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Veröffentlicht am 14.11.2019

Ein Leben voller Weihnachtserinnerungen

Die Reste frieren wir ein. Weihnachten mit Renate Bergmann
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Es weihnachtet in und um Berlin. Renate Bergmann steht am Herd und kocht schon Monate im Voraus den Grünkohl für's Weihnachtsfest ein, das kann man so ja gar nicht kaufen! Es ist nicht nur das Fest der ...

Es weihnachtet in und um Berlin. Renate Bergmann steht am Herd und kocht schon Monate im Voraus den Grünkohl für's Weihnachtsfest ein, das kann man so ja gar nicht kaufen! Es ist nicht nur das Fest der Liebe und Geschenke, sondern auch des guten deftigen Essens im Kreise der Familie oder der Lieben, was nicht immer zwingend dasselbe ist. Aber es ist auch die Zeit der Erinnerung. Also erinnert sich Renate Bergmann auch an vergangene Weihnachten zurück, an denkwürdige Momente. Es wird nicht unbedingt eine stringente Geschichte und vom Zuhören wird man nicht satt, dafür lernt man mal endlich Renates von und zu Schwiegermutter die Baronin kennen, wenn auch nicht unbedingt lieben.

Den Titel finden wir großartig, er passt genau zu Renate Bergmanns Generation und auch die Verwendung von Margarinedosen zum Einfrieren von Essensresten, lässt mich an meine Kindheit im tiefsten Westen zurückdenken. Es gibt schöne, liebevolle Erinnerungen, wie die Zeit, als im Advent die Spielsachen verschwanden und liebevoll restauriert oder neu ausgestattet zum Fest wieder unterm Baum lagen. Es gibt Lektionen im sparsamen Haushalten, von gerissenen Landfrauen, die den Städtern verstümmeltes Geflügel verkauften und sich über die Geflügelpfanne zu Weihnachten mit den Resten freuten. Die Ausreden, die Mutter Strelemann für fehlende Geflügelteile erfindet, sind ausgesprochen kreativ, aber etwas zu viele, da wird ein wenig der Bogen überspannt. Natürlich darf auch die vegane Tochter Kirsten nicht fehlen, Freundin Gertrud, die bei der Butter im Gemüse sehr großzügig ist, bis es einmal zu viel ist, Freundin Ilse mit Gatten Kurt und dem Coyota. Natürlich hat Kurt in seinem Karnickelzüchterverein auch noch ein paar Freunde, die Weihnachtsgänse züchten... und so kommt Renate vom Hölzchen aufs Stöckchen und irgendwie ist Weihnachten immer was los, selbst oder gerade, im Hungerwinter 1946/47, als das Essen rationiert war und man zu Opa und Oma Strelemann ins Bergische zog. Ein wenig Nostalgie, eine Prise Lebensschläue und patente Hilfe für Freunde und Familie. Das ist Weihnachten mit Renate Bergmann und ihrem speziellen Kosmos.

Renate Bergmann geb. Strelemann wohnt in Berlin-Spandau, war Trümmerfrau, Reichsbahnerin, ist und bleibt Haushaltsprofi und ist vierfach verwitwet, aber nur einfache Mutter von einer schon erwachsenen Tochter Kerstin, Veganerin, esoterisch angehaucht und von Renate oft missverstanden. Aber eigentlich ist Renate ein Autor namens Torsten Rode, Jahrgang 1974, dessen Twitter-Account von Renate Bergmann sich zum Hit entwickelte.

Carmen-Maja Antoni ist wirklich die Idealbesetzung für Renate Bergmann. Mit ihrer schnodderig-herzlichen Berliner Schnauze trägt sie das Herz auf der Zunge! Jahrgang 1945, geboren in Berlin hat die Vollblutschauspielerin den Hungerwinter 46/47 offensichtlich ebenso gut überstanden wie Renate Bergmann. Man nimmt ihr die Rolle absolut ab und vermag sich kaum vorstellen, dass sie selbst nicht so ist, dabei kann sie auch anders und hat bereits Brechts Mutter Courage verkörpert, spielte die kauzige Schwester von Horst Krause im TV, oder die Sekretärin von Iris Berbens „Rosa Roth“ und ist noch immer auf den Bildschirmen zu sehen.

