Leserunde zu "Totenstille" von Will Dean

Eine gehörlose Journalistin auf der Spur eines Serienmörders
Cover-Bild Totenstille
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Will Dean (Autor)

Totenstille

Denn das wahre Böse ist lautlos. Kriminalroman

Sabine Schilasky (Übersetzer)

Als die junge Journalistin Tuva Moodyson in das nordschwedische Gavrik zieht, erschüttert ein grausamer Mord die Kleinstadt. Die Tat trägt die Handschrift des Medusa-Killers, der vor zwanzig Jahren sein Unwesen trieb und nie gefasst wurde. Tuva weiß, dass diese Story ihre große Chance sein könnte. Doch die Journalistin hat zwei Handicaps: Sie ist gehörlos, und sie fürchtet sich vor dem Wald. Ihre Schwächen könnten ihr allzu leicht zum Verhängnis werden. Denn je tiefer sie in den rätselhaften Fall eintaucht, desto weiter muss sie sich in das Dickicht des Waldes vorwagen, wo ein Gegner auf sie wartet, der ihre dunkelsten Ängste übertrifft ...

Timing der Leserunde

  1. Bewerben 18.09.2019 - 08.10.2019
  2. Lesen 23.10.2019 - 12.11.2019
  3. Rezensieren 13.11.2019 - 26.11.2019

Bereits beendet

Teilnehmer

Diskussion und Eindrücke zur Leserunde

Veröffentlicht am 05.12.2019

Story mit Potenzial, leider mit wenig Spannung und Aktivität erzählt

2

Inhalt
Als die junge Journalistin Tuva Moodyson in das nordschwedische Gavrik zieht, erschüttert ein grausamer Mord die Kleinstadt. Die Tat trägt die Handschrift des Medusa-Killers, der vor zwanzig Jahren ...

Inhalt
Als die junge Journalistin Tuva Moodyson in das nordschwedische Gavrik zieht, erschüttert ein grausamer Mord die Kleinstadt. Die Tat trägt die Handschrift des Medusa-Killers, der vor zwanzig Jahren sein Unwesen trieb und nie gefasst wurde. Tuva weiß, dass diese Story ihre große Chance sein könnte. Doch die Journalistin hat zwei Handicaps: Sie ist gehörlos, und sie fürchtet sich vor dem Wald. Ihre Schwächen könnten ihr allzu leicht zum Verhängnis werden. Denn je tiefer sie in den rätselhaften Fall eintaucht, desto weiter muss sie sich in das Dickicht des Waldes vorwagen, wo ein Gegner auf sie wartet, der ihre dunkelsten Ängste übertrifft ...

