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Veröffentlicht am 02.06.2020

Sehr gut erklärt, Stichwortverzeichnis fehlt

Big Fat Notebook - Alles, was du für Physik, Chemie und Bio brauchst - Das geballte Wissen von der 5. bis zur 9. Klasse. Mit Bonuswissen: Erdkunde
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Wir verzweifeln im Homeschooling an den Naturwissenschaften der 7. Klasse Gymnasium. Es musste unbedingt verständliche Hilfe her und am Besten eine die Spaß macht! Wir arbeiten ausschließlich mit den alten ...

Wir verzweifeln im Homeschooling an den Naturwissenschaften der 7. Klasse Gymnasium. Es musste unbedingt verständliche Hilfe her und am Besten eine die Spaß macht! Wir arbeiten ausschließlich mit den alten Schulbüchern, deren Definitionen für Anfänger nicht verständlich sind, weil sie gefühlt Chinesisch mit Japanisch erklären. Es mag ja richtig sein, aber wie soll das helfen? Hier fehlt einfach sprachsensibler Unterricht in Naturwissenschaften.

Das Big Fat Notebook sieht schon mal völlig anders aus und hemmt schon durch seine andere Aufmachung nicht. Jeder der es sieht greift sofort zu und schaut hinein.

Mein Problem war: Wenn ich mir die Bücher für Physik, Chemie, Bio und Erdkunde anschaue, kann das doch nicht alles in ein Buch passen, oder? Reicht das wirklich?

Leider nicht für unsere Hausaufgaben. Die Optik wird hier super gut und verständlich erklärt und entspricht ungefähr der Einleitung in unserem Schulbuch. Dieses Buch kommt aus dem amerikanischen Schulsystem, von dem mein Onkel immer meint, dass das College unserem Gymnasium entspricht. So ganz abwegig finde ich es nicht. Aber: der Physiklehrer räumt ein, dass der Grad der Abstraktion wie er für Physik und Chemie erforderlich ist, bei 12 Jährigen nicht erreicht ist und sie es tatsächlich nicht verstehen können. Leider ändert er seinen Unterricht nicht dieser Erkenntnis entsprechend.

Die Definitionen sind total gelungen. Man versteht sie, auch als Kind. Leider fehlt ein Schlagwort- verzeichnis so muss man wirklich eine Weile suchen, bis man endlich gefunden hat, was man sucht.
Sehr schön finde ich gerade den Einstieg in die Chemie! Meine Tochter hatte bisher 2 Stunden Chemieunterricht vor dem Lockdown und sollte dann etwas in Exponentialschreibweise aufschreiben. Hä? Da hilft mir dieses Buch nicht, nur die Diplommathelehrerin von nebenan, die übrigens schlaflose Nächte über diese Aufgabe bekam. Aber den Einstieg über die Atome und deren Aufbau und Materie fand ich total super! Ich wünschte die Lehrer hätten sich für den Lockdown auf dieses Niveau beschränkt und dieses zur Erklärung verwendet, es wäre den Familien viel Druck erspart geblieben.

Sehr gut gefällt mir, dass erst einmal in die Methodik des naturwissenschaftlichen Arbeitens eingeführt wird, was auch oft Teil der Schulbücher ist und die andere auch z.T. Real in der 5. Klasse gemacht hat.

Das Buch ist didaktisch unglaublich gut aufgemacht und ist richtig anschaulich und verständlich. Leider umfasst es einfach nicht das geballte Wissen von der 5. bis zur 9. Klasse Gymnasium. Klimadiagramme, die wir im Homeschooling mal wieder (zum 2. Mal) dem Lehrplan entsprechend auswerten dürfen, werden hier nicht mal erwähnt. Allerdings gibt einen der Einführungsteil das methodische Werkzeug an die Hand diese auszuwerten. Die Fachbegriffe wie humides und arides Klima werden jedoch nicht verwendet.

Wirklich sehr interessant, beschränkt es sich auf das, was eigentlich vernünftiges Wissen ist und Wissen was bleibt. Leider reicht es nicht für den gymnasialen Lehrplan, dessen Sinn man eventuell mal in Frage stellen sollte. Ob es für andere Schularten reicht vermag ich nicht zu beurteilen. Es ist sehr klar strukturiert und mit Übungen und Lösungen, um zu sehen, ob man den gerade gelesenen Stoff auch verstanden hat.

