Eine Liebe, die nicht sein darf, und ein verbotenes Weihnachtsfest
Tanz mit mir, AureliaEine Liebe, die nicht sein darf, und ein verbotenes Weihnachtsfest
John Annesley wurde nach dem Tod seines trunksüchtigen Vaters von seinem puritanischen Onkel Nehemia aufgezogen. Das Leben der überzeugten ...
Eine Liebe, die nicht sein darf, und ein verbotenes Weihnachtsfest
John Annesley wurde nach dem Tod seines trunksüchtigen Vaters von seinem puritanischen Onkel Nehemia aufgezogen. Das Leben der überzeugten Puritaner war geprägt vom protestantischen Glauben, von Ernsthaftigkeit, Nüchternheit und Enthaltsamkeit, der Einfluss der Puritaner auf das Alltagsleben in England war unglaublich stark. Als John durch seinen Beruf als Wasserträger einer wunderschönen und ungezähmten Tochter aus gutem Hause namens Aurelia begegnet, treffen zwei völlig konträre Welten aufeinander. Aurelia sprüht vor Lebensfreude und liebt das Leben. Sie vermisst ihre geliebten Theaterbesuche, aber auch das wunderschöne Fest der Geburt Jesu – Dinge, die von den Puritanern streng verboten wurden. Aurelia möchte aus ihrem vorbestimmten Leben ausbrechen. „Mein Leben ist wie ein Theaterstück. Ich soll die Rolle der braven Bürgerstochter spielen, die Bühne betreten, mein Verslein aufsagen, heiraten und der Familie keine Schande bereiten. Aber das war die falsche Rolle für sie. Der Autor musste das Stück verändern, Aurelias Passagen mussten neu geschrieben werden.“
Titus Müller veranschaulicht in dieser Erzählung die Einschränkungen durch die Vorherrschaft der Puritaner in England und deren Reformation der Kirche nach calvinistischen Grundsätzen. Die beiden Protagonisten entstammen unterschiedlicher Herkunft und haben auch eine konträre Einstellung zum Glauben. Während John sich bemüht, den strengen Anforderungen seines puritanischen Onkels gerecht zu werden, möchte Aurelia das Leben vor all diesen Verboten zurückhaben. In Form von Begegnungen und Dialogen zwischen den handelnden Figuren gewährt der Autor Einblicke in die radikalen Ansichten und Vorgehensweisen des Puritanismus. John hinterfragt zum ersten Mal den Glauben seiner Zieheltern, ermöglicht es Aurelia zugleich aber, seine Sichtweise kennenzulernen. Der Hartnäckigkeit der jungen hübschen Frau ist es letztendlich geschuldet, dass John sich dazu bereit erklärt, das Weihnachtsfest mit Aurelia vorzubereiten und zu feiern.
Der Autor beschränkt sich in dieser Erzählung auf eine überschaubare Anzahl handelnder Figuren. Das größte Augenmerk liegt auf den beiden Protagonisten, während Aurelias und Johns Angehörigen lediglich eine Nebenrolle zuteilwird. Titus Müller verwob eine zarte Liebesgeschichte mit sehr gut recherchierten historischen Fakten über den Puritanismus im sechzehnten Jahrhundert. Er thematisiert eine verbotene Liebe, die durch die Gesellschaft, den Erwartungen der Eltern und den religiösen Unterschieden bereits vorab zum Scheitern verurteilt ist. Der Autor präsentiert seine Geschichte in zwei Erzählperspektiven, er besitzt einen flüssigen Schreibstil, seine Ausführungen werden durch interessante historische Fakten bereichert. Ich möchte besonders die authentische Charakterzeichnung der handelnden Figuren und das interessante Thema hervorheben, das diese im Grunde ernste und nachdenklich stimmende Erzählung zu einem ganz besonderen Leseerlebnis machte.
Fazit: „Tanz mit mir, Aurelia“ trägt speziell in der Vorweihnachtszeit dazu bei, den Ursprung dieses Festes zu hinterfragen. Vielleicht dient es sogar als Motivation, die Feier von Christi Geburt besinnlicher zu begehen und die Traditionen um Weihnachten mit anderen Augen zu betrachten.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen - gerne gebe ich hier fünf Sterne und eine Leseempfehlung!