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Veröffentlicht am 01.12.2019

Zwei Länder, zwei Herzen - Eine Geschichte

Leas Spuren
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Historisches während und zum Ende des Zweiten Weltkriegs ist hier gekonnt mit fiktiven Charakteren verknüpft. Charlotte und Victor, sie Deutsche, er Franzose, lernen sich in Paris kennen und entdecken ...

Historisches während und zum Ende des Zweiten Weltkriegs ist hier gekonnt mit fiktiven Charakteren verknüpft. Charlotte und Victor, sie Deutsche, er Franzose, lernen sich in Paris kennen und entdecken ihre gemeinsame Leidenschaft und die füreinander. Ihre Geschichte sollte noch weitreichende Auswirkungen haben und bis ins Jahr 2016 wirken. Da nämlich ist Marie auf dem Weg in die französische Hauptstadt, sie soll Teil-Erbin jenes ihre unbekannten Victor sein.

Was zwei Generationen zuvor passierte, erfährt der Leser in Rückblicken, wobei es sowohl Victors als auch Charlottes Sichtweise zu lesen gibt. Es entwickelt sich ein spannendes und zunächst unklares Bild: Was haben die beiden genau gemacht, als sie in der Deutschen Botschaft arbeiteten? Warum waren sie dort und warum scheinen sie nicht den Rest ihres Lebens ein Paar gewesen zu sein, sondern nur kurz?

Marie soll Victors letzten Wunsch erfüllen und muss dabei tief in ihrer eigenen und dessen Familiengeschichte graben. Nicht alles was sie dabei entdeckt, gefällt ihr und sie hat auch nicht den Vorteil, den der Leser anhand der Rückblicke genießt.

Letztendlich ist der Roman eine gute gemachte Schnitzeljagd zwischen heute und damals und zeigt, wie eng verwoben die Schicksale der beiden Länder waren und irgendwie noch immer sind, positiv wie negativ. Eine faszinierende Zeitreise, die mit Spannung, Nervenkitzel und Romantik aufwarten kann.

Veröffentlicht am 18.11.2019

Thrill ja, aber kein klassischer Thriller

Blood Orange - Was sie nicht wissen
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Der Titel bildet gewissermaßen die Klammer um diesen 379 Seiten starken Roman. Ansonsten spielen jede Menge Dinge eine Rolle, Orangen aber eher weniger.

Ich schreibe übrigens Roman, weil ich mich nicht ...

Der Titel bildet gewissermaßen die Klammer um diesen 379 Seiten starken Roman. Ansonsten spielen jede Menge Dinge eine Rolle, Orangen aber eher weniger.

Ich schreibe übrigens Roman, weil ich mich nicht recht mit dem “Thriller” auf dem Cover anfreunden kann. Ein Krimi ist es auch nicht, es gibt viele psychologische Aspekte im Buch und auch eine teilweise packende Handlung, viel Gefühl (in alle Richtungen), auch Erotik und somit schwankt das Genre eigentlich ständig. Man bekommt es nicht klar zu fassen.

Alison ist eine Londoner Prozessanwältin, die Mann und Kind zugunsten von Karriere und Geliebtem immer mal wieder vernachlässigt. Sie trinkt gerne und manchmal (zu) viel. Sie weiß von beidem, hat aber Mühe, etwas zu ändern.

Ich hatte mir mehr Gerichtsszenen, Mandanten-Befragungen und all das erhofft, das kommt für mich als Spannungsleser etwas zu kurz. Im Wesentlichen geht es um Alisons Zerrissenheit, ihren Kampf an mehreren Fronten und die Probleme, die all das mit sich bringt. Man hat Zeit, die wichtigsten Charaktere zumindest so weit kennenzulernen, um die leisen Veränderungen zu bemerken.

Wer weiß von ihrer Affäre, woher kommen die bedrohlichen anonymen Nachrichten? Und warum hat Alison Filmrisse auch ohne zu viel Alkohol? Die Beziehung driftet in Zeitlupe auseinander und obwohl Alison sich bemüht, kommt es zum Showdown.

