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Veröffentlicht am 03.12.2018

Beamtensatire

»Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten« und »Einladung zum Klassentreffen«
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ZUM INHALT

NICHTALLTÄGLICHES AUS DEM LEBEN EINES BEAMTEN

Martin Schörle präsentiert uns in diesem Stück den Beamten schlechthin: Hans Fredenbek. Es gibt wahrscheinlich kein Vorurteil über Beamte, das ...

ZUM INHALT

NICHTALLTÄGLICHES AUS DEM LEBEN EINES BEAMTEN

Martin Schörle präsentiert uns in diesem Stück den Beamten schlechthin: Hans Fredenbek. Es gibt wahrscheinlich kein Vorurteil über Beamte, das auf Hans Fredenbek nicht zutrifft. Selbst im Urlaub findet Fredenbek eine Möglichkeit, seinen Beamtentagesablauf beizubehalten. Überspitzt formuliert zaubert es ein Lächeln ins Gesicht des Lesers bzw. des Zuschauers. Ein stereotyper Monolog, der mich zwischen Belustigung und Überdruss hin und her schüttelte.

Ich denke, es ist eben ein Stück und kommt glaube ich erst auf der Bühne, durch Mimik. Körpersprache und Betonung richtig gut.

Ist es Kabarett? Ist es Satire oder ist es eine Comedy? Vielleicht ein wenig von allem.

DAS KLASSENTREFFEN

Marina und Carsten haben zusammen Abitur gemacht. Als Marina mit der S-Bahn auf dem Heimweg ist, telefoniert sie mit Carsten. Die Mitreisenden werden zu Akteuren, als Marina aussteigt, verlassen einige der Fahrgäste zusammen mit ihr den Zug, um die Geschichte, die sich am Telefon zwischen Marina und Carsten entwickelt weiter mitverfolgen zu können.

Ist es die große Liebe? War es die große Liebe? Ist es eine neue Chance für die Zukunft oder reine Melancholie?

Jeder war bestimmt schon einmal in einer ähnlichen Situation? Beim Arzt, Friseur, im Bus oder in der Bahn klingelt ein Handy und die Spiele mögen beginnen. Manche Menschen haben wenig Bedürfnis, ihre Privatsphäre zu wahren. Als Zuhörer oder Zuschauer ist man hin- und hergerissen zwischen „Fremdschämen“ und großer Neugierde.

3 bzw. 4/5 Punkten

SPRACHLICHE GESTALTUNG

Der Monolog Herrn Vredenbacks gefällt mir nicht so. Zwischendurch kommt es zwar immer zu Lachern, aber es wirkt doch, wie aus einer anderen Zeit. Aber das ist eine persönliche Meinung von mir.

Der zweite Teil gefällt mir viel besser. Da wird eine Situation, die uns nicht unbekannt ist, etwas überspitzt dargestellt. Das finde ich gelungen. Martin Schörle gelingt es, mit der Sprache zu jonglieren und zu spielen.

Martin Schörle hat den Spruch oder die Metapher, da nimmt man die Zuhörer mit ins eigene Schlafzimmer/Wohnung nur verdeutlicht. Das gefällt mir ganz gut, weil es zeigt, wie transparent unser Leben durch Medien jeglicher Arten ist.

3 bzw. 4/5 Punkten

COVER UND ÄUSSERE ERSCHEINUNG

Herr Vredenbeck ziert das Cover mit seinem Aktenkoffer, worauf das Corpus Delicti liegt: der Radierer. Ja, so in ungefähr stellte ich mir ihn vor. Farblos, ein bisschen verklemmt und bloß nicht auffallen.
Allerdings fand ich es, in dieser Printversion sehr anstrengend zu lesen – auch mit Lesebrille.



»Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten« und »Einladung zum Klassentreffen«
Martin Schörle Flexibler Einband: 119 Seiten
Erschienen bei Engelsdorfer Verlag, 06.12.2016
ISBN 9783960084082
Genre: Romane

3/5 Punkten

FAZIT

Es fällt mir nicht einfach, das Buch zu bewerten, weil es sich um Theaterstücke handelt, die mit Sicherheit auf der Bühne anders wirken.

Für den ersten Teil, »Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten« gebe ich 3/5 Punkten.

Für den zweiten Teil »Einladung zum Klassentreffen« gebe ich 4/5 Punkten.

@Martin Schörle

Vielen Dank für das Rezensionsexemplar!

