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Veröffentlicht am 17.11.2019

Ein ganz wundervolles Buch!

Elfenmagie
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Der Klappentext verrät nicht viel über den Inhalt des Buches, aber er ist sicherlich ausreichend, um die Neugier des Lesers zu wecken. Deshalb soll an dieser Stelle gar nicht mehr viel über die Handlung ...

Der Klappentext verrät nicht viel über den Inhalt des Buches, aber er ist sicherlich ausreichend, um die Neugier des Lesers zu wecken. Deshalb soll an dieser Stelle gar nicht mehr viel über die Handlung verraten werden. Die muss man einfach selbst entdecken und erleben. Sie ist zudem so komplex, dass die Grenze zwischen dem Erwecken von Neugier und dem Preisgeben von zu vielen Details schwierig zu ziehen ist.

„Elfenmagie“ ist ein waschechter Fantasy-Roman, denn die Handlung spielt in der fantastischen Welt der Elfen, Kobolde und Drachen. Zum Großteil jedenfalls. Ein kleiner, aber nicht unwesentlicher und vor allem nicht unwichtiger Teil der Handlung spielt in der Welt der Menschen. Aber auch diese ist typisch für einen Fantasy-Roman gestaltet, da es sich um eine mittelalterlich anmutende Welt handelt, in der sich die Menschen zu Pferde fortbewegen und viele Schmiede, Weberinnen oder Holzfäller in der Gastwirtschaft nebenan anzutreffen sind. Die Welt der Elfen ist geteilt in das Lichtreich und das Schattenreich und Sabrina Qunaj ist es gelungen, beide Reiche mit ihren besonderen Eigenheiten zu versehen und sie authentisch zu gestalten. Dabei beschreibt die Autorin die Landschaft, die Bewohner, die Gerüche dieser Welt so eindringlich, dass sie vor dem geistigen Auge des Lesers lebendig werden. Die Namen der beiden Reiche deuten ja bereits an, worin die Eigenheiten liegen könnten, aber dahinter steckt noch viel, viel mehr!

Sabrina Qunaj hat ein besonderes Auge für Details und durch ihre umfangreichen Beschreibungen der Charaktere und der Handlungsumgebung, die doch nie in Nebensächlichkeiten abdriften, schafft sie ein klares und umfassendes Bild, in dem die Figuren lebendig werden und sich der Leser als Teil der Geschichte fühlt. Es sind einfach Kleinigkeiten, die zeigen, wie viel Engagement die Autorin in dieses Buch gesteckt hat. Sie beschränkt sich nicht nur auf Oberflächlichkeiten, sondern gibt sich Mühe, dem Leser Einblicke in die von ihr erschaffene Handlungsumgebung zu verschaffen. Und damit gelingt es ihr, die Neugier des Lesers zu befriedigen, der gerade dabei ist, eine neue Welt und neue Charaktere kennenzulernen.

Die Handlung ist durchweg ausgefeilt und nachvollziehbar konstruiert. Es gilt, einige komplexe Zusammenhänge zu verstehen, was aber aufgrund der einleuchtenden Erklärungen der Autorin leicht gelingt. Einige überraschende Wendungen warten auf den Leser und sorgen für so manche erstaunte Reaktionen. Insgesamt besticht die Handlung durch ihren Wechsel zwischen spannenden und ruhigen Szenen und ihren abwechslungsreichen Schwerpunkten, die in Momenten einer Freundschaft, einer Liebe, einer Feindschaft liegen können oder die die verschiedensten Emotionen wie Trauer, Hass oder Glück hervorrufen. Und dies nicht nur bei den Figuren, sondern auch beim Leser, der Teil der Geschichte wird. Die Handlung nimmt auf 974 Seiten enorm viel Raum ein, den braucht sie aber auch, um sich voll zu entfalten. Kein Handlungsstrang ist überflüssig oder uninteressant, die Handlung wirkt nicht überladen mit Details. Kleine Längen können beim Lesen sicherlich entstehen, je nachdem, ob sich der Leser für jeden Charakter und jeden Handlungsstrang begeistern kann.