Leider konnte uns dieser Band nicht ganz überzeugen. Es kamen einige schöne Pointen vor, aber man hatte etwas den Eindruck, dass dem Autor die Ideen ausgehen und er einige Themen überreizt, es ist ja auch schon der vierte Weihnachtsband mit Renate Bergmann. Vielleicht dreht sich für mich diesmal einfach zu viel ums Essen. Ja, es ist die Generation der guten Hausfrauen, wobei mir da bis auf meine Oma wohl die Vorbilder fehlen ;) Auch wenn es bei den uns bislang bekannten Geschichten stets eine Rahmenhandlung mit Hauptthema gibt wie Kreuzfahrt oder Hausbau, ist das Thema Weihnachtsessen nicht ganz so vielfältig in seiner Absurdität der Möglichkeiten. Carmen-Maja Antoni gibt jedoch alles, um die noch so kleinste Absurdität aufzuspüren und so wurden wir dennoch angenehm unterhalten und geben 3,5 von 5 Sternen, für die großartige Carmen-Maja Antoni.

Veröffentlicht am 08.07.2019

Ein Leben

Der Wald
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Warschau im zweiten Weltkrieg. Die großbürgerliche Familie des kleinen Pawel erträgt die Besetzung ihrer Heimat nicht und engagiert sich im Widerstand. Bislang war seine Oma eine erfolgreiche Ärztin, seine ...

Warschau im zweiten Weltkrieg. Die großbürgerliche Familie des kleinen Pawel erträgt die Besetzung ihrer Heimat nicht und engagiert sich im Widerstand. Bislang war seine Oma eine erfolgreiche Ärztin, seine Mutter eine begabte Cellistin und sein Vater ein Maler. Die Eltern lebten in ihrer Welt der schönen Künste, bis der Krieg hereinbrach. Doch dann bringt der Vater einen schwer verletzten englischen Piloten ins Haus, dem die Großmutter das Sterben erträglicher machen soll. Allerdings verliebt sich seine labile Tante Joana sich in Fremden und pflegt ihn gesund. Mit Kindern im Haus kann man keine Geheimnisse bewahren und Pawel und seine Mutter müssen in den Wald flüchten und ihr einst so kultiviertes Leben dreht sich nur noch um ihr Überleben, eine Aufgabe, auf die sie bislang niemand vorbereitet hat. Ganz anders als die alte Einsiedlerin Baba, die sie gegen Bezahlung aufnimmt.

