Meine verhängnisvolle Schwäche
Seitensprung„Ihr Plan war so effektiv, dass ich mich schließlich selbst fragte, ob ich verrückt war. Vielleicht war der Gedanke, dass ich nicht verrückt war und sie mir nur einreden wollten, ich sei verrückt, ein ...
„Ihr Plan war so effektiv, dass ich mich schließlich selbst fragte, ob ich verrückt war. Vielleicht war der Gedanke, dass ich nicht verrückt war und sie mir nur einreden wollten, ich sei verrückt, ein Ausdruck meiner Verrücktheit.“
Inhalt
Früher war Jack Harper Musiker und führte eine intensive Ehe mit der Frau seines Herzens. Mittlerweile ist er nicht nur trockener Alkoholiker und gesetzter Immobilienmakler sondern auch Vater eines Sohnes, doch sein Leben hat sich dennoch vollkommen falsch entwickelt, wie er nach einem Gespräch mit einem ehemaligen Freund und Bandmitglied erschreckend feststellen muss. Was er braucht ist etwas Abwechslung und sei es nur, um aus seiner verkorksten Situation zu fliehen. Als er sich auf Empfehlung bei einem Onlinedatingportal anmeldet, bei dem sich Männer und Frauen aus festen Beziehungen unverbindlichen zum Sex verabreden können, spürt er endlich wieder etwas Nervenkitzel. Doch die Enttäuschung folgt auf dem Fuß, denn das erste Treffen zwischen ihm und der unbekannten Frau wird zum Fiasko, denn sie liegt ermordet im Bett und Jack ist der erste, der nach dem Täter die Wohnung betritt. Für die Polizei, die er pflichtbewusst alarmiert, ist schnell klar, dass Jack gekommen ist, um seine Gewaltphantasien mit der Frau auszuleben und dabei wahrscheinlich etwas zu weit gegangen ist …
Meinung
Bisher habe ich noch kein anderes Buch des New Yorker Autors Jason Starr gelesen und habe mich ohne bestimmte Erwartungshaltung an die Lektüre seines aktuellen Thrillers gewagt, um eine möglichst spannende Story über einen Ehebruch und seine tödlichen Folgen kennenzulernen.
Nur leider lies der Thriller nach den tatsächlich fesselnden ersten Seiten absolut nach und hat mich durch den vorrangig naiven, nervigen Hauptprotagonisten sogar verärgert. Zunächst fand ich die gewählte Ich-Erzählperspektive sehr gut, weil dadurch mehr Nähe zum Charakter des Jack Harper entstehen konnte, aber als der Mord schließlich geschehen war, hätte ich mir so sehr eine weitere Erzählstimme gewünscht, die allerdings nicht vorgesehen war. Und deshalb saß ich nun kopfschüttelnd vor der Lektüre und musste mich mit den vielen Fehlentscheidungen der Hauptperson auseinandersetzen, der mehr durch die Geschichte schlittert, als sie jemals zu durchdenken. Seine persönliche Unentschlossenheit setzt dem ganzen dann die Krone auf, denn anstatt sich eine zielgerichtete Strategie zu überlegen, bei der er dann konsequent bleibt, agiert Jack absolut spontan und willkürlich und schafft es tatsächlich bald nicht nur der Hauptverdächtige eines Mordfalls zu sein, sondern gleich mehrerer.
Der Plot selbst ist etwas holprig, die Polizeiarbeit findet eher am Rande statt und die Realitätsnähe hat mir auch etwas gefehlt, aber mit all diesen Dingen wäre ich klargekommen, hätte ich nicht ständig im Kopf von Jack Harper gesessen, mit dem ich leider so gar nichts anfangen konnte. Das Library Journal, New York bewertet den Thriller mit folgenden Worten: „Wie gemacht für Fans des amerikanischen Thrillers, erinnert an Gilian Flynns Gone Girl.“ In diesem Fall hätte mir die Bewertung weiterhelfen können, denn den genannten Thriller von G. Flynn mochte ich ebenso wenig, wie diesen hier.
Wirklich positiv kann ich rückblickend eigentlich nur den Schreibstil bewerten, der sich zeitgenössisch präsentiert, interessante Dialoge aufwirft und sich schnell lesen lässt, aber das ist für mich nur ein einziges Bewertungskriterium und reicht natürlich nicht aus, um ein gutes Urteil zu fällen, bzw. den enttäuschenden Gesamteindruck zu revidieren.
Fazit
Ich vergebe leider nur 2 Sterne für diesen im Kern interessanten Thriller, der durch seinen Aufbau und die gewählten Protagonisten leider nicht meinen Lesegeschmack trifft. Weder der Mord noch die Ermittlungen standen im Zentrum des Buches sondern, ein hilflos rudernder Mann, der neben seinen verhängnisvollen Schwächen auch noch mit einer großen Portion Naivität gestraft ist und vom Leser vielleicht Mitleid erhofft – ich weiß es nicht.
Dieses Buch hat sein gutes Potential verschenkt, zum einen wegen der einseitigen Perspektive, zum anderen wegen der Fokussierung auf die lange Liste der menschlichen Verfehlungen in geballter Ladung. Das war mir eindeutig zu anstrengend/ nervtötend. Dennoch gebe ich Jason Starr eine zweite Chance, die Klappentexte seiner diversen Thriller, die sich hier im Anhang befinden klingen insgesamt ansprechend und wenigstens ein zweites Buch möchte ich gelesen haben, bevor ich mir ein abschließendes Urteil bilde. Wer eine gute Empfehlung hat, kann sie gerne kundtun.