Hörig erzählt die wahre Geschichte einer ganz normalen Frau, die jeden Tag wieder passieren könnte. Marie ist der halbherzigen und harmlosen „50 Shades of Grey“-Romantik haushoch überlegen. Ihr Masochismus spielt mit dem Ende aller Grenzen. Grenzen, die wir „Normalen“ nicht einmal erahnen können. Dr. Matthias Bechem, Psychiater.
Aus dieser tief erschütternden Geschichte hat die Autorin Klarrie Reese ihr Debütroman geschrieben. Auf dieses Buch bin ich durch einen Bloggeraufruf aufmerksam geworden und auch sehr froh darüber. Es ist ein tiefgehender Roman über Lust, Gewalt und einer immer gewährenden Gefahr sich selbst völlog aufzugeben.
Zuallererst bin ich auf das Cover aufmerksam geworden. Es hat für mich eine klassisch und dunkle Schönheit zugleich. Zudem passt es perfekt zu Thematik und verschleiert auch nichts. Den es geht hier nicht um einen Erotikroman.
Zu diesem Buch ist unbedingt vorauszuschicken, dass es erst ab 18 Jahren gelesen werden sollte. Dieses Buch hat mich gleich zu Beginn gefesselt und lässt dich auch nicht wieder los. Es fühlt sich an wie bei einen Unfall, du kannst einfach nicht wegsehen, obwohl das Geschehen alles andere als schön ist. Zum Beginn lernt man Marie näher kennen und ihr Umfeld wird festgesteckt. Dadurch das sie sich einsam, allein und unverstanden fühlt, sucht sie die Abwechselung. Anscheinend nicht das erste Mal. Die Ehe mit ihrem Mann ist eher trostloser Alltag geworden, jeder macht seins, die Kinder sind im Grunde fast erwachsen. Marie arbeitet in einer Bank und sucht Abwechslung. Diese findet sie durch Tinder und so beginnt zunächst die Erfüllung ihrer eigener Träume, ruft eine neue unbekannte Seite in ihr hervor und wird auch zu ihrem persönlichen Alptraum. Marie ist eigentlich eine starke und selbstbewusste Frau, doch in diesem Zeitraffer des Geschehen entwickelt sie sich zu jemand völlig anderem. Ihr ist alles egal, ihre Zuverlässigkeit und starke Präsenz geht verloren und sie zieht sich in ihre eigene Scheinwelt.
Die Thematik BDSM, SM, sexuelle Sehnsüchte und Unterwerfung in Verbindung mit Psychologie, Macht, Manipulation, Gewalt, Abhängigkeit und einen Weg wieder herauszufinden finde ich sehr interessant und wurde auf Grund der wahren Begebenheit sehr überzeugend und erschreckend dargestellt und wiedergegeben.
Zum Ende des Buches gibt es eine Psychiatrische Rezension, welche nochmal sehr beeindruckend ist.
Nikolas ist ein sexsüchtiger Sadist und an ihm ist einfach nichts gutes zu finden. Es ist sogar unglaublich, dass er mit seiner Masche so viel Erfolg in seiner Sichtweise hat. Und vor alles unfassbar, dass auch keiner gegen ihn bewusst vorgeht, sondern eher die Flucht ergriffen wird. Er ist ein notorischer Lügner, passt sich an, hat eine gespaltene Persönlichkeit, scheint schon sehr lange diesen Lebensstil zu führen, er ist unheimlich brutal, verletzend, hart und erbarmungslos. Er windet sich wie ein Aal, scheut sich vor Verantwortung und versucht seinen Hals aus der Schlinge zu ziehen. Doch mit seinen perfiden Spielchen kann er einfach nicht aufhören.
Der Schreibstil ist einfach und klar und sehr direkt. Dadurch das es wirklich Geschehen ist, ist es auch sehr authentisch geschildert und es wird auch nicht verschönert. Sämtliche Beschreibungen kann man sich bildlich sehr gut vor Augen führen. Die wenigen Kapitel sind hier eher in Abschnitte geteilt, tragen eine Überschrift und sind daher in eine größere Leselänge verteilt. Der Roman besteht aus Textabschnitten, aber größtenteils aus abgebildeten SMS und Chat-Nachrichten und dadurch fliegt der Text beim lesen nur so dahin. Gerade durch diese Abbildung liest es sich noch viel spannender, fesselnder und es entsteht ein Sog, weil man mehr erfahren möchte. Verstärkt wird diese Prägnanz durch die dargestellte Ich-Perspektive, man ist dadurch ganz nah an Marie dabei
Beim Lesen entsteht eine Art Faszination, aber daher das es so unfassbar grotesk ist, wie es jemand schafft immer wieder an Frauen zu gelangen, mit denen er sein Spielchen spielt und so ungeschoren davonkommt. Es ist einfach erschreckend, fassungslos und schockierend wie brutal und gewaltvoll es dabei zugeht.
Mein Fazit: Dieser Romandebüt über diese wahre Geschichte ist einfach nur beeindruckend und erschreckend zugleich. Ich finde es sehr gut, dass die Thematik aufgegriffen und nicht weiter versteckt wurde. Jeder soll so Leben wie er gerne möchte, aber doch mit dem nötigen Respekt, Ehrlichkeit, Privatsphäre und voll allem ohne Angst und Gewalt.