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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.11.2019

Gelungener 3. Fall

Starmord am Wörthersee
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Berufsdetektiv Heinz Sablatnig soll sich „unauffällig“ darum kümmern, wer Saskia Frenzen, dem umjubelten Star, der „Starnacht am Wörthersee“ einen Drohbrief geschrieben hat. Kontaktiert wird er wieder ...

Berufsdetektiv Heinz Sablatnig soll sich „unauffällig“ darum kümmern, wer Saskia Frenzen, dem umjubelten Star, der „Starnacht am Wörthersee“ einen Drohbrief geschrieben hat. Kontaktiert wird er wieder vom Chef der „Fiducia“-Versicherung, für die er in der Vergangenheit schon einige Fälle erfolgreich gelöst hat und die die Ausfallshaftung für dieses Event trägt. Doch diesmal ist Heinz nicht ganz bei der Sache. Er wirkt unkonzentriert und ausgepowert. Dabei war er doch erst in Südamerika auf Urlaub.

Es gelingt recht bald den Urheber des Drorbriefes ausfindig zu machen. Als Saskia, Heinz und die Visagistin Anne in eine weiße Stretchlimousine steigen, wissen sie noch nicht, dass eine der beiden Frauen ermordet werden wird.

Meine Meinung:

Roland Zingerle nimmt in diesem Krimi das Show-Business ein wenig auf’s Korn. Egal welche Schlagzeilen, Hauptsache überhaupt Schlagzeilen - alles ist gut für’s Geschäft. Auch dass manche Stars ein bestimmtes Image pflegen (lassen) und in WIrklichkeit ganz anders sind, kommt zur Sprache.

Neben der Hauptfigur Sablatnig begegnen wir wieder seiner Schwester Sabine, die ja Kriminalbeamtin ist und in diesem Entführungsfall ermittelt. Das scheint jetzt ein wenig unglaubwürdig, da sie ja als Schwester befangen sein könnte. Doch die Personaldecke bei der österreichischen Polizei ist dünn, also lassen wir sie ermitteln.
Auch Beinahe-Freundin Verena Bacher und der Journalist Willi Egger haben wieder ihre Auftritte.

Wie dann der Drahtzieher ausgeforscht und überführt wird, ist wieder gut gelungen. Auf die Auflösung, warum Heinz Sablatnig diesmal nicht ganz so souverän agiert, müssen die Leser länger warten.

Gut gefällt mir, dass die traumhafte Kulisse des Wörthersees wieder eine Rolle spielen darf.

Fazit:

Ein Kärnten-Krimi, der das Showbusiness und die „Starnacht am Wörthersee“ ein wenig auf die Schaufel nimmt. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Veröffentlicht am 17.11.2019

Ein Thriller aus Wien

Dornen in meiner Haut
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Mit diesem Thriller begeben wir uns nach Wien. Mehrere Welten prallen hier in verschiedenen Handlungssträngen aufeinander und verknüpfen sich zu einer spannenden Geschichte.

Wir begegnen Irina, die sich ...

Mit diesem Thriller begeben wir uns nach Wien. Mehrere Welten prallen hier in verschiedenen Handlungssträngen aufeinander und verknüpfen sich zu einer spannenden Geschichte.

Wir begegnen Irina, die sich als gehobene Prostituierte ihr Leben verdient und nebenbei so manche reiche Kundschaft ausspioniert und hiermit den Weg für den Einbrecher Ditmir bereitet. Dann ein Schwenk zu Maximilian Wolf, einem der reichen Freier Irinas, der immer wieder zu harten Drogen für seine ausschweifenden Sexspiele greift.
Letztlich begleiten wir Chefinspektor Paul Steininger, der seine eigenen Probleme hat, und sein Team bei der Aufklärung der Verbrechen.

Nun, welche Verbrechen?
Ditmir wird in Wolfs Villa ermordet aufgefunden, doch nicht nur tot, sondern bestialisch gefoltert. Neben der übel zugerichteten Leiche, der bewusstlose Hausherr, der sich an nichts oder fast nichts mehr erinnern kann, weil er bis oben hin mit Drogen und Adrenalin voll ist.

Während die Ermittler von einem Verbrechen im Ostmafia-Milieu ausgehen, erfährt der Thriller einige unerwartete Wendungen ...