Es macht wirklich Spaß zu lesen und sich Zusammenhänge zu erschließen. Zum Stöbern und Entdecken ist es richtig toll. Gerade weil es nicht auf deutsche Lehrpläne abgestimmt ist, würde ich mir ein Schlagwortverzeichnis wünschen, damit man die sehr griffigen Erklärungen, die einem wirklich helfen können, schneller findet.

Erdkunde finde ich doch sehr kurz, das hätte man sich wohl auch sparen können.

Ein wirklich tolles und hilfreiches Buch, das ich mir für Lehrer als Anleitung im Homeschooling helfen würde, uns bei unseren überzogenen Anforderungen während der Schulschließung nur bedingt weiterhilft. Es vermag zumindest das Interesse zu wecken und zu zeigen, dass Naturwissenschaften nicht doof und sinnlos sind.

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Veröffentlicht am 01.04.2020

Tolle Erklärung der Zusammenhänge, aber für 8 Jährige noch nicht alles klar

Einfach alles!
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Eine bunte Universalgeschichte über die 13,8 Milliarden Jahre der Existenz unserer Erde. Nach Zeitaltern geordnet beginnt es mit dem Kapitel „Aus dem Nichts“ mit dem Urknall bis zu „Fortsetzung folgt: ...

Eine bunte Universalgeschichte über die 13,8 Milliarden Jahre der Existenz unserer Erde. Nach Zeitaltern geordnet beginnt es mit dem Kapitel „Aus dem Nichts“ mit dem Urknall bis zu „Fortsetzung folgt: von 1945 bis heute“, dazwischen tummeln sich 13 Kapitel gespickt mit den historischen Highlights aus aller Welt von den Dinosauriern, übers Mittelalter und die Entdeckung Amerikas. Dabei ist dieses Inhaltsverzeichnis ebenso witzig, wie übersichtlich gestaltet, so dass man auch einfach die Epochen nachschlagen kann, für die man sich gerade interessiert. Zum Schluss gibt es noch das Schlusswort, Literaturhinweise, Glossar und das Register, wobei letztere für mich bei Sachbüchern unverzichtbar sind! Ein umfangreiches Stichwortregister hätte ich mir etwas umfangreicher vorgestellt, oder eben alles. Wir haben das Buch bei der Corona Schulschließung einsetzen wollen, als es um die Frage ging: Wann war die Bücherverbrennung und was war das? Leider mussten wir aber feststellen, dass dieses Thema im Rahmen der neueren Geschichte nicht angesprochen wird. So ganz alles findet dann doch nicht auf 349 Seiten Platz, auch hier müssen Schwerpunkte gesetzt werden.

Diese Schwerpunkte sind mit Bedacht gewählt, aber umfassen eben nicht alles. Mit farbigen Abbildungen machen sie neugierig und Lust auf mehr. Sie laden zum Stöbern und Vertiefen ein. Wenn man es in die Hand nimmt, bekommt man schon Lust, weiter zu blättern und zu schauen, was noch alles behandelt wird, auf einigen Seiten zu Verweilen und zu Lesen. Es gibt einen guten Überblick für Kinder ab 8 Jahren. Allerdings muss ich auch einräumen, dass wenn man ein spezielles Thema sucht und nicht einen generalisierenden Überblick bekommen möchte, man mit einer Internetsuche besser ans Ziel kommt, zumindest, wenn man es kann.