Ich vergebe insgesamt 3,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 04.04.2023

Gibt das Original sehr verkürzt wieder

Bonjour tristesse
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„Ich zögere, diesem fremden Gefühl, das mich bedrückt, einen Namen zu geben: Tristesse.“
Das Hörspiel „Bonjour Tristesse“ folgt dem gleichnamigen Roman von Françoise Sagan (in der Übersetzung von Rainer ...

„Ich zögere, diesem fremden Gefühl, das mich bedrückt, einen Namen zu geben: Tristesse.“
Das Hörspiel „Bonjour Tristesse“ folgt dem gleichnamigen Roman von Françoise Sagan (in der Übersetzung von Rainer Moritz). Ulrich Lampen führte die Regie. Für die Musik ist Jörg Achim Keller mit der hr Bigband verantwortlich. Produziert wurde es vom Audio Verlag und dem Hessischen Rundfunk.

Das Hörspiel „Bonjour Tristesse“ ist für den Deutschen Hörbuchpreis 2023 in der Kategorie »Bestes Hörspiel« nominiert.

Gesprochen wird es von Elisa Schlott (Cécile), Michael Rotschopf (Raymond), Bettina Engelhardt (Anne), Karin Hanczewski (Elsa), Kilian Landt (Cyril).

Das Original – Der Roman „Bonjour Tristesse“ Francoise Sagan
Francoise Sagen schrieb den, in der damaligen Zeit, als Skandalroman geltenden Titel „Bonjour Tristesse“ 1954. 1955 wurde der Roman, von Helga Treichl übersetzt, im Ullstein Verlag veröffentlicht.

2017 wurde das Buch wiederum im Ullstein Verlag in neuer Übersetzung von Rainer Moritz mit einem Nachwort von Sybille Berg herausgegeben.

Der Titel des Buches stammt aus einem Gedicht von Paul Élouard (1932). Francoise Sagan war 18 Jahre alt, als sie das Buch schrieb. Es wurde nicht nur in Frankreich, sondern auch in Amerika zu einem Bestseller. Die erotischen Szenen lösten einen Skandal aus.

Der Film „Bonjour Tristesse“
„Bonjour Tristesse“ wurde 1958 von Otto Preminger mit Jean Seberg in der Hauptrolle verfilmt. Die Filmmelodie singt Juliette Gréco.


Worum geht es in „Bonjour Tristesse“?
Cécile ist 17 Jahre alt und lebt nach dem Tod ihrer Mutter, mit ihrem Vater Raymond, einem Playboy Anfang 40, zusammen. Raymond und Cécile genießen das Leben unbekümmert. Raymond vergnügt sich mit wechselnden jüngeren Geliebten, bis Anne, eine Frau in seinem Alter, auf der Bildfläche erscheint.

Die anspruchsvolle und elegante Anne zeigt den Beiden eine Alternative zu ihrem bisherigen eher oberflächlichem Leben. Cécile fühlt sich von der intelligenten Modedesignerin bedroht. Sie sucht und findet einen Ausweg, ohne sich über mögliche Konsequenzen zu sorgen.

Die Frage nach der Absurdität des menschlichen Lebens kann man hier aufblitzen sehen. Welches ist das richtige Leben?

Die Einflüsse der Existenzphilosophie von Jean Paul Sartre und Albert Camus sind nicht zu leugnen. Paris war nach dem Krieg in den 50er Jahren der Mittelpunkt von Kino, Theater, Jazz und der Existenzphilosophie.

"Bonjour Tristesse" Hörspiel nach Francoise Sagan
Das Hörspiel „Bonjour Tristesse“
Es wird von vier Personen gesprochen. Es fällt mir schwer, die Charaktere der Originalfassung im Hörspiel wiederzuentdecken. Die Komplexität der Personenkonstellation wird nur schwach erkennbar.

Im Originaltext ist die Sprache eine Mischung amüsanter Alltagsunterhaltung und philosophische Reflexionen, die immer nur das Problem anreißen, aber nie weit genug in die Tiefe gehen. Das kommt im Hörspiel, finde ich, nicht so pointiert zur Geltung.

Auch die philosophischen kleinen Hinweise erkennt man kaum.

Fazit/Kritik „Bonjour Tristesse“
Vielleicht muss man das Hörspiel ohne Kenntnis des Originals hören. Das gelingt mir leider nicht. Ich habe den Roman mit 17 Jahren das erste Mal gelesen. Ich finde das Buch viel aussagekräftiger. Aber ein Buch zu einem Hörspiel umzusetzen, das gerade etwas mehr als eine Stunde dauert, ist eher unmöglich, ohne dass Informationen verloren gehen.

