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Veröffentlicht am 30.11.2019

Die Inghams und die Swanns

Cavendon Hall – Zeiten des Verrats
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Cavendon Hall in Yorkshire beherbergt seit vielen Jahrzehnten die Familie Ingham und ihre Bediensteten aus der Familie Swann. Das Zusammenleben dieser beiden Familien ruft nicht nur ein Zusammengehörigkeitsgefühl ...

Cavendon Hall in Yorkshire beherbergt seit vielen Jahrzehnten die Familie Ingham und ihre Bediensteten aus der Familie Swann. Das Zusammenleben dieser beiden Familien ruft nicht nur ein Zusammengehörigkeitsgefühl hervor, sondern ist von Loyalität und Freundschaft, aber auch von Neid und Intrigen geprägt. Der sechste Earl Charles Ingham lebt mit Ehefrau Felicity und seinen sechs Kindern in dem herrschaftlichen Anwesen. Das Debüt seiner Tochter Lady Daphne steht unmittelbar bevor, als es zu einem Unglück kommt, das alle Pläne zunichtemacht. Dann steht der erste Weltkrieg bevor, der nicht nur die Ängste der Bewohner von Cavendon Hall schürt, sondern an dem sich auch die einzelnen Protagonisten in ihren Ansichten aufreiben und auf einmal auf gegenüberliegenden Seiten stehen. Wie wird es auf Cavendon Hall weitergehen?
Die mit dem OBE der Queen ausgezeichnete Autorin Barbara Taylor Bradford hat mit „Cavendon Hall-Zeiten des Verrats“ den ersten Teil ihrer historischen Serie rund um die Bewohner des in Yorkshire gelegenen Anwesens vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig-leicht und bildhaft, der Leser wird mit den ersten Zeilen in die damalige Zeit katapultiert und darf sich in dem imposanten Herrenhaus einrichten, die Umgebung erkunden und sowohl „Upstairs“ als auch „Downstairs“ in regelmäßigen Abständen einen Besuch abstatten, um die Protagonisten bei ihrem täglichen Leben sowie ihrer Gedanken- und Gefühlswelt zu begleiten. Die Autorin lässt es während ihrer Handlung nicht an historischen Details fehlen, die sie vorab sehr gut recherchiert hat. Während das Weltgeschehen nach und nach Einfluss auf die Familie und deren Bediensteten nimmt, lernt der Leser die Vielzahl von Protagonisten und ihre ganz persönliche Einstellung bzw. Beziehung zu den weiteren Bewohnern kennen, was durch häufig angelegte Perspektivwechsel und den über mehrere Jahre angelegten Handlungszeitraum sehr gut gelingt. Der Leser wächst anhand des Zeitverlaufs immer enger mit allen Beteiligten zusammen. Auch die gesellschaftlichen Gepflogenheiten der damaligen Zeit werden in dieser Geschichte erlebbar und lassen gleichzeitig das Gefühl aufkommen, als wäre man Gast auf „Downton Abbey“. Der Spannungsbogen wird schon zu Beginn recht gut angelegt und steigert sich im Verlauf immer mehr.
Die große Anzahl der Charaktere sind vielfältig und jeweils individuell angelegt. Sie besitzen Ecken und Kanten, wirken dadurch glaubhaft und authentisch, so dass der Leser seine Sympathien gerecht verteilen kann, denn vom Bösewicht bis zur sympathischen Protagonistin sind alle vertreten. Charles Ingham steht als adliges Familienoberhaupt dem Herrensitz vor. Er ist ein liebevoller Ehemann und ein gerechter Dienstherr. Seine Tochter Daphne ist eine junge Frau, die einige Entscheidungen zu treffen hat, die ihr Leben und das der anderen drastisch verändern könnte. Charlotte Swann gehört zur Dienerschaft und ist den Herrschaften gegenüber zutiefst loyal. Aber auch die weiteren Protagonisten machen die Handlung mit ihren Auftritten rundum gelungen und spannend.
„Cavendon Hall-Zeiten des Verrats“ ist ein wunderbarer historischer Schmöker über Familiengeheimnisse, Freundschaft, Liebe und Intrigen, der von der ersten Seite an zu fesseln weiß und wunderbare Lesestunden garantiert. Man darf gespannt sein auf die Entwicklung der einzelnen Familienmitglieder in den nächsten Bänden. Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 30.11.2019

Mittendrin statt nur dabei

Winterglück am Meer
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Die kalte und touristenarme Jahreszeit bricht auf der dänischen Insel Mandø an, und Olivia Adamsen fiebert dem jährlichen Familientreffen entgegen, wenn alle ihre Cousins und Cousinen mit ihren Familien ...