Die Charaktere sind das besondere Highlight an diesem Buch. Es gibt eine Vielzahl an Hauptfiguren, denen die Kapitel gewidmet werden, aber wirklich jede von ihnen ist lebendig und greifbar gezeichnet. Der Leser wird derart mit den Charakteren vertraut gemacht, dass man schon erahnen kann, wie sie sich in bestimmten Situationen verhalten werden. Die Charaktere sind einfach authentisch und liebevoll gezeichnet, jede Figur ist mit ihren besonderen Eigenheiten versehen, die sie liebenswert oder auch gerade das Gegenteil davon machen. Die meisten Figuren werden zu guten Freunden des Lesers und es macht Spaß, sie durch ein so umfangreiches Buch hindurch begleiten zu dürfen. Zudem begegnet der Leser nicht nur Menschen und Elfen, sondern auch Kobolden und anderen mystischen Wesen wie den Drachen oder kleinen geflügelten feengleichen Wesen.

Aufgrund des besonderen Aufbaus des Buches – nämlich der Tatsache, dass jedes Kapitel einer Hauptfigur gewidmet ist - fällt es zusätzlich leicht, sich den Figuren zu nähern und sie kennen zu lernen. Zudem erhält der Leser dadurch einen umfassenden Blick auf die Ereignisse, die ihm aus verschiedenen Sichtweisen nahe gebracht werden. Der Stil der Autorin ist überaus angenehm. Das Buch liest sich leicht und flüssig. Wie bereits erwähnt, hat Sabrina Qunaj ein besonderes Auge für Details und sie schafft es, mit einfach Worten bunte Bilder zu malen und die Handlung und die Charaktere lebendig werden zu lassen. Der Stil wahrt ein gewisses Niveau, ohne anspruchsvoll zu sein. Es sitzt einfach jedes Wort und es macht Spaß, sich von der Autorin bzw. dem allwissenden Erzähler die Geschichte um Vanora und alle anderen erzählen zu lassen.

Am Ende des Buches bleiben einige Fragen offen, die schon jetzt neugierig auf die Fortsetzung machen. Vor allem der Epilog gibt Rätsel auf, sodass die Ereignisse des zweiten Bandes mit Spannung zu erwarten bleiben.

Mein Fazit:

Sabrina Qunaj entführt die Leser mit ihrem Erstlingswerk in die Welt der Elfen, die sich farbenprächtig vor dem geistigen Auge des Lesers entfaltet – dazu überzeugt das Buch durch seine spannende und abwechslungsreiche Handlung und die liebevoll gezeichneten und lebendigen Charaktere.

Veröffentlicht am 15.11.2019

So gut!!!

Nachricht von dir
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Der Klappentext von „Nachricht von dir“ deutet es bereits an: Der neue Musso ist anders. Während der Autor bislang mit seinen gefühlvollen und emotionalen Liebesromanen zu überzeugen vermochte, scheint ...

Der Klappentext von „Nachricht von dir“ deutet es bereits an: Der neue Musso ist anders. Während der Autor bislang mit seinen gefühlvollen und emotionalen Liebesromanen zu überzeugen vermochte, scheint „Nachricht von dir“ nicht mehr allein diesem Genre zuzuordnen zu sein.

Und so ist es auch - das Buch hält, was der Klappentext verspricht: Der neue Musso ist fesselnd, spannend, aufwühlend, überraschend. Einfach irgendwie anders. Natürlich beinhaltet auch dieser Roman eine Liebesgeschichte, aber diese rückt eindeutig in den Hintergrund, ist nur nebensächlich und wird auch nur in Ansätzen verfolgt. Stattdessen liegt der Schwerpunkt des Romans eindeutig auf Krimi- und Thrillerelementen. „Nachricht von dir“ wartet mit einer Handlung auf, die nach dem ersten Drittel des Buches völlig unvermittelt einen Haken schlägt und vom Gewöhnlichen ins Außergewöhnliche wechselt.

