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Veröffentlicht am 21.11.2019

Ein Buch über Sternenkinder

Emily und der Engelsrufer
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Inhalt:

Emily ist rundherum glücklich. Sie findet, dass der Ort, an dem sie sich befindet, der schönste auf der ganzen Welt ist. Hier ist es warm und gemütlich. Sie wird von Herzen geliebt und direkt ...

Inhalt:

Emily ist rundherum glücklich. Sie findet, dass der Ort, an dem sie sich befindet, der schönste auf der ganzen Welt ist. Hier ist es warm und gemütlich. Sie wird von Herzen geliebt und direkt an ihrer Seite befindet sich ihr kleiner Bruder Felix. Manchmal hört sie Mamas Stimme. Dann tippt Emily mit den Fingern gegen die Bauchwand, wie um ihr zu antworten.

Gerade kuschelt sich Emily an Felix. Sie ist eingeschlafen, doch ein helles Licht, weckt sie. Emily muss sich erst orientieren. Sie identifiziert ein kleines leuchtendes Männchen, mit einem Ring auf dem Kopf und einem Glöckchen um den Hals. Kurz darauf führt sich der Bursche als Engelsrufer ein, der auf der Suche nach einer reinen und starken Seele ist.

Es würden dringend Schutzengel benötigt, berichtet der Engelsrufer. Wofür?, möchte Emily wissen. Immer wieder passiert Menschen Schlimmes. Sie brauchen jemanden, der von Herzen liebt und der auf sie aufpasst. Emily trifft eine Entscheidung. Sie möchte nicht, dass ihrer Mutter und ihrem Bruder, den Menschen, die sie von ganzen Herzen liebt, jemals ein Leid widerfährt.



Im Detail:

Sternenkinder sind Kinder, die den Menschen, die sie lieben, viel zu früh genommen worden sind. Als ich „Emily und der Engelsrufer“ in den Händen hielt, war ich mir nicht sicher, ob dieses Thema zu traurig für ein Kinderbuch sein könnte. Ein Verlust, wie ihn Emilys Familie erleidet, markiert oft ein Familientrauma. Es ist wichtig, einen Weg zu finden, damit umzugehen.

Alice Andres erzählt einfühlsam die Geschichte eines Sternenkindes. Sie berichtet von Emily, die sich bereits vor der Geburt bewusst dazu entscheidet, ihre Familie zu verlassen, um fortan als Schutzengel über sie zu wachen. Emily ist mutig.

Das Buch besteht aus 36 Buchseiten mit vielen wunderschönen und liebevoll gezeichneten Bildern von Jaqueline Kauer. Die Illustratorin nutzt für ihr Buch weiche und freundliche Farbtöne. Die Mimik der Figuren wirken zufrieden und glücklich. Trotz des schweren Themas wird hier also eine Leichtigkeit erzeugt, die der Trauer die Schwere nimmt.

Bereits auf den ersten Seiten des Buches finden sich Briefe und Gedichte an den Schutzengel. Es handelt sich um liebe Dankesworte, die man betroffenen Familien mit auf den Weg geben kann.

Der KaleaBook Verlag ist dafür bekannt, dass seine Bücher in einer sehr ansprechenden Gestaltung erscheinen.
Auch dieses Buch enthält als Zusatzmaterial ein schönes Special. Im hinteren Buchteil befindet sich ein Bastelbogen mit Figuren und Elementen (einer Wolke und Herzen) aus dem Buch. Gemeinsam mit dem Kind kann man ein Mobile basteln. Auf dem Bastelbogen finden sich auch noch weitere liebe Worte an den Schutzengel und ein Text zu einem gemeinsamen Gebet am Ende des Tages.



Fazit:

Beim Thema Kinderliteratur denken viele Leser sofort an Harry Potter. Dass Ton und Thema des vorliegenden Werks nicht in die gängige Unterhaltungsliteratur passt, liegt offen zu Tage.
Der Verdienst von Alice Andres ist es, ein schweres Thema mit einer erstaunlichen und erfreulichen Leichtigkeit angegangen zu sein.

