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Veröffentlicht am 14.01.2020

Packender historischer Roman über die Woche vor dem Attentat von Sarajevo

Der Attentäter
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Es gibt eine Tatsache, die diesen Roman schon außergewöhnlich macht: Das Ende ist bereits von der ersten Seite an bekannt, denn es geht um die sieben letzten Tage vor dem Attentat in Sarajevo, wo der österreich-ungarische ...

Es gibt eine Tatsache, die diesen Roman schon außergewöhnlich macht: Das Ende ist bereits von der ersten Seite an bekannt, denn es geht um die sieben letzten Tage vor dem Attentat in Sarajevo, wo der österreich-ungarische Thronfolger Franz Ferdinand und seine Frau Sophie auf tragische Weise ums Leben kamen.
Vermutlich war dieses Ereignis der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte und quasi den ersten Weltkrieg einläutete. So weit haben wir vermutlich alle bereits im Geschichtsunterricht in der Schule vom Attentat und seinen weitreichenden Folgen gehört. Ich muss gestehen, dass bei mir damals, bis auf die Eckdaten, nicht allzu viel davon hängen geblieben ist, bestand doch der Geschichtsunterricht nur aus sachlich abgespulten Fakten und auswendig gelernten Jahreszahlen. Was der Autor in seinem Nachwort schreibt, kann ich nur bestätigen. Erst ein guter Roman kann einem die Ereignisse so nahe bringen, dass man sie wirklich versteht und auch die Beweggründe und Gefühle der beteiligten Menschen nachvollziehen kann, und genau das ist Ulf Schiewe in seinem Roman hervorragend gelungen!
Die sieben Kapitel zwischen Prolog und Epilog entsprechen den sieben Tagen bis zum Attentat, beginnend mit Montag, dem 22. Juni 1914 und endend mit dem Tag, an dem das Attentat stattfand. Einführend gibt es bei jedem Kapitel diverse Zeitungsabschnitte zum Zeitgeschehen, die den Roman so besonders authentisch wirken lassen und dem Leser dabei helfen, die politische Lage zu erkennen und einzuordnen. In kurzen Unter-Abschnitten, die jeweils mit Ortsangabe und Uhrzeit versehen sind, erfährt man die fortlaufenden Ereignisse aus verschiedenen Blickwinkeln.
Da sind zum einen die Attentäter, junge Männer, die sich aus falsch verstandenem Patriotismus, Freiheitsliebe und einer gewissen Hoffnungslosigkeit, was ihre Zukunft angeht, zu einer Wahnsinnstat hinreißen lassen, gesteuert durch den serbischen Geheimbund „Schwarze Hand“. Besonders Gavrilo Princip, den Todesschützen, lernen wir intensiv kennen. Der Autor hat ihn sehr lebendig dargestellt und lässt uns in seine Gefühle und Gedanken blicken. Diese sind zwar fiktiv, kommen aber vermutlich der Wahrheit sehr nahe, denn Ulf Schiewe hat außerordentlich gründlich recherchiert und bewegt sich mit der gesamten Handlung sehr nahe an den historischen Fakten. Auch wenn ich letztendlich nicht wirklich verstehen kann, wieso ein Mensch sich und anderen so etwas antut, so habe ich hier wenigstens eine Ahnung zum Hergang und zu den Hintergründen erhalten.
Ein anderer Blickwinkel der Geschichte ist der von Franz Ferdinand, dem ungarisch-österreichischen Thronfolger und seiner Frau Sophie. Franz Ferdinand war anscheinend nicht sonderlich beliebt, hatte er doch ein aufbrausendes Wesen und eine sehr schroffe Art seinen Mitmenschen gegenüber. Mit Sophie jedoch verband ihn ein inniges Verhältnis, denn die beiden hatten aus Liebe geheiratet, allen Anfeindungen und Demütigungen zum Trotz, denn für die Habsburger Monarchie war diese Ehe nicht standesgemäß. Diese andere Seite des Thronfolgers kommt im Buch gut zum Ausdruck, und Sophie fand ich anhand der Beschreibung sehr liebenswert.
Ein weiterer Erzählstrang zeigt die Geschichte aus der Sicht des Majors Rudolf A. Markovic, der dem österreichisch-ungarischen Geheimdienst in Sarajevo angehört. Markovic und sein Stellvertreter, Hauptmann Heribert Simon, haben von einer Verschwörung der Schwarzen Hand erfahren und versuchen alles in ihrer Macht stehende, das Attentat zu verhindern. Diese Seite des Romans ist rein fiktiv, erhöht aber die Spannung und macht die Handlung erst so richtig lebendig. Die unrühmliche Rolle des Feldzeugmeisters und Landeschefs von Bosnien-Herzegowina, Oskar Potiorek, wiederum ist historisch belegt, und ich war entsetzt über die lasche Art der damaligen Sicherheitsvorkehrungen.
Eine ebenfalls fiktive aber sehr sympathische Protagonistin im Roman ist die Bordellbesitzerin Svetlana Maric, die vor allem für Markovic eine wichtige Rolle spielt.
Im chronologisch korrekten Zeitablauf erlebt man hautnah mit, wie sich die Dinge immer weiter zuspitzen, und obwohl man weiß, dass es unausweichlich ist, beginnt man zwischendurch zu hoffen, der Thronfolger und seine Frau könnten dem Attentat entgehen.
Für mich ist dies ein vielschichtiger, brillant geschriebener, herausragender Roman, der mir wieder ein wichtiges Ereignis europäischer Geschichte unvergesslich nahe gebracht hat.

