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Veröffentlicht am 08.11.2019

Konnte mich nicht überzeugen

Ein ungezähmtes Mädchen
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„Ein ungezähmtes Mädchen“ ist ein Buch, das mich völlig überrascht hat, weil ich etwas ganz Anderes davon erwartet hatte. Ich dachte, ein Jugendbuch zu lesen, aber tatsächlich enthält der Roman so viele ...

„Ein ungezähmtes Mädchen“ ist ein Buch, das mich völlig überrascht hat, weil ich etwas ganz Anderes davon erwartet hatte. Ich dachte, ein Jugendbuch zu lesen, aber tatsächlich enthält der Roman so viele räusper-Szenen, die teilweise auch ziemlich unangenehm - weil gewalttätig - sind, dass es sich eigentlich gar nicht so richtig für jugendliche Leser eignet. Es geht in manchen Szenen um Prostituierte oder Frauen, die als solche bezeichnet werden, um gezwungenen Sex, aber auch um gewollten Sex. Die Autorin beschreibt dabei zwar nicht sonderlich detailliert und genau, was vor sich geht, aber es fallen doch einige intime Begriffe und das hatte ich in diesem Ausmaß doch nun wirklich nicht erwartet. Und es hat mir auch nicht sonderlich gefallen.

Wer mir dagegen aber gefallen hat, ist Beatrice. Sie ist ein fröhliches, ehrliches und direktes Mädchen. Dazu kommt, dass sie viel zu emanzipiert ist, was Ende des 19. Jahrhunderts nicht von jedem Mann gerne gesehen wird. Sie sagt, was sie denkt, pfeift auf Konventionen oder Anstand. Und so legt sie sich mit einigen Herrschaften an und halst sich den Ärger ihres Onkels auf. Von anderen Männern wiederum erntet sie bewundernde Blicke. Unter anderem und ganz besonders natürlich auch von dem attraktiven und interessanten Seth Hammerstaal, welcher der jungen Frau sofort verfällt, obwohl er um Einiges älter ist als sie und sich zudem vor Frauen kaum retten kann.

Sofort liegt zwischen den beiden etwas in der Luft: eine Spannung, ein Prickeln. Beatrice und Seth fühlen sich zueinander hingezogen und es dauert nicht lange, bis sie sich ihren Gefühlen hingeben. Dies geschieht natürlich alles heimlich und im Verborgenen. Der weitere Verlauf des Buches beschäftigt sich dann sehr ausführlich mit der Beziehung zwischen den beiden Protagonisten, die von Missverständissen und Meinungsverschiedenheiten geprägt ist. Im Prinzip können die beiden nicht miteinander, aber auch nicht ohne einander und die Handlung gleicht einem Katz-und-Maus-Spiel. Sie kriegen sich, um sich wieder zu verlieren, um sich wieder zu kriegen. Mich haben diese ständigen Wiederholungen ziemlich gestört und konnten mich auch nicht fesseln.

Ansonsten ist die Handlung recht facetten- und abwechslungsreich. Die Zeit des 19. Jahrhunderts wird interessant dargestellt. Aber wirklich fesseln konnte sie mich dennoch nicht. Die Autorin gibt sich sehr viel Mühe damit, die Charaktere und die Handlungsumgebung anschaulich und bildhaft zu beschreiben. Als Leser wird man dadurch förmlich in das 19. Jahrhundert hineinversetzt, erlebt Bälle, Gesellschaften und Jagden und fühlt sich als Teil davon. Der Schreibstl von Simona Ahrnstedt ist überaus angenehm und das Buch liest sich trotz seines Umfangs innerhalb kurzer Zeit.

Mein Fazit:

Der Schreibstil der Autorin sorgt eindeutig für Pluspunkte, aber die Handlung konnte mich nicht überzeugen.

Veröffentlicht am 02.11.2019

Eintönig

Der Porzellangarten
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Sowohl der Klappentext als auch der Prolog des Buches vermitteln das Gefühl, dass es sich bei diesem Buch um ein dramatisches und handlungsreiches Buch handeln könnte, in dem vor allem der junge Kieran ...

Sowohl der Klappentext als auch der Prolog des Buches vermitteln das Gefühl, dass es sich bei diesem Buch um ein dramatisches und handlungsreiches Buch handeln könnte, in dem vor allem der junge Kieran eine besondere Rolle spielt. Aber das täuscht. Denn „Der Porzellangarten“ ist ein sehr ruhiges Buch. Kieran taucht zwar durchaus in einigen Schlüsselszenen auf, aber der Schwerpunkt der Handlung liegt nicht auf seinen Eigenheiten, die durchaus besonders sind, sondern auf drei Frauen, die sehr unterschiedlich sind, sich aber im Verlauf des Buches kennenlernen und zusammenraffen. Jede von ihnen hat eine Geschichte und jede von ihnen hat eine besondere Rolle zu spielen.