Meine Meinung:

Der Autor entführt uns in eine bizarre Welt, in der arm und reich aufeinandertreffen. So kommt Irina aus Tarnopol, Ukraine, um hier im goldenen Westen ein besseres Leben zu finden. Wie häufig landen die junge Frau, von skrupellosen Menschenhändlern ausgenutzt, im nächsten Bordell. Auch Ditmir träumt von Reichtum und Glück, versucht beides in eigene Hände zu nehmen und scheitert.
Auf der reichen Seite haben wir neben den Bordellbetreibern und ihren Hintermännern auch Finanzhaie wie eben Maximilian Wolf.

Chefinspektor Paul Steininger steht so irgendwie dazwischen. Er hält sich an Vorschriften (nicht immer), hat keine finanziellen Probleme und ist dennoch unzufrieden. Seine Ehe läuft schon länger ein wenig schief. Beinahe fängt er mit Kollegin Simone Gruber ein Gspusi an.

Interessant sind auch die Figuren im Bordell: zum einen natürlich Irina, dann Carlo, der den starken Mann symbolisiert, aber letztendlich Irina hilft. Eine sehr sympathische Figur ist Samantha, eine Dragqueen, die, wie es scheint, einen Narren an Irina gefressen hat, und mit ihr ein ausgeklügeltes Ausstiegsszenario entwirft.

Der Schreibstil ist dem Milieu angepasst und recht plakativ. Ein Bespiel? “.. die Stille der Marmor gefliesten Halle durch zweikurz aufeinanderfolgende, knackende Geräusche unterbrochen, die an unter Schneelast brechende Äste erinnerten“. (S. 9) .

Die Perspektive wechselt häufig und die Erzählstränge überlappen sich daher manchmal. Die Auflösung ist schlüssig, wenn auch ein wenig überraschend.

Fazit:

Ein Thriller aus Wien, der mit interessanten Charakteren und einem überraschenden Ende aufwartet. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Veröffentlicht am 11.11.2019

Kirche unter dem Hakenkreuz

Der Birnbaum im Pfarrgarten
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Im Archiv der Münchener Christuskirche schlummert ein wahrer Schatz an Dokumenten, Akten und Briefen die aus der Zeit des Nationalsozialismus stammen. Dieser Fund ist ein Spiegel der Gesellschaft in der ...

Im Archiv der Münchener Christuskirche schlummert ein wahrer Schatz an Dokumenten, Akten und Briefen die aus der Zeit des Nationalsozialismus stammen. Dieser Fund ist ein Spiegel der Gesellschaft in der sich die Evangelische Kirche (ebenso wie ihr katholisches Pendant) nicht wirklich mit Ruhm bekleckert hat. Autor Christoph Lindenmeyer nimmt den Zeitraum zwischen 1933 und 1945 genau unter die Lupe.

Wie kann es sein, dass die Kirche den Hetzreden so unwidersprochen nachgefolgt ist? Waren es die Oberen, die verblendet die Kirche dem Regime „gleich geschalten“ haben? Gab es keinen oder nur geringen Widerstand der Seelsorger?

All diese Fragen versucht der Autor, anhand von Briefen, Dokumenten und Notizen zu beantworten. Wie bei jedem Thema der Nazi-Zeit finden sich schriftliche Unterlagen von Verblendeten, Mutigen, Angepassten und Mahnern.

Denn so wirklich vom Himmel gefallen ist das (selbst genannte) 1.000-jährige Reich, das letztendlich nur zwölf Jahre gedauert hat, ja nicht.

Das Buch berichtet von Pastoren, die anfänglich den Nazis zugeneigt waren, weil sie Arbeitsplätze schafften und Perspektiven für die Menschen boten, und dann später zu Gegnern des Regimes wurden. Es zeigt Briefe von Konfirmanden, die sich nicht indoktrinieren lassen wollten. Das Buch zeigt sehr deutlich, wie schwer es unter diesen Umständen war, seine Gottgläubigkeit und die christliche Nächstenliebe zu bewahren. Oftmals um den Preis des eigenen Lebens.

In insgesamt 19 Kapiteln erfahren wir, chronologisch geordnet, über das Schicksal einzelner Pfarrer wie Kurt Frör, Martin Niemöller und Hans Meiser (denunziert und verhaftet) oder Ernst Kutter, dessen Sohn an der Ostfront fällt. Auch das Gebäude der Christuskirche wird erwähnt, das 1944/45 große Schäden durch Bombentreffer erlitten hat.