Einfühlsam erzählt die Autorin wie Emily bereits im Bauch ihrer Mutter eine schwere Entscheidung treffen muss. Nämlich die, die Menschen, die ihr so sehr am Herzen liegen, nie zu Gesicht zu bekommen. Dafür wird sie künftig in der Lage sein, diese als „Schutzengel“ wachsam zu verfolgen und in Ernstfällen selbstlos eingreifen zu können.

Liebevoll gestaltete Illustrationen in angenehmen und weichen Farbtönen runden das Werk neben schönen Sprüchen, Gedichten und Danksagungen an den persönlichen Schutzengel ab. Ein Bastelbogen am Ende der Geschichte lädt dazu ein, gemeinsam mit dem Kind ein Mobile zu basteln, das die Figuren aus dem Buch und süße Elemente wie eine Wolke und Herzchen zeigt.

Dieses Buch ist ein kleiner Schatz. Ich kann es ganz besonders an die Menschen empfehlen, die einen schweren Verlust zu beklagen haben. Aber auch Leser/innen, die sich mit der Thematik auseinandersetzen möchten, finden hier ein Buch, das Licht ins Dunkel bringt.

Eine absolute Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 14.11.2019

Vom Fachmann für Kenner

Blüten, Blätter, Pflanzen malen mit Watercolor
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Inhalt:

Malen, zeichnen, konzipieren, etwas zu Papier bringen:
In ihrem Buch „Blüten, Blätter, Pflanzen malen mit Watercolor“ erklärt die Autorin Harriet de Winton, wie man florales Aquarell ins Werk ...

Inhalt:

Malen, zeichnen, konzipieren, etwas zu Papier bringen:
In ihrem Buch „Blüten, Blätter, Pflanzen malen mit Watercolor“ erklärt die Autorin Harriet de Winton, wie man florales Aquarell ins Werk setzt.

Harriet de Winton beginnt nach einer kurzen Einleitung, in der sie sich selbst und ihre Leidenschaft für Blumen vorstellt, mit der Materialkunde. Sie erklärt, welche Pinselart sich am besten eignet. Welche Pinselstärken sie für die Projekte des Buches empfiehlt. Worauf muss man beim Kauf achten. Auch bei der Wahl der Farbe und des Papiers gilt Augen auf, Kauf ist Kauf.

Der Abschnitt „nützliches Material“ stellt kleine Helferchen vor, die man zusätzlich noch benötigt. Wie zum Beispiel einen gut beleuchteten Arbeitsplatz, Washi-Tape, Bleistift und Radiergummi. Auch hier erläutert die Autorin, worauf man beim Kauf achten sollte.

Es folgen weitere Grundlagen: Drei verschiedene Konsistenzen der Farbe werden im Detail erläutert. Verdünnt, nass und konzentriert. Was bedeutet Lasieren und Vermischen? Was ist eigentlich die Nass-in-Nass-Technik? Der Leser erhält kurz und detailliert Antwort auf diese Fragen.

Es folgt die Farbenlehre. Welche Farben lassen sich gut miteinander mischen? Wie erzeugt man eine Tonwertskala? Zum Schluss dieser Erläuterung weiß der Leser, wie ihm eine passende Farbauswahl für sein Bild gelingen kann.

Da es in diesem Buch um das Zeichnen von Pflanzen, Blüten und Blättern geht, wird an einem Beispiel auch noch der Aufbau einer Blütenpflanze erläutert. Denn nur, wenn man weiß, aus welchen Elementen z.B. ein Kirschblütenzweig besteht, kann man auch eine realistisch wirkende Zeichnung zustande bringen.

Nach diesem theoretischen Teil, geht es an die Praxis:

Die Autorin beginnt mit einfachen Aufgaben: Wie zeichnet man mit einfachen Basisstrichen verschiedene Blattformen?