Laura Maire erzählt diese Geschichte aus Pawels zu Beginn kindlich naiver, verwunderter Sicht. Mal klingt sie verstört, mal verwirrt. Sehr verletzlich in dieser Welt, in der nichts so ist, wie er es kennt. Sie nimmt bisweilen ihre Emotionen zurück, wodurch sie noch eindringlicher klingt, denn das Kind, in das sie sich einfühlt weiß nicht, was es denken und fühlen soll. Doch trotz der unaufgeregten Interpretation klingt sie nie gleichgültig oder monoton, wie es mir bisweilen bei Hörbüchern mit ähnlich ernster Thematik vorkommt. Hier hat die Zurückhaltung, Stil und Ausdrucksstärke. Auch wenn diese preisgekrönte Interpretin den Charakter dieses ungewöhnlich nachdenklich, verträumten Kindes trifft, vermag auch sie es nicht über die Längen im Mittelteil hinweg zu helfen. Der Kontrast zwischen den Kriegsszenen in Warschau und den introvertierten Szenen auf dem einsamen Waldhof, auf dem die Zeit nicht zu existieren scheint und sich alles auf das Sein zu reduzieren scheint, ist zu groß. Die einst so feinsinnige, kultivierte Mutter Sophia, die ein Leben mit Dienstboten und gepflegten Gesprächen gewöhnt war, kommt mit der Einfachheit und Eintönigkeit im Wald nicht klar. Statt wie ihr Sohn lieben zu lernen, was die Natur um sie herum ihr bietet und seine Regeln zu lernen und zu verstehen, scheint sie in Apathie zu verfallen. Sie versteht sich und ihre Gefühle nicht mehr. Wahrscheinlich ist sie soviel Introspektion nicht gewohnt und doch ist sie ein Mensch der stets nachdenkt und das Denken nicht sein lassen kann. . Sie ist zerrissen zwischen ihrer Mutterliebe und ihrer Irritation über seine ungewöhnliche Sensibilität und über die Stärke ihrer eigenen Gefühle. Bislang gab es auch immer Angestellte die ihr alle lästigen Arbeiten abnahmen, so dass sie sich ganz sich selbst und dem, was einer Frau in ihrer Position oblag, widmen konnte. Dabei wirkt sie bisweilen hart. Anders als z.B. die meisten Trümmerfrauen dargestellt werden, die anpacken, weil es sonst nicht weiterginge, schafft sie durch ihre Gedanken Distanz statt Bewunderung. Die feinsinnige Künstlerin lernt man als bisweilen sehr selbstkonzentriert kennen. Doch Pawel kennt es nicht anders. Erst Jahre später begreifen beide die Bedeutung dessen, was diese Zeit in der Abgeschiedenheit des Waldes für sie bedeutet hat. Während Pawel die Welt so akzeptieren lernt wie sie ist, kämpft Sophia auch nach dem Krieg mit unerfüllten Wünschen und Erwartungen. Trotz teilweise erstaunlicher Weitsicht, ist sie jedoch lange Zeit nicht bereit, sich ihren eigenen Schlussfolgerungen zu beugen. In dem letzten Teil der Geschichte, der mehr aus ihrer Sicht erzählt wird, schafft es die Interpretin gekonnt, den Perspektivwechsel auch stimmlich nachzuvollziehen, und klingt nun nach der vom Leben gezeichneten Mutter.

Dieser Roman hat bisweilen etwas kammerspielartiges, selbst in den Kriegsszenen, wobei mir diese durch die innere und äußere Entwicklung deutlich besser gefallen. Sowohl Pawel, als auch seine Mutter beobachten stets und können das Denken nicht lassen. Doch anders als Sophia ist Pawel ein Träumer. In Kriegszeiten ist dies eventuell gefährlich, aber auch vielleicht, die beste Möglichkeit nicht den Verstand zu verlieren. So ist dieser Roman auch sehr stark von inneren Monologen geprägt. Wer bei diesem Thema actionreiche Szenen auf der Flucht erwartet, ist hier völlig auf dem Holzweg, sehnt er sich nach Action, sollte er sich ein anderes Hörbuch suchen. Hier liegt die Stärke in der Poesie der Beobachtungen und Gedanken zweier Künstlerseelen, die in eine unbarmherzige Zeit hinein geboren wurden und sie dennoch begreifen möchten. So sind ihre Gedanken auch bisweilen poetisch und auch entsprechend verbalisiert. Es ist keine dahinplätschernde seichte Unterhaltung und man sollte auch ein gewisses Sprachniveau besitzen. Schade finde ich, daß man das ungefähre Jahr, in dem die Geschichte jeweils spielt, stets erraten muß und man die Zeitsprünge nicht unmittelbar bemerkt, sondern erst wenn er bereits eine Weile begonnen hat, wenn es z.B. Hinweise auf das Alter, Umzüge oder ähnliches gibt. Ob das in der Buchvorlage auch so ist, weiß ich nicht.

Eine Geschichte über das Leben, das uns prägt, mit allen Schicksalsschlägen, daß wir aber lernen müssen uns, und die, die wir lieben so zu akzeptieren, wie wir bzw. sie sind. Ändern kann man nur sich selbst, nicht seine Lieben. Die Schicksalsschläge machen uns auch nicht zu anderen Menschen, das liegt alles schon von Geburt an in uns, aber unsere Teevorlieben könnten zum Beispiel durch ein Überleben im Wald verändert werden oder wir lernen, die Natur zu verstehen, von der uns bislang gar nicht bewußt war, wie sehr wir sie lieben. Eine starke Mutter-Sohn-Beziehung, die durch die Zeit und ihre Entwicklungen dahin mäandert.