Sprachlich ist es schlüssig und verständlich geschrieben, für Erwachsene. Kinder ab 8 Jahren bringen nicht die gleichen Voraussetzungen mit. So hätte ich mir an zentraler gut auffindbarer Stelle eine Weltkarte gewünscht, bei der Kinder ohne große Mühen suchen können, wo sich die gerade beschriebenen Entwicklungen vollziehen. Im 4. Kapitel Hand und Fuss, in dem es um die Entwicklung des Klimas und der Eiszeiten, aber auch um die Entwicklung des Menschen geht, spielen zum Beispiel Panama und Indonesien eine Rolle. Die wenigsten Kinder ab 8 Jahren, wissen jedoch, wo diese Länder liegen, das übersteigt ihren Erfahrungs- und Wissenshorizont. Es ist sehr schön erklärt, wie einige Entwicklungen zusammenhängen und steigert das Verständnis für das große Ganze, dennoch hätte ich mir öfters einen kindlichen Blickwinkel gewünscht, um die Zielgruppe ab 8 Jahren noch besser erreichen zu können. Das Konzept verzichtet bewusst auf multimediale Einbindung, was ich auch ganz gut finde, denn Kinder müssen auch lernen ihr Wissen aus anderen Quellen zu beziehen, aber dann sollte es gerade in Werken mit diesem Titel auch angeboten werden, ohne dass Kinder umständlich nach Sekundärmaterialien suchen müssen. Dabei geht nämlich oft das Interesse verloren. Dieses zu fesseln ist aber offensichtlich das Ziel. Sehr schön ist hierbei, dass konkrete, aktuelle Bezüge hergestellt werden, so dass auch längst vergangene Zeiten greifbarer und weniger abstrakt wirken. So gibt es auch viele Anregungen, die dabei helfen, so ist z.B. in Kapitel „10. Erfindungen verbinden“ eine Anleitung zum Holzdruck erklärt und abgebildet.

Dieses Buch zum Stöbern, Entdecken und Nachschlagen ist gut strukturiert und die farbige Fassung der jeweiligen Kapitel erleichert das Auffinden des Gesuchten. Natürlich kann ein Buch dieses Umfangs nicht allumfassend sein, sondern muss Schwerpunkte setzten. Die Verknüpfung der Zusammenhänge empfinde ich allerdings als sehr gelungen. Leider wird bei der Zielgruppe aber bereits zu viel Vorwissen vorausgesetzt, dass heutzutage nicht mehr so selbstverständlich ist, wie früher, weil einfach auch die Wissensmenge zugenommen hat. Hier hätte ich mir ein verstärkes Eingehen auf die Bedürfnisse der Zielgruppe gewünscht.

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Veröffentlicht am 14.11.2019

Ein Leben voller Weihnachtserinnerungen

Die Reste frieren wir ein. Weihnachten mit Renate Bergmann
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Es weihnachtet in und um Berlin. Renate Bergmann steht am Herd und kocht schon Monate im Voraus den Grünkohl für's Weihnachtsfest ein, das kann man so ja gar nicht kaufen! Es ist nicht nur das Fest der ...

Es weihnachtet in und um Berlin. Renate Bergmann steht am Herd und kocht schon Monate im Voraus den Grünkohl für's Weihnachtsfest ein, das kann man so ja gar nicht kaufen! Es ist nicht nur das Fest der Liebe und Geschenke, sondern auch des guten deftigen Essens im Kreise der Familie oder der Lieben, was nicht immer zwingend dasselbe ist. Aber es ist auch die Zeit der Erinnerung. Also erinnert sich Renate Bergmann auch an vergangene Weihnachten zurück, an denkwürdige Momente. Es wird nicht unbedingt eine stringente Geschichte und vom Zuhören wird man nicht satt, dafür lernt man mal endlich Renates von und zu Schwiegermutter die Baronin kennen, wenn auch nicht unbedingt lieben.

Den Titel finden wir großartig, er passt genau zu Renate Bergmanns Generation und auch die Verwendung von Margarinedosen zum Einfrieren von Essensresten, lässt mich an meine Kindheit im tiefsten Westen zurückdenken. Es gibt schöne, liebevolle Erinnerungen, wie die Zeit, als im Advent die Spielsachen verschwanden und liebevoll restauriert oder neu ausgestattet zum Fest wieder unterm Baum lagen. Es gibt Lektionen im sparsamen Haushalten, von gerissenen Landfrauen, die den Städtern verstümmeltes Geflügel verkauften und sich über die Geflügelpfanne zu Weihnachten mit den Resten freuten. Die Ausreden, die Mutter Strelemann für fehlende Geflügelteile erfindet, sind ausgesprochen kreativ, aber etwas zu viele, da wird ein wenig der Bogen überspannt. Natürlich darf auch die vegane Tochter Kirsten nicht fehlen, Freundin Gertrud, die bei der Butter im Gemüse sehr großzügig ist, bis es einmal zu viel ist, Freundin Ilse mit Gatten Kurt und dem Coyota. Natürlich hat Kurt in seinem Karnickelzüchterverein auch noch ein paar Freunde, die Weihnachtsgänse züchten... und so kommt Renate vom Hölzchen aufs Stöckchen und irgendwie ist Weihnachten immer was los, selbst oder gerade, im Hungerwinter 1946/47, als das Essen rationiert war und man zu Opa und Oma Strelemann ins Bergische zog. Ein wenig Nostalgie, eine Prise Lebensschläue und patente Hilfe für Freunde und Familie. Das ist Weihnachten mit Renate Bergmann und ihrem speziellen Kosmos.

