Zauberhafte Poesie
In "Das Leben und andere Zaubertricks - Depression and Other Magic Tricks" werden Gedichte und Texte der kanadischen Autorin präsentiert, die die unterschiedlichsten Gefühlszustände um Liebe, Einsamkeit, ...
In "Das Leben und andere Zaubertricks - Depression and Other Magic Tricks" werden Gedichte und Texte der kanadischen Autorin präsentiert, die die unterschiedlichsten Gefühlszustände um Liebe, Einsamkeit, dem Wunsch sich Mitzuteilen und dem Unvermögen dazu, Nähe und Isoliertsein ausloten, Gefühlszustände, die auch nicht-depressiven Menschen geläufig sind.
Den Originaltexten ist jeweils die deutsche Übersetzung so gegenübergestellt, dass man beim Lesen leicht den Blick von einer Version zur anderen schweifen lassen kann, ohne den Lesefluss zu unterbrechen.
Wer den Youtube-Clip von Sabrina Benaims "Explaining my depression to my mother" noch nicht kennt, dem sei hier ans Herz gelegt, dies nachzuholen. Ihre emotionale und sprachgewandte Vortragsweise hatte mich tief beeindruckt und hat auch hier bewirkt, dass ich immer wieder auf dieses Gedicht zurückgekommen bin. Doch auch die "Zaubertricks 001 - 004" fand ich schlicht zauberhaft. In die längeren, zusammenhängenden Texte muss man sich einlesen, aber das Gemeinsame aller Texte ist die wunderbare oft bilderhafte Sprache.
In zwei Texten wendet sich Sabrina Benaim an Beyoncé, betitelt "Liebe Beyoncé" I und II, an eine, die sich mit Depression auskennt. Das ist nicht der einzige Bezug zur Musikwelt: Im größtenteils geschwärzten Text "Better together Jack Johnson, erased" bleiben einzig zwei Sätze der Lyrics des Singer-Songwriters Jack Johnson übrig, im Text "House of Cards a radiohed erasure" bleiben vom Songtext der britischen Band nur einzelne Satzfetzen stehen, und im Text "Since I met you baby Black Joe Lewis & the Honeybears erasure" ist der Songtext der Bluesband bis auf einzelne aus dem Kontext gerissene Wörter ausradiert.
Es gibt noch ein Gedicht, das mir ganz besonders gefallen hat: "Gedicht von dem Moment, nachdem du fortgegangen bist für Chimwemwe". Die Nähe, die darin zum Ausdruck kommt, tut gut.
Eine Bemerkung noch zu der grandiosen Übersetzung (von Jochen Winter): Obwohl der Übersetzer ganz nah am Originaltext bleibt, schafft er es, sowohl den Rythmus als auch die Stimmung von Sabrina Benaims Texten wiederzugeben.
Insgesamt großartig und unbedingt eine Leseempfehlung.