Im ersten Teil des Buches wird lediglich beschrieben, wie zwei fremde Menschen durch ein Missgeschick ihre Handys vertauschen und diese dringend wieder haben möchten. Jonathan und Madeline können einfach nicht ohne ihre Handys, sie sind förmlich abhängig von ihnen und auf sie angewiesen. Die beiden Hauptfiguren werden anschaulich beschrieben, aber es fällt zunächst schwer, einen Zugang zu ihnen zu finden, da sie unnahbar und unsympathisch wirken. Der Funke springt einfach nicht über und zudem plätschert die Handlung mehr oder weniger vor sich hin. Es passiert nur sehr wenig in diesem ersten Teil: Der Alltag der beiden Personen wird beschrieben und zugleich ein Blick in Jonathans Vergangenheit geworfen – die Zeit, als er noch ein berühmter Sternekoch war, der mit seinen kreativen Menüs das Herz jedes Gourmets gewann.

Im zweiten Teil des Buches erfährt die Handlung dann eine unerwartete Wendung, die den Leser auf eine völlig andere Spur schickt. Jonathan entdeckt in Madeleines Handy einen passwortgeschützten Ordner. Nach einigen Recherchen und mit einigem Ausprobieren gelingt es ihm, das Passwort zu knacken. Der Ordner enthält eine Vielzahl an unterschiedlichen Dateien: Texte, Videos, Bilder. Und ihr Inhalt ist erschreckend. Und zugleich extrem spannend. Das Buch wird nun temporeicher und vor allem: fesselnd. Die Figuren werden endlich greifbar, die Handlung wird lebendig und ereignisreich, die gestellten Dialoge des ersten Teils geraten in Vergessenheit, weil der Leser nun von unfassbaren Ereignissen gefangen genommen wird.

Ein viele Jahre zurückliegender Mordfall erschüttert das Leben der beiden Protagonisten und bringt sie völlig aus der Bahn. Plötzlich laufen ihre Schicksale nicht mehr nebeneinander her, sondern verbinden sich auf eine hervorragend konstruierte Art und Weise. Ging es beiden zunächst nur darum, ihre Handys wiederzuerlangen, steckt nun viel mehr dahinter und beide erfahren wechselseitig Details über das Leben des Anderen, die ihnen keine Ruhe lassen und sie zu Nachforschungen antreiben, die in unfassbaren Entdeckungen münden.

Guillaume Musso nimmt den Leser mit auf eine Entdeckungsreise in die Vergangenheit der Protagonisten, wobei Ereignisse ihren Lauf nehmen, die man als Leser so definitiv nicht erwartet hätte. Unterstützt wird die spannende Handlung durch den angenehmen Stil des Autors, der das Lesen zu einem Vergnügen macht. Der Stil ist nicht sonderlich anspruchsvoll oder bildreich, dennoch sitzt jedes Wort und Musso lässt die Figuren lebendig werden und gestaltet die Handlung nachvollziehbar und verständlich.

Veröffentlicht am 15.11.2019

Tretet ein und lasst euch vom Nachtzirkus verzaubern!

Der Nachtzirkus
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Ein Zirkus übt auf seine Besucher stets eine besondere Wirkung aus. Man tritt ein in eine andere Welt, die voller Freude und Magie ist, die so völlig anders ist als das Normale und Gewöhnliche und die ...

Ein Zirkus übt auf seine Besucher stets eine besondere Wirkung aus. Man tritt ein in eine andere Welt, die voller Freude und Magie ist, die so völlig anders ist als das Normale und Gewöhnliche und die man am liebsten nie mehr verlassen möchte. Und so ist es auch mit diesem Buch. Es ist ein magisches Buch, ein stimmungsvolles Buch, ein atmosphärisches Buch, das nie enden sollte. Doch leider fliegen die Seiten nur so dahin und viel zu schnell hat man die letzte Seite umgeblättert, die letzte Zeile gelesen und muss den Nachtzirkus verlassen.