Renate Bergmann geb. Strelemann wohnt in Berlin-Spandau, war Trümmerfrau, Reichsbahnerin, ist und bleibt Haushaltsprofi und ist vierfach verwitwet, aber nur einfache Mutter von einer schon erwachsenen Tochter Kerstin, Veganerin, esoterisch angehaucht und von Renate oft missverstanden. Aber eigentlich ist Renate ein Autor namens Torsten Rode, Jahrgang 1974, dessen Twitter-Account von Renate Bergmann sich zum Hit entwickelte.

Carmen-Maja Antoni ist wirklich die Idealbesetzung für Renate Bergmann. Mit ihrer schnodderig-herzlichen Berliner Schnauze trägt sie das Herz auf der Zunge! Jahrgang 1945, geboren in Berlin hat die Vollblutschauspielerin den Hungerwinter 46/47 offensichtlich ebenso gut überstanden wie Renate Bergmann. Man nimmt ihr die Rolle absolut ab und vermag sich kaum vorstellen, dass sie selbst nicht so ist, dabei kann sie auch anders und hat bereits Brechts Mutter Courage verkörpert, spielte die kauzige Schwester von Horst Krause im TV, oder die Sekretärin von Iris Berbens „Rosa Roth“ und ist noch immer auf den Bildschirmen zu sehen.

Leider konnte uns dieser Band nicht ganz überzeugen. Es kamen einige schöne Pointen vor, aber man hatte etwas den Eindruck, dass dem Autor die Ideen ausgehen und er einige Themen überreizt, es ist ja auch schon der vierte Weihnachtsband mit Renate Bergmann. Vielleicht dreht sich für mich diesmal einfach zu viel ums Essen. Ja, es ist die Generation der guten Hausfrauen, wobei mir da bis auf meine Oma wohl die Vorbilder fehlen ;) Auch wenn es bei den uns bislang bekannten Geschichten stets eine Rahmenhandlung mit Hauptthema gibt wie Kreuzfahrt oder Hausbau, ist das Thema Weihnachtsessen nicht ganz so vielfältig in seiner Absurdität der Möglichkeiten. Carmen-Maja Antoni gibt jedoch alles, um die noch so kleinste Absurdität aufzuspüren und so wurden wir dennoch angenehm unterhalten und geben 3,5 von 5 Sternen, für die großartige Carmen-Maja Antoni.

Veröffentlicht am 08.07.2019

Ein Leben

Der Wald
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Warschau im zweiten Weltkrieg. Die großbürgerliche Familie des kleinen Pawel erträgt die Besetzung ihrer Heimat nicht und engagiert sich im Widerstand. Bislang war seine Oma eine erfolgreiche Ärztin, seine ...

Warschau im zweiten Weltkrieg. Die großbürgerliche Familie des kleinen Pawel erträgt die Besetzung ihrer Heimat nicht und engagiert sich im Widerstand. Bislang war seine Oma eine erfolgreiche Ärztin, seine Mutter eine begabte Cellistin und sein Vater ein Maler. Die Eltern lebten in ihrer Welt der schönen Künste, bis der Krieg hereinbrach. Doch dann bringt der Vater einen schwer verletzten englischen Piloten ins Haus, dem die Großmutter das Sterben erträglicher machen soll. Allerdings verliebt sich seine labile Tante Joana sich in Fremden und pflegt ihn gesund. Mit Kindern im Haus kann man keine Geheimnisse bewahren und Pawel und seine Mutter müssen in den Wald flüchten und ihr einst so kultiviertes Leben dreht sich nur noch um ihr Überleben, eine Aufgabe, auf die sie bislang niemand vorbereitet hat. Ganz anders als die alte Einsiedlerin Baba, die sie gegen Bezahlung aufnimmt.

