Cover-Bild Das verborgene Haus
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8,99
inkl. MwSt
  • Verlag: btb
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Ersterscheinung: 09.04.2012
  • ISBN: 9783641072629
Maria Ernestam

Das verborgene Haus

Roman
Holger Wolandt (Übersetzer), Lotta Rüegger (Übersetzer)

Ein Sommerhaus in Schweden – und ein Neubeginn am Meer

Die Literaturdozentin Viola reist mit ihrem Mann Axel, einem Rechtsanwalt, und ihren beiden Töchtern nach Südschweden ins Sommerhaus. Doch auf der Ferienidylle liegt ein Schatten: Axel, der erst vor kurzem von einer schweren Krankheit genesen ist, verhält sich seltsam gereizt. Viola hat das Gefühl, dass er ihr etwas verschweigt. Sie sucht Zuflucht in der Begegnung mit der 90-jährigen Lea, die – einst Missionarin in China – Viola nach und nach ihre unglaubliche Familiengeschichte offenbart. Je näher sich die beiden Frauen kommen, desto weiter scheint sich Violas Mann von ihr zu entfernen. Bis etwas geschieht, das Viola vor eine schwere Entscheidung stellt …

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.08.2020

Melancholisch!

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Viola und Axel reisen mit ihren Töchtern über Ostern von Stockholm in die Schonen. Gemeinsam wollen sie sich nach einer Krankheit Axels erholen und seine Mutter, die in einem Pflegeheim in der Nähe lebt, ...

Viola und Axel reisen mit ihren Töchtern über Ostern von Stockholm in die Schonen. Gemeinsam wollen sie sich nach einer Krankheit Axels erholen und seine Mutter, die in einem Pflegeheim in der Nähe lebt, besuchen. In diesem Heim lernt Viola die 90jährige Lea kennen. Lea überreicht ihr einen Geschichtenband über ihr früheres Leben als Missionarin in China. Viola, die als Literaturdozentin gearbeitet hat, beginnt darin zu lesen. Und wird zum Nachdenken angeregt … über ihr Leben und vor allem über die Beziehung zu Axel.

"Das verborgene Haus" empfand ich als zutiefst melancholische Geschichte. Gerade die Beziehung zwischen Viola und Axel ist teilweise verstörend und bedrückend. Sie sind seit vielen Jahren ein Paar, die Töchter Tora und Linn 14 und 16 Jahre alt. Viola ist seit der Krankheit von Axel die Starke, Zupackende und die alles Verzeihende. Auch wenn Axel chronisch unzufrieden ist und sich benimmt wie ein Choleriker. Als Leser kann man förmlich zusehen, wie er psychische Misshandlung an seiner Frau betreibt. Manches Mal hätte ich Viola schütteln können und zurufen "Wach endlich auf, verlass diesen Mann"…
Daher empfand ich den Roman als sehr emotional und auch bedrückend.

In 3 längeren Kapiteln vollzieht die Autorin einen Handlungswechsel. Viola liest frühere Geschichten aus dem Band, den sie von Lea bekommen hat. Diese Geschichten in der Geschichte empfand ich als leicht langatmig. Hier hätte sich die Autorin kürzer fassen könne und der Kern der Nachricht wäre trotzdem beim Leser und Viola angekommen.

Der leicht altmodische und blumige Schreibstil hat sich an und für sich gut lesen lassen. Ab und zu bin ich über ein paar holperige Handlungen gestolpert. Wie zum Beispiel, wenn die Kacheln in einem Badezimmer herausgeschlagen werden, und die Teenager im Zimmer nebenan weiterschlafen. Oder eine junge Frau an einer Pizzeria anhalten muss, damit ihre Mitfahrerin ihren Mann anrufen kann. Diese hat ihre Handtasche mit Handy nicht dabei …. und die Autofahrerin, die sie netterweise nachts auf einer einsamen Strasse aufgenommen hat, zufällig auch nicht?

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Veröffentlicht am 15.11.2019

Tiefgründig!

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„Das verborgene Haus“ ist ein enorm melancholischer und wehmütiger Roman. Die Ehe zwischen Viola und Axel kann kaum noch als liebevoll oder schön bezeichnet werden. Die Stimmung zwischen den beiden ist ...

