Sehr authentisch!
Das Leben ist auch nur eine Wolke„Glaubst du, dass man von einer Wolke fallen und trotzdem auf einer anderen landen kann? Irgendwann? Und dass sich das dann auch anfühlt, wie zu Hause zu sein?“ [Max:] „Wenn das Leben eine Wolke ist, Dalia, ...
„Glaubst du, dass man von einer Wolke fallen und trotzdem auf einer anderen landen kann? Irgendwann? Und dass sich das dann auch anfühlt, wie zu Hause zu sein?“ [Max:] „Wenn das Leben eine Wolke ist, Dalia, dann befinden wir uns auf derselben.“
DAS LEBEN IST AUCH NUR EINE WOLKE – KRISTINA MONINGER – POS 1980
Klappentext:
Dalia weiß, dass Glück nur geborgt ist. Deshalb hält sie gut fest, was das Leben ihr gelassen hat. Als sich ihr Freund von ihr trennt, steht sie vor den Scherben ihres sorgsam zusammengekitteten Lebensgerüsts. Gut, dass es Max gibt, eine flüchtige Bekanntschaft, der nun vor ihrer Tür steht und sich als Mitbewohner bewirbt. Aus der Zweckgemeinschaft der beiden wird Freundschaft … und mehr. Doch während sich Dalia mit Max‘ Hilfe von ihren Ängsten löst und ihn viel zu tief in ihr Herz lässt, hütet er ein folgenschweres Geheimnis.
Das Cover:
Ich finde das Cover wirklich schön. Es passt sehr gut zu dem ebenfalls schönen Titel (der durchaus in der Geschichte begründet ist) und erweckt fast den Eindruck, es wäre ein 3D-Bild. Dies entsteht, weil die Schrift ein wenig von den verschiedenfarbigen Wolken verschluckt zu werden scheint.
Der Schreibstil:
Kristina Moninger schreibt sehr fein, flüssig und detailliert. Dadurch schafft sie es sehr gut, dem Leser sämtliche Gefühle zu vermitteln, die die Hauptprotagonistin und Erzählerin Dalia empfindet. So konnte ich alles nachvollziehen und war richtig in der Figur drin. Die Autorin schreibt einfach so schön komplex, dass man als Leser vergisst, dass es nur Figuren sind, die da agieren und keine echten Personen.
Was bringt es einem, zu wissen, wie schön es ist, auf derselben Wolke zu sitzen, wenn man dafür eines Tages umso tiefer fällt?
DAS LEBEN IST AUCH NUR EINE WOLKE – KRISTINA MONINGER – POS 3463
Die Charaktere:
Erzählt wird aus der Perspektive Dalias. Das heißt, dass wir alle anderen Empfindungen der anderen Charaktere nur vermuten können. Besonders spannend ist dieser Aspekt im Hinblick auf Max, der anfangs ein wenig als Dalias rettender Engel erscheint, später aber dann doch noch viel mehr verbirgt und keineswegs so eindeutig zu deuten ist, wie man es vielleicht annehmen könnte.
Aber bleiben wir zunächst bei Dalia. Dalia fand ich für mich anfangs etwas schwierig, da die ersten Kapitel von einer Abhängigkeit und Depressivität zeugen, die ich mit mir selbst als Person, die sehr optimistisch und selbstständig ist, nicht ganz zusammenbringen konnte. So fehlte mir da einfach die Identifikationsmöglichkeit. Es ging einfach zu sehr gegen meinen eigenen Charakter. Rein stilistisch kann ich aber an diesem Abschnitt der Geschichte nichts aussetzen. Es war alles super dargestellt und ich konnte Dalia auch verstehen. Es war durchaus eine logische Reaktion und sehr authentisch. Manchmal ist es einfach schwierig für den Leser, jedenfalls für mich, wenn es gleich zu Anfang so beginnt. Man wird dann mit in diese Abwärtsspirale gezogen, dabei hat man noch gar nichts „Spannendes“ erlebt. Dieser Teil gehörte aber zur Geschichte dazu und hat Dalia sehr gut zu charakterisieren vermocht. Mir war als Leser so sehr früh klar, wie ich sie einzuschätzen habe und dann baute auch alles auf diesem „Down“ auf. Dadurch gab es natürlich eine unheimlich große Entwicklung, die der Leser bei Dalia sehr gut miterleben konnte
Ich glaube nicht, dass Dalia für jeden etwas ist. So mancher bevorzugt bestimmt die starken Kämpferinnen oder jene, die zu träumen wagen. Die große Nähe zur Realität ist für mich aber eine Stärke des Buches und diese spiegelt sich auch in seiner Hauptprotagonistin wider.
