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Veröffentlicht am 09.03.2020

Gelungenes Fantasyabenteuer - mit ein paar Schwächen

Die letzte Dichterin
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Was passiert, wenn es keine Künste mehr gibt? Wenn keiner mehr singen, malen, schreiben oder dichten kann, um andere damit zu verzaubern? Die Welt wäre grau und düster. Ihre Bewohner fantasie- und hoffnungslos. ...

Was passiert, wenn es keine Künste mehr gibt? Wenn keiner mehr singen, malen, schreiben oder dichten kann, um andere damit zu verzaubern? Die Welt wäre grau und düster. Ihre Bewohner fantasie- und hoffnungslos. So wie in Phantopien. Minna ist eine der letzten Dichter und Dichterinnen des Landes und reist mit ihrem Buch voller Geschichten durch die Dörfer, um wenigstens für eine kurze Zeit, die Bewohner ihre Sorgen und Nöte vergessen machen zu lassen. Sie beherrscht ihre Kunst so gut, dass sie schon bald eine Einladung in die Hauptstadt bekommt. Und dass von der Königin höchst persönlich. Dort, in der Stadt Fernab, sollen sich alle Künstler bei einem großen Wettstreit miteinander messen. Doch die Königin verfolgt einen bösen Plan, um die Magie der Künste in ihrem Land wieder auferstehen zu lassen und so zu neuer Größe zu verhelfen. Wird es ihr gelingen oder kann Minna das Schlimmste noch verhindern?

Der Einstieg in die Geschichte gefällt mir sehr gut. Wir lernen Minna kennen und ihren späteren Wegbegleiter Finn. Beide machen sich auf den Weg in die Hauptstadt, damit Minna an dem Wettbewerb der Dichter teilnehmen kann. Dabei durchqueren sie einsame Dörfer und mystische Wälder. Die sogenannten Wanderprärien stehen dabei als eindrucksvolles Symbol für die Abwesenheit der Künste und die dadurch entstehende Depression. Diese Idee hat es mir besonders angetan. Leider bleibt es mit der einzige Abschnitt mit einer solchen Tiefe. Vor den Toren Fernabs angekommen, kann leider nur Minna die Stadt betreten. Warum die beiden darüber so enttäuscht sind, erschließt sich mir nicht ganz, da der Grund dafür mehrfach vorher erwähnt wird und, für mein Verständnis, somit auch relativ deutlich ist. Auch im weiteren Verlauf der Geschichte vermisst man die ein oder andere Besonderheit. Dabei mangelt es nicht an Möglichkeiten, die Handlung weiter zu verzweigen und den Leser immer wieder von neuem zu überraschen. Gerade in diesem ersten Abschnitt deutet in der Erzählung einiges auf eine lebhafte Vergangenheit Fernabs und auch die der Hauptcharaktere hin. Doch viele Begebenheiten kratzen lediglich an der Oberfläche und manche vielversprechenden Ansätze, werden gefühlt wieder fallen gelassen. Auch das eigentliche Geheimnis Phantopiens wird, im Verhältnis zum Rest der Geschichte, für meinen Geschmack, viel zu direkt aufgeklärt. Eine kleine aber entscheidende Wendung am Schluss jedoch, kann den Leser dann doch nochmal begeistern und von der Grundidee der Geschichte überzeugen.
Ebenfalls überzeugend ist der Schreibstil. Mag die Geschichte inhaltlich doch etwas stark gekürzt erscheinen, so wird dies durch den angenehmen Schreibstil wieder aufgefangen und man kann sehr gut in das Buch eintauchen.
Viele Charaktere sind zu dem sehr stark gezeichnet. Man denke dabei an die Königin oder auch ihren Gabensucher. Beide sind geprägt von tiefen Gefühlen und ihren eigenen Kampf mit diesen kann man dadurch sehr deutlich nachempfinden und mit ihnen mitfiebern. Zudem gefällt mir hier wieder das Subtile, diese Feinheiten, die für mich ein gutes Buch ausmachen.