Die kalte und touristenarme Jahreszeit bricht auf der dänischen Insel Mandø an, und Olivia Adamsen fiebert dem jährlichen Familientreffen entgegen, wenn alle ihre Cousins und Cousinen mit ihren Familien kommen, um im November Zeit miteinander zu verbringen. Olivia ist die einzige, die auf Mandø geblieben ist und mit im Familienunternehmen arbeitet, das nicht nur aus einer Kelterei für Cider, sondern auch aus einem B&B besteht, wo auch der örtliche Pub beherbergt ist. Als sie nach einer mit Cousin Mads geschlossenen Wette den gutaussehenden Jesper trifft, hofft sie, endlich das langersehnte Glück gefunden zu haben. Doch Jesper ist eigentlich nur auf der Insel, um für einen Investmentkonzern das Familienunternehmen zu kaufen und umzustrukturieren, womit er sich eine bessere Position in seinem Unternehmen sichern möchte. Als Olivia das herausfindet, krempelt sie die Ärmel hoch und versucht alles in ihrer Macht stehende, um dies zu verhindern…
Julie Larsen hat mit „Winterglück am Meer“ einen unterhaltsamen und weihnachtlich-gefühlvollen Roman vorgelegt, der auch mit einigen humorvollen Einlagen zu punkten weiß. Der Schreibstil ist locker-leicht und bildhaft, der Leser wird mit den ersten Zeilen in die winterliche Atmosphäre der kleinen Däneninsel Mandø entsandt, wo er die Familie Adamsen mit Eintreffen der einzelnen Protagonisten nach und nach kennenlernt. Das Zusammengehörigkeitsgefühl zwischen den einzelnen Familienmitgliedern ist wunderbar zu beobachten, aber auch mit ihren schrägen Individualisten sind der Autorin ihre Protagonisten sehr gelungen. Die Landschaftsbeschreibungen lassen Fernweh nach einer rauen, verschneiten Insel aufkommen, wo man sich gern in einer gemütlichen Wohnstube am prasselnden Kamin niederlässt, während der Wind draußen tost. Witzige Dialoge, jede Menge Missverständnisse, überraschende Wendungen sowie eine große Prise Romantik machen dieses Buch zu einer sehr gelungenen Lektüre.
Liebevoll gezeichnete Charaktere mit glaubhaften Eigenschaften darf der Leser durch die Handlung begleiten. Sie sind so authentisch und lebendig, dass man das Gefühl hat, Teil der Adamsen-Familie zu sein und alles hautnah mitzuerleben. Olivia ist eine patente und hilfsbereite Frau. Sie besitzt Schlagfertigkeit und Optimismus, aber auch Kampfgeist. Sie hofft immer noch auf die einzige Liebe, wenn sie auch so manchen Frosch schon geküsst hat. Jesper liegt in einem Konkurrenzkampf mit der Freundin seiner Ex-Frau um eine bessere Position. Er ist ein freundlicher und ehrlicher Zeitgenosse, der ziemlich tollpatschig ist. Zudem nimmt man ihm seine Gewissensbisse gegenüber Olivia wirklich ab. Cousin Mads mit seinem Ehemann und den beiden Hunden ist der bunte Vogel in dieser Geschichte. Er hat es faustdick hinter den Ohren, dabei ist er besonders liebenswert. Auch die weiteren Familienmitglieder wissen zu überzeugen und drücken der Handlung ihren Stempel auf.
Bei „Winterglück am Meer“ ist der Leser mittendrin statt nur dabei, denn die Geschichte fängt einen schon mit den ersten Sätzen ein und lässt bis zum finalen Schluss nicht los. Witzig, wunderschön und romantisch erzählt, so dass man die Zeit vergisst. Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 24.11.2019

"Wer Liebe ernten möchte, sollte Vertrauen säen." (Jeremias Gotthelf)

Die hinreißende Lady Charlotte
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1814. Lady Charlotte Exeter hat lange dem Augenblick entgegengefiebert, in die Gesellschaft eingeführt zu werden. Endlich ist es soweit und nach ihrem Defilee bei der Queen kann sie sich vor Verehrern ...