„Der Nachtzirkus“ lebt von seinen Artisten, Zauberern und Künstlern, dem Duft nach Popcorn und Zuckerwatte. Viele, viele Zelte, deren Planen allesamt schwarz-weiß gestreift sind, versammeln sich auf einer Wiese und hinter jedem Eingang verbirgt sich eine andere Attraktion, die ihre Besucher in Staunen versetzt, sie zum Lachen bringt oder gruseln lässt. Aber hinter der Fassade steckt noch viel mehr und das Maß an Fantasie, das Erin Morgenstern bewiesen hat, ist unfassbar und grenzenlos. Die Autorin erzählt eine noch nie dagewesene Geschichte und entführt ihre Leser damit in eine andere Welt, in der man alles um sich herum vergisst und sich nur noch nach dem Nachtzirkus sehnt. Von Anfang an gelingt es Erin Morgenstern, eine faszinierende Atmosphäre zu verbreiten, die sofort gefangen nimmt. Dazu sind die Charaktere so einmalig und lebendig, dass es als Leser so einfach fällt, einen Zugang zu ihnen zu finden. Im Handumdrehen gewinnen die Figuren die Sympathie des Lesers und es macht enorm viel Spaß, sie durch das Buch hindurch zu begleiten. Jede Figur ist anders, jeder Charakter überzeugt mit individuellen Eigenheiten, die liebenswert und einmalig, einfach besonders sind. Sie wirken allesamt lebendig und greifbar und es scheint fast so, als würde man sie schon ein Leben lang kennen. Es gibt in diesem Buch keine Hauptfigur. Vielmehr spielt jede von ihnen eine entscheidende Rolle und das Buch wäre nicht halb so schön, würde auch nur einer der Charaktere fehlen.

Über die Handlung des Buches lässt sich gar nicht mehr sagen, als der Klappentext bereits verrät. Man muss diesen Roman einfach selbst erleben und den Nachtzirkus betreten. In jedem Fall ist die Handlung hervorragend durchdacht, logisch und nachvollziehbar konstruiert und dabei doch überraschend. Es gibt eine Handvoll Handlungsstränge, die teilweise parallel verlaufen, sich aber an vielen Stellen berühren und verbinden. Es macht Spaß, zu rätseln, wie die Figuren und Handlungsstränge zusammenhängen könnten und dann zu erfahren, welche Lösung sich die Autorin ausgedacht hat. Sie schafft es, ihre Leser zu erstaunen und für den ein oder anderen Aha-Effekt zu sorgen. Allein das Ende passt nicht ganz zum Rest des Romans, da die Autorin hier zu viel Magie ins Spiel bringt und die Handlung etwas zu sehr auf die Spitze treibt. Nichtsdestotrotz war es ein großartiges Vergnügen, den Nachtzirkus zu betreten und ein Teil von ihm zu werden.

Verstärkt wird dieses Vergnügen dadurch, dass der Leser selbst mit in die Handlung einbezogen wird. Es gibt einige Zwischenkapitel, die sich direkt an den Leser wenden, ihn mit „Du“ ansprechen und ihn mitnehmen auf einen Rundgang durch den Zirkus. In diesen Zwischenkapiteln wird beschrieben, was den Leser erwartet, wenn er den Nachtzirkus betritt, welche Sehenswürdigkeiten und Attraktionen er bestaunen kann, was sein Auge alles wahrnehmen wird und welche Geräusche an sein Ohr dringen werden.

Der Stil von Erin Morgenstern ist direkt und recht schnörkellos, aber von Anfang an einnehmend und begeisternd. Das Buch liest sich praktisch von selbst und dabei läuft ein so bildreicher Film vor dem geistigen Auge des Lesers, dass es eine wahre Freude ist.

Veröffentlicht am 15.11.2019

Ein Ausflug in eine virtuelle Welt

Ready Player One
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Das Leben im Jahr 2044 ist kein schönes Leben mehr. Armut und Hungersnöte bedrohen die Menschheit, Missgunst, Neid und der Konsum von harten und weichen Drogen bestimmen den Alltag. Die Menschen leben ...

Das Leben im Jahr 2044 ist kein schönes Leben mehr. Armut und Hungersnöte bedrohen die Menschheit, Missgunst, Neid und der Konsum von harten und weichen Drogen bestimmen den Alltag. Die Menschen leben in Trailer-Parks, in dem die Wohnwagen übereinander gestapelt sind, weil einfach nicht mehr freier Platz auf dem Boden vorhanden ist. Da ist es kein Wunder, dass sich die meisten Menschen in die virtuelle Welt flüchten. Denn was die Technik betrifft, ist die Entwicklung vorangeschritten. 3-D-Brillen, haptische Anzüge und Handschuhe, eine winzige Konsole – mehr braucht es nicht, um völlig in die OASIS, eine virtuelle Welt, abzutauchen. Hier trifft man Freunde, geht einkaufen oder zur Schule – die OASIS ist grenzenlos, man kann sogar fremde Galaxien und Planeten besuchen, wenn man über das entsprechende virtuelle Transportmittel und das nötige Kleingeld verfügt.