„Das verborgene Haus“ ist ein enorm melancholischer und wehmütiger Roman. Die Ehe zwischen Viola und Axel kann kaum noch als liebevoll oder schön bezeichnet werden. Die Stimmung zwischen den beiden ist durchweg gereizt und angespannt, was hauptsächlich an den scheinbar unkontrollierbaren Wutausbrüchen von Axel liegt. Die beiden Ehepartner gehen kaum noch zärtlich miteinander um, haben sich voneinander entfernt und bringen nur noch wenig Geduld oder Interesse für den anderen auf. Dabei wird für den Leser nicht deutlich, warum vor allem Axel sich so unangebracht verhält. Zwar wird erklärt, dass er vor nicht allzu langer Zeit unter einer schweren Krankheit litt, aber diese wird nicht genauer beschrieben und es wird nicht deutlich, warum sich diese so auf seine Gemütsfassung ausgewirkt hat. Der Urlaub in dem schwedischen Sommerhaus erscheint wie ein letzter Ausweg der beiden, um ihre Ehe zu retten. Es macht nicht viel Spaß, die beiden zusammen zu erleben und zu beobachten. Die Stimmung, die von der Ehe der beiden ausgeht, ist sehr bedrückend und unschön, wenig hoffnungsvoll und überträgt sich direkt auf die Gemütsfassung des Lesers.

Axels Mutter befindet sich in einem Pflegeheim in der Nähe des Sommerhauses, wo sie wegen ihrer fortgeschrittenen Demenz behandelt wird. Axel und Viola besuchen sie am zweiten Tag ihres Urlaubs und erneut kommt es zu Spannungen und Problemen zwischen den beiden, da Viola es nicht aushält, sich in der Nähe ihrer Schwiegermutter aufzuhalten, deren Leid sie sehr mitnimmt und bewegt. Daher läuft sie orientierungslos durch das Pflegeheim, bis sie auf eine andere Heimbewohnerin – die neunzigjährige Lea – trifft und in ihrer Nähe die Zeit vergisst. Lea wirkt mit ihrer offenen und direkten Art sehr beruhigend auf Viola und mit ihr wird sie in den nächsten Tagen sehr viel Zeit verbringen. Lea ist es, die Viola eine Mappe überreicht, in dem sich Erzählungen finden, die auf indirekte Art und Weise sehr viel über Lea und ihre Erfahrungen und Erlebnisse als Missionarin in China berichten. Auch diese Erzählungen sind traurig und bewegend und sorgen zusätzlich für die bedrückende Grundstimmung des Buches. Dennoch lesen sie sich sehr interessant und machen einen wesentlichen Teil des Romans aus.

Als Viola schließlich von einem Arzt zum Ausgang des labyrinthartigen Pflegeheims geführt wird und Axel die beiden zusammen sieht, hegt er ab sofort den Verdacht, seine Frau habe eine Affäre mit diesem Arzt. Die Stimmung ist von nun an noch gereizter und hoffnungsloser und Viola zieht sich immer mehr zurück, sehnt sich immer mehr nach den Mut und Kraft gebenden Worten Leas und entfernt sich immer mehr von ihrem Mann.

Es fällt sehr schwer, als Leser eine Beziehung zu den Figuren des Buches aufzubauen. Axel wirkt mit seiner unbeherrschten Art von Anfang an unsympathisch und unnahbar. Aber auch Violas Verhalten ist nicht immer nachvollziehbar und stößt auf Bedenken. Sicherlich lernt sie im Verlauf des Buches viel über sich selbst und entwickelt sich auch weiter, aber dennoch bleibt sie dem Leser zum größten Teil fremd.

„Das verborgene Haus“ ist ein sehr intelligenter und tiefgründiger Roman, bei dem man stellenweise zwischen den Zeilen lesen muss und die Charakterisierung der Figuren eher durch ihr Verhalten erfolgt als durch Beschreibungen der Autorin. Das ist sicher der Erzählperspektive geschuldet, passt aber auch einfach zur Stimmung und Grundaussage des Buches. Der Schreibstil der Autorin ist recht anspruchsvoll, wodurch ihr neuestes Werk kein seichter Roman, sondern anspruchsvolle Literatur ist.

Mein Fazit:

Ein tiefgründiger und intelligenter Roman, dessen melancholische und wehmütige Grundstimmung sich direkt auf den Leser überträgt.