Lübeck 1232: Der Waisenjunge Bertram weckt völlig unverhofft das Mitleid einer reichen Kaufmannstochter. Aber die zarte Liebe ist unmöglich. So heuert er als junger Mann bei einem Hanseschiff an, um sein Glück zu machen. Als sich das Schicksal nach vielen gefährlichen Abenteuern gegen ihn zu wenden droht, gelobt er: Wenn der Tod ihn noch einmal verschone, werde er einen Ort der Barmherzigkeit für die Alten und Schwachen erbauen. Und er setzt alles daran, sein Gelübde zu erfüllen.
Ruben Laurin entwirft in „Das weiße Gold der Hanse“ eine wunderbar detaillierte Szenerie des Lebens in der Welt der Kaufleute des 13. Jahrhunderts. Piraterie, Sklaverei, Antisemitismus, Heiratspolitik, ...
Ruben Laurin entwirft in „Das weiße Gold der Hanse“ eine wunderbar detaillierte Szenerie des Lebens in der Welt der Kaufleute des 13. Jahrhunderts. Piraterie, Sklaverei, Antisemitismus, Heiratspolitik, Frömmigkeit, Rechtswesen, Stadtbau und das Handelswesen werden – sorgfältig recherchiert – in den Roman eingebaut. Die Rahmengeschichte von der Liebe des mittellosen Bertrams zur Kaufmannstochter endet natürlich romantisch und heldenhaft, stellt aber nur einen kleinen Teil des Stoffes dar.
Mir gefällt die Tiefe, in die der Autor in seinen Stoff vorgedrungen ist. Außerdem ist die Gesamtanlage des Buches sehr gut komponiert. Die einzelnen Abschnitte bauen sehr gut aufeinander auf und geben trotz eingeplanter Zeitbrüche ein rundes Ganzes. Wir finden hier Lesevergnügen für alle Liebhaberinnen von historischen Beschreibungen und Abenteuergeschichten vergangener Zeiten.
Einziger Minuspunkt: Der Titel führt absolut in die Irre: Es geht weder um die Hanse, noch um deren weißes Gold (Salz), sondern um das Kaufmannswesen einer Hafenstadt insgesamt. Auch der Klappentext erwähnt nur einen eher als Episode zu bezeichnende Teilhandlung des Buches. Eher müsste man ankündigen, dass es um die heldenhafte Lebensgeschichte der Kaufleute des 13. Jahrhunderts geht.
Inhalt
Der Waisenjunge Moses verliert bei einem Piratenangriff auf das Schiff seines Vaters alles und vor allem sein Gedächtnis. Er entrinnt nur knapp dem Tod und versucht seitdem, seinen Platz in der ...
Inhalt
Der Waisenjunge Moses verliert bei einem Piratenangriff auf das Schiff seines Vaters alles und vor allem sein Gedächtnis. Er entrinnt nur knapp dem Tod und versucht seitdem, seinen Platz in der Welt und seine Erinnerungen wieder zu finden. Auf seinem Weg zum Mann und erfolgreichen Kaufmann muss er viele Prüfungen bestehen, begegnet vielen verschiedenen Menschen, die ihm wohlgesinnt sind, aber auch alte Feinde kreuzen erneut seinen Weg.
Zur Geschichte
Das Buch beginnt direkt spannend mit dem Piratenangriff auf das Schiff von Moses Vater. Das Kapitel ist voll mit vielen markanten Dingen, die für den gesamten Verlauf des Buches und vor allem sein Ende von zentraler Bedeutung sind und ziehen sich wie ein roter Faden durch den gesamten Roman. Die ersten 160 Seiten haben mich sehr beeindruckt, denn man entdeckt die Welt des 13. Jahrhunderts aus den Augen eines Kindes, erfährt die Begeisterung und den Unglauben über modernste Technik wie einen Lastenkran, erfährt, was der Glaube den Menschen damals bedeutet hat, welche Vorurteile und Ansichten sie hatten, wie sie lebten und so weiter. Und das alles äußerst packend geschrieben ohne sich lang ziehende Passagen mit Beschreibungen von Landschaften, Gebäuden etc.
Natürlich ist auch das restliche Buch spannend und unterhaltsam geschrieben. Im Mittelteil passiert zeitweise nicht sehr viel, aber es kommt dennoch keine Langeweile auf. Dafür wird das Ende relativ schnell abgehalten, was ich mir persönlich so ausführlich wie den Anfang des Buches gewünscht hätte und was auch mein einziger Kritikpunkt ist, denn manche Dinge wurden nur in ganz kurzen Sätzen zusammenfassend erwähnt, die ich mir sehr viel lieber ausgearbeiteter gewünscht hätte.