Die schöne Ausstattung des Buches möchte ich nicht unerwähnt lassen. Auf den inneren Buchklappen ist ein Stadtplan von Sarajevo zu finden, auf dem die wichtigsten Stationen des Romans eingezeichnet sind. Das Glossar und vor allem ein übersichtliches Personenverzeichnis am Ende des Buches waren sehr hilfreich, denn mit den vor allem bei den serbischen Namen, die häufig auf „ović„ enden, kam ich anfangs etwas ins Schleudern und war dankbar für diese Gedächtnisstütze.

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Veröffentlicht am 16.12.2019

„Tugenden bewundert man, aber es sind die Makel, in die man sich verliebt.“

Der Wind in meinem Herzen
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Der Roman ist in der 1. Person geschrieben, jedoch aus den Blickwinkeln dreier sehr unterschiedlicher und sehr interessanter Charaktere.

Fiamma, die kluge, junge Frau mit dem flammenroten Haar, von dem ...

Der Roman ist in der 1. Person geschrieben, jedoch aus den Blickwinkeln dreier sehr unterschiedlicher und sehr interessanter Charaktere.

Fiamma, die kluge, junge Frau mit dem flammenroten Haar, von dem sie auch ihren Namen hat, lebt seit dem Tod ihrer Mutter allein in einem Haus im Wald oberhalb von St. Rhémy. Sie trauert um den einzigen Freund, den sie hatte, denn Raphaël ist im Krieg an der Front gefallen. Die anderen Dorfbewohner halten sich von ihr fern, aus unterschiedlichen Gründen, wie man nach und nach erfährt. Nur wenn jemand für seine Krankheitsbeschwerden Linderung sucht, findet er den Weg zu ihrer Hütte, denn wie schon ihre Mutter, ist Fiamma heilkundig und weiß mit Kräutern umzugehen.

Yann, Raphaëls älterer Bruder und seit dem Tod des Vaters das Familienoberhaupt der Rossets, ist verschlossen und verbittert und kann sich nicht verzeihen, dass es sein Bruder war, der im Krieg umgekommen ist, denn eigentlich hätte er an seiner Stelle sein sollen, so meint er, aber durch eine Unfallverletzung wurde er vom Krieg verschont.
Oft taucht in der Nähe des Hofs, am Waldrand, Fiamma auf. Yann würde sie am liebsten verjagen, denn er will mit der jungen Frau nichts zu tun haben.