Alles in Allem ist „Die letzte Dichterin“ eine gelungene Fantasygeschichte. Die Idee hinter der Geschichte, dass Künste eine Form von Magie sind, hat mich dabei vorab überzeugt. Leider ist die Umsetzung nicht ganz so, wie ich sie mir erhofft habe. Speziell in Bezug auf die Formen und Wirkweisen dieser Magie, bin ich auch mit einer paar Fragen zurückgelassen worden. Vielleicht sollte hier die Handlung eingekürzt werden, aber ich bin der Meinung, dass hundert Seiten mehr, dieser nicht geschadet hätten und jeder Leser sie ohne Murren mit verschlungen hätte. Dennoch ein schönes Fantasyabenteuer, wo man vielleicht noch etwas seine eigene Fantasie spielen lassen kann.

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Veröffentlicht am 20.11.2019

Liebesgeschichte mit Hindernissen

Der Buchliebhaber
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Arthur liebt Bücher und lehnt moderne Technik ab. Warum sollte man sich einen E-Reader anschaffen und im Internet recherchieren, wenn man doch in echten Büchern blättern kann und dabei das Material fühlen, ...

Arthur liebt Bücher und lehnt moderne Technik ab. Warum sollte man sich einen E-Reader anschaffen und im Internet recherchieren, wenn man doch in echten Büchern blättern kann und dabei das Material fühlen, den Geruch und damit die Seele eines Buches aufnehmen kann. Aus diesem Grund findet man Arthur oft in der alten Bibliothek von Barchester. Hier sammelt er Informationen für sein neustes Projekt, den Kirchenführer der Kathedrale. Doch gleichzeitig kann er dabei noch seiner zweiten Leidenschaft nachgehen. Der Gralssuche. Schon sein Großvater hat ihn damit vertraut gemacht und seine Neugier für dieses religiöse Artefakt geweckt. Arthurs gemütliches Leben wird eines schönen Tages von Bethany gestört. Sie ist Amerikanerin, redet viel und ist von der digitalen Welt überzeugt. Hier in Barchester will sie daher alle alten Werke digitalisieren und somit der ganzen Welt zugänglich zu machen. Ein Frevel in Arthurs Augen. Doch es stellt sich heraus, dass er in seiner Faszination, von der Sage um den heiligen Gral, nicht allein ist und gemeinsam begeben sich die beiden auf Spurensuche und kommen damit nicht nur einer wundersamen Legende immer näher.

Das klingt nach einer wunderbaren Geschichte und einer kleinen Liebeserklärung an die Bücherwelt, als historisches Erbe der Menschheitsgeschichte. Der Anfang war sehr vielversprechend. Es beginnt mit einem Rückblick in die Zeit des zweiten Weltkrieges, wo ein Feuer die Kathedrale zu zerstören droht. Alle Bewohner packen mit an, um wenigstens die kostbaren Bücher zu retten. Auch im weiteren Verlauf des Buches blicken wir immer mal wieder zurück in die Geschichte der Kirche und ihre Rolle in der Legende von Barchester. Zurück in der Gegenwart lernen wir dann Arthur kennen. Er gefällt mir vom Charakter her sehr gut und ich konnte mir ein sehr gutes Bild von seinem Leben in Barchester machen. Als Bethany dann auftaucht, wendet sich das Blatt für mich. Das tut mir eigentlich Leid, aber auch wenn sie natürlich ein bisschen Wind in Arthurs Leben und Barchester an sich bringen soll, kam sie für mich eher wie ein Tornado daher, der die komplette Geschichte an sich reißt. Das schlechte Gefühl ging so weit, dass ich das Buch zwischendurch weg legen musste, weil sie mir so auf den Nerv ging. Zwischendurch war sie Arthur auch, in ihrer eigentlich gemeinsamen Suche, immer zwei Schritte voraus, was ihn und seine analoge Bücherwelt als verstaubt und rückständig dastehen ließ. Das hat, mich persönlich, etwas gestört. Da man die Geschichte aber auch aus Arthurs Perspektive betrachtet, war man so, eine Zeit lang, gar nicht mehr unmittelbar an der Gralssuche beteiligt und es machte die Handlung damit etwas langatmig. Gegen Ende bessert sich dieser Eindruck zum Glück wieder ein bisschen, denn Arthur übernimmt erneut die Führung und bringt die entscheidende Wendung. Ein kleiner Haken bleibt hier möglicherweise das Thema der Codeentschlüsselung, das für meinen Geschmack nicht ausreichend erklärt wurde und den Leser daran hindern kann, die Gedankengänge der Charaktere komplett nachvollziehen zu können.