Ich finde, das Hörspiel ist nicht schlecht, aber nicht mit dem Roman vergleichbar. Ich finde die Aussagen des Romans nur in Ansätzen wieder.

Mit anderen Worten gesagt: Ich verkörpere nicht die Zielgruppe. Ich mag auch keine gekürzten Hörbücher. Ich möchte gerne das Gesamtwerk genießen.

Aber, wie ich so gerne sage, Rezensionen sind eine sehr subjektive Angelegenheit. Das, was mir nicht so gut gefällt, ist für andere Leser*innen genau das, was sie suchen. Also am besten selbst lesen und beurteilen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.11.2019

Rabenschwarz, frauenfeindlich und böse - Ein Klassiker der Literaturgeschichte

Der große Schlaf
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„Der große Schlaf“ habe ich mir ausgesucht, weil ich bislang noch nichts von Raymond Chandler gelesen hatte und es ein Klassiker der Literaturgeschichte des 20. Jahrhunderts ist. Das Buch wurde 1939 vom ...

„Der große Schlaf“ habe ich mir ausgesucht, weil ich bislang noch nichts von Raymond Chandler gelesen hatte und es ein Klassiker der Literaturgeschichte des 20. Jahrhunderts ist. Das Buch wurde 1939 vom Autor mit dem Originaltitel „The big Sleep“ veröffentlicht. 1950 wurde der Roman in Deutschland, Österreich und der Schweiz unter dem Namen „Der tiefe Schlaf“ herausgegeben.

Der Krimi spielt Ende der 30er Jahre in Los Angeles. General Sternwood bestellt den Privatdetektiv Philipp Marlowe zu sich nach Hause. Schon in diesem ersten Kapitel erfahren wir zusammen mit Marlowe, dass der General alt, sehr krank und äußerst wohlhabend ist. Die zwei Töchter Carmen und Vivienne machen durch ihren unseriösen Lebenswandel die Familie immer wieder angreifbar.

Marlowe bekommt den Auftrag, herauszufinden, wer hinter der Erpressung der jüngeren Tochter Carmen, steckt. Und damit beginnt ein komplexes Durcheinander von Motiven, Verdächtigen und Geheimnissen. Das ist nicht die erste Erpressung im Hause Sternwood. Marlowe erkennt schnell, dass keiner der Beteiligten, auch sein Auftraggeber nicht , mit offenen Karten spielt.

Die ältere Tochter Vivienne will von Marlowe Informationen über seinen Auftrag. Sie hofft, dass er nach ihrem verschollenen Mann Rusty suchen soll.

Als Marlowe dem Erpresser Geiger auf den Zahn fühlen möchte, ist dieser nicht in seiner Buchhandlung anzutreffen.

Marlowe findet eine Leiche, die aber kurz darauf wieder verschwindet. Und plötzlich entwickelt sich aus einer Erpressung, eine weitere Erpressung und es wird ein komplexer Kriminalfall mit Toten.

Mehr von der Handlung möchte ich nicht preisgeben, weil genau das beim Lesen Spaß macht: die Verwicklungen zu entwirren, oder von den Verwicklungen verwirrt, nach weiteren Hinweisen zu suchen.

Worum geht es?
Es geht um die amerikanische Gesellschaft dieser Zeit. Es geht um Prüderie. Es geht um eine Welt, die mehr Schein als Sein ist. Glücksspiel!! Es ist die Welt nach der Prohibition, die als „Noble Experiment“ von 1920 – 1933, letztlich nichts änderte. Es geht um ein Frauenbild, das den Leser in der heutigen Zeit mit einem Auge weinen und mit dem anderen Auge herzhaft lachen lässt.

Raymond Chandler hat diesen Roman, wie eine Schnitzeljagd mit einigen Sackgassen und Umleitungen, inszeniert. Nichts ist so, wie es zuerst scheint. Auch Carmen scheint auf irgendeine Art und Weise in den Fall verwickelt zu sein. Und wie sieht es mit Vivienne aus?

Die Kapitel sind nicht zu lang und die Spannung bleibt, auch durch das ständige Entschlüsseln eines Hinweises und zeitgleichen Findens einer neuen Spur, hoch!

Die Sprache ist einfach und gut zu lesen. Diese Kriminalgeschichte lebt nicht von der Handlung, sondern von der Atmosphäre des Crime Noirs.