Das Spannende an “Blood Orange” ist hier dieses “Wie reagiert sie? Wie reagiert er? Was passiert denn noch Seltsames?”. Das lässt einen dann doch noch für ein Kapitel mehr umblättern und nur eines noch und eines noch. Man kann sich hier in jeder Situation den Spiegel vorhalten: Was hätte ich getan?

Das Buch wird von Alison selbst aus der Ego-Perspektive erzählt, was Frauen wohl stärker anspricht.

Veröffentlicht am 18.11.2019

Zwei Mädchen, zwei Kriege und ein Geheimnis

Die Schuld jenes Sommers
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Verliert man seine beste Freundin oder besten Freund im Kindesalter, ist das an sich schon dramatisch und er wirkt lange nach. Protagonistin Frances ist genau das passiert, aber im selben Sommer geschah ...

Verliert man seine beste Freundin oder besten Freund im Kindesalter, ist das an sich schon dramatisch und er wirkt lange nach. Protagonistin Frances ist genau das passiert, aber im selben Sommer geschah noch einiges mehr, das viele Jahre im Dunklen lag…

In den Wirren gegen Ende des ersten Weltkriegs lebten Frances und Wyn ein für damalige Zeiten in Großbritannien normales Kinderleben, träumten von fernen Ländern und reichen Männern die sie mal heiraten würden. Dann verschwand Wyn für immer und ihre Leiche wurde 24 Jahre lang nicht gefunden.

Fast ein Vierteljahrhundert später, die ganze Nation noch einen großen Krieg überstehen muss, spielt die Geschichte im Jahr 1942. Bomben werden über Bath abgeworfen, wo Frances aktuell wieder lebt. Es gibt viele Tote und noch mehr zertrümmerte Gebäude, das Chaos bricht aus. Und mittendrin: Wyn.

Dieser Tag nach den Bomben ist eine weitere Zäsur für Frances. Langsam kommen Erinnerungsfetzen von damals wieder zurück und sie setzt ein lange verschollen gedachtes Puzzle wieder zusammen, um zu lüften, was 1918 wirklich passierte. Mit Wyn - aber auch mit ihr selbst.

“Die Schuld jenes Sommes” ist ein historischer Roman mit Spannungselementen, der sehr authentisch aufgebaut wurde, was das Setting, die Lebensumstände betrifft. Manches läuft sehr detailliert ab, daher gibt es ein paar Längen. Durch die häufigen Wechsel zwischen 1942 und 1918 (Rückblicke aus Frances’ Sicht) wird es aber nicht zu langweilig. Man kann selbst gut mitraten, versuchen, die Erinnerungen zu deuten, die wahren Ereignisse von den verklärten zu unterscheiden.

Am Ende gibt es eine Auflösung für die drängendsten Fragen, danach bricht das Buch allerdings ab. Inwieweit Frances’ Aussagen und Entdeckungen noch nachwirken, kann sich der Leser selbst ausmalen. Die Geschichte (da so breit angelegt) wirft einige Nebenschauplätze und -geschichten auf. Wenn die alle ebenfalls zu einem Ende gekommen wären, hätten aber wohl noch einige Dutzend Seiten auf die ohnehin schon 462 folgen müssen.

Veröffentlicht am 18.11.2019

Terror, Drogen und Rachepläne: Für Zack Herry geht es wieder rund

In den Klauen des Falken
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Terror in Zacks Revier: Zack Herry, grenz-genialer, vom Leben nicht immer begünstigter und teilweise jenseits von Gut und Böse agierender Polizist (Teil einer Sondergruppe von Ermittlern) muss sich in ...

Terror in Zacks Revier: Zack Herry, grenz-genialer, vom Leben nicht immer begünstigter und teilweise jenseits von Gut und Böse agierender Polizist (Teil einer Sondergruppe von Ermittlern) muss sich in seinem fünften Band entscheiden. Könnte ich ein Kind erschießen, wenn hunderte Menschenleben davon abhängen?

Wie sehr dieser Moment im Rest des Buches noch nachwirkt, wie genau er in die Hauptstory verstrickt ist, erfährt man als Leser nicht gleich, hat aber immer das Gefühl, dass er noch eine größere Rolle spielen könnte.

