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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.11.2019

Aktenzeichen XY

Der Mensch ist böse
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In diesem Buch findet man dreizehn Kriminalfälle, die von äußerst bekannt bis zumindest in meinem Fall noch nie gehört/gelesen abwechseln. Dabei geht es quer durch das 20. und 21. Jahrhundert. Angefangen ...

In diesem Buch findet man dreizehn Kriminalfälle, die von äußerst bekannt bis zumindest in meinem Fall noch nie gehört/gelesen abwechseln. Dabei geht es quer durch das 20. und 21. Jahrhundert. Angefangen wird es jedoch mit einem Mann aus dem 19. Jahrhundert, der auch noch den Namen eines Detektivs trägt, den heutzutage jeder kennt: H. H. Holmes baute in den 80iger Jahren des 19. Jahrhunderts ein Hotel mit Fallen, verborgenen Gängen und Todeskellern, in denen er seine Opfer - fast durchweg junge Frauen - beobachten und ermorden konnte.

Doch wenn man glaubt, dass es immer die Fremden, Unbekannten sind, vor denen man sich fürchten muss, der irrt sich. Jarow zeigt sehr gut auf, dass die meisten Verbrechen innerhalb der Familie passieren und auch genau dort, wo man sich am sichersten fühlt: in den eigenen vier Wänden.

Was mir gut gefallen hat, ist, dass er seine Fälle nicht auf reißerische Art präsentiert, sondern in einem ruhigen und sachlichen Ton, der es auch an Respekt nicht fehlen lässt. Manche, wie das Verschwinden der Maggie McCann oder Rebecca Reusch, gingen durch die ganze Welt und wird sich fast jeder noch dran erinnern. Von einigen, wie den myseriösen Fällen in Frankreich oder Amerika, hatte ich zuvor noch nie gehört.

Allen gemeinsam ist, dass der Autor sie spannend zu erzählen weiß und am Ende eines jeden Falles ein paar Informationen dazu bietet, sei es allgemeiner Art oder durch ein Interview mit einem Profiler. Von daher war es eine rundum gelungene Präsentation wahrer Kriminalfälle. Mein einziger Kritikpunkt fließt nicht in die Bewertung mit ein und richtet sich an das Korrektorat, das nur mäßig beeindruckend war.

Veröffentlicht am 28.10.2019

Triumphaler Untergang

Das Imperium aus Asche
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Nahtlos geht das Epos weiter und leider auch zu Ende.

Die Armee aus Verderbten, die der riesige weiße Drache um sich gescharrt hat, marschiert unaufhaltsam weiter und Flüchtlinge bringen die Häfen bis ...

Nahtlos geht das Epos weiter und leider auch zu Ende.

Die Armee aus Verderbten, die der riesige weiße Drache um sich gescharrt hat, marschiert unaufhaltsam weiter und Flüchtlinge bringen die Häfen bis an ihre Grenzen. Unsere Helden hat es weit in der Welt verstreut:

Claydon Torcreek und dessen Crew schaffen es, eigene Verbündete im Kampf gegen den Drachen zu finden.

Hilemore, der abtrünnige Captain, wird von seiner hellsichtigen Verlobten in ständiger Gefahr gesehen (aber mal ehrlich, das ist fast eine Kunst wie Glückskekssprucherstellen, denn es sind gerade alle in Gefahr!).

Und die Agentin Lizanne Lethridge versucht, durch alte Technik und geniale Ingenieure, der Ungeheuer Herr zu werden.

Fast noch interessanter sind jedoch die Ausblicke, die man durch den intelligenten und bewussten Verderbten Sirus erhält, denn aus seiner Sicht bekommt man Einblicke direkt ins Innere der Armee des Weißen Drachens, ihrer Pläne, Vorhaben und Gedanken.

Für dieses Buch habe ich mir echt Zeit gelassen, immer nur wenige Kapitel gelesen. Das liegt nicht daran, dass es schlechter wäre als die Vorgänger, sondern im Gegenteil: Es ist genauso gut, detailreich, actionlastig und fantasievoll geschrieben, aber ich wusste, dass es danach vorbei wäre. So ein bisschen hatte ich auch Angst, wen es zum Schluss noch erwischen würde, nachdem ich so viele Tausend Seiten mitgefiebert habe. Der Autor hat mich jedenfalls nicht enttäuscht, auch wenn man merkt, dass nun eine neue Ära anbrechen wird. Vielleicht gibt es sogar Material für Sequels her - ich würde es lesen.