Es folgen eine Vielzahl von verschiedenen Blumenzeichnungen zum Nachmachen. Eine Schritt-für-Schritt-Erklärung mit hilfreicher Bebilderung und auf die jeweilige Blume abgestimmter schriftlicher Erläuterung sowie einer Farbpalette und Pinselstärkenempfehlung gefolgt von Tipps und Tricks und eine Miniaturversion der Blume.

Der Praxisteil gliedert sich in Kapitel mit der Überschrift Blumen, Blattgrün und dekorative Blumenmotive.



Eigene Meinung:

Der erste Blick ins Buch hat gezeigt, dass die Autorin weiß, wovon sie spricht. Im theoretischen Teil berichtet sie von Hadernpapier, Papier aus Leinen und Baumwoll-Lintern sowie Holzschliff. Harriet de Winton weiß, welche Bleistiftstärke und welche Art von Radiergummi beste Ergebnisse beim Zeichnen garantieren. Es wird schnell klar, dass es sich hier um ein Buch handelt, dass sich an fortgeschrittenere Zeichner/innen wendet.

Der Praxisteil zeigt Blumen, Blätter und Blüten sehr naturalistisch. Die Anleitungen wirken mit ausgewählten Farbpaletten, unterschiedlichen Pinselstärken und detaillierter Beschreibung anspruchsvoll. Und tatsächlich zeigt ein keineswegs repräsentativer Eigenversuch, dass man sich nicht sklavisch an Farbmischung und empfohlene Materialien halten muss.
Je nach Kenntnisstand des Anwenders kann man also eine persönliche Schwierigkeitsstufe wählen.

Besonders gefallen hat mir die Anleitung am Anfang, die gezeigt hat, wie man mit wenigen Pinselstrichen ganz leicht verschiedene Blattarten auf Papier bringen kann. Zum Ende des Buches erhält man als Leser eine lockere Anleitung zum Zeichnen von Blumenkränzen und floralen Arrangements und blumenverzierten Rändern, deren Innenteil man z.B. mit einem Lettering schmücken kann.



Fazit:

Die Autorin Harriet de Winton schildert in ihrem Buch, „Blüten, Blätter, Pflanzen malen mit Watercolor“, detailliert, wie man naturalistisch wirkende Aquarelle aufs Papier bringt.

Der theoretische Teil hilft dabei Anfängerfehler zu vermeiden, eine perfekte Farbkombination zu finden und beim Kauf des Zubehörs die richtige Wahl zu treffen.

Das Buch ist eine anspruchsvolle, verständliche und ertragreiche Einführung, die ich an Fortgeschrittene empfehle.

Veröffentlicht am 12.11.2019

Good Vibes

Kim Lianne: Good Vibes
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Inhalt:

Von Kindheitsbeinen an hegt Kim Lianne den großen Traum irgendwann einmal ein Mitmachbuch selbst zu gestalten. 2011 fing sie an für ihren Youtube-Channel Videos zu drehen. Ihre Fans motivierten ...


Inhalt:

Von Kindheitsbeinen an hegt Kim Lianne den großen Traum irgendwann einmal ein Mitmachbuch selbst zu gestalten. 2011 fing sie an für ihren Youtube-Channel Videos zu drehen. Ihre Fans motivierten sie in den Kommentaren, ihre Ideen für ein Kreativbuch zu Papier zu bringen.

Entstanden ist ein Werk voll von kreativen und produktiven Aufgaben. Der Leser wird motiviert seine Gedanken zum Tag niederzuschreiben, Bilder einzukleben oder Seiten auszumalen.

Dieses Buch soll, wie der Name schon verrät, gute Laune verbreiten. Man wird motiviert aus einem Sammelsurium an Ideen neue lustige Dinge zu schaffen.