Der Schöpfer der OASIS, James Halliday, hat kurz vor seinem Ableben in seinem Testament verfügt, dass sein gesamtes Vermögen im Umfang von mehreren hunderten Milliarden an denjenigen übergehen soll, der in der Lage ist, drei Schlüssel zu finden und damit drei Tore zu öffnen, um schließlich das goldene Ei – das EasterEgg - zu finden. Diese drei Schlüssel sind irgendwo in der OASIS versteckt und mit dem Lösen von Rätseln verknüpft. Dem besten Spieler allein gebührt die Ehre, das Vermögen von Halliday zu erben.

Natürlich stürzt sich die halbe Menschheit auf diese Aufgabe, die OASIS wird Stück für Stück durchsucht und doch soll es fünf Jahre dauern, bis der erste Hinweis entdeckt, das erste Rätsel gelöst, der erste Schlüssel gefunden wird. Wade Watts, ein Teenager, der nicht mehr viel vom Leben zu erwarten hat, verbringt jede Minute seiner Freizeit – und teilweise auch die seiner Schulzeit – damit, nach Hinweisen zu suchen. Dabei orientiert er sich vor allem an der Lebensgeschichte von Halliday, die viel über seine Lieblingsfilme, -serien, -lieder und –spiele verrät. Geschickt kombiniert Wade Hinweise und Andeutungen und gelangt so schließlich in den Besitz des ersten Schlüssels. In einer Rangliste, die den Fortschritt eines jeden Spielers auf der Suche nach dem Goldenen Ei aufzeichnet, erscheint Wades Name plötzlich auf dem ersten Platz und nun weiß die ganze Welt, dass der erste Schlüssel gefunden wurde und von wem. Es dauert nicht lange, und schon wird Wade von anderen Spielern verfolgt. Und das nicht nur in der virtuellen Welt. Es drohen auch Gefahren im echten Leben und die Konkurrenz schreckt vor nichts zurück. Wade lebt in ständiger Bedrohung und kennt doch nur ein Ziel: Auch noch die anderen beiden Schlüssel so schnell wie möglich zu finden.

Ernest Cline hat mit „Ready Player One“ ein Buch geschaffen, das an Ideenreichtum kaum noch zu überbieten ist. Es ist wirklich erstaunlich, wie viele Rätsel er sich ausgedacht hat und um wie viele Ecken gedacht und wie viele Verbindungen hergestellt werden müssen, um sie zu lösen. Als Leser macht es unheimlichen Spaß, zusammen mit dem Hauptcharakter Wade auf eine Reise durch die OASIS zu gehen und dem EasterEgg dabei immer näher zu kommen. Die Handlung ist einfach großartig konstruiert und es macht enormen Spaß, das Buch zu lesen. Manchmal hat man zwar den Eindruck, dass es Wade stellenweise zu leicht gelingt, Rätsel zu lösen und Aufgaben zu erfüllen. Aber es sei ihm vergönnt.

Auch wenn man selbst nicht so viel von den Achtzigern mitbekommen hat, bereitet es doch großes Vergnügen, in die Zeiten von „Star Wars“ und der Atari-Konsole abzutauchen. Im Buch werden viele TV-Serien, Bands, Filme und Spiele erwähnt. Es macht aber überhaupt nichts, wenn man sie persönlich nicht kennt. Die wichtigsten Informationen werden dem Leser vom Autor an die Hand gegeben und so kann man der Handlung trotzdem problemlos folgen. Leser, die sich mit der Popkultur der 80er Jahre auskennen, werden natürlich zusätzlichen Spaß haben, auf bekannte Titel von Filmen oder Spielen zu stoßen. Das sorgt für zusätzliches Lesevergnügen – aber wie gesagt: Das Buch lässt sich auch problemlos lesen und verstehen, wenn man mit Spielen wie „Dungeons & Dragons“, Filmen wie „Der Tag des Falken“ oder Liedern wie „Schoolhouse Rock“ nicht viel anfangen kann.