Alles in allem ist diese Trilogie eine der besten, die man im Fantasybereich lesen kann, allerdings muss man sie in der richtigen Reihenfolge lesen. Ich kann nur den Kopf schütteln über Rezensenten, die mit dem zweiten oder dritten Teil anfangen und dann schlechte Bewertungen geben, weil sie nichts verstanden haben.

Alle anderen: Lest! Genießt! Lasst euch mitreißen!

Veröffentlicht am 21.10.2019

Nur das Beste

Abenteuer Geschmack!
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Kochbücher gibt es wie Sand am Meer, und auch Kochbücher, in denen mit Erbsen, Möhren, Kartoffeln, Spargel, Kürbis, Fenchel und anderem Gemüse gespielt und experimentiert wird, finden sich zuhauf. Inwiefern ...

Kochbücher gibt es wie Sand am Meer, und auch Kochbücher, in denen mit Erbsen, Möhren, Kartoffeln, Spargel, Kürbis, Fenchel und anderem Gemüse gespielt und experimentiert wird, finden sich zuhauf. Inwiefern sich dieses Kochbuch davon abhebt, ist die Aufmachung. Es geht nicht nur darum, verschiedene Rezepte vorzustellen, sondern sie mit allen Sinnen genießen.

Und dazu gab es erst einmal eine kleine Einführung, wie man welche Sinne eigentlich zum Essen oder Schmecken braucht. Ist eigentlich alles logisch, aber hat mich dennoch zum Nachdenken gebracht.

(Übrigens, egal wie oft es noch in diversen Kochbüchern betont wird: Für mich ist "scharf" eine Geschmacksrichtung!)

Die verschiedenen Rezepte gab es zu einer Hauptzutat, wobei mir gut gefiel, dass es mal ausnahmsweise nicht Fleisch oder Fisch war, sondern diverse altbekannte Gemüse- oder Kohlsorten. Gleich ausgelassen habe ich natürlich die Rezepte mit roter Beete oder die, in denen Kraken vorkamen, denn in diesem Leben wird mich niemand mehr überzeugen, dass das schmecken kann.

Bei fast allen anderen habe ich es versucht - und dabei auch diverse Sachen kombiniert. Kartoffelpüree mit einer Bohnenzubereitung oder Erbsen, Möhren und Paprika. Geht alles. Schmeckt alles.

Was mich immer wieder begeistert hat, waren auch die Beschreibungen, wie man noch einmal mehr Geschmack herausholen kann bzw. wie unterschiedlich ein und dasselbe Gemüse allein durch eine andere Zubereitungsart schmeckt. Bis hierhin waren für mich Möhren, aber auch Erbsen, Bohnen, Tomaten und Paprika eher Stiefkinder oder Beilagen. Gar nicht schlecht also, dass sie mal die Hauptrolle spielen durften. (Sie haben zum Teil einen Oskar verdient.)

Für mich war besonders cool, wie viele asiatische/indische Variationen in dem Buch vorhanden sind, da ich nun mal sehr darauf abfahre. Auch dass sich die Autorin die Mühe machte, viele Rezepte für Veganer umzuwandeln, wird diese sicherlich interessieren.

Alles in allem: Das Abenteuer Geschmack habe ich gern bestritten und werde es auch weiterhin tun.

Veröffentlicht am 22.09.2019

Erzähl mir eine Geschichte

Der Untergang der Könige
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Eine Geschichte in einer Geschichte in einer Geschichte ...
Stell dir vor, jemand berichtet seiner Herrscherin von einem Jungen, der auf gewisse Art auserwählt ist: nicht nur durch sein außergewöhnliches ...