Laura Maire erzählt diese Geschichte aus Pawels zu Beginn kindlich naiver, verwunderter Sicht. Mal klingt sie verstört, mal verwirrt. Sehr verletzlich in dieser Welt, in der nichts so ist, wie er es kennt. Sie nimmt bisweilen ihre Emotionen zurück, wodurch sie noch eindringlicher klingt, denn das Kind, in das sie sich einfühlt weiß nicht, was es denken und fühlen soll. Doch trotz der unaufgeregten Interpretation klingt sie nie gleichgültig oder monoton, wie es mir bisweilen bei Hörbüchern mit ähnlich ernster Thematik vorkommt. Hier hat die Zurückhaltung, Stil und Ausdrucksstärke. Auch wenn diese preisgekrönte Interpretin den Charakter dieses ungewöhnlich nachdenklich, verträumten Kindes trifft, vermag auch sie es nicht über die Längen im Mittelteil hinweg zu helfen. Der Kontrast zwischen den Kriegsszenen in Warschau und den introvertierten Szenen auf dem einsamen Waldhof, auf dem die Zeit nicht zu existieren scheint und sich alles auf das Sein zu reduzieren scheint, ist zu groß. Die einst so feinsinnige, kultivierte Mutter Sophia, die ein Leben mit Dienstboten und gepflegten Gesprächen gewöhnt war, kommt mit der Einfachheit und Eintönigkeit im Wald nicht klar. Statt wie ihr Sohn lieben zu lernen, was die Natur um sie herum ihr bietet und seine Regeln zu lernen und zu verstehen, scheint sie in Apathie zu verfallen. Sie versteht sich und ihre Gefühle nicht mehr. Wahrscheinlich ist sie soviel Introspektion nicht gewohnt und doch ist sie ein Mensch der stets nachdenkt und das Denken nicht sein lassen kann. . Sie ist zerrissen zwischen ihrer Mutterliebe und ihrer Irritation über seine ungewöhnliche Sensibilität und über die Stärke ihrer eigenen Gefühle. Bislang gab es auch immer Angestellte die ihr alle lästigen Arbeiten abnahmen, so dass sie sich ganz sich selbst und dem, was einer Frau in ihrer Position oblag, widmen konnte. Dabei wirkt sie bisweilen hart. Anders als z.B. die meisten Trümmerfrauen dargestellt werden, die anpacken, weil es sonst nicht weiterginge, schafft sie durch ihre Gedanken Distanz statt Bewunderung. Die feinsinnige Künstlerin lernt man als bisweilen sehr selbstkonzentriert kennen. Doch Pawel kennt es nicht anders. Erst Jahre später begreifen beide die Bedeutung dessen, was diese Zeit in der Abgeschiedenheit des Waldes für sie bedeutet hat. Während Pawel die Welt so akzeptieren lernt wie sie ist, kämpft Sophia auch nach dem Krieg mit unerfüllten Wünschen und Erwartungen. Trotz teilweise erstaunlicher Weitsicht, ist sie jedoch lange Zeit nicht bereit, sich ihren eigenen Schlussfolgerungen zu beugen. In dem letzten Teil der Geschichte, der mehr aus ihrer Sicht erzählt wird, schafft es die Interpretin gekonnt, den Perspektivwechsel auch stimmlich nachzuvollziehen, und klingt nun nach der vom Leben gezeichneten Mutter.