Da das Buch ungefähr 30 Jahre in der Zukunft spielt, enthält es auch einige Fachbegriffe, die mit Computern oder Technik zu tun haben. Aber auch hier wird der Leser nicht überfordert, sondern wichtige Begriffe werden erklärt und so fällt es überhaupt nicht schwer, der Handlung zu folgen und die Zusammenhänge zu verstehen.

Schön ist, dass sich das Buch nicht allein mit Computerspielen und der Suche nach dem Goldenen Ei beschäftigt. Es ist auch ein kritisches Buch, dass sich mit den Nachteilen einer virtuellen Realität beschäftigt. Unter anderem wird dies wieder durch die Hauptfigur Wade dargestellt, der im realen Leben keine Freunde hat, dem es im Gegensatz dazu aber leicht fällt, in der virtuellen Welt Freunde zu finden. Hier ist er total entspannt und locker und versteckt sich hinter seinem Avatar, der seiner menschlichen Gestalt nur entfernt entspricht. Auf zwischenmenschliche Beziehungen wird sehr ausführlich eingegangen und es macht Spaß zu beobachten, wie sich das Verhältnis zwischen Wade und seinen „Freunden“ entwickelt. Die Figuren sind allesamt sehr detailliert beschrieben und werden dem Leser schnell sympathisch.

Ernest Cline gibt sich sehr viel Mühe damit, die Handlungsumgebung und das Verhalten der Figuren zu beschreiben. Teilweise vergisst man als Leser sogar, dass man sich in einer virtuellen Welt befindet, so realistisch sind die Beschreibungen des Autors. Teilweise waren sie allerdings auch etwas zu ausführlich und stellenweise wird der Leser mit Informationen etwas überschlagen.

Das Buch endet mit einem großen Showdown, bei dem die Seiten nur so dahinfliegen. Das Buch ist in sich abgeschlossen, bietet aber durchaus Potential für eine Fortsetzung.

Mein Fazit:

Ein unterhaltsames und spannendes Buch, das den Leser nicht nur in eine virtuelle Welt, sondern gleichzeitig in die Welt der 80er Jahre entführt.

Veröffentlicht am 08.11.2019

Ein wahrer Lesegenuss

Die Tänzerin im Schnee
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Als Liebhaberin des Balletts bin ich beim Lesen des Buches voll auf meine Kosten gekommen. Der Alltag einer Prima-Ballerina, die Aufführungen, die Aufregung, das Training, die Schmerzen, die Disziplin ...

Als Liebhaberin des Balletts bin ich beim Lesen des Buches voll auf meine Kosten gekommen. Der Alltag einer Prima-Ballerina, die Aufführungen, die Aufregung, das Training, die Schmerzen, die Disziplin - all das beschreibt die Autorin so anschaulich und detailliert, als hätte sie selbst Ballett getanzt. Und vor allem die Schönheit des Tanzes - die wird wirklich greifbar. Ich habe richtig Lust bekommen, mir auch mal eine Aufführung von "Schwanensee" anzusehen.

Gleichzeitig ist das Buch aber auch ein sehr politisches. Es gibt einige erschreckende Szenen. Das Leben im Russland der 50er und 60er Jahre wird sehr realistisch beschrieben. Sogar Stalin taucht auf und spielt seine eigene kleine Rolle. Es ist schon schlimm, wie stark Künstler unter ständiger Kontrolle und Auslegung ihrer Gedichte oder Bilder oder Musik zu leiden hatten.

Gleichzeitig beinhaltet der Roman eine Familiengeschichte, über deren Auflösung ich sehr überrascht war.

Das Buch berichtet von Freundschaften, Liebschaften, Angst, Schmerz, Unterdrückung. Es ist ein sehr vielschichtiger Roman. Gleichzeitig ist er recht anspruchsvoll geschrieben und verlangt die volle Aufmerksamkeit des Lesers. Er liest sich nicht eben mal nebenbei, dafür ist der Stil der Autorin zu intelligent. Man muss stellenweise auch zwischen den Zeilen lesen, vor allem, um die politischen Anspielungen zu verstehen.

Dennoch war es für mich ein wahrer Genuss, dieses Buch zu lesen. Lediglich für kleinere Längen zwischendurch ziehe ich einen halben Stern ab.