Etwas mühsamer Einstieg
Die Seelen der NachtDer Klappentext verrät ja schon ziemlich viel von der Handlung, aber keine Angst: Er verrät auf keinen Fall zu viel, denn die Ereignisse, die im Klappentext beschrieben werden, finden schon in den ersten ...
Der Klappentext verrät ja schon ziemlich viel von der Handlung, aber keine Angst: Er verrät auf keinen Fall zu viel, denn die Ereignisse, die im Klappentext beschrieben werden, finden schon in den ersten beiden Kapiteln statt: Diana recherchiert in der Bodleian-Bibliothek für ihre Arbeit, stößt dabei auf ein geheimnisvolles Manuskript, von dem eine enorme Energie ausgeht und das ein Geheimnis in sich zu bürgen scheint. Ab diesem Zeitpunkt folgen ihr sämtliche Wesen wie Vampire, Hexen und Dämonen und Diana lernt Matthew kennen, einen umwerfend gutaussehenden Vampir, der ihr jedoch nicht sonderlich sympathisch ist. Zunächst...
Während sich in den ersten beiden Kapiteln die Ereignisse also förmlich überschlagen, geht es in den folgenden Kapiteln wesentlich ruhiger zu. Fast zu ruhig für meinen Geschmack. Matthew und Diana lernen sich besser kennen und es wird schnell klar, dass Diana ihre anfängliche Abneigung gegenüber diesem mysteriösen Vampir auf keinen Fall aufrecht halten kann. Dafür ist er einfach zu interessant. Die beiden verbringen viel Zeit miteinander und es macht Spaß, sie zu beobachten und zusammen zu erleben. Gleichzeitig hat der Leser so auch die Gelegenheit, die beiden Hauptcharaktere besser kennen zu lernen und man erfährt einiges über ihre Eigenheiten und Besonderheiten. Bei Diana ist besonders interessant, dass sie als Hexe natürlich über magische Fähigkeiten verfügt, diese aber komplett unterdrückt. Es sind bloß Kleinigkeiten, bei denen sie sich durch ihre Magie Unterstützung holt, aber im Wesentlichen lebt sie wie ein ganz normaler Mensch. Von Matthew geht eine ganz tolle Atmosphäre aus. Er ist einfach ein höchst interessanter und mysteriöser Charakter. Besonders auffällig sind seine Stimmungsschwankungen, die er nicht immer im Griff hat...
Leider passiert auf den ersten knapp 150 Seiten sonst nicht viel Aufregendes. Stattdessen drehen sich die Fragen, was es mit dem mysteriösen Manuskript auf sich hat und warum alle Gattungen an mystischen Wesen nun hinter Diana her sind, ständig im Kreis. Antworten erhält der Leser keine und es ist recht mühsam, immer wieder dieselben Spekulationen zu lesen, die ja doch zu keinem Ergebnis führen.
Aber: Es wird besser. Und wie! Nachdem die Geschichte ihre Zeit gebraucht hat, um in Fahrt zu kommen, legt sie auf den folgenden 650 Seiten doch ein enormes Tempo vor. Die Handlung kommt nun richtig in Bewegung, es kommt Spannung auf, das Interesse des Lesers an der Geschichte wird geweckt und das Buch schafft es mit Leichtigkeit, seine Leser zu fesseln. Die Handlung wird vielschichtiger, es kommen viele Nebenstränge hinzu, einige bislang unbeantwortete Fragen werden beantwortet und insgesamt wird die Handlung einfach detailreicher. Die Autorin hat sich viele Kleinigkeiten einfallen lassen, die dem Buch das gewisse Etwas geben. Die Handlung ist durchweg logisch und ausgetüftelt konstruiert. Deborah Harkness versteht es, für Spannung zu sorgen. Aufgrund des Umfangs des Buches hat die Handlung viel Raum, um sich zu entfalten und man merkt einfach, dass die Autorin sich viel Zeit für sämtliche Ereignisse genommen hat.
Dabei ist es aber nicht nur die Handlung, die toll konstruiert ist, mit überraschenden Wendungen aufwartet und enorm detailreich ist, die zu überzeugen vermag. Es sind vor allem die Charaktere, mit denen sich Deborah Harkness sehr viel Mühe gegeben hat. Während Matthew und Diana dem Leser schnell ans Herz wachsen, gelingt dies auch den neuen Figuren, die nach und nach eingeführt werden. Zumindest denen, die "gut" sind. Die "bösen" Charaktere sind aber auch allesamt interessant und lebendig gezeichnet. Das Verhalten der Figuren ist stets authentisch und nachvollziehbar. Das liegt vor allem daran, dass die Charaktere echt sind, dass sie so umfangreich gezeichnet sind, dass man sich in sie hineinfühlen kann und mit ihnen zusammen die Geschichte lebt. Sie werden einfach greifbar und dadurch so wunderbar lebendig.
Ich verrate wohl nicht zu viel, wenn ich sage, dass sich zwischen Diana und Matthew mehr als nur eine Freundschaft entwickelt. Hach, es gibt in diesem Buch so viele Seufz- und Schmachtszenen - lest es am besten selbst! Das Buch ist stellenweise sooo romantisch und gefühlvoll. Es ist einfach schön. Dabei wahrt die Autorin aber auch stets ein hohes und ansprechendes Niveau und rutscht nicht in den Kitsch ab.
Der Schreibstil der Autorin ist überaus angenehm, sodass sich das Buch leicht und flüssig lesen lässt. Deborah Harkness schafft es, vor dem inneren Auge des Lesers einen Film ablaufen zu lassen, in dem die Handlung und die Charaktere lebendig werden. Ein feiner Humor sorgt zudem für ein erfrischendes Lesevergnügen.
Mein Fazit:
Der Einstieg in "Die Seelen der Nacht" ist etwa mühsam, aber umso überzeugender ist der Großteil des Buches mit seinen greifbaren und lebendigen Charakteren und seiner spannenden und abwechslungsreichen Handlung.