Profilbild von yellowdog

yellowdog

Lesejury Star
offline

yellowdog ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit yellowdog über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.11.2019

Intensives Portrait einer Malerin

Frieda
0

Mit Frieda hat Dagmar Fohl einen historischen Roman geschrieben, der sich den Konventionen des historischen Unterhaltungsroman entzieht, einfach nur deswegen, weil auch ihre Heldin Elfriede Lohse-Wächtler ...

Mit Frieda hat Dagmar Fohl einen historischen Roman geschrieben, der sich den Konventionen des historischen Unterhaltungsroman entzieht, einfach nur deswegen, weil auch ihre Heldin Elfriede Lohse-Wächtler (Frieda) sich den familiären und gesellschaftlichen Konventionen entzog. Frieda ist 1899 geboren. Als sie 16 Jahre alt war, kämpft sie für ihre Eigenständigkeit als Malerin. Aber es sind auch die Kriegsjahre, und die sind hart.

Frieda lebt für ihre Kunst. Dafür muss sie einen Preis zahlen, aber ich sehe die Figur nicht als tragisch oder gescheitert an. Dafür lebt sie zu leidenschaftlich und ganz und gar.
Als Leser ist man nahe bei ihr, ihren Gedanken und Emotionen. Das hat die Autorin wundervoll gestaltet, man ist als Leser dankbar, eine Figur so sehr zu begegnen.

Doch ihre Emotionen nehmen überhand. Sie ist so überreich an Empfindungen, das sie sich nicht mehr kontrollieren kann und wird in eine Irrenanstalt eingewiesen.
Doch sie malt wie besessen weiter.Ihre avantgardistische Bilder sind bemerkenswert.

Die Intensität nimmt immer mehr zu. Für den Leser streckenweise schwer zu ertragen, aber man kann sich auch nicht entziehen.

Frieda ist ein Buch, auf das man sich ganz einlassen muss und es ist ein beeindruckendes Portrait einer Malerin, deren Werk zum Großteil als entartete Kunst vernichtet wurde und die doch noch nicht ganz vergessen wurde. Umso wichtiger dieses Buch. Preisverdächtig!

Veröffentlicht am 23.11.2019

Leben nach der Explosion

Träume von Freiheit - Flammen am Meer
0


Mag der Romantitel etwas pathetisch wirken, gilt dies nicht für den sorgfältigen Text über zwei sehr unterschiedliche Frauen, die ein bestimmtes Ereignis verbindet.

Es ist 1875 in Bremerhaven. Durch ...


Mag der Romantitel etwas pathetisch wirken, gilt dies nicht für den sorgfältigen Text über zwei sehr unterschiedliche Frauen, die ein bestimmtes Ereignis verbindet.

Es ist 1875 in Bremerhaven. Durch eine Explosion sterben viele Menschen, viele werden schwer verletzt. Das war ein reales Ereignis.
Das Anfangskapitel zeigt gleich eine große Dynamik, die die Ro-manhandlung auch durch das Buch begleitet.
Die Handlung splittet sich dann auf in die Orte New York und Bremerhaven und erstreckt sich über ein paar Jahre.
Die Autorin Silke Böschen schafft es, die Folgen einer Tat für die betroffenen zu zeigen, auch in der stimmigen psychologischen Figurenführung. Das Buch ist zudem sprachlich wirklich beeindruckend.

Ein überzeugender historischer Roman, der ein Gefühl für die Zeit entwickelt.

Veröffentlicht am 17.11.2019

Geheimnisvoll

Das Geheimnis von Shadowbrook
0

Die ruhige Erzählweise von Das Geheimnis von Shadowbrook wird konsequent durch die Gedankenwelt der Protagonistin Clara Waterfield bestimmt. Sie ist geprägt von ihrer Krankheit und ihrer Eigenwilligkeit. ...

Die ruhige Erzählweise von Das Geheimnis von Shadowbrook wird konsequent durch die Gedankenwelt der Protagonistin Clara Waterfield bestimmt. Sie ist geprägt von ihrer Krankheit und ihrer Eigenwilligkeit. Diese Form kommt der Fassung als Hörbuch entgegen.

Der Originaltitel House of Glass gefällt mir wegen seiner Doppelbedeutung besser als der deutsche Titel.
Clara leidet an der grausamen Glasknochenerkrankung und kann deswegen nur sehr behutsam durchs Leben gehen. Ihr Aufenthalt in Shadowbrook wird auch zu einem Emanzipations- und Selbstfindungsprozess.