Was macht diesen Roman zu einem Klassiker?
Dieser Kriminalroman wurde aus zuvor veröffentlichten Kurzgeschichten, „Killer in the Rain“ (erschienen 1935) und „The Curtain“ (veröffentlicht 1936), kombiniert und neu zusammengebaut.

Auch der Privatdetektiv Philipp Marlowe wurde übernommen. Dieser Ermittler ist fernab von den bis dahin erfolgreichen Detektiven, wie Sherlock Holmes. Miss Marple oder Hercule Poirot. Philipp Marlowe ermittelt in einem Los Angeles, das korrupt ist, in dem das Gesetz der Straße gilt und die Grenzen zwischen Gut und Böse nicht mehr eindeutig sind. Es ist auch die Welt des Glückspiels und des Scheins.

Der Detektiv ist desillusioniert. Er betracht das Geschehen zynisch aus einer unbeteiligten Position. Er lebt nach eigenen Gesetzen, die er konsequent einhält. Sein Verhalten gegenüber Frauen ist rücksichtslos, Er schlägt auch mal zu.

„Das blechern Glucksen kam immer noch aus ihr heraus. Ich ohrfeigte sie. Sie blinzelte und hörte auf zu glucksen. Ich ohrfeigte sie nochmal.“
S.49

Marlowe benutzt seine Schusswaffe. Er raucht und trinkt. Er ist weiblichen Reizen gegenüber immun, außer er will es zulassen.

Seine Wortwahl und Ausdrucksweise würde man heute mit dem Zusatz NO GO! Kennzeichen.

„Wer war das?“
„Miss Carmen Sternwood, Sir.“
„Sie sollten sie abstillen. Kommt mir alt genug vor.“

Das Hörbuch

Mein Hörbuch „Der große Schlaf“, in der Fassung vom 11.09.2009 wird von Christian Brückner gesprochen und wurde von Gunar Ortlepp aus dem Amerikanischen übersetzt. Diese Übersetzung wirkt auf mich schärfer, bissiger und politisch weniger korrekt.

Christian Brückner ist ein phantastischer Sprecher. Er lässt Philipp Marlowe genauso so arrogant, zynisch und abgebrüht auftreten, wie man es sich vorstellt.

Von der neuen Übersetzung gibt es bislang kein Hörbuch.

Zur Übersetzung von Frank Heibert
Wenn es möglich ist, lese ich das Buch und lasse es mir gleichzeitig vorlesen. Ich habe immer das Gefühl, dass mir das Innere des Buches dadurch mehr preisgibt. Diesmal fand ich es besonders interessant, weil ich zwei unterschiedliche Übersetzungen hatte und ich manche Passagen dadurch mehrfach las oder hörte.



Die neue Übersetzung von Frank Heibert empfand ich, wie man so schön sagt, politisch korrekter. Mein Englisch ist nicht gut genug, um zu beurteilen, ob sie näher beim Original oder entfernter vom Original ist.

Filmische Adaptionen
Der Roman, der in Los Angeles spielt, wurde zwei Mal verfilmt; 1946 hatte Humphrey Bogart die Rolle Philipp Marlowes und 1978 mit Robert Mitchum.

Dieses Buch ist ein Klassiker, weil Philipp Marlowe der Prototyp eines „Hard-boiled“ Ermittlers ist. Lediglich Sam Spade aus dem „Malteser Falken“ von Dashiell Hammitt ist ihm ebenbürtig. Bemerkenswert ist noch, dass in den filmischen Adaptionen beider Filme die Rolle des Ermittlers von Humphrey Bogart gespielt wurde.
Mit dieser Interpretation des Kriminalgenres setzte er neue Maßstäbe. Das waren keine Fälle, die durch Nachdenken und geistreiche Puzzeleien gelöst wurden. Diese Fälle wurden mit Waffen, Fäusten geradezu martialisch gelöst.
Es ist Crime Noir, in dem Frauen mehr als Zierde dienen. Die Morde geschehen nicht in britischen Herrenhäuser oder Gütern, sondern in der Großstadt, zwischen Glücksspiel und Buchläden. Erst im Laufe der Geschichte enthüllt sich Gut und Böse mit allen Variationen – 50 Shades of Grey.
Ich stellte mir beim Lesen und vor allem beim Hören die Frage, ist das Buch heute noch aktuell?
Ja! ich glaube schon. Wenn wir von der Grundstruktur ausgehen, ist es immer noch aktuell. Die individuellen Inhalte, z. B. wofür man erpressbar ist, müssten ausgetauscht werden.
Spannung und Humor dieses Romanes sind zeitlos.
Die Entrüstung über dieses chauvinistische und machohafte Verhalten Philipp Marlowes ist bis heute sicherlich gewachsen. Dennoch sollte man den Krimi mit den Augen der Zeit, in welcher er spielt, sehen.
Ich habe mir „Der große Schlaf“ ausgesucht, weil ich bislang noch nichts von Raymond Chandler gelesen hatte und es auf meiner Unbedingt-Lesen-Liste steht. Allerdings sind Chandler und ich keine Freunde geworden, auch wenn er handwerklich sehr gut ist. Ich mag sein Frauenbild überhaupt nicht und das ging mir alles ein wenig zu durcheinander. Ich mag es doch strukturierter.
Aber, wie ich immer sage, das ist eine ganz persönliche Angelegenheit! Lest selbst und schreibt mir eure Meinung, die ich gerne als Kommentar dazu veröffentliche.