Im Innenteil finden sich Ausmalbilder, Seiten zum Bekleben, Hacks, die das Leben einfacher machen, Aufgaben, um das Gehirn zu trainieren, lustige Fakten, Kreative-Challenges, Platz zum Zeichnen, Listen und Tracker zum Ausfüllen und vieles mehr.



Im Detail:

„Good Vibes“ enthält viele, liebevoll illustrierte Kreativ- und Motivationsseiten. Hier findet der Leser wirklich alles, was das Herz begehrt. Die Autorin bietet auf den Seiten ihres Buches Platz für:

- Hacks, die beispielsweise gute Laune restaurieren, die die Konzentration fördern oder fürs Handy
- Fotos deiner schönsten Erinnerungen, die du einkleben kannst oder aber verschiedene Themenvorschläge zu denen du ein Foto machen und dann auf einer Seite archivieren kannst.
- Kreative-Challenges wie z.B. schreibe ein Wort in verschiedenen Schriftarten, zeichne etwas, wovor du Angst hast/was dich zum Lachen bringt, lege einen Ja-Sage-Tag ein und schau, wie sich dein Leben für diesen Moment verändert.
- Bucket Lists (allgemein oder aber spezielle Seiten, wie z.B. zeichne die Länder ein, die du bereits bereist hast und schreibe diejenigen nieder, die du unbedingt noch sehen möchtest)
- Stimmungslogbücher helfen, um deine aktuelle Stimmung festzuhalten. Nach einer bestimmten Zeit kannst du diese Seiten wieder anschauen und resümieren, an welchen Tagen es dir besonders gut/nicht so gut ging. Was war der Anlass?
- lustige Fakten z.B. übers Internet, übers Essen, über Tiere und Länder
- Lieblingswörter, Lieblingssprüche
- Trau dich! Schreib doch einmal nieder, was du an dir besonders magst, welches Lob du dir von anderen wünschen würdest, welches Lob hast du selbst in den letzten Tagen verteilt?
- Worte zum Ausschneiden und zum spontanen Verschenken.
- Ausmalbilder (Mandalas oder andere schöne Motive)
- 99 Dinge, die man mal gemacht haben sollte, zum Abkreuzen

und vieles vieles mehr.



Fazit:

Ob gegen Winterblues, schlechte Laune oder Erkältung - Gute Laune kann man ab jetzt kaufen. Ob „Good Vibes“ das richtige Buch dazu ist, bleibt eurem Urteil überlassen. Kim Lianne gelingt es mit diesem Buch jedenfalls dem tristen Herbstgrau etwas entgegenzusetzen. Es hellt den Alltag wieder auf und macht wirklich gute Laune.

Bemerkenswert sind auch die detailfreudigen, humorvollen Illustrationen von Constanze Guhr.

„Good Vibes“ ist für mich ein Tipp. Gefühl und Mitgefühl. Emotionale Achtsamkeit und der Weg zum seelischen Ausgleich werden niedrigschwellig und nicht pädagogisch vermittelt. Ein Buch, dass ganz sicher einen Mehrwert hat.

Veröffentlicht am 06.11.2019

Eine Geschichte mit viel Herz

Was so in mir steckt
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Inhalt:

Destry Camberwick ist für Rob die Projektionsfläche aller Sehnsüchte, allen Glücks an der Schule. Immer wenn Rob an ihr vorbeigeht, verschlägt es ihm die Sprache. Tagein, tagaus muss er an Destry ...

Inhalt:

Destry Camberwick ist für Rob die Projektionsfläche aller Sehnsüchte, allen Glücks an der Schule. Immer wenn Rob an ihr vorbeigeht, verschlägt es ihm die Sprache. Tagein, tagaus muss er an Destry denken. Zufällige Begegnungen, lassen den Mund offenstehen, richten das Nackenhaar auf und erzeugen kalte Schweißausbrüche. Die Indizien liegen klar auf der Hand: Rob ist verliebt.
Die Panikattacken, die Rob in den ungünstigsten Momenten überkommen, machen es ihm nicht einfacher. Wie soll er Destry seine Gefühle gestehen. Ja, wie soll sie überhaupt erfahren, dass es ihn gibt, wenn er nicht mal in der Lage ist, ein einziges Wort mit ihr zu wechseln?