Dieser Roman hat bisweilen etwas kammerspielartiges, selbst in den Kriegsszenen, wobei mir diese durch die innere und äußere Entwicklung deutlich besser gefallen. Sowohl Pawel, als auch seine Mutter beobachten stets und können das Denken nicht lassen. Doch anders als Sophia ist Pawel ein Träumer. In Kriegszeiten ist dies eventuell gefährlich, aber auch vielleicht, die beste Möglichkeit nicht den Verstand zu verlieren. So ist dieser Roman auch sehr stark von inneren Monologen geprägt. Wer bei diesem Thema actionreiche Szenen auf der Flucht erwartet, ist hier völlig auf dem Holzweg, sehnt er sich nach Action, sollte er sich ein anderes Hörbuch suchen. Hier liegt die Stärke in der Poesie der Beobachtungen und Gedanken zweier Künstlerseelen, die in eine unbarmherzige Zeit hinein geboren wurden und sie dennoch begreifen möchten. So sind ihre Gedanken auch bisweilen poetisch und auch entsprechend verbalisiert. Es ist keine dahinplätschernde seichte Unterhaltung und man sollte auch ein gewisses Sprachniveau besitzen. Schade finde ich, daß man das ungefähre Jahr, in dem die Geschichte jeweils spielt, stets erraten muß und man die Zeitsprünge nicht unmittelbar bemerkt, sondern erst wenn er bereits eine Weile begonnen hat, wenn es z.B. Hinweise auf das Alter, Umzüge oder ähnliches gibt. Ob das in der Buchvorlage auch so ist, weiß ich nicht.

Eine Geschichte über das Leben, das uns prägt, mit allen Schicksalsschlägen, daß wir aber lernen müssen uns, und die, die wir lieben so zu akzeptieren, wie wir bzw. sie sind. Ändern kann man nur sich selbst, nicht seine Lieben. Die Schicksalsschläge machen uns auch nicht zu anderen Menschen, das liegt alles schon von Geburt an in uns, aber unsere Teevorlieben könnten zum Beispiel durch ein Überleben im Wald verändert werden oder wir lernen, die Natur zu verstehen, von der uns bislang gar nicht bewußt war, wie sehr wir sie lieben. Eine starke Mutter-Sohn-Beziehung, die durch die Zeit und ihre Entwicklungen dahin mäandert.

Ein schönes Hörbuch, dessen Titel und Klappentext aber etwas anderes erwarten lässt, als man zu hören bekommt. Es bedarf schon einer gewissen Bereitschaft, sich auf eine Geschichte und Gedanken einzulassen, die mehr eine Familiengeschichte, als ein Widerstandsdrama ist.

Veröffentlicht am 01.08.2018

Ich habe noch viel gelernt!

111 Orte in der Provence, die man gesehen haben muss
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Südfrankreich ist wunderschön und daher bin ich fast jedes Jahr dort. Daher ist es an der Zeit, mal was neues zu entdecken, die Augen auf kleine, feine Details zu richten.

Die 111 Orte sind alphabetisch ...

Südfrankreich ist wunderschön und daher bin ich fast jedes Jahr dort. Daher ist es an der Zeit, mal was neues zu entdecken, die Augen auf kleine, feine Details zu richten.