„Der Porzellangarten“ ist ein Buch, das sich schwer beschreiben lässt, da die Handlung kaum greifbar wird. Es passiert nicht viel und die Autorin legt ihr Augenmerk mehr auf die Beschreibung der Personen und der Handlungsumgebung. So gibt es in diesem Buch auch kaum wörtliche Rede, da die Personen nur nebensächlich miteinander agieren oder kommunizieren. Vielmehr wird jede Figur des Buches gesondert betrachtet und ihre komplette Lebensgeschichte beleuchtet. Für Spannung sorgt das nur bedingt.

Als Eigenheit der Autorin fällt auf, dass die wörtliche Rede nicht durch Anführungszeichen gekennzeichnet ist, sondern durch Kursivschrift. Da die wörtliche Rede aber eher selten vorkommt, muss man sich an diese Besonderheit nicht zu sehr gewöhnen.

Insgesamt betrachtet handelt das Buch schwerpunktmäßig von Familiengeheimnissen und Rätseln aus der Vergangenheit, die ans Tageslicht kommen. Aber da ist nichts Überwältigendes oder Überraschendes dabei, nichts Besonderes. Stattdessen kann man sich ab einem bestimmten Punkt die Auflösung bereits denken und wird von der Autorin nicht sonderlich überrascht.

Wieso dieses Buch gerade den Titel „Der Porzellangarten“ trägt, erklärt sich während des Lesens. Der Titel passt durchaus, spielt aber eher eine untergeordnete Rolle.

Um dieses Buch genießen zu können, muss man in der passenden Stimmung sein. Etwas rührselig, etwas poetisch, etwas melancholisch. Dann bereitet der „Porzellangarten“ bestimmt auch Freude.

Mein Fazit:

Ein sehr ruhiges und eintöniges Buch, das mit leisen Tönen anstelle von großen Geheimnissen aufwartet.

Veröffentlicht am 02.11.2019

Ein sehr mystisches und intelligentes Buch, das von seinen Lesern höchste Konzentration und Aufmerksamkeit verlangt.

Der letzte Engel
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Zu dem Inhalt des Buches lässt sich gar nicht mehr sagen, als der Klappentext schon verrät. Denn dafür ist "Der letzte Engel" einfach ein zu dichter Roman, bei dem alles mit allem zusammenhängt und sich ...

Zu dem Inhalt des Buches lässt sich gar nicht mehr sagen, als der Klappentext schon verrät. Denn dafür ist "Der letzte Engel" einfach ein zu dichter Roman, bei dem alles mit allem zusammenhängt und sich nichts so richtig erklären lässt. Die Tatsache, dass Motte plötzlich mit Flügeln auf dem Rücken aufwacht und keinen Herzschlag mehr spürt, ist nur ein winzig kleiner Teil dieses komplexen Buches, das sich kaum beschreiben lässt. Man muss es einfach erleben.

"Der letzte Engel" ist ein sehr anspruchsvolles Jugendbuch. Es entführt seine Leser auf sehr intelligente Art und Weise in die Welt der Engel und Mythen. Dabei springt der Leser regelmäßig nicht nur zwischen den Zeiten - der Gegenwart und der Vergangenheit - sondern vor allem auch von Charakter zu Charakter. Motte, sein Vater, sein bester Freund, tote Mädchen, Söldner, die Gebrüder Grimm, jeder hat hier seine Rolle zu spielen und trägt zu dem Gesamtwerk bei.

Nicht jede der Figuren wird greifbar. Zwar erfährt man als Leser sehr viel über ihr Leben, insbesondere ihre Vergangenheit. Doch es bleibt eine Distanz, die vor allem durch unbeantwortete Fragen bestehen bleibt. Es wird stellenweise einfach nicht klar, was die Figuren antreibt, wie sie in das Gesamtgefüge passen und was ihre Aufgabe ist.

