Die 16-jährige Protagonistin hat – zunächst – keinen Namen. Sie war ein ausgesetztes Baby und (fast) alle im Dorf verachten sie dafür. Sie sei eine Schade und beschmutze allein durch ihre Existenz das Ansehen des Dorfes. Zudem hat sie ein verstümmeltes Bein, eine Strafe für eine Verfehlung als sie 10 Jahre alt war, was sie umso mehr zu einer Außenseiterin und Ausgestoßenen macht. Außerdem ist selbstverständlich sie schuld, wenn im Dorf irgendetwas schief geht. Wenn jemand krank wird, oder die Ernte schlecht ausfällt, dann ihretwegen. Und jedes Mal muss sie um ihr Leben fürchten, wenn ein wütender Mob sich auf sie stürzt. Ihr ist zudem kein Besitz erlaubt, außer ihren Kleidern.
Im von der Außenwelt abgeschnittenen Dorf auf einer Insel herrschen klare, von einem aus 13 Männern bestehenden Ältestenrat festgelegte Regeln, es gibt 30 Gesetze die absolut alles reglementieren, dort ist auch festgelegt, dass Frauen und Mädchen den Männern zu gehorchen haben, weder lesen noch schreiben lernen dürfen und sich um den Haushalt kümmern müssen. Männer dürfen nicht kochen und singen und nur ausgewählte Männer dürfen lesen und schreiben lernen. Denn Lesen und Schreiben weckt Begehrlichkeiten und Fernweh. Aber niemand darf die Insel verlassen.
Elektrizität gibt es nicht, obwohl das Buch in der Gegenwart spielt und durch die Abgeschnittenheit sind auch viele für uns selbstverständliche Dinge unbekannt und unerwünscht. Es soll sich möglichst wenig verändern.
Doch etwas verändert sich: Die Protagonistin lernt vom Bethaus-Vater, ihrem Finder, wie sie ihn auch nennt, Lesen und Schreiben und sie lernt einen jungen Mann kennen, Yael, dem egal ist, was alle über sie denken und sagen.
Als ich den Klappentext las, dachte ich, dieses Buch könnte so ähnlich sein, wie „Der Report der Magd“ von Margaret Atwood, nur besser. Leider habe ich mich da getäuscht. Der Schreibstil ist etwas ganz anderes. Ich empfand ihn als sehr anstrengend, weil er von vielen Wiederholungen und ewigen Aufzählungen geprägt ist. Ich musste wirklich sehr aufpassen, um nicht komplett abzudriften. Das Buch ist aus der Sicht der Protagonistin erzählt, aber der Stil klingt nicht nach einer 16-jährigen, sondern eher nach einer maximal 12-jährigen.
Zudem ist es wirklich deprimierend, wie mit der Protagonistin umgegangen wird. Allgemein empfand ich das Buch als ausgesprochen düster und deprimierend, was auch mit am monotonen Erzählstil lag. Ich musste mich wirklich durchquälen und habe das Ende herbeigesehnt.
Das Buch ist in Strophen eingeteilt, diese sollen ein Miroloi darstellen, ein Totenlied, das von der Protagonistin gesungen wird.
Fazit: Ich fand das Buch leider nicht gut. Ich musste mich von Anfang bis Ende quälen, um es nicht abzubrechen – ich war mehr als einmal kurz davor. Der Schreibstil war für mich sehr anstrengend zu lesen und hat Distanz zum Geschehen geschaffen, die es mir nicht möglich gemacht hat, wirklich mitzufühlen. Natürlich fand ich die Ungerechtigkeit gegenüber der Protagonistin schrecklich, aber das hat mehr damit zu tun, dass ich Ungerechtigkeit und Grausamkeit anderen gegenüber nicht ab kann. Ich konnte mit den Charakteren nicht warm werden.
Ich weiß, dass das Buch überall hochgelobt wird und für den Deutschen Buchpreis nominiert ist, aber ich vermute, dass das bei mir wie mit den Oscar-Filmen ist: ich versteh sie einfach nicht und ich versteh auch nicht, was daran so toll sein soll. Es tut mir leid, aber das Buch war leider überhaupt nicht meins. In Zukunft werde ich mich von für den Buchpreis nominierten Büchern ebenso fernhalten, wie von Oscar-Filmen – außer es handelt sich um Ausreißer.
Von mir bekommt das Buch 1 Stern für die Idee, aber mehr ist leider nicht drin.