Die Figuren sind alle sehr markant und facettenreich, seien es die, die wirklich gelebt haben oder die, die sich der Autor ausgedacht hat. Es war sehr unterhaltsam, ihr Handeln zu beobachten und mitzuerleben, Spekulationen anzustellen, von den einen überrascht und von den anderen enttäuscht zu werden und die über die Jahre wachsenden Beziehungen und neuen Begegnungen zu sehen. Es gab viele schöne und ergreifende Momente und der Autor hat es wirklich sehr gut geschafft, den Leser in seine Welt zu entführen.
Fazit
"Das weiße Gold der Hanse" ist das beste Buch, das ich seit langer Zeit gelesen habe. Es ist sehr spannend, bewegend und hat viele Figuren, die man einfach lieb gewinnen muss. Es zeigt eine längst vergangene Zeit aus den Augen eines Heranwachsenden der sich alles was er hat und alles, was er erreichen wollte hart erarbeiten musste. Einziger Kritikpunkt ist das zu schnelle Ende.
Die Geschichte spielt in den Zeiten der Hanse, im 13. Jahrhundert. Der Kaufmann und Ratsherr Bertram Morneweg hat den Künstler Johannes engagiert, um einen Christophorus für das Heilige-Geist-Hospital ...
Die Geschichte spielt in den Zeiten der Hanse, im 13. Jahrhundert. Der Kaufmann und Ratsherr Bertram Morneweg hat den Künstler Johannes engagiert, um einen Christophorus für das Heilige-Geist-Hospital zu malen. Dieser gesteht ihm jedoch, dass er sich in die Tochter eines reichen Kaufmanns verliebt hat und da er meint, dass diese Liebe hoffnungslos ist, will er seine Arbeit nicht weiter fortsetzen und Lübeck verlassen. Um ihn davon abzuhalten und ihm Mut zu machen, erzählt Bertram Johannes seine Lebensgeschichte. Als Junge gelangt er nach einem Piratenangriff in die Fänge eines Kapitäns, für den er einige Jahre als eine Art Sklave arbeiten muss. Dank der Hilfe von Rebecca, einer einige Jahre älteren jungen Frau, die ebenfalls als Sklavin für den Kapitän arbeiten muss, überlebt er diese Zeit. Und dann gelingt es den beiden, zu fliehen und Bertram widerfährt ein großes Glück. Dank eines ehrbaren Lübecker Kaufmanns darf er eine Lehre machen, die ihn nach vielen weiteren Jahren voller Abenteuer zu dem gemacht hat, der er nun ist. Und Rebecca, die lebenslang wie eine große Schwester für ihn da ist, verschreibt sich der Kirche und wird Schwester im Heilige-Geist-Hospital, daher auch das besondere Engagement von Bertram für diese Institution.
Die Geschichte ist sehr lebendig geschrieben, mit Menschen, denen man sehr viel Sympathie entgegen bringt. Und dementsprechend ist das Mitleiden und Mitfreuen groß. An sich wirklich gute Unterhaltung in historischer Zeit. Dass der Titel so gut wie gar nichts mit dem Inhalt des Romans zu tun hat, lassen wir mal beiseite. Aber was den Autor ein bisschen um die (größeren) Meriten seines durchaus gelungenen Werkes bringt, ist das unverständlich übereilte Ende der Geschichte, in dem die Sorgfalt für das Schicksal der Personen einem saloppen Report weichen muss und dann 'Klappe zu'. Aber nach einem kurzen Kopfschütteln lässt sich dann insgesamt doch ein positives Fazit ziehen.
Ist das Lesen auf jeden Fall wert!
„Das weiße Gold der Hanse“ von Ruben Laurin erschien am 31.10.2019 im Verlag Bastei LÜBBE.
Das Cover deutet den historischen Roman an. Der Titel ist etwas irreführend, denn es geht nicht um Salzhandel ...
„Das weiße Gold der Hanse“ von Ruben Laurin erschien am 31.10.2019 im Verlag Bastei LÜBBE.
Das Cover deutet den historischen Roman an. Der Titel ist etwas irreführend, denn es geht nicht um Salzhandel in der Geschichte.
Die Geschichte teilt sich in zwei Handlungsstränge. Der angesehene Lübecker Ratsherr Bertram Morneweg erzählt dem Maler Johannes die Lebensgeschichte eines schiffbrüchigen 8 Jährigen Jungen. Dieser überlebt einen Piratenüberfall und wird von einem Wismarer Handelsschiff gerettet. Der Kapitän behält ihn, er fristet ab da ein Sklavendasein. Einziger Lichtblick ist die Sklavin Rebecca, die ihn gesund gepflegt hat. Nach vielen Jahren kommen beide, nach einer Gewalttat, frei und durch einen Kaufmann und seinem Sohn nach Lübeck. In Lübeck wendet sich das Blatt für beide....