Robs bester Freund Andrew und sein grießgrämiger Opa stehen dem Jungen sofort mit Rat und Tat zur Seite. Rob muss etwas tun, was Destrys Aufmerksamkeit auf ihn zieht. Zum Beispiel am Schulsport teilnehmen und sich dort hervortun, eine Passion zu haben, kann nicht schaden, auch ein Hund könnte helfen, um ganz beiläufig mit Destry, die selbst ein solches Haustier besitzt, ins Gespräch zu kommen. Letztlich fällt sogar der Vorschlag am Schultalentwettbewerb teilzunehmen und dort eine Begabung zu zeigen, von der bislang noch keiner etwas wusste. Rob ist von all diesen Ideen nicht begeistert. Im Sport ist er eine absolute Niete, er kommt sympathisch unambitioniert daher.
Doch was tut man nicht alles für die Liebe?



Im Detail:

Mit Rob erschafft Barry Jonsberg einen Protagonisten, der – ähnlich wie Candice in „Das Blubbern von Glück“ - ziemlich unambitioniert, zugleich aber erstaunlich altersklug und liebenswert daherkommt. Gleich zu Beginn der Geschichte interviewt Rob zu „Studienzwecken“ seine Eltern zum Thema Verliebtsein. Er stellt Fragen wie: „Mum, weiten sich deine Pupillen, wenn du Dad anschaust? Strömt dein Blut in deine Epidermis und spürst du ein Flattern in der Magengrube?“. Klar, dass nach vielen Jahren Ehe die Antwort des befragten Elternteils eher ernüchternd ausfällt. Doch Rob lässt sich nicht unterkriegen. Die Ermittlungen in Sachen Liebe zeigen ihm nur viel deutlicher, dass das, was er für Destry Camberwick empfindet, mehr ist als eine harmlose Schwärmerei.

Doch was tut man, wenn man sich seiner Gefühle zwar sicher ist, aber beim Anblick der Angebeteten in Schweiß ausbricht und keinen einzelnen Satz hervorbekommt?

Rob sucht Hilfe bei seinem geliebten Großvater. Einem sehr griesgrämigen, ständig fluchenden alten Mann, der im Altersheim Wetten abschließt, wer wohl als nächstes ins Gras beißen wird. Rob weiß genau von den Schwächen seines Opas. Er weiß, dass andere Menschen sich erst einmal an diese raue Schale gewöhnen müssen. Gemeinsam mit Andrew, Robs bestem Freund, ist Opa jedoch gewillt, der großen Liebe seines Enkels ein wenig auf die Sprünge zu helfen. Nicht immer sind Opas und Andrews Ratschläge jedoch praxistauglich.

Rob ist kein großer Sportler und genießt es auch nicht im Rampenlicht zu stehen. Dennoch ist der Junge gewillt Opfer für Destry zu bringen. Während die Lage recht aussichtslos erscheint, stellt er sich der Herausforderung. Rob meldet sich auf die Stelle des Torwarts, die in der Schulmannschaft neu besetzt werden soll. Er wird von einem Tag auf den anderen Vegetarier, kettet sich vor dem Supermarkt ans Geländer, um gegen schlechte Tierhaltung zu protestieren, geht mit der Promenadenmischung von einem der im Altersheim lebenden alten Männer spazieren, er schreibt Gedichte und versucht sich als Theaterschauspieler. Nur hat das alles einen großen Haken: Rob ist absolut talentfrei, unsportlich und auch nicht gerade ein absoluter Glückspilz. Mit großem Geschick beschreibt der Autor das klägliche Scheitern seiner Hauptfigur. Nicht spöttisch, nicht herablassend, aber mit augenzwinkerndem Humor.