Eine Geschichte in einer Geschichte in einer Geschichte ...
Stell dir vor, jemand berichtet seiner Herrscherin von einem Jungen, der auf gewisse Art auserwählt ist: nicht nur durch sein außergewöhnliches Aussehen in einer Gegend ganz bestimmter Leute mit ganz bestimmten Merkmalen. Oder ein Kleinod, das er immer bei sich trägt. Oder ... Nein, keine Angst, ich spoilere nicht.
Ein junger Mann sitzt im Kerker, bewacht von einer wunderhübschen Frau. Die jedoch ist eigentlich ein Monster, ein Drache, eine Kreatur, die Erinnerungen ihrer Opfer übernimmt. Und sie zwingt den Jungen, seine Geschichte zu erzählen, doch zwischendurch übernimmt sie die Geschichte, indem sie wiedergibt, was sie durch diejenigen weiß, die sie gefressen hat ...

Klingt irgendwie anders? Ist es auch. Mit Jenn Lyons haben wir wieder eine großartige Entdeckung im High-Fantasybereich, die mit einer ähnlichen Sogwirkung aufwarten kann wie Anthony Ryan. Doch auch, wenn in beiden Reihen Drachen ihre Aufwartung machen, sind die Unterschiede gravierend, dafür der Lesespaß enorm. Obwohl alle klassischen Klischees bedient werden - Waisenjunge, auserwählt, mächtige Gegner, undurchsichtige Verbündete - wird hier eine Erzählung gesponnen, wie man sie sich am Lagerfeuer vorstellen kann. Ein Wahnsinnsschreibstil, kreative Verwicklungen, ständiges Neubewerten von Situationen und Personen, von denen es viele gibt, die man aber gut im Überblick behält - bescheren auf über 800 Seiten einen Pageturner, der keine Sekunde langweilt, dafür jedoch dafür sorgt, dass man alle weiteren Sekunden verflucht, die man auf Band 2 warten muss.

Veröffentlicht am 19.08.2019

Six of Wolves

Die goldenen Wölfe
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Severin de Montaget-Alarie ist der Erbe des Hauses Vanth, eines der vier Häuser, die ihre Macht aus dem Babelfragment speisen. Eigentlich. Denn uneigentlich wurde er als Bastard ausgestoßen, als sein Vater ...

Severin de Montaget-Alarie ist der Erbe des Hauses Vanth, eines der vier Häuser, die ihre Macht aus dem Babelfragment speisen. Eigentlich. Denn uneigentlich wurde er als Bastard ausgestoßen, als sein Vater starb. Zwar hat er genügend Geld geerbt, um jetzt, elf Jahre später, ein Luxushotel zu führen, doch noch immer brennt in ihm der Wunsch, sich zurückzuholen, was sein ist. Deshalb hat er Spezialisten um sich gesammelt, Jugendliche wie er, die über die verschiedensten Fähigkeiten verfügen. Zusammen gehen sie auf Raubzüge, wobei sie durch magische und intelligente Weise unterstützt werden. Doch das Leben im Paris der Belle Epoque ist auch ohne diese gefährlich genug und bald werden sich ihnen Gegner entgegenstellen, die zu allem entschlossen sind und über Leichen gehen.

Wow. Was für ein Ritt! Man wird erst mal völlig ins kalte Wasser geworfen und denkt sich die ersten paar Kapitel: Was zum Teufel geht hier vor? Doch nach ca. hundert Seiten ist man völlig drin und wer ein bisschen mitdenkt, hat begriffen, wie die Welt funktioniert, ohne dass man auch nur einmal Infodumping erhalten hätte - ganz großes Kino! Die fünf bzw. später sechs Jugendlichen erinnern natürlich sowohl in ihrer Aufmachung als auch vom Charakter her stark an Leigh Bardugos Six of Crows, Vergleiche bleiben natürlich nicht aus. Und doch ist diese Welt eigenständig, exotisch und gut genug, um für sich selbst bestehen zu können. Man taucht tatsächlich völlig in ihr ab, fiebert mit den Abenteuern der Sechs mit und steht zum Schluss, nach mehreren Twists fast betäubt da und wünscht sich nur eines: auf der Stelle das nächste Buch dieser Reihe lesen zu können. Sagte ich schon "ganz großes Kino"? Denn das ist es!