Im zweiten Erzählstrang bekommt der Leser Einblick in das tägliche Leben des Ratsherrn Bertram Morneweg, er ist ein Förderer der Stadt Lübeck und der Kirche und mit dem Neubau des Heilig – Geist – Hospitals sehr beschäftigt. Bertram Morneweg ist ein angesehener Kaufmann der entlang der Ostsee erfolgreich Handel betreibt. Der junge Maler Johannes liegt ihm sehr am Herzen und als er in Schwierigkeiten gerät sucht der Ratsherr nach einem Ausweg......
Ruben Laurin hat zwei Handlungsstränge miteinander verwoben, in die er historische Fakten und Details eingebaut hat, am Ende der Geschichte schließt sich der Kreis. Sein Roman bietet reichlich Einblick in die Lebensweise, dem Glauben und die Ausbildung und arbeitsweise eines Kaufmanns, des 13. Jahrhunderts. Besonders das Strafrecht wirkt sehr befremdlich und barbarisch.
Die Geschichte nimmt von Anfang an Fahrt auf, der Spannungsbogen fließt im Mittelteil etwas schleppend dahin, am Ende nimmt er wieder Fahrt auf. Das Ende selbst wird vom Autor fast schon stenografisch erzählt, er beantwortet alle Fragen, doch nicht ausführlich.
Der Schreibstil von Ruben Laurin lässt sich sehr flüssig lesen und mit mittelalterlichen Worten versehen. Die detailreichen und bilhaften Beschreibungen erzeugen sofort Bilder vor dem inneren Auge und ziehen den Leser in die Zeit der Hanse des 13. Jahrhunderts.
Die Charaktere sind hervorragend ausgearbeitet, es sind einige interessante Nebendarsteller zu finden, die einen besonderen Charme besitzen. Doch auch Charaktere die beim Leser Abscheu erzeugen, wuden von Ruben Laurin glaubwürdig beschrieben. Die Hauptprotagonisten entwickeln sich in der Geschichte, sie wachsen und reifen.
Fazit: Ruben Laurin konnte mich mit seiner Geschichte, den historischen Fakten und der spannenden Handlung fesseln. Ich wurde gut unterhalten. Besonders die historische Recherche des Autors möchte ich hervorheben, ich habe die bildhaften Details, teils staunend und mit großem Interesse wahrgenommen. Ich gebe meine absolute Leseempfehlung. Sehr gut eignet sich der Roman für Leser die historische Geschichten verwoben mit einer spannenden Handlung lieben.
Mit „Das weiße Gold der Hanse“ ist ein weiteres Buch aus der Feder von dem Autor Ruben Laurin erschienen. Wobei der Name ein weiteres Pseudonym eines Autors ist, von dem ich schon mehrere Bücher gelesen ...
Mit „Das weiße Gold der Hanse“ ist ein weiteres Buch aus der Feder von dem Autor Ruben Laurin erschienen. Wobei der Name ein weiteres Pseudonym eines Autors ist, von dem ich schon mehrere Bücher gelesen hatte. Der Klappentext hat mich neugierig gemacht und da ich bereits weitere historische und auch fantastische Werke von diesem Autor mit Genuss gelesen habe war mein Interesse sofort geweckt. Und ich war gespannt, welche Geschichte dieses Mal erzählt wird und daher stürzte ich mich voller Vorfreude in ein neues Abenteuer.
Klappentext:
Lübeck 1232: Der Waisenjunge Bertram weckt völlig unverhofft das Mitleid einer reichen Kaufmannstochter. Aber die zarte Liebe ist unmöglich. So heuert er als junger Mann bei einem Hanseschiff an, um sein Glück zu machen. Als sich das Schicksal nach vielen gefährlichen Abenteuern gegen ihn zu wenden droht, gelobt er: Wenn der Tod ihn noch einmal verschone, werde er einen Ort der Barmherzigkeit für die Alten und Schwachen erbauen. Und er setzt alles daran, sein Gelübde zu erfüllen.
Zuerst möchte ich erwähnen, dass der Titel leider irreführend ist, dieser passt einfach nicht zum Inhalt des Buches und führt zu falschen Erwartungen. Dies ist kein reiner Hanseroman, in dem der Handel von Salz oder anderen Gütern der damaligen Zeit im Mittelpunkt steht. Zwar ist die Hanse und auch der Handel Teil der erzählten Geschichte, steht aber eher im Hintergrund.