Rob ist jemand, der sich nicht unterkriegen lässt, der alles gibt, was er kann, nur um seinem Ziel, Destry Camberwicks Aufmerksamkeit zu wecken, ein wenig näher zu kommen.



Fazit:

The Things We Do For Love ...

Was tut man nicht alles für die Liebe. Barry Jonsberg ist es gelungen mit ,„Was so in mir steckt“, erneut eine Geschichte mit enorm viel Spannung, Herz und Humor zu schreiben. Die Überforderung und die gegenseitigen Beziehungen ihrer Figuren zueinander sind wieder fulminant niedergeschrieben; so viel Wortwitz und abgründiger Humor.

Wer Herzenswärme und ein besonderes Gespür für die Komik und Tragik des Alltäglichen sucht, wird bei Barry Jonsberg immer fündig. Eine absolute Empfehlung.



Buchzitate:

„Schhhh“, machte er. „Ich denke nach und das ist schon im günstigsten Fall eine delikate Angelegenheit. Wenn du mich unterbrichst, verliere ich den Faden und spiele stattdessen Videospiele.“

Veröffentlicht am 24.10.2019

Eine chaotische Familie

Glück für alle Felle
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Inhalt:

Auf Mama Peacheys Ankündigung, dass sie ihren Job als Mutter an den Nagel hängen möchte, reagiert der Rest der Familie mit Begeisterung. Keine Vorschriften mehr, kein Gemecker, wenn etwas anders ...

Inhalt:

Auf Mama Peacheys Ankündigung, dass sie ihren Job als Mutter an den Nagel hängen möchte, reagiert der Rest der Familie mit Begeisterung. Keine Vorschriften mehr, kein Gemecker, wenn etwas anders läuft als geplant, und morgens solange schlafen wie man möchte. Das klingt doch fabelhaft. Schon nach wenigen Tagen müssen Ava, Olli und Papa allerdings feststellen, was die jüngste Tochter der Familie, Betty, schon längst geahnt hat: Ohne Mama drohen Kontrollverlust und Anarchie.

Bald schon türmen sich Berge an Schmutzwäsche, der Abwasch wird nicht mehr gemacht und jeden Tag gibt es nur noch Pizza. Im Bad herrscht morgens heilloses Durcheinander. Betty weiß,dass irgendetwas passieren muss. Ein Hund muss her.

Die Familie, mit Ausnahme von Papa, spricht sich geschlossen für den Hund aus. Papa wird von den restlichen Peacheys überstimmt und muss mit ins Tierheim fahren. Jeder hat seine eigene Vorstellung vom perfekten Hund. Doch letztlich ist es wieder Betty, die eine Entscheidung trifft. Es soll die schweigsame und zurückhaltende Promenadenmischung namens Mister Tavish werden.

Mister Tavish bekommt ein selbstgenähtes Körbchen von Betty und den besten Platz unter der Treppe, von wo aus er alles beobachten kann. Und das tut das neue Familienmitglied auch - und zwar ausgiebig. Einen ganzen Tag lang analysiert Mister Tavish das Verhalten seiner neuen Familie. Schnell stellt er fest, dass die Peacheys dringend Hilfe nötig haben.



Im Detail:

Seitdem Mama Peachey ihren Job als Mutter gekündigt hat, läuft alles drunter und drüber. Mama lässt Papas schlechte Laune und das Chaos, das allmählich in der Wohnung Überhand zu nehmen droht, jedoch völlig kalt. Sie praktiziert ihre Yogaübungen, kocht sich gesundes Essen und plant sogar mit dem attraktivem und jungen neuen Yogalehrer Pradeep nach Indien zu gehen und ihr „spirituelles Ich“ zu erforschen. Als Papa von diesen Plänen hört, rastet er vollkommen aus.
Betty erkennt, dass ihre Familie dringend Hilfe benötigt. Mit Mister Tavish soll wieder Ordnung ins Haus einkehren.