Ein schönes Hörbuch, dessen Titel und Klappentext aber etwas anderes erwarten lässt, als man zu hören bekommt. Es bedarf schon einer gewissen Bereitschaft, sich auf eine Geschichte und Gedanken einzulassen, die mehr eine Familiengeschichte, als ein Widerstandsdrama ist.

Veröffentlicht am 01.08.2018

Ich habe noch viel gelernt!

111 Orte in der Provence, die man gesehen haben muss
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Südfrankreich ist wunderschön und daher bin ich fast jedes Jahr dort. Daher ist es an der Zeit, mal was neues zu entdecken, die Augen auf kleine, feine Details zu richten.

Die 111 Orte sind alphabetisch ...

Südfrankreich ist wunderschön und daher bin ich fast jedes Jahr dort. Daher ist es an der Zeit, mal was neues zu entdecken, die Augen auf kleine, feine Details zu richten.

Die 111 Orte sind alphabetisch geordnet und sie beginnen daher mit den größten Städten des hier dargestellten Teils der Provence: Aix-en-Provence (3 Orte) , Arles (6 Orte) und Avingnon (4 Orte). Arles bildet dabei den Schwerpunkt. Es ist auch wirklich wunderschön, allerdings sollte man vorher wissen, daß das Parken dort nicht sehr leicht ist, wir haben dort inzwischen unseren speziellen Parkplatz gefunden, da die Durchfahrt der Altstadt mit großen deutschen Limousinen an einigen Stellen fast unmöglich ist. So schön Arles auch ist, es ist im Sommer unglaublich heiß, man benötigt unglaublich viel Wasser, viele Ruhepausen oder einen der seltenen bewölkten Tage. Als Kind habe ich dort fast immer befürchtet verdursten zu müssen und meinen Kindern geht es heute auch bisweilen noch so. Sehr schön finde ich Ort Nr. 4 „Die Alycamps“ eine alte römische Begräbnisstätte von der Rilke und Hugo von Hoffmannsthal bereits schwärmten. Klingt jetzt erst mal nicht so spektakulär, allerdings sollte man wissen und das verschweigt der Autor, daß es sich um von der UNESCO anerkanntes Weltkulturerbe handelt. Dort wird übrigens die Modeschau des Hauses Gucci 2019 stattfinden, da es sich um die Geburtsstadt des legendären Designers Christian Lacroix handelt. Die Zahlungen von Gucci für dieses Privileg an die Stadt, soll für den Erhalt der Vielzahl römischer Stätten verwendet werden. (Diese Info stammt aus einer aktuellen frz. Frauenzeitschrift, nicht diesem Buch).
Da Frankreich außer Mode natürlich auch noch Kunst, Musik und Kultur zu bieten hat, gefiel mir der Blick in das Internierungslager in der Ziegelei von Les Milles bei Aix-en-Provence in welcher bedeutende Exilkünstler wie Lionel Feuchtwanger, Max Ernst und Golo Mann interniert waren. Dank der Vichy-Regierung sind auch im unbesetzten, freien Süden zeitweise bis zu 3.000 Menschen jüdischer Herkunft dort interniert und teilweise von dort mit Zügen nach Auschwitz deportiert worden. Die wenigsten haben dies überlebt. Gegenüber der Ziegelei kann man noch einen der historischen Eisenbahnwaggons sehen, die zur Deportation nach Auschwitz genutzt worden.
Dieser Leitfaden wendet sich aber nicht nur den Toten zu, sondern auch alljährlichen Highlights und somit Ort Nr. 79 der Mont Ventoux, der härtesten Bergetappe der Tour de France, an dem schon einige scheiterten oder zusammenbrachen und dessen Bezwingung so viele Gemüter beschäftigt hat, daß ich über diesen Ort letztes Jahr einen wirklich spannenden Krimi aus der Radrennwelt gelesen habe.
Mit 8 Orten liegt das Hauptaugenmerk wohl auf Marseille, das heutzutage auch wirklich für Besuche deutlich besser geeignet ist, als in meiner Kindheit. Die Stadt hat in den letzten Jahrzehnten einiges für einen Imagewandel, weg von der schmuddeligen Hochburg der Kriminalität vom Mittelmeer getan. An die lange Geschichte der Kriminalität erinnert Ort Nr. 66, mit dem legendärsten Gefangenen der Stadt, dem Graf von Monte Christo aus dem Meisterwerk von Alexandre Dumas dem Älteren, dem die Flucht von der Gefängnisinsel Ile d'If dem Ort des berrüchtigten Chateau d'If gelang. Da Marseille am Meer liegt, ist das Klima dort auch im Sommer deutlich erträglicher als im Hinterland und es gibt dort auch deutlich mehr zu entdecken, als man meint.