Don Agape, der neue Pfarrer, der aus der Stadt in das kleine Bergdorf kommt um seinen alten, kranken Vorgänger zu unterstützen bzw. abzulösen, wirkt anfangs verunsichert und lässt sich von Pater Jacques bevormunden. Er ist sich nicht sicher, ob seine Entscheidung, aus Rom wegzugehen, die richtige war. Seine Versuche, mit der Bevölkerung in Kontakt zu treten, sind nicht sehr erfolgreich, denn die Dorfbewohner sind verschlossen und wortkarg. Über Fiamma erzählen die Dörfler, sie sei eine Hexe, und er wird neugierig auf die junge Frau. Er sucht sie auf, in dem Bestreben, sie in den Schoß der Gemeinde zurück zu führen,wobei er jedoch keinen Erfolg hat.
Die dramatischen Ereignisse die sich jedoch dann anbahnen, führen dazu, dass Don Agape über sich hinauswächst.

Die Verbindungen zwischen den Protagonisten sind kompliziert und vielschichtig und werden im Lauf der Geschichte erst nach und nach entschlüsselt. Manche Handlungen der Menschen und die Gründe dafür lassen sich nicht sofort erkennen, sondern klären sich erst mit der Zeit.
Der Schreibstil des Romans ist eigenwillig, wunderschön, teils poetisch und sehr gefühlvoll. Die Autorin malt ein lebendiges Bild von St. Rhémy und seinen Bewohnern. Es ist ein Roman, in dem es um sehr unterschiedliche und starke Emotionen geht, die über die Menschen kommen wie eine Naturgewalt. In der ursprünglichen, kompromisslosen Gefühlswelt der Menschen spiegelt sich die Kraft der Natur und die Wildheit des Gebirges wieder.
Auf eine wahre historische Begebenheit bezieht sich das Schicksal der Zinn-Zigeuner, die im Buch ebenfalls eine Rolle spielen, jedoch hat die Autorin die wahren Ereignisse für ihre Geschichte fiktiv angepasst.
An dieser Stelle möchte ich auch unbedingt die wunderschöne Ausstattung dieses Buches aus dem Wunderraum-Verlag hervorheben. Wie alle Bücher des Verlags ist auch dieses mit einem hochwertigen Leinenrücken, farblich sehr schön abgestimmtem Vorsatzpapier und einem Lesebändchen ausgestattet 

Mich hat dieser Roman fasziniert und gefangen genommen, und ich konnte ihn zwischendurch kaum aus der Hand legen. Er gehört auf jeden Fall zu meinen Lese-Highlights des Jahres.

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Veröffentlicht am 19.11.2019

Wie Ole der Bär sein erstes Weihnachtsfest erlebt

Das geheimnisvolle Weihnachtsgeschenk
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Es ist kurz vor Weihnachten. Draußen ist es bitter kalt, und es schneit. Der Bär Ole unterbricht seinen Winterschlaf und verlässt seine gemütliche Höhle, um mit seinen Freunden auf einer Waldlichtung Weihnachten ...