Die Währungsreform 1948 ist der Kirche wichtiger als

„Eine Auseinandersetzung mit dem Thema „schuldig gegenüber den Juden“ findet so wenig statt, wie ein Diskurs über die Rolle der evangelisch-lutherischen Kirche und ihrer Leitung im Nationalsozialismus. Dabei hatte der bayrische Landesbischof Hans Meiser selbst die Repressionen des NS-Regimes erlebt: Predigtverbot, Absetzung, Hausdurchsuchungen, Hausarrest und das Verbot, seine Amtsräume zu betreten.“ (S.293)

Meine Meinung:

Ein nicht ganz einfach zu lesendes Buch, da es vor allem aus abgedruckten Briefen besteht. Die sind fein säuberlich mit dem Namen des Schreibers sowie dem Datum versehen und können daher in den historischen Kontext eingebunden.
Bei so manchem Schriftstück musste ich mich schon sehr wundern.

Gerne gebe ich für dieses interessante Buch, das einen wunden Punkt der Evangelische Kirche berührt, 4 Sterne.

Veröffentlicht am 01.11.2019

Fesselnd bis zur letzten Seite

Winteraustern
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Dies ist der 3. Fall für Luc Verlain und spielt, wie schon der Titel andeutet, im Winter.

Es ist kurz vor Weihnachten und die Austernfischer haben Hochsaison. Lucs Vater Alain hat nur mehr wenige Monate ...

Dies ist der 3. Fall für Luc Verlain und spielt, wie schon der Titel andeutet, im Winter.

Es ist kurz vor Weihnachten und die Austernfischer haben Hochsaison. Lucs Vater Alain hat nur mehr wenige Monate zu leben und deshalb fahren die beiden nochmals zu den Austernbänken hinaus. Doch was als gemütliche Bootsfahrt mit den KOllegen von der Gendarmerie geplant war, endet in einem Polizeieinsatz. Pierre Lacasse, einer der Austernfischer wird verletzt auf eine Sandbank, kurz vor dem Ertrinken gerettet. Für Vincent Pujol und François Labadie, beides Söhne von Austernzüchtern, kommt jede Hilfe zu spät: Sie werden an Austernpfählen angebunden, tot, aufgefunden.

Hat hier jemand versucht, die häufigen Diebstähle der kostbaren Meeresfrüchte in Eigenregie zu beenden?

Luc und sein Team ermitteln in der Austernzüchterszene und bald liegt der Fokus auf Monsieur Chevalier, dem Platzhirschen, der einen kleinen Austernfischer nach dem anderen aufkauft, um sein Imperium zu vergrößern.

Meine Meinung:

Das Winterszenario ist höchst ungewöhnlich. Denn mit dem Aquitaine verbindet man eher den Sommer an der wilden Atlantikküste.
Doch auch der Winter hat hier so seinen Reiz - seltener Schneefall lässt die Tragödie, die die Familien der Toten ein wenig gedämpfter erscheinen.

Wie immer steht Anouk an Lucs Seite. Doch diesmal steht eine entscheidende Veränderung ins Haus: Soll Anouk für einen Karrieresprung nach Paris gehen? Jenes Paris, dem Luc vor wenigen Monaten den Rücken gekehrt hat? Laut, gewalttätig und dennoch imposant.

Der Schreibstil ist wie immer lebhaft und lässt (vor allem) die Kälte des Atlantiks deutlich spürbar werden. Ich hätte beim Lesen Lust auf einen Schluck aus Alain Verlains Flachmann bekommen.
Auch diesmal finden sich sozialkritische Untertöne. Vor allem dann, wenn der Unterschied zwischen den benachbarten Bezirken in Paris beschrieben werden. Hier die prunkvollen Villen der Reichen, dort die Banlieus der Zuwanderer, denen die Stadtverwaltung nicht einmal eine funktionierende Straßenbeleuchtung gönnt.

Wieder mit im sprichwörtlichen Boot ist Commissaire Exteberria, der nach dem Bauchschuss aus dem vorherigen Fall nun wieder genesen seinen Dienst versieht. Hier muss ich gleich anmerken, dass die Geschichte rund um das dienstliche Verhältnis Exteberria und Verlain gleich mehrmals erwähnt wird. Also, die Wiederholungen sich der Autor sparen können. Vor allem nach der Aussprache der beiden, die mir übrigens sehr gut gefallen hat. Diese und noch eine weitere Wiederholung (die Krebserkrankung von Alain und Lucs Rückkehr ins Aquitaine) kosten diesmal den 5. Stern. Wir Leser können uns derlei Dinge ganz gut merken.