Die Auswahl ist sehr vielfältig und bunt gemischt, so das für jeden Geschmack eine Menge zu entdecken ist. Allerdings ist das abgedeckte Gebiet auch sehr groß und reicht für mehrere Urlaube, wobei man die zu besichtigen Orte auch im Hinblick auf Jahreszeit und Klima wählen sollte.

Was ich sehr schade finde und was bei mir zu einem Punkt Abzug führt, ist das einige Highlights, die im Vorwort erwähnt werden, wie z.B. der Pont du Gard, das gigantische Aquedukt, daß das römische Nimes mit frischem Gebirgswasser versorgte, oder die unendlich scheinenden Strände der Camargue überhaupt nicht aufgeführt sind. Da er sie offensichtlich zur Provence mitzählt, ist es ausgesprochen merkwürdig, sie außen vor zu lassen, sofern er nicht einen weiteren Führer für die Camargue, das Languedoc-Rousillon plant. Aber dann hätte er sie auch im Vorwort unerwähnt lassen sollen. Na gut, Ort Nr. 60 Les-Saintes-Maries-de-la-Mer gehört zur Camargue, da es sich aber so fernab der übrigen hier aufgezählten Orte befindet, ist es nicht im Kartenanhang zu finden. Wer diesen Ort besuchen möchte, sucht im Kartenmaterial vergeblich, er wird sich keinen Eindruck von seiner Lage machen können. Solche Pannen dürfen eigentlich nicht passieren.

Wirklich sehr interessant für alle, die die Provence schon kennen und neue Inspirationen suchen, für Neulinge eine facettenreiche Ergänzung zu klassischen Reiseführern.

Veröffentlicht am 16.01.2025

Für die ambitionierte Küche

Ottolenghi Comfort
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In diesem Kochbuch feiern Ottolenghi und sein Team, die Liebe zu gutem Essen und interessanten Einflüssen aus aller Welt auf oft bekannte Gerichte und wandeln diese mit ihrer speziellen Note ab. 100 Rezepte ...

In diesem Kochbuch feiern Ottolenghi und sein Team, die Liebe zu gutem Essen und interessanten Einflüssen aus aller Welt auf oft bekannte Gerichte und wandeln diese mit ihrer speziellen Note ab. 100 Rezepte die das Kochen und Zusammensein zelebrieren wollen.

Dieses Motto ist das Credo, der Weg ist der Genuss, im Team gemeinsam Kochen und Genießen. Allerdings ist unsere Küche max. 6 QM groß und löst schnell klaustrophobische Gefühle aus. Kochen im Team ist da eher ein Albtraum, als ein Genuss. Aber offene Küchen mit Kochinseln sind ja modern, anders als unser historisches Haus.

Das Kochbuch glieder sich wie folgt:

Einführung
Eier, Crèpes, Pfannkuchen
Suppen, Dips, Aufstriche
Frittiertes, und Gebratenes
Wohlfühlgemüse
Brathähnchen und anderes vom Blech
Dals, Eintöpfe und Currys
Nudeln, Reis, Tofu
Pasta, Polenta, Kartoffeln
Pies, Pasteten, Brot
Süße Sachen