In “In den Klauen des Falken” vermisst die Polizei einen ihrer wichtigsten undercover-Ermittler. Er sollte mittels einer Kontaktperson eine Stockholmer Drogen-Gang überwachen. Ist er in Gefahr? Und was passiert mit dem eingeschleusten Helfer?

Wie für die Zack-Herry-Krimis typisch, überschlagen sich bald die Ereignisse, da Zack, seine Kollegin Deniz und die anderen der Sondereinheit mit ihren Ermittlungen ins Wespennest stechen. Leichen werden gefunden, Machenschaften in Gang gesetzt und auch Zacks Freund Abdula spielt wieder eine Rolle.

Als Kenner der bisherigen Bände war ich hier besonders neugierig, wie sich der Einfluss der neuen Co-Autorin Anna Karolina äußern würde. Ich fand, dass vor allem die erste Hälfte des Buches was Harry betrifft, einen etwas ruhigeren Touch hatte, aber Erzählstil und Pageturner-Qualitäten der Reihe haben sich nicht verändert.

Die Bände lassen sich auch einzeln lesen, aber es gibt durchaus manchmal detaillierte, manchmal kürzere Andeutung an ältere Ereignisse. Wer einfach nur schwedischen Thrill-Kick erleben möchte und sich nicht an Andeutungen stört, der kann bedenkenlos zu diesem und jedem der anderen 4 Bücher mit Zack Herry greifen. Oder natürlich die Serie von Beginn an starten, um dranzubleiben.

Veröffentlicht am 27.10.2019

Flott, angenehm und stimmig

Wisting und der Tag der Vermissten
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William Wisting, norwegischer Ermittler, schon aus einigen Bänden von Jørn Lier Horst bekannt, widmet sich hier seinem ersten Cold Case.

Mehr als zwei Jahrzehnte ist es nun her, dass Katharina Haugen ...

William Wisting, norwegischer Ermittler, schon aus einigen Bänden von Jørn Lier Horst bekannt, widmet sich hier seinem ersten Cold Case.

Mehr als zwei Jahrzehnte ist es nun her, dass Katharina Haugen verschwand. Wisting hat damals als junger Polizist nicht mitermittelt, hat sich aber nun schon länger in die alten Akten verbissen und kennt sie in- und auswendig. Es wurde nie eine Leiche gefunden, aber die Hinweise deuten für den erfahrenen Polizisten dennoch auf ein Verbrechen hin. Er ist sich sicher, dass jemand, der in den Akten erwähnt wird und damals befragt wurde, mehr weiß, als damals erzählt wurde.

Jedes Jahr am Tag des Verschwindens kramt Wisting die Akten wieder heraus. Das erklärt auch den Titel. Doch halt: Auch wenn es nicht der selbe Tag war, taucht noch eine weitere Vermisste auf, als Cold Case eines Osloer Ermittlers, der Wistings Abteilung gleich in die Ermittlungen einspannt, da diese andere junge Frau in einem Nachbarort wohnte.

Die Kapitel, der Schreibstil sind zügig, es halten sich hier Ermittlungsfortschritt und Privatleben der wichtigsten Figuren die Waage. Da man selbst einige parallele Handlungsstränge verfolgen kann und die Strategie der Polizei, die “Schlinge langsam enger zu ziehen”, funktioniert, ist man am Ende dann nicht mehr komplett erstaunt über die Lösung. Teile davon zeichnen sich schon ab, wie sich alles ineinander fügt, erfährt man auch noch.

Somit bleibt der große Knalleffekt aus, was aber am Aufbau der ganzen Geschichte liegt, der einfach bewusst anders gestaltet ist. Der Plot ist stimmig und wird ausreichend ausgeführt, lose Enden verknüpft.

Als jemand, der nicht weit davon entfernt wohnt, hat mich die Erwähnung von Katharinas Herkunft und Heimatort schmunzeln lassen. Sie spielt am Ende keine große Rolle, aber es ist dennoch ein nettes Detail.