Insgesamt hat mir der Aufbau rund um die Gralssuche und die Legende sehr gut gefallen und der Stil war sehr angenehm zu lesen. Es ist eine spannende, historische Geschichte, die schon viele Menschen in der Vergangenheit beschäftigt und fasziniert hat. Dies in einen Roman mit der Historie eines Ortes und einem Buchliebhaber zu verknüpfen ist eine schöne Idee. Die Romanze, als die Sahne auf der Torte, ging für mich dabei leider ziemlich unter, was zum einen an meiner fehlenden Sympathie für Bethany liegen kann, aber auch daran, dass das Gefühl einer sich entwickelnden Liebe, bei mir nur sehr spärlich ankam.

Ich habe mich mit „Der Buchliebhaber“ durchaus gut unterhalten gefühlt, wenn auch mit ein paar Hindernissen. Aber ich möchte jedem nur empfehlen, sich selbst ein Bild zu machen und vielleicht der Protagonistin noch eine Chance zu geben.

Veröffentlicht am 23.09.2019

Schöner Roman für Zwischendurch

Die kleine Buchhandlung am Ufer der Themse
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Charlotte lebt eigentlich in Schweden und hat in jüngerer Vergangenheit ein paar schwere Schicksalsschläge, wie den Unfalltod ihres Ehemannes, erleben müssen. Da erfährt sie, dass sie von einer ...

Charlotte lebt eigentlich in Schweden und hat in jüngerer Vergangenheit ein paar schwere Schicksalsschläge, wie den Unfalltod ihres Ehemannes, erleben müssen. Da erfährt sie, dass sie von einer bislang unbekannten Tante aus England eine Buchhandlung samt Wohnung geerbt hat. Mit dem Plan, das geerbte Haus schnellstmöglich zu verkaufen und zurück nach Schweden zu kehren, reist Charlotte nach London. Dort angekommen lernt sie die Mitarbeiter und Freunde ihrer verstorbenen Tante kennen und deren Leidenschaft für die Literatur. Als Charlotte dann auch noch auf ein Familiengeheimnis stößt, nimmt ihr Vorhaben eine entscheidende Wendung.

Die Geschichte beginnt mit einem vielversprechenden Anfang. Eine Buchhandlung mitten in London, gemütlich und nostalgisch eingerichtet, wo noch Wert auf den Kunden und die persönliche Beratung gelegt wird. Balsam für die Seele eines Buchliebhabers und für eine junge Frau aus Schweden, die in den letzten Jahren nicht nur vom Glück verfolgt wurde. Wir lernen gemeinsam mit Charlotte die Mitarbeiter Martinique, Sam und William kennen und erfahren mehr über das Geschäft ihrer verstorbenen Tante, was leider nicht so gut läuft, wie erhofft. Die Charaktere sind dabei sehr schön gezeichnet und man erkennt sehr gute die einzelnen Eigenschaften der Personen. Gut gefallen haben mir dabei auch die speziellen Eigenheiten mancher Stammkunden, die häufig nur auf einen Plausch vorbeikommen. Das unterstreicht nochmal die Besonderheit der Buchhandlung. Das genau diese Tatsache für Charlotte am Anfang so schwer zu verstehen ist und ihre generelle anfängliche Distanz gegenüber der, für sie fremden Welt, kam ebenfalls sehr gut rüber.