Viel Spaß beim Ermitteln!

Veröffentlicht am 20.08.2019

Amüsant, aber ohne neue Erkenntnisse!

Unter Beschuss
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„Unter Beschuss“ von Michael Wolff
Trumps Kampf im weißen Haus
Zum Inhalt „Unter Beschuss “
Es fällt mir ehrlich gesagt nicht einfach, diese Rezension zu schreiben. Nicht weil ich es nicht genau gelesen ...

„Unter Beschuss“ von Michael Wolff
Trumps Kampf im weißen Haus
Zum Inhalt „Unter Beschuss “
Es fällt mir ehrlich gesagt nicht einfach, diese Rezension zu schreiben. Nicht weil ich es nicht genau gelesen hätte, oder es nichts darüber zu sagen gibt oder ich keine Stellung dazu habe. Nein ich habe es sehr genau gelesen. Dazu kann man Bücher schreiben. Und ich habe eine eindeutige Stellung dazu.

Es fällt mir schwer, diese Rezension auf die Themen zu beschränken, die letztendlich wirklich in die Rezension zum Buch gehören. Ich fange einfach mal mit Michael Wolff an.



Zu Michael Wolff
Michael Wolff wurde 1953 in New Jersey geboren, ist Autor, Journalist und Essayist. Er schreibt für die amerikanische Tageszeitung USA Today, das amerikanische Filmmagazin The Hollywood Reporter und die britische Ausgabe des Männer- und Lifestyle Magazins GQ.

Das erste Enthüllungsbuch über Donald Trumps erstes Jahr im Amt. Michael Wolff bezog sich in diesem Buch auf die Aussagen des Ex-Präsidenten Beraters Steve Bannon. Dieses Buch machte seinen Autor berühmt.

Fire and Fury: Inside the Trump White House, Macmillan USA, ISBN 978-1-250-30031-7

dt: 2018: Feuer und Zorn: Im Weißen Haus von Donald Trump, Rowohlt Verlag, ISBN 978-3-498-09465-

Zurück zu „Unter Beschuss. Trumps Kampf im Weißen Haus“
„Unter Beschuss“ von Michael Wolff setzt dort ein, wo „Under Fire“ aufhört. Das ist ja eigentlich genau richtig. Das vorliegende Buch beginnt Februar 2018 mit dem Beginn von Trumps zweitem Jahr im Amt. Und wieder nimmt er Steve Bannon als Zeuge, aber –

– Steve Bannon, der vom 20. Januar 2017 bis zum 18. August 2017 Chefstratege im Weißen Haus war –

Ist eben nunmehr seit einem Jahr nicht mehr im Weißen Haus, dennoch dient er auch in Wolffs zweitem Buch als Quelle.



Zu Robert Mueller
Ja, was kam letztlich heraus beim Mueller-Report? Donald Trump fühlt sich von allem rehabilitiert. Mueller fühlt sich nicht berechtigt, den Präsidenten anzuklagen bzw. ein Amtsenthebungsverfahren anzustreben. Auch das Buch liefert dazu nichts, was wir nicht auch in den Nachrichten lesen konnten oder können.

„Donald Trump könnte nach Amtszeit angeklagt werden – Ex-Sonderermittler Robert Mueller sagte, gegen amtierende Präsidenten würde normalerweise kein Strafverfahren eingeleitet werden. Daher sei Trump einer Anklage entgangen.“ Zeit online 25. Juli 2019.



