Tiefgründig!
Das verborgene Haus„Das verborgene Haus“ ist ein enorm melancholischer und wehmütiger Roman. Die Ehe zwischen Viola und Axel kann kaum noch als liebevoll oder schön bezeichnet werden. Die Stimmung zwischen den beiden ist ...
„Das verborgene Haus“ ist ein enorm melancholischer und wehmütiger Roman. Die Ehe zwischen Viola und Axel kann kaum noch als liebevoll oder schön bezeichnet werden. Die Stimmung zwischen den beiden ist durchweg gereizt und angespannt, was hauptsächlich an den scheinbar unkontrollierbaren Wutausbrüchen von Axel liegt. Die beiden Ehepartner gehen kaum noch zärtlich miteinander um, haben sich voneinander entfernt und bringen nur noch wenig Geduld oder Interesse für den anderen auf. Dabei wird für den Leser nicht deutlich, warum vor allem Axel sich so unangebracht verhält. Zwar wird erklärt, dass er vor nicht allzu langer Zeit unter einer schweren Krankheit litt, aber diese wird nicht genauer beschrieben und es wird nicht deutlich, warum sich diese so auf seine Gemütsfassung ausgewirkt hat. Der Urlaub in dem schwedischen Sommerhaus erscheint wie ein letzter Ausweg der beiden, um ihre Ehe zu retten. Es macht nicht viel Spaß, die beiden zusammen zu erleben und zu beobachten. Die Stimmung, die von der Ehe der beiden ausgeht, ist sehr bedrückend und unschön, wenig hoffnungsvoll und überträgt sich direkt auf die Gemütsfassung des Lesers.
Axels Mutter befindet sich in einem Pflegeheim in der Nähe des Sommerhauses, wo sie wegen ihrer fortgeschrittenen Demenz behandelt wird. Axel und Viola besuchen sie am zweiten Tag ihres Urlaubs und erneut kommt es zu Spannungen und Problemen zwischen den beiden, da Viola es nicht aushält, sich in der Nähe ihrer Schwiegermutter aufzuhalten, deren Leid sie sehr mitnimmt und bewegt. Daher läuft sie orientierungslos durch das Pflegeheim, bis sie auf eine andere Heimbewohnerin – die neunzigjährige Lea – trifft und in ihrer Nähe die Zeit vergisst. Lea wirkt mit ihrer offenen und direkten Art sehr beruhigend auf Viola und mit ihr wird sie in den nächsten Tagen sehr viel Zeit verbringen. Lea ist es, die Viola eine Mappe überreicht, in dem sich Erzählungen finden, die auf indirekte Art und Weise sehr viel über Lea und ihre Erfahrungen und Erlebnisse als Missionarin in China berichten. Auch diese Erzählungen sind traurig und bewegend und sorgen zusätzlich für die bedrückende Grundstimmung des Buches. Dennoch lesen sie sich sehr interessant und machen einen wesentlichen Teil des Romans aus.
Als Viola schließlich von einem Arzt zum Ausgang des labyrinthartigen Pflegeheims geführt wird und Axel die beiden zusammen sieht, hegt er ab sofort den Verdacht, seine Frau habe eine Affäre mit diesem Arzt. Die Stimmung ist von nun an noch gereizter und hoffnungsloser und Viola zieht sich immer mehr zurück, sehnt sich immer mehr nach den Mut und Kraft gebenden Worten Leas und entfernt sich immer mehr von ihrem Mann.
Es fällt sehr schwer, als Leser eine Beziehung zu den Figuren des Buches aufzubauen. Axel wirkt mit seiner unbeherrschten Art von Anfang an unsympathisch und unnahbar. Aber auch Violas Verhalten ist nicht immer nachvollziehbar und stößt auf Bedenken. Sicherlich lernt sie im Verlauf des Buches viel über sich selbst und entwickelt sich auch weiter, aber dennoch bleibt sie dem Leser zum größten Teil fremd.
„Das verborgene Haus“ ist ein sehr intelligenter und tiefgründiger Roman, bei dem man stellenweise zwischen den Zeilen lesen muss und die Charakterisierung der Figuren eher durch ihr Verhalten erfolgt als durch Beschreibungen der Autorin. Das ist sicher der Erzählperspektive geschuldet, passt aber auch einfach zur Stimmung und Grundaussage des Buches. Der Schreibstil der Autorin ist recht anspruchsvoll, wodurch ihr neuestes Werk kein seichter Roman, sondern anspruchsvolle Literatur ist.
Mein Fazit:
Ein tiefgründiger und intelligenter Roman, dessen melancholische und wehmütige Grundstimmung sich direkt auf den Leser überträgt.