Aufruf zum zivilen Ungehorsam – Zeit zu Handeln
Handeln statt hoffenCarola Rackete richtet mit ihrem Buch „Handeln statt Hoffen“ einen eindringlichen Aufruf zum Handel an ihre Generation, der letzten, der es ihrer Meinung nach, noch gelingen kann, das Ruder herum zu reißen. ...
Carola Rackete richtet mit ihrem Buch „Handeln statt Hoffen“ einen eindringlichen Aufruf zum Handel an ihre Generation, der letzten, der es ihrer Meinung nach, noch gelingen kann, das Ruder herum zu reißen. Denn nichts Geringeres als unsere Zukunft auf dem Planeten Erde steht auf dem Spiel. Unterstützt wird sie in ihrem Appell von der Autorin und Umweltaktivistin Anne Weiss.
Das Vorwort zu Carola Racketes Buch hat Hindou Oumarou Ibraim, eine sehr engagierte Umweltaktivistin aus dem Tschad geschrieben. Als Frau aus einem Land, aus dem Menschen flüchten, macht sie sehr anschaulich deutlich, warum der Druck zu fliehen für viele so groß ist und welch große Rolle dabei der Klimawandel spielt.
In den ersten Kapiteln kommt man Carola Rackete sehr nah. Man begreift, was es für sie bedeutet haben muss, mit erschöpften, traumatisierten Geretteten nirgends anlegen zu dürfen, auszuloten, was man als Kapitän zusammen mit der Crew für Möglichkeiten hat und welche Konsequenzen man wird tragen müssen.
Dabei auch vieles über ihren Werdegang zu erfahren, war für mich sehr wichtig. In der Presse wird sie darauf reduziert, dass sie mit der SeaWatch Flüchtlinge aus dem Mittelmeer gerettet hat und ohne Erlaubnis in den Hafen auf Lampedusa eingefahren ist. Tief beeindruckt hat mich die sehr reife und reflektierte Einschätzung ihrer eigenen Rolle. Es ging der Berichterstattung hier so gut wie nie um das Elend der Flüchtlinge, sondern darum, eine junge Frau mit Rastalocken, die, etwas ungewöhnlich, als Kapitänin der SeaWatch Flüchtlinge aus Seenot rettet, medienwirksam in Szene zu setzen. Das versprach hohe Verkaufszahlen und Einschaltquoten. Wäre es ein „gestandener" Kapitän gewesen, die ganze Aktion hätte niemals so viel Aufmerksamkeit erhalten.
Carola Rackete nutzt ihren Bekanntheitsgrad, um auf Missstände aufmerksam zu machen und Zusammenhänge auf zu zeigen. Sie engagiert sich politisch, denn sie sieht darin eine Notwendigkeit, um tatsächlich eine Veränderung herbeiführen zu können. Man muss ihrer Meinung nach das System in Frage stellen. Dem wirtschaftlichen Wachstum wird nahezu alles untergeordnet, die Zerstörung der Umwelt und soziale Ungerechtigkeiten in Kauf genommen. Hier muss sich schnellstens etwas ändern, hier muss sich die Reaktion der Politik verändern. Denn Flüchtlingskrisen und die Zerstörung der Ökosysteme hängen unweigerlich zusammen.
Carola Rackete ist es in ihrem Buch sehr gut gelungen, Fluchtursachen aufzuzeigen und zum politischen Handeln aufzurufen. Mitverantwortlich an den Fluchtursachen sind zum Großteil die Industrieländer - nichts neues, aber die Zahlen schockieren doch und machen deutlich, dass ob der trägen Bewegung der politischen Führungen, der Zug schon fast abgefahren ist und wir auf eine unumkehrbare Klimakatastrophe zu steuern.
Schließen möchte ich meine Rezension mit einem Zitat von Hindou Oumarou Ibrahim, weil damit die Dringlichkeit auf den Punkt gebracht wird.
„......Das Zeitfenster ist klein. Für Pessimismus ist da ebenso wenig Platz wie für Optimismus. Wir brauchen alle Zeit zum Handeln....“