1814. Lady Charlotte Exeter hat lange dem Augenblick entgegengefiebert, in die Gesellschaft eingeführt zu werden. Endlich ist es soweit und nach ihrem Defilee bei der Queen kann sie sich vor Verehrern nicht retten, die ihr den Hof machen. Charlotte, die von der großen Liebe träumt und sich auch schnell in Lord Markham verguckt hat, wird allerdings schnell auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt, denn ihre Eltern haben Größeres mit ihr vor, da passt ein Mann mit zweifelhaftem Ruf nicht ins Konzept. Vielmehr fällt ihre Wahl auf den gerade verwitweten und wohlhabenden Herzog William Hartwell, der Charlottes Zukunft und die der Familie sichern soll. Hartwell selbst ist durch seine erste Ehe gebeutelt, ihm fällt es schwer, überhaupt jemandem zu vertrauen. Warum sollte ausgerechnet die wunderschöne Lady Charlotte sein Herz erhören?
Carolyn Miller entführt den Leser mit „Die hinreißende Lady Charlotte“ nach „Die unnahbare Miss Ellison“ erneut ins Regency-Zeitalter Englands. Der Schreibstil ist flüssig, bildhaft und voller Gefühl, so gelingt das Abtauchen in die damalige Zeit wie von selbst, der Leser findet sich an der Seite Charlottes wieder, deren Gefühle und Gedanken wie ein offenes Buch vor ihm liegen. Die Autorin lässt die gesellschaftlichen Strukturen sowie die damalige Denkweise wunderbar in ihre Handlung einfließen. Die Erwartungen an eine adlige junge Frau werden sehr gut transportiert, so ist es ihr meist nicht gestattet, den Ehemann selbst zu wählen, sondern sich den Anforderungen ihrer Familie zu fügen, die sie meistbietend an den Mann bringen will. Die Handlung wird zwar in der dritten Person erzählt, doch die Autorin gewährt dem Leser nicht nur Einblick in Charlottes Denkweise, sondern öffnet auch die Tür zum Inneren des Herzogs Hartwell. Die Zerrissenheit beider Protagonisten und deren Gegensätze werden so wunderbar und nachvollziehbar aufgezeigt. Durch die damaligen Benimmregeln erkennt der Leser, dass beide oftmals aneinander vorbei reden, da eine offene Aussprache tabu ist. Mit unerwarteten Wendungen steigert die Autorin zudem die Spannung ihrer Geschichte immer weiter in die Höhe. Auch der christliche Aspekt spielt in diesem Roman eine große Rolle. Die stillen kleinen Ansprachen und die Hilferufe zu Gott sind immer den Situationen angepasst, wirken natürlich und genau richtig. Alles dreht sich um Vertrauen zu Gott und zueinander, aber auch die Kraft zu Verzeihen spielt eine nicht unwichtige Rolle.
Die Charaktere sind mit Leben erfüllt und entspringen der Geschichte geradezu. Sie sind nicht nur individuell in ihren Wesenszügen, sondern realistisch und glaubhaft, was es dem Leser leicht macht, mit ihnen zu fühlen und ihnen zu folgen. Charlotte ist eine sehr junge Frau, die zu Beginn der Handlung noch sehr naiv und wie ein Teenager wirkt. Sie träumt von der großen Liebe und für sie ist es vor allem wichtig, dass man ihr Komplimente macht. Das mag zwar oberflächlich wirken, doch ist es in dem Alter wohl gut fürs Selbstbewusstsein, zumal ihre Mutter eine herrische und recht gefühllos wirkende Person ist, der sie nie etwas recht machen kann. Doch je weiter die Geschichte vordringt, umso ernsthafter wird Charlotte, hinterfragt die Dinge und beobachtet genau, vor allem ihre liebe Freundin Lavinia, die in ihrem Ehemann gegen alle Widrigkeiten den Partner fürs Leben gefunden hat. William ist ein Mann, der betrogen und hintergangen wurde. Da fällt es natürlich schwer, wieder Vertrauen zu fassen, zumal auch sein Selbstbewusstsein nicht nur von seiner ersten Ehefrau gestört wurde, sondern auch von seinen Eltern. Die einzige, die ihn zu schützen sucht, ist seine Schwester Cressida, die allerdings nicht gerade eine gute Figur abgibt. Aber auch William lernt wieder, anderen Vertrauen entgegen zu bringen. Er ist ein fürsorglicher Mann mit einer besonderen Beobachtungsgabe, dem Gerechtigkeit und Ehrlichkeit das höchste Gut sind. Ebenso bringen die Nebendarsteller wie Henry, Marie oder Lord Markham einiges an Spannung mit in die Handlung.
„Die hinreißende Lady Charlotte“ ist ein wundervoller Roman mit historischem Hintergrund, der eine komplizierte Liebesgeschichte mit Spannungselementen vereint, den Leser während der Lektüre in eine andere Zeit katapultiert und einen wahren Film vor seinen Augen ablaufen lässt. Wer „Stolz und Vorurteil“ liebt, der ist hier genau richtig. Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 23.11.2019

Fröhliche Weihnachten!