Abwechselnd zu der Geschichte in der Gegenwart, erfahren wir auch Stück für Stück, durch aufgefundene Briefe oder Fotos mehr über die Familiengeschichte von Charlottes Mutter und Tante und wie es zu dem offensichtlichen Bruch zwischen den beiden Schwestern gekommen ist.
Charlotte kommt mit der Zeit ebenfalls hinter das Geheimnis ihrer Familie. Zwar bleibt ihr ein entscheidendes Detail verborgen, was vielleicht auch ganz gut ist, denn sie fühlt sich immer mehr mit dem Erbe ihrer Tante verbunden, aber ihr Wissen reicht aus, dass sie im Verlauf der Handlung versucht, das Geschäft doch noch zu retten.
Dabei finde ich ihre grundlegende Vorgehensweise, mit meinem Laienverständnis betrachtet, sehr professionell und es gibt der Erzählung Substanz. Das „Kaninchen“, was sie dann schlussendlich aber aus dem Hut zaubert und ihre Unwissenheit darüber, wirkt dann wieder etwas unglaubwürdig, bzw. ich habe es mit einem Augenzwinkern betrachtet.

Natürlich darf aber auch Charlottes privates Glück nicht zu kurz kommen und sie entwickelt Gefühle für William. Wehrt sich Charlotte anfangs noch gegen die Gefühle, weil sie verständlicherweise noch um ihren verstorbenen Ehemann trauert, gesteht sie William plötzlich nicht nur ihre entflammte Liebe, sondern kann sich, nach einem darauf folgenden Kuss, tagelang nicht mehr von ihm lösen und der Ehemann scheint vorerst vergessen. Diese Wandlung von Charlottes Charakter ist mir diesbezüglich doch etwas zu schnell gegangen und ich habe mich gefragt, welchen Mehrwert diese plötzliche Entwicklung für die Handlung hatte.

Nimmt man nun die bereits erwähnten, aber auch andere Stellen aus dem Buch zusammen, erhält man, finde ich, eine angenehme, stellenweise aber doch etwas zurechtgelegte Geschichte mit leider weniger Tiefe, als ich erhofft hatte und die nicht in allen Situationen das echte Leben wiederspiegelt. Das entspricht nicht so ganz meinem Geschmack, denn es hindert mich oft daran, komplett in die Geschichte eintauchen zu können. Wen diese Feinheiten aber nicht stören, der findet in `Die kleine Buchhandlung am Ufer der Themse´ immer noch eine sehr schöne Liebesgeschichte, geprägt von der Liebe zu Menschen, zu Büchern und einer Leidenschaft für etwas, was einem am Herzen liegt.

Veröffentlicht am 09.08.2019

Liebevolle Geschichte in Zeiten des Umbruchs

Die Bienenhüterin
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Lily wächst bei ihrem grausamen Vater auf, nachdem ihre Mutter bei einem "Unfall" ums Leben kam, als Lily erst 4 Jahre alt war. Sie wird derweil von der schwarzen Hausangestellten Rosalee versorgt, die ...

Lily wächst bei ihrem grausamen Vater auf, nachdem ihre Mutter bei einem "Unfall" ums Leben kam, als Lily erst 4 Jahre alt war. Sie wird derweil von der schwarzen Hausangestellten Rosalee versorgt, die zwar etwas ruppig ist, aber Lily trotzdem sehr gern hat. Als Rosalee sich, als eine der ersten Schwarzen, in das Wählerverzeichnis eintragen möchte, werden sie und Lily von einer Gruppe weißer Farmer belästigt und angegriffen. Doch die Konsequenzen muss „natürlich“ nur Rosalee tragen und sie kommt ins Gefängnis. Ebenfalls in Erwartung einer der schlimmsten Strafen, die sie je von ihrem bösartigen Vater bekommen wird, beschließt Lily daraufhin, zusammen mit Rosalee zu fliehen. An einen Ort, an dem ihre Mutter einmal gewesen sein muss und der auch ihr einziger Anhaltspunkt ist, um mehr über dessen Tod herauszufinden.