Die britische Autorin Susan Fletcher arbeitet stark mit Atmosphären, daraus ergibt sich eine enorme Dichte.
Die Welt Englands 1914 erwacht für den Leser, insbesondere der Landsitz Shadowbrook und sein Gewächshaus. Hinzu kommen Elemente der Gothic Novel, die vorsichtig und geschickt eingesetzt werden.

Ein langsames Erzähltempo bestimmt die Handlungsentwicklung. Beschreibungen stehen mehr im Vordergrund als Handlung, dazu die Betonung des Geheimnisvollen.
Aufgrund ihres aufgrund der Krankheit bedingten bisher behüteten Lebens ist Clara eine perfekte Reflekionsfläche für die mysteriösen Geschehnisse in Shadowbrook.
Es gibt neben der interessanten Hauptfigur noch einige vielschichtige Figuren, bei dem die Autorin die Motivationen ihres Handeln nachdrücklich zeigt und nachvollziehbar macht.
Ein kleines, psychologisch dichtes Meisterwerk, dass Spannung kontinuierlich aufrecht erhält und ein feinfühliges, stimmungsvolles Buch!

Veröffentlicht am 11.11.2019

An diesem Buch gibt es wirklich nichts zu meckern

Abenteuer Geschmack!
0

Abenteuer Geschmack von Antje de Vries ist ein wirklich sauber gemachtes und gut strukturiertes Buch über das Thema Schmecken und Kochen.
Zunächsz gibt es ein wenig Theorie, wobei man erfährt das zum Schmecken ...

Abenteuer Geschmack von Antje de Vries ist ein wirklich sauber gemachtes und gut strukturiertes Buch über das Thema Schmecken und Kochen.
Zunächsz gibt es ein wenig Theorie, wobei man erfährt das zum Schmecken mehr gehört, nämlich auch das Sehen, riechen, hören.

Doch schnell treibt es mich zu den Gerichten. Was mich so sehr überzeugt ist das Prinzip, bei den Rezepten immer ein Gemüse in den Mittelpunkt zu stellen. Jedes hat seinen eigenen Abschnitt. Dabei sind Möhren, Kartoffeln, Erbsen, Kürbis, Bohnen, Fenchel, Tomaten, Auberginen, Paprika, Spargel, Artischocke, Spinat, Rote Bete, Pilze, Kohl.
Viele Bilder lassen einen das Wasser im Mund zusammenlaufen.
Die Fotos sind von Vivi D‘Angelo.
Zusätzlich zu den Rezepten gibt es hilfreiche und informative Hinweise.

Veröffentlicht am 07.11.2019

Robin Rhodes Wände

Robin Rhode
0

Robin Rhode - Memory is the weapon. Schon ein interessanter Titel, der neugierig macht.
Es ist verdienstvoll, den südafrikanischen Künstler Robin Rhode mit diesem Buch vorzustellen. Er galt in der Zeit ...

Robin Rhode - Memory is the weapon. Schon ein interessanter Titel, der neugierig macht.
Es ist verdienstvoll, den südafrikanischen Künstler Robin Rhode mit diesem Buch vorzustellen. Er galt in der Zeit der Apartheid als “Coloured”, daher ist eine politische Komponenten in seinen Themen stets vorhanden, auch wenn sie vielleicht nicht sofort erkennbar ist.

Robin Rhode schafft Kunst auf unterschiedliche Art, z.B. auch indem er Wände nutzt und ggf. eine Performance dazu.
Ein häufiges Motiv ist z.B. das Fahrrad, mit Kreide an die Wand gemalt und Personen, die dazu posen.
Oder ein Piano, das von seinem Pianisten gestürzt wird.
Witzig auch die Schallplatte, die auf den gemalten Plattenspieler gelegt wird.
Oft sind die Bewegungen betont rhythmisch.
Manchmal erzählt Rhode sogar kleine Geschichten, beispielsweise in Geometry of Color.

Das Buch überzeugt mich schon vom Konzept. Außer den Werken, die an Street Art erinnern, gibt es eine Einführung, ein mehrteiliges Interview mit Rhode und ein paar Gedichte südafrikanischer Lyriker, die Rhodes Arbeiten beeinflusst haben.

Dabei sind Gladys Thomas, James Matthews und Don Mattera, von dem auch das Titelgedicht stammt. Es sind teilweise Antiapartheid-Gedichte aus den siebziger Jahren.

Insgesamt ein wirklich gelungenes Buch!