Das Glück liegt unterm Weihnachtsbaum
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Endlich! Die 35-jährige Elin kann die Weihnachtszeit kaum noch erwarten, denn für sie ist es die schönste Jahreszeit. Außerdem verbringt sie die Tage immer mit ihrer Familie und ihrer Großmutter in ihrem ...

Endlich! Die 35-jährige Elin kann die Weihnachtszeit kaum noch erwarten, denn für sie ist es die schönste Jahreszeit. Außerdem verbringt sie die Tage immer mit ihrer Familie und ihrer Großmutter in ihrem kleinen Heimatdorf. Auch diesmal macht sie sich wieder auf den Weg, im Gepäck jede Menge selbstgemachter Schneekugeln für den Verkauf auf dem Weihnachtsmarkt und kriecht bei ihrer Schwester Mieke, deren Familie und Oma Erna unter. Als ihr Onkel ihr einen kleinen Bassetwelpen aus seinem Wurf schenkt, ist sie erst etwas verunsichert, doch schon bald hat das kleine Wesen ihr Herz gestohlen, bekommt den Namen George und wird per Foto auf Instagram verewigt. Während ein Unbekannter online auf das Foto reagiert und sich mit Elin in Verbindung zu setzt, weil er ebenfalls solch einen kleinen Welpen besitzt, hat auch Nachbar Oliver einen der Hündchen von ihrem Onkel übernommen. Oliver ist zwar recht ansehnlich, aber nicht wirklich Elins Fall, oder doch?
Mina Teichert ist mit „Das Glück liegt unterm Weihnachtsbaum“ ein wirklich wunderbarer und witziger Weihnachtsroman gelungen, der das Leser Herz beglückt und gleichzeitig auf die kommenden festlichen Wochen einstimmt. Der Schreibstil ist flüssig-leicht und mit herrlichem Humor gespickt, der den Leser schnell in die Handlung entführt und an Elins Seite eine turbulente Zeit verleben lässt. Schon bei der Auswahl ihrer Protagonisten beweist die Autorin ein glückliches Händchen, denn der Leser fühlt sich in Elins herzlicher und lauter Familie sofort rundum wohl. Die weihnachtliche Atmosphäre sticht in diesem Buch besonders hervor, denn hier wird nicht nur bildhaft die verschneite Umgebung, sondern auch die wunderschöne Dekoration nebst Christbaum beschrieben. Aber auch der Duft nach frisch gebackenen Plätzchen und Glühwein schleicht sich durch des Lesers Nase, während er die Seiten durch seine Finger gleiten lässt, dem gelebten Chaos der Familie folgt und ihm nebenbei so mancher Weihnachtsohrwurm nicht aus dem Kopf geht.
Die Charaktere wurden von der Autorin mit viel Liebe zum Detail entworfen und mit Leben versehen. Der Leser hat das Gefühl, den einen oder anderen aufgrund ihrer liebenswerten Macken persönlich zu kennen, weshalb er sofort Nähe zu ihnen aufbauen kann. Elin ist eine freundliche und herzliche Frau, die einen guten Humor sowie großen Familiensinn besitzt und selbstbewusst wirkt. Schwester Mieke hat mit ihrer pubertierenden Tochter und den 5-jährigen Zwillingen alle Hände voll zu tun, denn das Chaos ist nicht weit, vor allem bei den Jüngsten nicht. Oma Erna hat die 80 überschritten und leidet an beginnender Demenz, ihre Sprüche zu jeder Gelegenheit sind unbezahlbar, denn allein dadurch bekommt man schon krampfartige Lachanfälle. Aber sie hat auch ein Geheimnis, dass sie bisher streng gehütet hat. Oliver ist der Hausnachbar und bringt in Elin keine guten Erinnerungen hervor. Er hat eine etwas eigenwillige Art, die nicht jedermanns Fall ist, doch seine Geheimwaffe ist sein Charme. Aber auch der fellige George erobert das Leserherz im Sturm und setzt der Geschichte seine eigene Note auf.
„Das Glück liegt unterm Weihnachtsbaum“ ist ein zauberhafter Weihnachtsroman mit viel Liebe im Gepäck. Spannung und Witz sowie ein altes Geheimnis lassen den Leser die Zeit vergessen, die Seiten hastig umblättern und sich in der Geschichte verlieren, während die Weihnachtszeit so richtig eingeläutet wird. Ein sehr stimmungsvolles Buch, das eine absolute Leseempfehlung verdient hat!