Man muss sich definitiv auf dieses Buch einlassen können. Und vor allem muss man sehr aufmerksam und konzentriert lesen. Denn Zoran Drvenkar nimmt seine Leser nicht an die Hand und führt sie erklärend durch das Buch. Das kennt man von ihm so ja auch gar nicht. Sondern er lässt seine Charaktere einfach los, lässt sie leben und handeln. Was der Leser daraus macht, ist am Ende sein ganz eigenes Problem. Das Buch kann schnell überfordern und verwirren, schnell kann es an hilfreichen Erklärungen mangeln. Aber so ist Zoran Drvenkar eben.

Realität und Fantasie vermischen sich in diesem Buch auf eine sehr gekonnte Art und Weise - der Übergang ist oft fließend. Gerade noch befand man sich zusammen mit Motte in der Gegenwart, schon kämpft man plötzlich Seite an Seite mit einer mächtigen Königin. "Der letzte Engel" lebt von den Sprüngen in die Vergangenheit, bei denen der Leser von einer Sekunde auf die andere an den Erinnerungen der Charaktere teilhat, sie ausfüllt und erlebt.

Die Engel in diesem Buch haben nichts mit den biblischen Figuren gemein. Im Gegenteil: Sie kämpfen mit Schwertern und lassen Blut fließen. An ihnen ist nichts Kitschiges oder Erhabenes zu finden. Und nicht alle von ihnen haben Flügel.

Bei aller Dramatik und Ernsthaftigkeit mangelt es dem Buch jedoch nicht an einem gesunden Humor. Zum Gück, denn der führt an so mancher Stelle aus der bedrückenden Düsternis, die das Buch umgibt. Zoran Drvenkar spielt nicht nur mit Worten, sondern auch mit seinen Lesern. Als solcher bleibt man nach Beenden des Buches etwas hilflos und überfordert zurück und kann nur hoffen, dass sich in einem nächsten Band endlich Antworten finden lassen.

Mein Fazit:

Ein sehr mystisches und intelligentes Buch, das von seinen Lesern höchste Konzentration und Aufmerksamkeit verlangt.

Veröffentlicht am 02.11.2019

Ein Buch für Erwachsene

Ein plötzlicher Todesfall
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"Ein plötzlicher Todesfall" ist der erste Roman, den J.K. Rowling für Erwachsene geschrieben hat. Und nach Lesen des Buches steht fest, dass es sich tatsächlich auch nur für erwachsene Leser eignet. Während ...

"Ein plötzlicher Todesfall" ist der erste Roman, den J.K. Rowling für Erwachsene geschrieben hat. Und nach Lesen des Buches steht fest, dass es sich tatsächlich auch nur für erwachsene Leser eignet. Während die Bücher rund um den Zauberlehrling Harry Potter Jung und Alt zu begeistern vermochten, ist das neueste Werk der Autorin so offensichtlich "erwachsen", das es ihm fast auf die Stirn geschrieben steht. Das fängt bei dem sehr erwachsenen Klappentext an und hört bei dem ebenso erwachsenen Schreibstil auf. Vergeblich sucht man hier nach zauberhaften Details, nach einem verträumten Schloss oder niedlichen Kinderscherzen. In "Ein plötzlicher Todesfall" geht es ernst zu. Todernst. Und es wird geflucht, mit Schimpfwörtern um sich geschmissen und Beleidigungen ausgeteilt.

"Ein plötzlicher Todesfall" erzählt von einer Vielzahl an Einzelschicksalen, deren Leben durch den plötzlichen Tod von Gemeinderatsmitglied Barry Fairbrother völlig auf den Kopf gestellt wird. Das Buch erzählt von Konflikten, die schon lange unterschwellig schwelten und nun voller Wucht an die Oberfläche dringen. Es gibt Einblicke in das Seelenleben von Teenagern, die völlig auf sich allein gestellt sind und schon viel zu früh Verantwortung übernehmen müssen. Langjährige Ehen werden auf den Prüfstand gestellt und Gewalt wird ebenso thematisiert wie Drogenprobleme. J.K. Rowling wirft einen Blick hinter die Fassade eines idyllischen Kleinstadtlebens und holt dabei so manche Intrige und Gemeinheit ans Tageslicht. Dabei beweist sie ein scharfsinniges Gespür für Details und baut ein feines Netz an Verbindungen zwischen den einzelnen Protagonisten auf.

"Ein plötzlicher Todesfall" ist kein Buch, dessen Handlung als schön zu bezeichnen wäre. Im Gegenteil: Diese ist erschreckend und stellenweise einfach nur grausam. Es gibt keine freudigen oder liebevollen Momente. Die Autorin konzentriert sich völlig darauf, die Abgründe der Gesellschaft darzustellen. Und das gelingt ihr auch. Aber wirkliches Vergnügen bereitet sie ihren Lesern damit nicht. Es ist höchstens die Faszination am Schrecklichen, die dazu bringt, das Buch weiterzulesen. Irgendwie schafft es J.K. Rowling doch, eine gewisse Faszination für die Charaktere zu erschaffen. So schlimm das Buch auch ist, man will doch wissen, wie es endet.