Es ist kurz vor Weihnachten. Draußen ist es bitter kalt, und es schneit. Der Bär Ole unterbricht seinen Winterschlaf und verlässt seine gemütliche Höhle, um mit seinen Freunden auf einer Waldlichtung Weihnachten zu feiern, denn Weihnachten soll das allerschönste Fest sein, das er auf keinen Fall verpassen möchte. Unterwegs findet er ein Geschenk und überlegt, dass es sicher für ihn ist. Aber er begegnet auch dem kleinen Wichtel, der Gans, dem Waschbären und der Maus, und alle sind sie der Meinung, das Geschenk sei nur für sie bestimmt. Darüber kommt es zum Streit, und Ole ist traurig, denn so hat er sich Weihnachten nicht vorgestellt. Aber dann klärt sich alles ganz anders.
Was es mit dem geheimnisvollen Geschenk auf sich hat und ob sich die Freunde wieder vertragen, das erfahren Kinder ab 5 Jahren in diesem schönen Bilderbuch. Die kurzen Texte sind kindgerecht, die klaren Bilder, in warmen, kräftigen Farben sorgsam gezeichnet, laden zum ausgiebigen Betrachten ein, denn gerade die Bärenhöhle ist so gemütlich ausgestattet, und auch im Winterwald gibt es viel zu entdecken. Hier wurde viel Wert auf kleine Details gelegt. Auch wenn der Hintergrund der Bilder meist dunkel ist, da die Geschichte ja nachts im Wald spielt, so hat die Autorin und Illustratorin auch immer Licht mit eingebracht. Diese Licht- und Schatteneffekte verstärken einerseits das Geheimnisvolle der Geschichte, aber das warme Licht führt auch direkt zu Weihnachten hin. Die Weihnachtsfeier der Tiere und der geschmückte Wald sind ganz bezaubernd illustriert. Beim Vorlesen wird sicher so mancher nachdenkliche Moment aufkommen, und einige Szenen im Buch geben interessanten Gesprächsstoff für die Kinder, denn da geht es um den Zusammenhalt und wie leicht sich manchmal Streit aus der Welt schaffen lässt, wenn jeder Einzelne nicht nur auf sich selbst schaut, sondern alle zusammenhalten.
Ein wunderschönes Bilderbuch für die Advents- und Weihnachtszeit. Es eignet sich gut als kleines Mitbringsel für Kinder oder natürlich auch für den Nikolaussack oder die Bescherung an Heiligabend.

Veröffentlicht am 11.11.2019

Ein grandioser, vielschichtiger historischer Roman

Im Schatten des Turms
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Die Protagonisten sind zwei junge Menschen im Wien des 18. Jahrhunderts, die sich gefunden und verliebt haben, deren Liebe aber hoffnungslos ist, da sie aus verschiedenen Gesellschaftsschichten kommen. ...

Die Protagonisten sind zwei junge Menschen im Wien des 18. Jahrhunderts, die sich gefunden und verliebt haben, deren Liebe aber hoffnungslos ist, da sie aus verschiedenen Gesellschaftsschichten kommen. Helene ist aus adligem Haus und Halbwaise. Ihr Vater ermöglicht ihr ein behütetes Leben und eine, für die Frauen der damaligen Zeit, außergewöhnlich hohe Bildung.
Alfred ist Medizinstudent. Er stammt aus kleinen Verhältnissen, hat aber das Zeug dazu, ein guter Arzt zu werden. Sein Studium muss er sich mühevoll verdienen.