´Die Bienenhüterin´ ist eine liebevolle und auch rührende Geschichte über ein junges Mädchen, dass in den 60er Jahren in den USA groß wird und versucht, in Zeiten der Rassenunruhen, seine Rolle in der Gesellschaft zu finden. In dem sie lernt, Bienen zu beobachten, sich um sie zu kümmern und ihre Produkte zu verarbeiten, lernt Lily auch mit ihren Erlebnissen in der Vergangenheit umzugehen und auch die Gegenwart für sich richtig einzuordnen. Dabei verbindet sich die Geschichte der schwarzen Bevölkerung immer mehr mit Lilys eigener, worauf auch deutlich der Fokus in diesem Roman liegt. Die einzelnen Schicksale haben mich teilweise sehr berührt, aber auch entsetzt und ich habe mich mehr als einmal gefragt, wie man nur so einen Hass auf andere Menschen (und auf sich selbst) haben kann und diesen auch noch ungestraft ausleben darf. Doch glücklicherweise kommt auch die Liebe im Leben der Charaktere nicht zu kurz. Sie entschädigt den Leser und gleicht die Geschichte, finde ich, gut aus. Auf einen großen Spannungsbogen oder eine unerwartete Wendung wartet man hierbei allerdings vergebens. Das Buch ist rein chronologisch, mit der ein oder anderen Rückblende oder Erinnerung dazwischen, aufgebaut, wodurch man der Geschichte zwar auch nach der einen oder anderen Unterbrechung immer gut folgen kann, aber von der Handlung nicht so sehr gefesselt wird.

Es ist ein klassischer Entwicklungsroman, der ein bisschen einem Tagebuch der Hauptprotagonistin nachempfunden ist und daher auch eher bei ihrem Blickwinkel bleibt, als sich besonders kritisch mit den Themen auseinander zu setzen. Dennoch ein lesenswerter Roman, der Spaß gemacht hat zu lesen und dessen Ende einen mit einem guten Gefühl zurücklässt.

Veröffentlicht am 27.06.2019

Das Uhrwerk der Unsterblichen

Uhrwerk der Unsterblichen
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Zuerst ist mir das Cover des Buches ins Auge gesprungen und hat mich dazu gebracht, mich mit dem Inhalt der Geschichte näher zu beschäftigen und das Buch auch zu kaufen. So gesehen, hat es seine Aufgabe, ...

Zuerst ist mir das Cover des Buches ins Auge gesprungen und hat mich dazu gebracht, mich mit dem Inhalt der Geschichte näher zu beschäftigen und das Buch auch zu kaufen. So gesehen, hat es seine Aufgabe, die Aufmerksamkeit des potentiellen Lesers auf sich zu ziehen, bei mir schon mal erfüllt. Die filigrane Taschenuhr und das, fast schon realistisch anmutende, von oben herabfließende Gold sprachen mich dabei besonders an. Die Bedeutung der Elemente ist auch erst nach dem Lesen des Buches so richtig klar, was ich persönlich ein ganz faszinierendes Merkmal finde und auch noch nicht so häufig bei einem Buch gesehen habe.