Der Brief, den Luc auf den letzte Seiten erhält, zeigt deutlich, dass wir uns auf einen neuen Fall freuen dürfen.

Fazit:

Ein fesselnder Fall, der mit einem doch überraschenden Ende aufwartet. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Veröffentlicht am 30.10.2019

Ein gelungener Auftakt einer Krimi-Reihe

Abstauber
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Dresden im Jahre 2012. Die Fußball-EM in Polen/Ukraine steht kurz bevor. Die deutsche Nationalmannschaft hat noch ein Vorbereitungsspiel im Dynamo-Dresden-Station zu bestreiten. Alle Welt liegt im Fußballfieber. ...

Dresden im Jahre 2012. Die Fußball-EM in Polen/Ukraine steht kurz bevor. Die deutsche Nationalmannschaft hat noch ein Vorbereitungsspiel im Dynamo-Dresden-Station zu bestreiten. Alle Welt liegt im Fußballfieber. Alle Welt? Nein, KHK Falk Tauner geht die Hysterie um die 22 Mann, die einem Ball nachjagen, ziemlich auf den Wecker.

Wenige Tage vor dem Spiel wird auf das Auto, in dem der Trainer Klaus Ehlig und sein Assistent Holger Jansen sitzen, geschossen. Jansen stirbt und Ehlig wird verletzt. Ausgerechnet Falk Tauner muss hier ermitteln. Die Liste der potentiellen Täter ist lang: Gegnerische Fans, ein ausgebooteter Spieler oder neidische Trainer-Kollegen könnten einen Grund gehabt haben, Ehlig zu ermorden. Doch warum ist dann Jansen tot?

Zur Verstärkung des Teams erhält Tauner einen jungen Schnösel namens Thorsten Bärlach aus dem LKA. Während Tauner und seine Mitarbeiter jedem noch so kleinen Hinweis nachgehen, wird die Tatwaffe gefunden. Darauf befinden sich die Fingerabdrücke - welch eine Überraschung! - des DFB-Präsidenten. Hat der auf Ehlig oder doch auf Jansen geschossen? Und warum?
Die weiteren Ermittlungen ziehen Kreise bis nach Hamburg und eröffnen ein völlig anderes Bild von Ehlig und Jansen. Doch jedes Mal, wenn Tauner glaubt, ein wenig weitergekommen zu sein, weiß sein kriminelles Gegenüber schon über den Ermittlungsstand Bescheid. Gibt es einen Maulwurf in der Dienststelle in Dresden?

Meine Meinung:

Dies ist der erste Krimi mit KHK Falk Tauner. Tauner ist vom Leben enttäuscht, seine Frau will ihn verlassen und die ewige Jagd nach Verbrechern, haben ihn zu einem mieselsüchtigen Menschen werden lassen. Zudem hat ihn vor einiger Zeit ein Gehirntumor außer Gefecht gesetzt.

Dass ausgerechnet er, ein Fußballhasser, sich mit dem Mord im Fußballmilieu befassen muss, empfindet Tauner als groben Affront. Seine übliche Menschenkenntnis lässt ihn diesmal ein wenig im Stich. Die Kollegen der Stammmannnschaft wie Martin oder Pia wissen mit ihm umzugehen, dennoch stellt dieses Verbrechen alle vor eine schwierige Aufgaben. Durch das Fußballgroßereignis stehen Tauner & Co. im Rampenlicht der Presse, was keinem so richtig behagt. Wie in letzter Zeit häufig, gibt es eine Staatsanwältin, die gerne die Karriereleiter hinaufsteigen möchte und einen Polizeichef, der ebenfalls auf höhere Weihen aus ist. Die beiden sorgen (natürlich) für Unmut beim Ermittlerteam, die ihr Ding nach ihren Regeln durchziehen möchten.

Wer hier kriminelle Machenschaften rund um den Fußball wie manipulierte Wetten oder gekaufte Spiele erwartet, wird enttäuscht werden. Der Fußball ist irgendwie nur Kulisse.

Der lange Weg des Ermittlerteams auf der Suche nach dem Täter ist spannend erzählt. Zahlreiche Sackgassen und Umwege führen dann zu einer unerwarteten Auflösung.

Fazit:

Mit Falk Tauner hat Autor Frank Goldammer einen Ermittler erschaffen, der stur seinen Weg geht. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.