Mein Fazit:

"Ein plötzlicher Todesfall" ist definitiv ein Buch für Erwachsene!

Veröffentlicht am 02.11.2019

Ein fantasievoller Roman, dem es leider an Spannung mangelt.

Hüter der Worte
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Tom ist verzweifelt. Der Abgabetermin für sein neuestes Buch rückt immer näher, die Verlage warten sehnsüchtig auf sein neuestes Werk, und ihm fehlt einfach die zündende Idee. Irgendwie ist sein Buch einfallslos ...

Tom ist verzweifelt. Der Abgabetermin für sein neuestes Buch rückt immer näher, die Verlage warten sehnsüchtig auf sein neuestes Werk, und ihm fehlt einfach die zündende Idee. Irgendwie ist sein Buch einfallslos geworden, fad, es mangelt an Spannung.

Doch dann lernt Tom Mellie kennen, die sich für seine Buchreihe um die Welt Willerin interessiert, mit der er über seine Figuren reden kann, die ihm Tipps gibt. Aber manchmal benimmt sich Mellie komisch. Vor allem, wenn es darum geht, die Charaktere der Buchreihe in den Kampf zu schicken oder sie ähnlichen Gefahren auszusetzen. Dann wird Mellie immer ganz wütend und wirft Tom vor, mit dem Leben seiner Figuren zu spielen. Dabei existieren diese doch nur in Toms Fantasie...

Parallel dazu sieht Laryon seine Heimat Willerin in Gefahr, denn gefährliche Schwarzkunstmagier bedrohen die Insel und haben zudem auch noch einen Jungen entführt, der für die Zukunft des Landes von großer Wichtigkeit ist. Und merkwürdige Ereignisse nehmen ihren Lauf, die sich Laryon nicht erklären kann.

Liegt das daran, dass Tom gerade an seinem Manuskript bastelt und herumexperimentiert?

Das Buch braucht eine Weile, bis es in Fahrt kommt. Die Ereignisse, die im Klappentext erwähnt werden - nämlich, dass Tom in seine Fantasie-Welt Willerin reist - passieren erst nach fast 300 Seiten. Bis es so weit ist, beschreibt die Autorin zwar anschaulich das Leben von Tom und Laryon, aber wirkliche Spannung kommt hier nicht auf.

Dazu wird der Leser zu lange mit seinen Vermutungen und Spekulationen alleine gelassen. "Worthüter", "Wortgestalten" - das sind Begriffe, zu denen man sich zwar einiges einfallen lassen kann. Aber solange von der Autorin keine Erklärungen dazu kommen, bleibt es eben nur bei Vermutungen. Kurzum: Es mangelt an Erläuterungen. Die Zusammenhänge werden überhaupt nicht deutlich. Der Leser wechselt ständig zwischen der "normalen" Welt und der Welt von Willerin hin und her, begleitet dabei Tom und Laryon auf ihren Wegen. Aber es wird einfach nicht klar, was die Autorin sagen will. Es gibt immer wieder Szenen, mit denen man als Leser einfach nichts anfangen kann. Klar, im letzten Drittel werden die Zusammenhänge deutlich. Aber bis dahin bleibt alles ein großes Rätsel und man verliert als Leser den Mut, es zu lösen, weil einfach keine brauchbaren Hinweise erteilt werden.

Die Grundidee hinter dem Buch ist sicherlich nicht neu. Autoren, die in die Fantasiewelt ihrer Bücher schlüpfen, hat es schon gegeben. Diana Menschig hat um diesen Grundgedanken eine Geschichte gewoben, die authentisch und schlüssig ist, die sicherlich auch sehr fantasievoll und fantastisch ist. Aber dem Buch mangelt es einfach an echten Höhepunkten. Packende Spannung, die den Leser antreibt, kommt einfach nicht auf. Dazu bleiben die Charaktere einfach zu blass. Es fällt schwer, einen echten Zugang zu ihnen zu finden, da man einfach nicht weiß, welche Rolle sie spielen und was die Beweggründe für ihr Handeln sind.

Mein Fazit:

Ein fantasievoller Roman, dem es leider an Spannung mangelt.