Gelungenes Fantasyabenteuer - mit ein paar Schwächen
Die letzte DichterinWas passiert, wenn es keine Künste mehr gibt? Wenn keiner mehr singen, malen, schreiben oder dichten kann, um andere damit zu verzaubern? Die Welt wäre grau und düster. Ihre Bewohner fantasie- und hoffnungslos. ...
Was passiert, wenn es keine Künste mehr gibt? Wenn keiner mehr singen, malen, schreiben oder dichten kann, um andere damit zu verzaubern? Die Welt wäre grau und düster. Ihre Bewohner fantasie- und hoffnungslos. So wie in Phantopien. Minna ist eine der letzten Dichter und Dichterinnen des Landes und reist mit ihrem Buch voller Geschichten durch die Dörfer, um wenigstens für eine kurze Zeit, die Bewohner ihre Sorgen und Nöte vergessen machen zu lassen. Sie beherrscht ihre Kunst so gut, dass sie schon bald eine Einladung in die Hauptstadt bekommt. Und dass von der Königin höchst persönlich. Dort, in der Stadt Fernab, sollen sich alle Künstler bei einem großen Wettstreit miteinander messen. Doch die Königin verfolgt einen bösen Plan, um die Magie der Künste in ihrem Land wieder auferstehen zu lassen und so zu neuer Größe zu verhelfen. Wird es ihr gelingen oder kann Minna das Schlimmste noch verhindern?
Der Einstieg in die Geschichte gefällt mir sehr gut. Wir lernen Minna kennen und ihren späteren Wegbegleiter Finn. Beide machen sich auf den Weg in die Hauptstadt, damit Minna an dem Wettbewerb der Dichter teilnehmen kann. Dabei durchqueren sie einsame Dörfer und mystische Wälder. Die sogenannten Wanderprärien stehen dabei als eindrucksvolles Symbol für die Abwesenheit der Künste und die dadurch entstehende Depression. Diese Idee hat es mir besonders angetan. Leider bleibt es mit der einzige Abschnitt mit einer solchen Tiefe. Vor den Toren Fernabs angekommen, kann leider nur Minna die Stadt betreten. Warum die beiden darüber so enttäuscht sind, erschließt sich mir nicht ganz, da der Grund dafür mehrfach vorher erwähnt wird und, für mein Verständnis, somit auch relativ deutlich ist. Auch im weiteren Verlauf der Geschichte vermisst man die ein oder andere Besonderheit. Dabei mangelt es nicht an Möglichkeiten, die Handlung weiter zu verzweigen und den Leser immer wieder von neuem zu überraschen. Gerade in diesem ersten Abschnitt deutet in der Erzählung einiges auf eine lebhafte Vergangenheit Fernabs und auch die der Hauptcharaktere hin. Doch viele Begebenheiten kratzen lediglich an der Oberfläche und manche vielversprechenden Ansätze, werden gefühlt wieder fallen gelassen. Auch das eigentliche Geheimnis Phantopiens wird, im Verhältnis zum Rest der Geschichte, für meinen Geschmack, viel zu direkt aufgeklärt. Eine kleine aber entscheidende Wendung am Schluss jedoch, kann den Leser dann doch nochmal begeistern und von der Grundidee der Geschichte überzeugen.
Ebenfalls überzeugend ist der Schreibstil. Mag die Geschichte inhaltlich doch etwas stark gekürzt erscheinen, so wird dies durch den angenehmen Schreibstil wieder aufgefangen und man kann sehr gut in das Buch eintauchen.
Viele Charaktere sind zu dem sehr stark gezeichnet. Man denke dabei an die Königin oder auch ihren Gabensucher. Beide sind geprägt von tiefen Gefühlen und ihren eigenen Kampf mit diesen kann man dadurch sehr deutlich nachempfinden und mit ihnen mitfiebern. Zudem gefällt mir hier wieder das Subtile, diese Feinheiten, die für mich ein gutes Buch ausmachen.
Alles in Allem ist „Die letzte Dichterin“ eine gelungene Fantasygeschichte. Die Idee hinter der Geschichte, dass Künste eine Form von Magie sind, hat mich dabei vorab überzeugt. Leider ist die Umsetzung nicht ganz so, wie ich sie mir erhofft habe. Speziell in Bezug auf die Formen und Wirkweisen dieser Magie, bin ich auch mit einer paar Fragen zurückgelassen worden. Vielleicht sollte hier die Handlung eingekürzt werden, aber ich bin der Meinung, dass hundert Seiten mehr, dieser nicht geschadet hätten und jeder Leser sie ohne Murren mit verschlungen hätte. Dennoch ein schönes Fantasyabenteuer, wo man vielleicht noch etwas seine eigene Fantasie spielen lassen kann.