Die 111 Orte sind alphabetisch geordnet und sie beginnen daher mit den größten Städten des hier dargestellten Teils der Provence: Aix-en-Provence (3 Orte) , Arles (6 Orte) und Avingnon (4 Orte). Arles bildet dabei den Schwerpunkt. Es ist auch wirklich wunderschön, allerdings sollte man vorher wissen, daß das Parken dort nicht sehr leicht ist, wir haben dort inzwischen unseren speziellen Parkplatz gefunden, da die Durchfahrt der Altstadt mit großen deutschen Limousinen an einigen Stellen fast unmöglich ist. So schön Arles auch ist, es ist im Sommer unglaublich heiß, man benötigt unglaublich viel Wasser, viele Ruhepausen oder einen der seltenen bewölkten Tage. Als Kind habe ich dort fast immer befürchtet verdursten zu müssen und meinen Kindern geht es heute auch bisweilen noch so. Sehr schön finde ich Ort Nr. 4 „Die Alycamps“ eine alte römische Begräbnisstätte von der Rilke und Hugo von Hoffmannsthal bereits schwärmten. Klingt jetzt erst mal nicht so spektakulär, allerdings sollte man wissen und das verschweigt der Autor, daß es sich um von der UNESCO anerkanntes Weltkulturerbe handelt. Dort wird übrigens die Modeschau des Hauses Gucci 2019 stattfinden, da es sich um die Geburtsstadt des legendären Designers Christian Lacroix handelt. Die Zahlungen von Gucci für dieses Privileg an die Stadt, soll für den Erhalt der Vielzahl römischer Stätten verwendet werden. (Diese Info stammt aus einer aktuellen frz. Frauenzeitschrift, nicht diesem Buch).
Da Frankreich außer Mode natürlich auch noch Kunst, Musik und Kultur zu bieten hat, gefiel mir der Blick in das Internierungslager in der Ziegelei von Les Milles bei Aix-en-Provence in welcher bedeutende Exilkünstler wie Lionel Feuchtwanger, Max Ernst und Golo Mann interniert waren. Dank der Vichy-Regierung sind auch im unbesetzten, freien Süden zeitweise bis zu 3.000 Menschen jüdischer Herkunft dort interniert und teilweise von dort mit Zügen nach Auschwitz deportiert worden. Die wenigsten haben dies überlebt. Gegenüber der Ziegelei kann man noch einen der historischen Eisenbahnwaggons sehen, die zur Deportation nach Auschwitz genutzt worden.
Dieser Leitfaden wendet sich aber nicht nur den Toten zu, sondern auch alljährlichen Highlights und somit Ort Nr. 79 der Mont Ventoux, der härtesten Bergetappe der Tour de France, an dem schon einige scheiterten oder zusammenbrachen und dessen Bezwingung so viele Gemüter beschäftigt hat, daß ich über diesen Ort letztes Jahr einen wirklich spannenden Krimi aus der Radrennwelt gelesen habe.
Mit 8 Orten liegt das Hauptaugenmerk wohl auf Marseille, das heutzutage auch wirklich für Besuche deutlich besser geeignet ist, als in meiner Kindheit. Die Stadt hat in den letzten Jahrzehnten einiges für einen Imagewandel, weg von der schmuddeligen Hochburg der Kriminalität vom Mittelmeer getan. An die lange Geschichte der Kriminalität erinnert Ort Nr. 66, mit dem legendärsten Gefangenen der Stadt, dem Graf von Monte Christo aus dem Meisterwerk von Alexandre Dumas dem Älteren, dem die Flucht von der Gefängnisinsel Ile d'If dem Ort des berrüchtigten Chateau d'If gelang. Da Marseille am Meer liegt, ist das Klima dort auch im Sommer deutlich erträglicher als im Hinterland und es gibt dort auch deutlich mehr zu entdecken, als man meint.

Die Auswahl ist sehr vielfältig und bunt gemischt, so das für jeden Geschmack eine Menge zu entdecken ist. Allerdings ist das abgedeckte Gebiet auch sehr groß und reicht für mehrere Urlaube, wobei man die zu besichtigen Orte auch im Hinblick auf Jahreszeit und Klima wählen sollte.

Was ich sehr schade finde und was bei mir zu einem Punkt Abzug führt, ist das einige Highlights, die im Vorwort erwähnt werden, wie z.B. der Pont du Gard, das gigantische Aquedukt, daß das römische Nimes mit frischem Gebirgswasser versorgte, oder die unendlich scheinenden Strände der Camargue überhaupt nicht aufgeführt sind. Da er sie offensichtlich zur Provence mitzählt, ist es ausgesprochen merkwürdig, sie außen vor zu lassen, sofern er nicht einen weiteren Führer für die Camargue, das Languedoc-Rousillon plant. Aber dann hätte er sie auch im Vorwort unerwähnt lassen sollen. Na gut, Ort Nr. 60 Les-Saintes-Maries-de-la-Mer gehört zur Camargue, da es sich aber so fernab der übrigen hier aufgezählten Orte befindet, ist es nicht im Kartenanhang zu finden. Wer diesen Ort besuchen möchte, sucht im Kartenmaterial vergeblich, er wird sich keinen Eindruck von seiner Lage machen können. Solche Pannen dürfen eigentlich nicht passieren.

Wirklich sehr interessant für alle, die die Provence schon kennen und neue Inspirationen suchen, für Neulinge eine facettenreiche Ergänzung zu klassischen Reiseführern.