schöner Schmöker
Obwohl das Buch den Titel „Schiff der tausend Träume“ trägt, spielen nur die ersten 50 Seiten des Romans auf der Titanic. Der Leser erfährt dennoch einiges über dieses beeindruckende Schiff und die Beweggründe ...
Obwohl das Buch den Titel „Schiff der tausend Träume“ trägt, spielen nur die ersten 50 Seiten des Romans auf der Titanic. Der Leser erfährt dennoch einiges über dieses beeindruckende Schiff und die Beweggründe der Passagiere, an der Jungfernfahrt teilzunehmen. Für manche ist es pure Abenteuerlust, für andere hingegen die letzte Hoffnung, aus ihrem alten Leben zu entfliehen und einen Neuanfang zu wagen. Eindringlich und anschaulich beschreibt Leah Fleming die Klassenunterschiede der Passagiere, die sich auch an Bord der Titanic deutlich zeigen, zum Beispiel in den unterschiedlichen Unterkünften oder am Kleidungsstil der Menschen. Die Katastrophe des Untergangs ist ebenfalls sehr eindringlich beschrieben. Die Verzweiflung und Angst der Passagiere wird für den Leser greifbar und es fühlt sich so an, als stecke er mittendrin in diesen schrecklichen Geschehnissen.
May und Celeste werden von Beginn an sehr lebendig beschrieben und auf diesen beiden Frauen liegt eindeutig das Hauptaugenmerk der Autorin. Den Nebenfiguren widmet sie sich auch recht umfassend, aber es wird schnell klar, dass das Schicksal dieser beiden Frauen im Vordergrund steht. May sucht nach der Beerdigung ihrer Mutter zusammen mit Mann und Kind einen Neuanfang, Celeste hingegen reist an Bord der Titanic, um zu ihrem Sohn und ihrem brutalen Ehemann zurückzukehren. Der Untergang des Schiffes führt die beiden jungen Frauen zusammen und zwischen ihnen entwickelt sich eine wunderbare Freundschaft. Ihre Wege trennen sich nach kurzer Zeit wieder, aber über die Laufe der Jahre bleiben sie in ständigem Briefkontakt. Diese wechselseitigen Briefe sind im Buch abgedruckt und teilweise bestehen die kurzen Kapitel allein aus diesen Briefen, die die Handlung vorantreiben.
Im Verlauf des Buches entwickelt die Handlung viele Nebenstränge, die die Autorin verfolgt und dem Buch so eine gewisse Breite und Tiefe verleiht. Celestes Ehemann, ihr Sohn, ein Pfarrer, ein Italiener – sie alle spielen für die Entwicklung des Buches eine Rolle und werden in die Handlung einbezogen. Oft findet mit jedem neuen Kapitel ein Sprung zu einem anderen Handlungsstrang statt, aber es fällt dennoch leicht, der Geschichte zu folgen.
„Schiff der tausend Träume“ ist zwar ein sehr umfangreicher Schmöker, lässt sich aber aufgrund des angenehmen Schreibstils der Autorin schnell und leicht weglesen. Die Ausdrucksweise von Leah Fleming ist nicht zu ausgefeilt, sondern für einen Roman passend und angemessen. Dazu kommt, dass die Handlung sehr abwechslungsreich ist und ständig etwas passiert, sodass so gut wie keine Längen aufkommen. Nachteilig ist dadurch aber, dass sich die Autorin für manche Ereignisse zu wenig Zeit nimmt und diese zu schnell abhandelt, wodurch der Roman stellenweise etwas oberflächlich wirkt. Das Buch nimmt im Jahr 1912 seinen Lauf und die Ereignisse des Ersten Weltkrieges werden nur mit wenigen Worten erwähnt. Dafür nimmt sich die Autorin jedoch viel Zeit für die Schicksale ihrer Figuren. „Schiff der tausend Träume“ ist ein Entwicklungsroman, bei dem die Charaktere im Vordergrund stehen und ihr Leben über viele Jahre hinweg verfolgt wird. Manche Entwicklungen sind vorhersehbar, andere kommen völlig unerwartet. Durchweg bleibt das Interesse des Lesers an den Einzelschicksalen geweckt, sodass der Roman gute Unterhaltung bietet.
Mein Fazit:
Ein handlungsreicher Schmöker, bei dem die Entwicklung der zahlreichen Figuren im Vordergrund steht.