Sehr gut gefällt mir, dass die Angabe der Personenzahl schön fett gedruckt ist, da muss man gar nicht lange suchen. Allerdings sind die Rezepte nicht ohne, so dass ich mir wirklich Zeitangaben für die Zubereitungszeit und eventuelle Gesamtdauer gewünscht hätte. Auch fehlt eine Kennzeichnung nach Vegetarisch, Vegan, Glutenfrei, Laktosefrei... Es ist ein Buch für alles Esser. Viele Rezeote sind vegetarisch, aber noch nicht mal im Register ist eine Kennzeichnung mittels kleinen Symbolen vorgenommen, was ich zeitgemäß fände, bei solch einem ambitionierten Werk. Es ist Bestseller Nr. 1. in den vegetarischen und veganen Kochbüchern, was mich erstaunt, da weder Hähnchen, noch Gambas vegetarisch, geschweige denn vegan sind. Vielleicht ist es Hallal oder Kosher, aber definitiv nicht vegetarisch. Das behauptet das Buch allerdings nicht. Die Käse-Curry-Crèpes hätten mich gereizt, aber sie sind mit Hähnchen und das isst unsere Vegetarierin nicht.

Sehr gut kamen hier die Kartoffel-Zupfbrötchen an, die ich auch definitiv öfter machen werde. Allerdings hat mich hier gestört, dass man 80 ml des Kartoffel-Wassers auffangen und weiter verwenden soll. Das steht aber nicht in der Zutatenliste, sondern im Fließtext. Bis ich im Rezept soweit war, hatte ich es schon weggekippt.

Es gefällt mir auch, dass es viel Backwerk gibt, aber diese enthalten immer Unmengen an Zutaten, wovon einige auch nicht alltäglich sind. Das schnelle Karottenbrot mit Vadouvan (kann auch durch Madras-Curry ersetzt werden) benötigt außer Vadouvan (oder eben Currypulver) noch jede Menge andere Kräuter und Gewürze, wobei ich z.B. keinen Kreuzkümmel mag, so dass ich es gar nicht mehr so schnell finde, auch wenn es als Soda-Brot keine lange Gehzeit hat. Ich brauche auch neben Backpulver auch noch Natron....

Die Rezepte sind sehr raffiniert, aber eben nicht unbedingt alltagstauglich. Sie benötigen wegen der vielen und z.T. Recht exotischen Zutaten Zeit und Planung.

So war auch der Kaiserschmarrn sehr lecker, aber deutlich aufwändiger als sonstige Kaiserschmarrn-Rezepte, so dass ich im Alltag auf diese zurückgreifen werde, mir aber die Idee mit der sauren Sahne sehr gut gefiel (wobei Sternanis wieder so ein Gewürz ist, das ich gar nicht mag).

Es ist definitiv ein Kochbuch für die ambitionierte Küche, mit Geduld und einem sehr experimentierfreudigem Gaumen und gut sortierten Feinkostgeschäften in der Nähe (wie z.B. mein kleiner Bruder in Berlin).

Es ist sehr schön aufgemacht und geschrieben und die 2 farblich unterschiedlichen Lesebändchen, passend zum Retro-Einband gefallen mir ebenso gut, wie die ansprechenden Fotos zu den Rezepten.

Für mich ist es ein schönes Geschenk für meinen Gourmet-Bruder, für mich persönlich aber zu aufwendig.

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Veröffentlicht am 18.08.2023

Der Kreislauf des Lebens

Nelumbiya – Im Land der magischen Pflanzen
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Tara (11) wächst als Waise in der Felsenstadt Ornata auf und wird von der Herrin der Diebe und Waise gemeinsam mit der kleinen Merle auf Diebeszug geschickt. Auch von der Geburtstagsfeier von Prinzessin ...