Wichtigster Schauplatz des Romans ist der Narrenturm in Wien, in dem die erste psychiatrische Heilanstalt der Welt untergebracht war. Bei einem Besuch der Medizinstudenten in der Anstalt fällt Alfred eine junge Frau auf, die Verletzungen an den Armen hat und die ihm anscheinend etwas mitteilen möchte. Aber sie ist stumm. Ihr Anblick lässt Alfred nicht los, und über die herrschenden Zustände im Narrenturm ist er entsetzt, und er nimmt sich vor, etwas dagegen zu tun. Dadurch behindert er jedoch unbewusst andere Interessen.
Der Ort ist schicksalhaft für Helene und Alfred. Die Liebenden treffen sich am Narrenturm, und dort verlieren sie sich auch wieder. In parallel erzählten Handlungssträngen erfährt man abwechselnd, welches Schicksal sie erwartet.
Beide machen eine starke Entwicklung durch, und beide müssen ihren eigenen Kampf ausfechten, jeder auf eine andere Art und Weise.
Der Roman hat mich von der ersten Seite an mitgerissen und fasziniert, denn René Anour beschreibt alle Szenen so eindringlich, dass man sich dem Gefühl, mitten in der Geschichte zu sein, gar nicht entziehen kann (und natürlich auch gar nicht entziehen will!). Sinnbildlich für die Liebenden wird das Märchen von Jorinde und Joringel erzählt, und die Schicksalswege von Helene und Alfred ähneln auch in gewisser Weise denen der Märchengestalten. Was mich besonders fasziniert hat, sind die gleichnishaften Verknüpfungen verschiedener Charaktere des Romans mit Vögeln. Da gibt es den Pirol und die Elster, den Wendehals und den Adler, und im Lauf der vielschichtigen Handlung kommen auch die Krähen ins Spiel, nicht zu vergessen die Nachtigall, die eine ganz besondere Rolle einnimmt. Das mag auf den ersten Eindruck verwirrend klingen, aber je weiter man liest, umso mehr erschließt sich die Symbolik.
Man muss diesen Roman einfach gelesen haben! Er kann mit einer dichten Atmosphäre und einer Vielzahl äußerst interessanter Charaktere aufwarten und zeugt im Aufbau und in seiner Entwicklung von gründlicher Recherchearbeit. Viele historische Fakten fließen mit in die Geschichte ein, und man begegnet auch diversen realen Persönlichkeiten der damaligen Zeit. Auch gewinnt man Einblicke in die Wissenschaft der Psychiatrie im 18. Jahrhundert und erfährt einiges über die damals oft schaurigen Behandlungsmethoden. Der gemütliche Wiener Dialekt einiger Personen bildet einen gekonnten und sehr interessanten Kontrast zu der zeitweilig düsteren Handlung und kann nicht über das Grauen hinwegtäuschen, dem man da begegnet.
Der Schreibstil des Romans ist großartig und reich an Metaphern, und die Handlung entwickelt sich dramatisch und immer auch ein wenig geheimnisvoll. Es war für mich faszinierend, die Entwicklung der verschiedenen Charaktere mit zu erleben.
Es gibt so viele mysteriöse Szenen und Details, die man beim ersten Lesen gar nicht alle erfassen kann. Daher habe ich fest vor, dieses Buch nach einiger Zeit noch einmal lesen und dann vermutlich vieles neu zu entdecken, was mir beim ersten Durchgang verborgen blieb. Ich kann definitiv schon sagen, dass dieser grandiose Roman zu meinem Jahreshighlights 2019 gehört.