Die Idee der Geschichte, dass Magie und damit auch magische Wesen sich unter uns „Normalsterblichen“ in unserer Welt befinden, gefällt mir, wie auch bei anderen Geschichten dieses Typs, sehr gut. Den generellen Handlungsablauf finde ich dafür auch schlüssig und inhaltlich gut aufgebaut. Es beginnt damit, dass wir den Hauptcharakter Avery kennen lernen und was so besonders an ihm ist. Außerdem erhalten wir bereits einen kleinen Einblick darin, welche Probleme auf ihn zukommen. Bei seiner Arbeit in der Pariser Oper trifft er dann auf die Tänzerin Giulia, die seine magischen Fähigkeiten aus noch unerklärlichen Gründen erkennen kann und sich ihm offenbart. Als beide mehr über die Hintergründe erfahren möchten, geschieht ein grausamer Mord und die Geschichte nimmt ihren Lauf. Dabei wird sie immer häufiger unterbrochen von kleinen historischen Einschüben, die für den Ausgang der Geschichte noch interessant werden.

Leider muss ich dagegen halten, dass der für mich durchaus noch flüssige Einstieg, keine so starke Entwicklung erfährt, wie ich es mir erhofft habe. Die Beschreibung der menschlichen Welt und der einzelnen Charaktere bleibt relativ flach.
Ab und zu tauchen zudem Personen auf, die für den weiteren Ablauf der Geschichte keine wirkliche Bedeutung mehr haben und höchstens am Ende der Geschichte nochmal kurz Erwähnung finden. Näher beschrieben wird ihre Rolle im Zusammenhang mit der Geschichte aber nicht.
Häufig gestolpert bin ich auch über das oftmals wechselnde, vielleicht sogar als sprunghaft zu bezeichnende Verhalten vor allem der Hauptcharaktere. Erst wird über Gefühle gesprochen, man berührt sich kurz, errötet, nur um bereits auf der nächsten Seite, genervt von dem Anderen, mit den Augen zu rollen. Allgemein bleibt mir bis zum Schluss, als Giulia eindeutige Worte verwendet, die Art der Beziehung der beiden zueinander unklar.

Die Wahl der Sprache ist besonders in den kämpferischen Szenen im letzten Drittel des Buches sehr graphisch und beschreibt das Geschehen mitunter sehr deutlich. Das macht diese Abschnitte zwar, in meinen Augen, im Vergleich zu dem Rest der Geschichte flüssiger und aufregender zu lesen, jedoch sollte man sowas auch mögen oder sich nicht zu sehr daran stören, sonst geht dieser Aspekt für denjenigen verloren.
Bezüglich des Schreibstils sind mir die häufigen Wortwiederholungen aufgefallen und die eine oder andere grammatikalische Unstimmigkeit, was zu dem eher holprigen Leseeindruck beiträgt.

Im Großen und Ganzen gefiel mir der Roman aber ganz gut und ich habe ihn gerne und ohne große Mühe gelesen. Vieles, was ich als weniger gelungen empfunden habe, wie die Einführung vermeintlich unwichtiger Charaktere als auch die leicht irritierenden Verhaltensweisen, resultiert meiner Meinung nach aus der bereits erwähnten, zu oberflächlichen Vorstellung der einzelnen Personen dem Leser gegenüber. Eine etwas umfangreichere Beschreibung hätte hier dem Roman bestimmt noch mehr Tiefe und Farbe gegeben.
Und auch wenn ich mit ein paar offenen Fragen zurückgelassen worden bin, würde ich mich an einen weiteren Roman des Autors wagen und mich gerne positiv überraschen lassen.

Ich bewundere außerdem den Mut des Autors von seiner eigentlichen Tätigkeit als Coverdesigner, einmal quasi die Seiten gewechselt und dieses Buch geschrieben zu haben und das meine ich wirklich aufrichtig. Ich denke, viele Leute spielen mit dem Gedanken, selber in ein Buch zu schreiben, wagen es jedoch nie. Er selbst beschreibt in seiner Danksagung, dass die Arbeit an einem Buch dem Mount Everest gleicht. Ich finde seine Erstbesteigung hat er trotz allem gut gemeistert.