Eine Lebensgeschichte von Bertram Morneweg
"Das weiße Gold der Hanse" von Ruben Laurin ist ein gut zu lesender historischer Roman, welcher das Leben des "reichsten Lübecker(s) seiner Zeit" fiktional aufarbeitet. In zwei Handlungssträngen wird hierbei ...
"Das weiße Gold der Hanse" von Ruben Laurin ist ein gut zu lesender historischer Roman, welcher das Leben des "reichsten Lübecker(s) seiner Zeit" fiktional aufarbeitet. In zwei Handlungssträngen wird hierbei zum einen die Geschichte des Waisenjungen Moses erzählt, der mit dem Ziel, als Kaufmann die Welt zu entdecken, nach Lübeck kommt. Zum anderen wird der Bau des Heiligen-Geist-Hospitals durch Bertram Morneweg beschrieben und wie dieser dabei dem jungen Maler Johannes aus einer verzweifelten Lage hilft.
Die Handlung schreitet einen Großteil der Zeit sehr schnell voran, teilweise so schnell, dass ich kaum noch hinterher gekommen bin. Grade am Ende des Buches folgt ein spannendes Erlebnis des Waisenjungen auf das nächste. Streckenweise schreitet die Handlung dann jedoch auch wieder sehr langsam voran. Ich hätte mir daher ein gleichmäßigeres Erzähltempo gewünscht. Dies wäre auch einigen Situationen zugute gekommen, für deren Auflösung ich mir mehr Raffinesse erhofft hatte, insbesondere der Beziehung zwischen Anna und Johannes. So wurde der Handlungsstrang um die beiden doch ehr zweitrangig behandelt und gegen Ende recht schnell abgehandelt.
Die Handlung selbst hält sich zwar an die historischen Fakten, viel ist jedoch nicht über das Leben des Bertram Morneweg bekannt. Dadurch bleibt dem Autor viel literarische Freiheit, sodass Bertram Morneweg viele aufregende Abenteuer erlebt, die mich gefesselt haben. Manchmal ging es für mich jedoch ein Stückchen zu weit und ich habe einzelne Abschnitte als unglaubwürdig empfunden. Vor allem das riesige Glück, dass die Hauptcharaktere immer wieder haben wirkte nicht nur übertrieben, sondern hat auch wiederholt zu enttäuschenden Auflösungen von Situationen geführt, in denen ich ehr auf geschicktes Verhandeln des Hauptcharakters, als auf puren Zufall gehofft hatte.
Der Schreibstil war insgesamt flüssig zu lesen und etwaige unbekannte Wörter wurden im Glossar erklärt. Etwas störend waren zeitweilig die häufigen Gebete der Hauptpersonen. Das mag zwar historisch korrekt sein und nahm auch im Laufe des Buches etwas ab, ob man das mag ist allerdings wirklich Geschmackssache.
Zuletzt sollte ich wohl noch erwähnen, dass weder Titel noch Cover viel mit dem Inhalt des Buches zu tun haben. Das namensgebende weiße Gold - das Salz - kommt überhaupt nicht vor und auch das Cover hat bis auf die Stadt Lübeck im Hintergrund nicht sonderlich viel mit der Handlung zu tun.
Insgesamt war dieses Buch eine angenehme, überwiegend leichtgängige Lektüre, die mir trotz einiger Kritikpunkte viele angenehme Lesestunden bereitet hat. Daher von mir solide 3 Sterne.