Positiv möchte ich im Gegensatz dazu die Gestaltung des historischen Romans erwähnen. Im Buch ist eine hilfreiche Karte, ein umfangreiches Personenverzeichnis und eine interessante Zeittafel, sowie ein Glossar mit den wesentlichen Begriffen beigefügt wurden. Lauter Dinge, die das Leserherz höherschlagen lässt. Solche Extras empfinde ich bei historischen Romanen immer als recht ansprechend und daher nutze ich sie ganz gerne während des Lesens. Gekrönt wird dieses Buch durch ein beigefügtes Nachwort, in dem der Autor nochmal auf die historischen Umstände und auch auf die Person Bertram Morneweg eingeht, auch wird auf die Mixtur von Fakt und Fiktion nochmal näher eingegangen.
Der Schreibstil von Laurin hat mir auch dieses Mal wieder zugesagt. Dieser ist angenehm und lässt sich flüssig lesen. Sein bildgewaltiger Stil schafft es, dass ich mir alles gut vorstellen kann. Man wird in eine vergangene Zeit versetzt und bekommt dabei einen guten Eindruck über die damaligen Verhältnisse. Ein Bild wird gemalt, wie es damals vielleicht gewesen sein könnte.
Dieser historische Roman besteht aus zwei Erzählsträngen. Hierbei bekommt man in dem einen Strang einen Einblick über das Leben des gutmütigen Kaufmanns Bertram Morneweg. Man erfährt das ein oder andere interessante Detail aus seinem Leben. Dieser Charakter ist eine historische Person, welche mir vor dem Buch leider vollkommen unbekannt war. Daher hat es mir umso mehr Spaß gemacht, seine Geschichte zu lesen. In der anderen Perspektive erzählt Bertram Morneweg dem jungen Maler Johannes eine Geschichte. Diese spielt etwa vor vierzig Jahren im Vergleich zum Haupterzählstrang. In diesem Part wird die Geschichte von Moses erzählt. Wie er mit seinem Vater auf seinem Schiff unterwegs war, dieses jedoch von Piraten gekapert wurde und wie er deswegen in die Hände vom Kapitän Jacobi gelangen konnte. Auch wird berichtet, wie dieser Junge die Jüdin Rebecca kennenlernt und welche Abenteuer diese beiden erleben. Wie sie immer mehr wie Geschwister zusammenwachsen und wie der eine den anderen braucht. Im Verlauf des Buches wird auch klar, wie die beiden Perspektiven zusammengehören und was Bertram Morneweg mit dem Moses gemeinsam hat.
Im Mittelpunkt stehen Bertram Morneweg, aber auch die Geschichte des jungen Moses. Morneweg ist ein angesehener Kaufmann, welcher in Lübeck im 13. Jahrhundert lebt. Er ist ein Förderer der Stadt und der Kirche. Er lebt ein erfülltes Leben an der Seite seiner Frau. Dieser Kaufmann ist an dem Bau eines kirchlichen Hospitals als finanzieller Förder beteiligt. Dem jungen Maler Johannis erzählt er eine Geschichte, welche ihn aufmuntern soll. Diese Erzählungen handeln von Moses und seinem Lebensweg. Besonders den Erzählstrang von Moses habe ich mit Begeisterung mitverfolgt. Dieser Junge musste vieles in seinem noch recht jungen Leben erleiden, dabei musste er einige Hürden meistern, aber manchmal meinte es das Leben auch gut mit ihm. Seine Erlebnisse waren abenteuerreich und vielseitig, dabei haben sie das Buch bereichert.
Der Spannungsbogen wird leider nicht immer aufrechterhalten. Zu Beginn wird der Leser in ein Abenteuer gestoßen, langsam lernt man die Protagonisten kennen. Immer mehr Zusammenhänge werden erkennbar. Manche Szenen sind hierbei spannender als andere. Besonders das zweite Viertel empfand ich als etwas schwach. Dennoch fängt sich die Geschichte meiner Meinung nach wieder, es kommt wieder Schwung in die Story. Manchmal gibt es Szenen, die plätschern nur so dahin. Und dann gibt es Passagen, von denen würde man gerne mehr lesen. Manches wird nur in einem Nebensatz angedeutet, von denen ich nur zu gerne mehr gelesen hätte. Besonders am Ende des Buches erging es mir mehrmals so. Hier hatte ich das Gefühl, dass schnell alle offenen Fragen geklärt werden mussten. Ein paar mehr Ausführungen auf den letzten Seiten hätten diesem Buch gutgetan. Dafür vielleicht ein paar Kürzungen im mittleren Teil.
Insgesamt hat mir der neue historische Roman von Ruben Laurin mit dem Titel „Das weiße Gold der Hanse“ gut gefallen. Ein paar kleinere Schwächen hatte es meiner Meinung nach, dennoch ist es ein solider Roman, welchen ich mit Freude gelesen habe. Besonders den Weg, welchen Moses bestreiten musste, empfand ich als spannend und konnte mich begeistern. Daher möchte ich insgesamt 4 Sterne vergeben.