In der Kürze liegt die Würze
Die KakerlakeJohn Lanchester, Ali Smith, John LeCarré und jetzt noch Ian McEwan haben sich nicht nur gegen den Brexit ausgesprochen sondern schreiben auch dagegen an. Letzterer mit seinem vor kurzem erschienenen schmalen ...
John Lanchester, Ali Smith, John LeCarré und jetzt noch Ian McEwan haben sich nicht nur gegen den Brexit ausgesprochen sondern schreiben auch dagegen an. Letzterer mit seinem vor kurzem erschienenen schmalen Büchlein „Die Kakerlake“, einer kafkaesken, bitterbösen Polit-Satire, die unverhohlen die politische Situation auf der britischen Insel kommentiert.
Gestern noch ein verabscheuungswürdiges Ungeziefer, heute Premier, und Jim Sams verliert keine Zeit, hat er doch ein Gefühl dafür, wie es in Downing Street No 10 läuft. Als erstes springt der Privatsekretär über die Klinge, unverzeihlich sein despektierlicher Kommentar über die „Privatschultypen“, die „sich zu allem berechtigt fühlen“. Danach widmet er sich sogleich den Parteigenossen, mittlerweile fast ausschließlich ehemaliges Ungeziefer, die es von seinen Plänen für den „Reversalismus“ zu überzeugen gilt. Dieses bahnbrechende Wirtschaftssystem soll die Geldströme umlenken und so für ungebremsten Aufschwung sorgen, die Reichen noch reicher machen.
Nicht nur die Politiker (mit Ausnahme des Außenministers), auch das Volk klatscht begeistert Beifall, fällt auf seine Lügen, seine Verleumdungen, seine gezielten Falschinformationen herein, stört sich nicht an dem Brechen von Vereinbarungen, läuft dem skrupellosen Rattenfänger kritiklos hinterher und stimmt in einem Referendum dafür. Natürlich gibt es auch außerhalb Großbritanniens große Anhänger dieses Systems, wie den amerikanischen Präsidenten, der diese Idee als seine ureigene auszugeben versucht.
Ein absurdes Szenario, bei dem die Anlehnung an die Realität offensichtlich ist, die Manipulatoren und Trickser Johnson und Trump leicht auszumachen. Offensichtliche Lügengespinste, die dem Volk Souveränität und Wiederauferstehung vorgaukeln. Die das Sehnen nach Einfluss befeuern, den Traum der Kolonialmacht hochhalten. Entlarvend!
In der Kürze liegt die Würze dieser auf das Wesentliche reduzierten Satire. Eine höchst amüsante Lektüre, bei der einem bisweilen das Lachen im Hals steckenbleibt. Nicht nur für politisch Interessierte.