Tara (11) wächst als Waise in der Felsenstadt Ornata auf und wird von der Herrin der Diebe und Waise gemeinsam mit der kleinen Merle auf Diebeszug geschickt. Auch von der Geburtstagsfeier von Prinzessin Helena sollen sie reiche Beute mitbringen. Aber es ist gar nicht so leicht, in die bewachte fürstliche Festung zu gelangen und daher verstecken sich die 2 Mädchen auf dem Karren von Bäckergesellen. In der Festung ist Tara fasziniert von dem Geschenk einer Bürgerin an Helena: es ist die magische Löwenzahnpflanze Dandelion (engl. für Löwenzahn). Tara spürt, dass Dandelion etwas Besonderes ist und stiehlt ihn. Von diesem Fang ist ihre Herrin nicht begeistert und schickt sie zurück. Dort lernt sie Helena und Bäckergesellen Semur kennen, die wie sie ein Pflanzenzeichen am Körper tragen. Es weist sie als Pflanzenmenschen aus, Menschen, die sich im verbotenen magischen Land Nelumbiya mit einer Pflanze verbinden können. Daher sind diese Zeichen streng geheim, denn der gefürchtete Askiel sucht nach diesen Menschen und will sie vernichten. Als die drei Kinder belauschen in welcher Gefahr sie schweben, begeben sie sich auf die gefährliche Reise nach Nelumbiya, um das für sie bestimmte Pflanzenwesen zu finden, aber auch um Mensch und Natur zu versöhnen und Askiels heimliche Terrormacht zu brechen.
 
Anfangs ist Tara noch fern von Nelumbiya, daher beginnt dieses Abenteuer mit einem Prolog über Tamaran und seinen  sterbenden Baum Querus. Bis diese dann endgültig in Taras Leben treten ist es ein weiter und gefährlicher Weg. Sowohl Ornata als auch Nelumbiya sind ganz anders, als die Welt in der wir leben. Immerhin kennen wir Bäume und Pflanzen, anders als diese drei Kinder, denen von klein auf eingeschärft wurde, sich von solch gefährlichen Wesen fern zu halten. Ornata wirkt hingegen mit seinen Karren und Festungsmauern sehr mittelalterlich und somit abenteuerlich für uns. Ebenso unterschiedlich sind auch Tara, Semur und Helena. Gerade Helena trauen Tara und Semur oft nichts zu, aber sie ist gewitzt und überrascht immer wieder mit schlauen Ideen und den unendlichen Tiefen ihres Koffers, den sie ja unbedingt mitschleppen musste, egal wie sperrig er auf der Flucht ist! Ja, sie sind auf der Flucht, denn ihr Geheimnis ist aufgeflogen und Askiel hetzt ihnen seine Blaumantel-Armee auf den Hals!


Am Ende wird es noch richtig dramatisch, und die drei Freunde werden vor große Herausforderungen gestellt, die sowohl überraschend, als auch gewagt sind, denn eigentlich kennen sie ihre eigenen Pflanzenmagierfähigkeiten nicht, benötigen sie aber dringend, um die Natur vor dem Untergang zu bewahren.
 
Sehr gut gefällt mir, dass am Ende wirklich alles aufgelöst wird und wir dann auch erfahren, wie es mit den drei Pflanzenmagiern nach der Rückkehr Ornata weitergeht. Das ist gerade im Hinblick auf das Schicksal von Querkus und Tameran tröstlich, das wirklich Hoffnung spendet, aber auch wegen er kleinen, anhänglichen Merle.

Ich mag Ilka Teichmüllers warme Stimme sehr gerne, hier mag ich ihre Interpretation aber nicht. Gerade zu Beginn fand ich sie zu kindlich und übertrieben für die Zielgruppe ab 10 Jahren. Ich fühlte mich nicht auf Augen/Ohrhöhe beim Hören. Das wurde nach ein paar Stunden besser und störte mich dann weniger, weil weniger Erzählerpassagen vorkamen und es überwiegend Dialoge waren. Hier gefielen mir ihre Interpretationen einzelner Charaktere sehr gut, wie z.B. Tamaran, den Pflanzenmenschen des mächtigen Baumes Querus. Dennoch konnte mich ihre Stimme nicht fesseln.
Ein Abenteuer über Freundschaft, Naturschutz und dass jede Gabe zwei Seiten hat, eine helfende und eine gefährliche, wenn man sich nicht bewusst für das Gute entscheidet, Zusammenhalt und den Kreislauf des Lebens.
 
Leider hat es mich nicht ganz packen können, ohne dass ich jetzt genau benennen könnte, wahrscheinlich lag es an der Interpretation..

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