Im ersten Moment empfand ich die Idee der Familie Peachey, sich einen Hund anzuschaffen, als ziemlich unüberlegt. Ein Hund braucht Pflege, jemanden, der sich um ihn kümmert und Aufmerksamkeit. Also all das, was die Familie Peachey zur Zeit scheinbar überhaupt nicht bieten kann. Ich war mir nicht sicher, ob das Buch hier nicht eine falsche Botschaft vermittelt. Nämlich die, dass man sich in Krisensituationen noch mehr Probleme auflädt, anstatt an Lösungen zu arbeiten.

Dieser Kritikpunkt schmälert den positiven Gesamteindruck jedoch kaum: Denn Mister Tavish stellt den Ruhepol dar, den die Familie so dringend benötigt. Gemeinsam mit dem jüngsten und auch klügsten Familienmitglied, der kleinen Betty, überlegt er sich einen Plan, wie die Familie noch geretten werden kann. Eigentlich benötigt die Familie nur einen kleinen Schubser in die richtige Richtung, ein paar Anregungen und ein klein wenig Hilfe von eben diesem klugen und ruhigen Mister Tavish.

Im Tierheim darf sich die Familie nicht einfach nur einen Hund aussuchen und diesen mit nach Hause nehmen. Zuerst muss noch ein Fragebogen ausgefüllt werden. Auch hierbei hebt sich Betty wieder durch ihre Intelligenz von ihrer Familie ab. Jüngere Leser/innen lernen hier ganz nebenbei, gemeinsam mit der Familie Peachey, dass ein Haustier auch Ansprüche stellt.

Im Anschluss an die Geschichte findet der geneigte Leser auch noch einmal eine übersichtliche Auflistung - kindgerecht formuliert - in der er erfährt, was ein Hund alles benötigt.

Ein weiteres schönes Special findet sich ebenfalls auf den letzten Seiten. Hier gibt es noch ein Rezept zum Nachkochen, das in der Geschichte eine wichtige Rolle spielt.

Außerdem erklärt die Autorin, wie die Romanfigur Mister Tavish entstanden ist.
Im Nachwort wird erwähnt, dass sämtliche Autorenhonorare der Wohltätigkeitsorganisation, „Blue Cross“, zur Verfügung gestellt werden. Bei Blue Cross handelt es sich um eine Organisation, die sich seit 1897 dafür einsetzt, herrenlosen, ungewollten, kranken und verletzten Haustieren ein glücklicheres Zuhause zu bieten.



Fazit:

Mütter sind Managerin, Putzfrau, Köchin, Taxifahrerin, Krankenschwester und Chauffeurin in einer Person. Ein Job, der so hart ist, dass er eigentlich öfter gekündigt werden müsste.
„Glück für alle Felle“ ist die zauberhafte Geschichte einer chaotischen Familie, die von einem Tag auf den anderen ohne ihre Allrounderin alleine den Alltag bewältigen muss. Mit Mister Tavish zieht aber ein Mischlingsrüde in den Haushalt ein, der wieder für Ordnung sorgt.

Chaotische Familien waren schon immer bester Lesestoff. Ein bisschen verkorkst müssen die Verhältnisse sein, ungewöhnlich die Familiensituation.

Meg Rosoffs Buch ist kleinteilig, mit Herzenswärme und dem ihm eigenen Schalk.
Jüngere Leser werden sich von ihr angesprochen fühlen. Ältere aber auch. Eine absolute Leseempfehlung.



Buchzitate:

Angesichts der Tatsache, dass sie von vollkommen verschiedenen Arten abstammten, hatten Betty und Mister Tavish bemerkenswert ähnliche Gemüter. Sie sehnten sich beide nach Harmonie und Odnung. Und so wurden sie Verbündete.