Veröffentlicht am 07.11.2019

Bezaubernder weihnachtlicher Liebesroman

Stille Nacht, flauschige Nacht
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Die Hauptpersonen in Petra Schiers diesjährigem Weihnachtsroman sind Patrick Sternbach und Angelique Sahrmüller. Beide kennt man bereits aus dem Weihnachtsroman vom letzten Jahr, als es um Patricks Bruder ...

Die Hauptpersonen in Petra Schiers diesjährigem Weihnachtsroman sind Patrick Sternbach und Angelique Sahrmüller. Beide kennt man bereits aus dem Weihnachtsroman vom letzten Jahr, als es um Patricks Bruder Justus und Angeliques beste Freundin Laura ging. Auch Patricks Situation wurde in „Vier Pfoten für ein Weihnachtswunder“ bereits angerissen. Er hat sich ein gut gehendes Bauunternehmen aufgebaut, und seit vor einem Jahr ihre Mutter gestorben ist, leben seine Kinder, die Zwillinge Jessica und Joel, bei ihm. Inzwischen gehört auch Hund Oskar zur Familie, auch wenn dieser die Sache etwas anders sieht, denn er ist der festen Meinung, ein Streuner zu sein und bald wieder auf Wanderschaft gehen zu wollen. Dieses Vorhaben schiebt Oskar jedoch immer wieder auf, da er sich bei den Sternbachs sehr wohl fühlt und ihm die Kinder ans Herz gewachsen sind. Oskars Meinung ist immer wieder zwischendurch kursiv gedruckt eingestreut, denn das ist das Besondere an Petra Schiers Romanen, dass sie auch ihren vierbeinigen Protagonisten eine Stimme gibt. Die Hunde in ihren Romanen sind nicht nur schmückendes Beiwerk, sondern haben ihren eigenen Kopf und meist auch eine wichtige Aufgabe zu erfüllen, die sie von Santa Claus und seinen Weihnachtselfen mitgeteilt bekommen.
Auch die Abschnitte, wenn man Einblick in Santas Weihnachtswerkstatt bekommt, sind alljährlich ein Highlight in Petra Schiers Weihnachtsromanen. Bei Santa und seinen Elfen ist die Schaltzentrale, von wo aus Wünsche erfüllt werden. Diesmal geht es um Joel Sternbachs Wunschzettel, der ganz schön umfangreich ist. Neben einigen Dingen, die sich Jungen in seinem Alter so wünschen, schüttet er Santa sein Herz aus, denn das Ehepaar Meininger, Joels und Jessicas Großeltern mütterlicherseits, streben einen Sorgerechtsstreit gegen ihren unerwünschten Schwiegersohn an. Das belastet sowohl Patrick als auch seine Kinder sehr. Dazu kommt ein Personalengpass im Bauunternehmen, so dass Patrick kaum Zeit für seine Zwillinge hat.
Hier kommt nun Angelique ins Spiel. Sie kennt Patrick ebenfalls schon seit einem Jahr, und damals war die erste Begegnung katastrophal.
Laura hat nun die Idee, Angelique könne doch bei Patrick in der Firma als Assistentin aushelfen. Angelique nimmt die Herausforderung an, und schon prallen die Meinungen aufeinander. Patrick braucht dringend Hilfe in der Firma, was er nur ungern eingesteht, denn er möchte die Fäden nicht aus der Hand geben, während Angelique das reinste Organisationstalent ist und sehr bald einiges in der Firma umgestaltet, was Patrick gar nicht gefällt.
Auch vor Patricks Privatleben macht Angelique nicht Halt, denn sie spürt, dass auch da ihre Hilfe gebraucht wird, und die Kinder so wie auch Oskar haben sie schnell ins Herz geschlossen. Nur Patrick will sich selbst nicht eingestehen, dass er Angelique sehr braucht und sie ganz und gar nicht so übel findet wie anfangs gedacht.
Die Rahmenhandlung um die Protagonisten ist wieder ganz wunderbar weihnachtlich, und man trifft viele „alte Bekannte“ aus früheren Büchern wieder. Da ist einmal die sympathische und ein wenig chaotische Familie Sternbach, und auch heuer findet im Haus der Eltern wieder ein traditioneller Adventsbacktag statt, an dem sich alle beteiligen.
Auch mehrere Besuche auf dem Weihnachtsmarkt stehen wieder auf dem Programm, und dort dreht sich, wie in jedem Jahr, das nostalgische Karussell. Klaus, der Besitzer, bietet auch diesmal wieder etwas Besonderes an, nämlich abendliche Fahrten für Verliebte, und der Schausteller behauptet nicht von ungefähr, dass in den Gondeln schon einige Ehen geschlossen wurden und einige Herzen zueinander gefunden haben.
Die sympathischen Protagonisten und die vertraute, heimelige Atmosphäre, die in der Geschichte vorherrscht, machen den Roman für mich zu einem besonderen, romantischen Lesevergnügen, wie ich es mir für die Vorweihnachtszeit wünsche.
Wie gewohnt, besteht auch dieses Buch heuer wieder aus 25 Kapiteln, so dass man es auch als Adventskalender lesen könnte. Aber ich gebe zu, mir ist dies noch in keinem Jahr gelungen, denn ich schaffe es einfach nicht, das Buch nach einem Kapitel bis zum nächsten Tag zur Seite zu legen, dazu bin ich viel zu gespannt, wie die Sache ausgeht.
Es ist einfach schön, die vertrauten Personen wieder zu „besuchen“, und man kann gut an die Erinnerungen aus dem Vorjahr anknüpfen, wobei dies natürlich keine Voraussetzung ist, denn jedes Buch kann selbstverständlich auch für sich allein gelesen werden. Dies war nicht der erste Roman und hoffentlich auch nicht der letzte um diese sympathische Familie. Kleine Andeutungen in der Handlung weisen aber schon darauf hin, dass wir vermutlich auch im nächsten Jahr wieder von den zweibeinigen und auch von den vierbeinigen Sternbachs hören werden. Ich freue mich schon sehr darauf.