Max war wie oben schon angedeutet vielschichtiger, als man zunächst dachte. An ihm könnte man super gut soziale Abwehrmethoden analysieren. Anfangs erschien er als gutgelaunter Lebemensch, nach und nach muss man als Leser begreifen, dass auch er eine Vergangenheit und eine Gegenwart hat, in der nicht immer alles glatt gelaufen ist und läuft.
Er war für mich aber das perfekte Gegenstück zu Dalia, da er sie unheimlich in ihrer Entwicklung unterstützt hat. Erst, indem er sie aufgemuntert und ihr eine neue Aufgabe gegeben hat, dann als er der Hilfsbedürftige war und es an Dalia lag zu kämpfen. Die beiden Charaktere liefen perfekt aufeinander zu (oder jedenfalls zu perfekt, wie es die Realität zulässt) und ich habe mich sehr gefreut, sie kennengelernt zu haben.
Beide sind einfach sehr tiefgründig und komplex und durch ihre Vergangenheit bildeten sie Geheimnisse, die die Geschichte stets vorangetrieben haben und Spannung erzeugten.
Zur Geschichte allgemein:
Wie ich bereits sagte, liegt die Stärke der Geschichte in ihrer Authentizität. Demnach wird hier viel geredet, Emotionen ergründet und auch vieles nicht gesagt. Dennoch gab es auch lustige und abenteuerliche Passagen, die die Geschichte für mich immer wieder etwas auflockerten.
Um von vorne anzufangen: Der erste Abschnitt des Buches gefiel mir nicht so sehr. Das lag einfach an der Atmosphäre, die Dalia mit sich trug und die es mir ziemlich schwer gemacht hat, das Buch schnell zu lesen. Danach wurde es aber immer besser. Die Geschichte startet eben ganz am Boden um sich schließlich in den Wolken wiederzufinden:)
Gelegentliche Zeitsprünge haben die Geschichte vorangetrieben und gleichzeitig noch mehr Authentizität geschaffen, denn die Protagonisten befinden sich hier in einem Prozess der Bewältigung, der nicht von einem auf den anderen Tag funktioniert. Ab ca. 70 % wurden die ungefähren Zeitangaben zu expliziten und die Geschichte nahm zunehmend an Fahrt ab. Ich bin förmlich durch die Seiten geflogen. Es war wirklich geschickt gemacht, denn der Tag der Abreise (mehr will ich nicht sagen, sonst wäre es spoilern) rückt immer näher und das spürt somit nicht nur Dalia, sondern auch der Leser.
Die Geschichte wendet sich dann. Die schweren Problematiken werden nach und nach abgehakt und man bekommt die Liebesgeschichte, von Hoffnung geprägt, die man sich bei Liebesromanen so erhofft. Hier aber fußt sie auf einer komplexen Basis, die mir versichert, dass das Ende kein Ende sondern der Anfang dieser beiden sein wird (wie man so schön sagt:).
Ich fand es gut, wie eine regelrechte „Umproblematisierung“ durchgeführt wurde, die zeigte, wie tiefgründig dieser Roman ist und die auch Max einen gebürtigen Platz zuordnete. Jetzt am Ende kann ich sagen, dass ich den beiden alles abnehme. Ich habe mit ihnen gelitten, gelacht und gehofft, geliebt, gestritten und getrauert. Nun sehe ich ihre Zukunft vor mir und auf genau das hat das Buch sehr schön hingearbeitet.
Fazit:
Ein Buch, dass durch seine Authentizität und Emotionen besticht. Die Charaktere sind tiefgründig und zeigen durch die Geschichte eine große Entwicklung. Anfangs war es etwas schwer zu lesen, auch manchmal langatmig, danach war es mir jedoch ein wahres Vergnügen. Ich kann dieses Buch jedem ans Herzen legen, der sich nach einer Liebesgeschichte sehnt, die mehr Gefühle intus hat als Wut, Enttäuschung und Liebe und der bereit ist, Charaktere zu treffen, die durchaus echt sein könnten.
4 von 5 Sterne von mir.