Rezension
Ich durfte dieses Buch im Rahmen einer Leserunde der Lesejury lesen.
Dem Schreibstil des Autors konnte ich an einigen Stellen leider nicht viel abverlangen, wenn auch die Geschichte zumeist durch die Aneinanderreihung kurzer und prägnanter Hauptsätze einfach zu lesen war, hat das mein Leseerlebnis eher getrübt als bereichert. Oft kam ich dadurch gedanklich ins Stocken, habe eventuell sogar viele Dinge überlesen und einfach nur noch überflogen. Die Beschreibung der Umgebung gelingt dem Autor hingegen sehr gut, er benennt viele Einzelheiten (wenn auch zum großen Teil in Auflistungen formuliert), beschreibt sie durch zahlreiche (z. T. allerdings unpassende) Vergleiche und schafft dadurch eine gute Atmosphäre - Ich war noch nie in Schweden und konnte mir dadurch ein gutes Bild von der Atmosphäre und Umgebung machen. Es kommt aber auch genauso häufig vor, dass diese Beschreibungen mit (meiner Meinung nach) wiederkehrenden unnötigen Details gespickt werden (z. B. wird immer benannt, welche Farbe das Gummibärchen hat, das Tuva gerade vernascht). Das trägt nicht zur Handlung bei und ist an einer Stelle mal ganz schön zu lesen, aber nicht, wenn das jedes Mal erwähnt wird.
Die Story an sich hat Potenzial, der Einstieg in das Buch ist toll (an dieser Stelle möchte ich jedoch nicht zu viel verraten) - wirklich spannend und ein Grund, wieso ich mich für die Leserunde beworben hatte. Nach besagter Szene entwickelt sich die Geschichte nur sehr sehr langsam weiter. Es folgen ca. 250 Seiten, in denen die Bewohner der Stadt Mossen bis ins kleinste Detail und ohne großen Bezug zu den Ermittlungen im Fall, beschrieben werden. Allesamt sind sie kurios, seltsam und mir in gewisser Weise suspekt gewesen. Auch Tuva (die Protagonistin) selbst konnte bei mir nur wenige Sympathiepunkte sammeln. Man erfährt eigentlich fast gar nichts über ihre Person und ihre Familienverhältnisse, außer, dass ihre Mutter schwer krank zu sein scheint und sie sie das ganze Buch über nicht besucht, obwohl sie extra in die kleine Stadt gezogen ist, um ihrer Mutter ein Stück näher zu sein - passt für mich auch irgendwie nicht zusammen. Leider habe ich aus diesen und vielen anderen Gründen, die ich hier zunächst nicht weiter ausführen möchte, keinen Draht zu Tuva finden können. Dass sie gehörlos ist finde ich sehr spannend und eine angenehme Abwechslung zu anderen Krimis - damit begründet der Autor auch die zunehmend detaillierten Beschreibungen ihrer Umgebung. In einer brenzlichen Situation, in der Tuva womöglich den Tod fürchten muss, dann jedoch Schnecken am Boden mit Lippenstiften und Weingummis zu assoziieren- für mich an dieser Stelle nicht stimmig.

Die Mordermittlungen entwickeln sich in den ersten 2/3 eigentlich kaum merklich weiter. Es scheint mehr ein Überblick über das Leben in der kleinen abgelegenen Stadt nahe dem Utgard-Wald zu sein. Im letzten Drittel des Buches wird es (meiner Meinung nach) dann erstmals WIRKLICH spannend und Tuva kommt dem Täter in den Tiefen des Waldes näher. Der Autor hat es geschafft, mich an diesem Punkt nochmal mitzureißen und ich hatte auch endlich das Gefühl, das Buch nicht mehr aus der Hand legen zu wollen. Die Abschlussszene ist sehr spannend gestaltet, der Täter und auch seine Gründe unerwartet. Ich finde jedoch, dass auch schon im mittleren Teil des Buches einige Szenen so spannend hätten sein können, hätte man diese weniger schnell aufgelöst und mehr ausgeschmückt.

Zum Ende bleiben viele offene Fragen. Warum waren jene Personen genau zu diesem Zeitpunkt an Ort und Stelle? Wie hat sich alles gefügt? Das Ende ist im Gegensatz zum Rest des Buches plötzlich sehr harmonisch - auch der (von mir lang ersehnte) Besuch bei Tuvas kranker Mutter, deren Verhältnis immer als sehr schlecht und schwierig beschrieben wurde.
Es gibt noch weitere Dinge, die offen bleiben, die ich nun aber nicht verraten möchte, da sie zu viel vom Inhalt des Buches verraten würden.

Insgesamt habe ich mir mit dem Buch etwas schwer getan, ich kam (bis zum Schluss) nicht wirklich in einen Lesefluss, Tuva war mir als Person unsympathisch, ich konnte mich nicht mit ihr identifizieren und habe auch so keinen wirklichen Zugang zur Geschichte finden können. Obwohl die Story wirklich Potenzial hat und teilweise auch spannend erzählt wird, wirken viele Handlungen und die Dinge, die passieren, freistehend, ohne Zusammenhang und irgendwie grundlos. Das Buch gehört auf keinen Fall zu einem meiner Lieblingskrimis, ist aber auch nicht das schlechteste. Das Ende hat für mich nochmal einiges wett gemacht. Erwartet man einen durchgehend spannenden Krimi, ist „Totenstille“ von Will Dean womöglich das falsche Buch. Liebt man hingegen Geschichten, die sich langsam entwickeln und sich nicht aus einer Fülle gruseliger Ereignisse zusammensetzen - kann man an diesem Buch (denke ich) auf jeden Fall Freude haben.

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