem hat mich das Ende gut darüber hinweggetröstet, denn das ist das genaue Gegenteil von einem typischen Thriller. Wieso, kann ich nicht näher erläutern, ohne zu viel zu verraten. Allerdings hat der Autor das Ende so konzipiert, dass es den Leser fast schon dazu zwingt sich Gedanken zu den Themen Moral und Gerechtigkeit zu machen. Außerdem bekommt Paul Simon am Ende ein Angebot, dass eine interessante Fortsetzung vermuten lässt, die ebenfalls kein typischer Thriller sein wird.
Was mich etwas gestört hat, ist die Einteilung des Buches selbst. Es ist nicht nur in Kapitel, sondern auch in mehrere Teile gegliedert. Innerhalb dieser Teile beginnen die Kapitel dann jedes Mal aufs Neue bei eins. Dadurch hatte ich beim Lesen oft das Gefühl nicht voranzukommen. Denn wenn man bei einem über 500 Seiten starken Thriller nach über der Hälfte gerade Kapitel zwei liest, fühlt sich das einfach komisch an.
Das hatte natürlich keinen Einfluss auf die Qualität der Geschichte selbst. Deswegen gibt es von mir für „Scharfschütze“ eine klare Empfehlung. Allerdings muss ich sagen, dass mir der erste Teil einen bisschen besser gefallen hat. Ich kann aber nicht wirklich festmachen woran das liegt.