Mehr dazu auf Zeit online

Zeit Online über Jared Kushner

Zu Jared Kushner


Für Verschwörungstheoretiker ist dieses Buch eine wahre Fundgrube. Vor allem die Verbindung Jared Kushner und Trumps Tochter Ivanka lässt viel Raum für solche Vermutungen. Soll etwa der König gestürzt werden? Um danach für sich selbst rufen zu lassen: „Es lebe das Königspaar?“ Auch die Enthüllung, dass Ivanka Trumps Lieblingskind ist, kann ich nicht als besondere Enthüllung sehen.

Und wer aktuelle Medien verfolgt, kennt Schlagzeilen wie die von Zeit online oder andere vom 25. Juni 2019, „Der 50-Milliarden-Dollar-Deal“ mit dem Jared Kushner seinen Nahostfriedensplan in Bahrain vorgestellt hat, von dem er und der US-Präsident als „Deal des Jahrhunderts“ sprechen.

Große Worte – nichts dahinter?

Schon Jean Paul Sartre sagte, der Mensch zeigt sich in seinen Handlungen. Und man hört viel und sieht wenig.

Sprachliche Gestaltung
Das Buch ist leicht verständlich. Es ist gut gegliedert und sicherlich teilweise höchst amüsant. Dennoch ist es kein kritisches Sachbuch über den 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten. Es ist eine Sammlung von Sätzen, die man vor Gericht als „Hören-Sagen“ bezeichnen würde. Noch dazu wird eine Quelle benutzt, die überhaupt nicht mehr aktuell ist.

Hördauer 15 Std. 33 Min.

Gibt es ein Hörbuch?
Ja! Das Hörbuch wird von Alexander Gamnitzer gesprochen und ist aus dem Argon Verlag. Es lässt sich gut hören, aber nur, wenn man das Buch dazu in der Hand hat.

Es sind viele Namen und der hat das über den gesagt. Ich musste das Gehörte tatsächlich ab und zu nachlesen, um nicht nur den Sinn des Satzes, sondern, auch den Sender zu identifizieren. Also ich konnte keineswegs auf das Buch verzichten.



Fazit "Unter Beschuss"
In 23 Kapiteln, zuzüglich Vorbemerkung und Epilog, zeichnet Michael Wolff keine politischen Fakten, sondern eine Sammlung von dem, was irgendjemand über Donald Trump gehört oder gesagt hat. Ich kann nicht abstreiten, dass es mich teilweise auch sehr belustigt hat, aber es hat meine Erwartungen, die ich an das Buch hatte, nicht erfüllt.

Was ich erwartet habe? Ich erwartete mehr Fakten darüber, warum Trump als Präsident das oder jenes darf und warum er das oder jenes nicht darf! Steht er als Präsident wirklich über den Gesetzen? Was muss dieser Mann eigentlich tun, damit er sein Recht auf „Präsident sein“ verwirkt. Warum darf ein Mann, der legitim gewählt wurde, sich illegal verhalten? Warum spielen Ehre und Moral keine Rolle bei Donald Trump und seinen Anhängern?

„Pacta sunt servanda“ (Verträge sind einzuhalten) ist eine der obersten Regeln bei Geschäftspartnern, zählt das für den amerikanischen Präsidenten nicht mehr?

Über sein weiteres Verhalten, Gebaren und seine Sprache, die geprägt von Rassismus, Haß, Intoleranz und Ignoranz sind, erübrigt sich jedes Wort. Dieser Mann ist eine Beleidigung für die Menschlichkeit!

Eigentlich bleibt nur noch zu sagen, dass man hoffen kann, dass Donald Trump nicht wiedergewählt wird. Aber das hat natürlich nichts mit dem Buch zu tun. Ich finde es tatsächlich, schwierig zu bewerten:

Ist es ein erstzunehmendes Sachbuch? Nein!

Hat es Literaturhinweise bzw. Quellenangaben? Ja!

Sind diese Quellen aussagekräftig? Nein!

Bringt es dem Leser einen Erkenntnisfortschritt? Sicherlich nicht, wenn der Leser das aktuelle Tagesgeschehen beobachtet.

Werden Fakten erklärt oder erläutert? Eher weniger!

Es ist das Buch eines Gesellschaftsreporters, durchaus amüsant aber letztendlich mit dem Wissen zu lesen, dass nicht alles für bare Münze zu werten ist. Ich bewerte es somit mit sehr knappen 3 Punkten. Es kommt einfach darauf an, mit welcher Erwartung der Leser an dieses Buch herantritt.

@Rowohlt

Vielen Dank für das Rezensionsexemplar!

Ich vergebe insgesamt 2,7/5 Punkten