Veröffentlicht am 17.11.2019

Der Fluch von Chastle House

Die vergessenen Stimmen von Chastle House
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Die 27-jährige Dione Dearing ist ein berühmter Popstar, doch ihr Leben ist ein Alptraum. Sie kann kaum einen Schritt allein unternehmen geschweige denn eigene Entscheidungen treffen, immer wieder wird ...

Die 27-jährige Dione Dearing ist ein berühmter Popstar, doch ihr Leben ist ein Alptraum. Sie kann kaum einen Schritt allein unternehmen geschweige denn eigene Entscheidungen treffen, immer wieder wird sie von den Anweisungen anderer, aber vor allem von ihrer Mutter, eingeschränkt und wie eine Geisel behandelt. Ein Brief von einem Unbekannten lässt Dione den Mut aufbringen, endlich aus ihrem fremdbestimmten Leben auszubrechen und nach England zu reisen, wo sie sich auf den Familienbesitz Chastle House begibt und sich fortan den Namen Diana gibt. Sie genießt die Ruhe und Abgeschiedenheit, aber vor allem die Möglichkeit, endlich mal den Anforderungen anderer zu entkommen. Während sie sich mit den Einheimischen langsam anfreundet und ihr Herz an Chastle House und den Farmer Aiden verliert, erfährt sie auch nach und nach von der Geschichte des alten Familiensitzes und dessen geheimnisvollen Fluch…
Felicity Whitmore hat mit „Die vergessenen Stimmen von Chastle House“ wieder einen sehr unterhaltsamen und spannenden Roman vorgelegt, dessen Geschichte sich über mehrere Zeitebenen erstreckt und den Leser mit einem flüssigen, bildhaften und atmosphärischen Erzählstil regelrecht in die Handlung katapultiert, wo er sich mit Dione in dem alten Familiensitz wiederfinde, dessen Mauern so einiges verbergen und vieles erzählen könnten. Mit wechselnden Perspektiven, die den Leser von der Gegenwart um Dione in die Vergangenheit zum einen zu Henry und Katherine und zum anderen zu Hatty führen, steigert die Autorin nicht nur die Spannung, sondern lässt den Leser auch immer wieder um das Verhältnis der verschiedenen Protagonisten untereinander rätseln. Gut dosiert und mit steigendem Spannungslevel setzen sich nach und nach die Puzzlesteine zusammen und enthüllen den alten Familienfluch, der endlich gebrochen werden will. Jeder einzelne Zeitstrang ist für sich faszinierend, und die Autorin hat diese wunderbar miteinander verbunden. Geschickt eingewebte Wendungen lassen den Leser immer wieder aufs Neue rätseln, welche Richtung die Geschichte wohl nimmt und wird am Ende doch von der Auflösung überrascht. Die Handlung lässt wirklich keine Wünsche offen in Bezug auf Spannung und Verlauf.
Die Charaktere sind liebevoll und detailliert ausgearbeitet, mit ihren individuellen Ecken und Kanten wirken sie realitätsnah und glaubwürdig. Der Leser kann seine Sympathien gerecht verteilen und mit den Protagonisten hoffen, bangen, leiden und fiebern. Dione ist eine talentierte Frau, die Zeit ihres Lebens unter der Knute ihrer Mutter stand, die sie ausgenutzt, bevormundet, belogen und betrogen hat. Sie wirkt für ihr Alter zu Beginn sehr naiv, doch ändert sich das im Handlungsverlauf. Katherine ist eine starke und mutige Frau, die für ihre Zeit recht unkonventionell auftrat, in Ehemann Henry aber die Liebe ihres Lebens fand. Hatty ist eine vom Schicksal gebeutelte Frau, die eine schwere Bürde auf sich nimmt, an der sie zerbricht. Diones Mutter Monica ist eine selbstsüchtige Person, die mit aller Macht ihren Willen durchsetzen will. Aber auch Claire, Henry, Aiden sowie Marc spielen nicht unerhebliche Rollen in dieser Geschichte und heizen die Spannung mit ihren Auftritten weiter an.
„Die vergessenen Stimmen von Chastle House“ ist ein sehr unterhaltsamer und atmosphärischer Roman um ein altes Familiengeheimnis, dessen Auflösung erst auf den letzten Seiten preisgegeben wird. Spannungsgeladen und über mehrere Zeitebenen ist es ein wunderbarer Schmöker, den man nicht aus der Hand legen kann. Absolute Leseempfehlung!