Überraschend tiefgründig
Unglaublich wild und wunderbarDer Klappentext von “Unglaublich wild und wunderbar” brachte mich anfangs zum erwägen. Eigentlich klingt er süss, aber so simpel. Ich bin sehr froh, dem Buch eine Chance gegeben zu haben, denn schon auf ...
Der Klappentext von “Unglaublich wild und wunderbar” brachte mich anfangs zum erwägen. Eigentlich klingt er süss, aber so simpel. Ich bin sehr froh, dem Buch eine Chance gegeben zu haben, denn schon auf den ersten sieben Seiten musste ich feststellen viel mehr zu bekommen, als ich erwartet habe.
Da das Schicksal von Annie schon so früh offenbart wird, nehmt ihr es mir hoffentlich nicht übel, das hier zu schreiben. Die 16 Jährige fährt nämlich zum ersten Mal alleine Zug und natürlich wundert man sich darüber – bis man in der letzten Zeile von ihrem Rollstuhl liest und der damit verbundenen Kinderlähmung. Doch wer jetzt denkt, oh das arme Mädchen, dem sei vorher schon mal gesagt: Annie ist eine Klasse für sich und arm dran ist sie bei Weitem nicht, auch wenn ihr Handicap natürlich nicht der leichten Sorte angehört.
Ich bewundere sie sehr. Annie will nicht mehr von vorne bis hinten bemuttert werden. Sie will auf eigenen Beinen stehen, allein zum nahe gelegenen College fahren und vor allem ihre Alltäglichkeiten auch selbst erledigen. Eins will Annie auf keinen Fall, und das ist einen Freund. Sie denkt, dass sie dann nicht mehr sie selbst ist und das macht sie auch jedem Jungen klar, der sich vielleicht mehr für sie interessieren könnte. Das ihr das am Schluss aber noch zum Verhängnis wird, könnt ihr euch sicher denken.
Armer Fab. Der Kerl ist sowas von verrückt und doch so liebenswürdig und offen dabei, dass man ihn nur ins Herz schließen kann. Von Grund auf freundlich und direkt, mit stets positiver, hilfsbereiter Ausstrahlung hüpft der gebürtige Pole von Fettnäpfchen zu Sprachfettnäpfchen und ich hab mich echt amüsiert. Er hat es so schwer Annie zu umwerben und doch besitzt er diese einnehmende Ausstrahlung, die ihn in jedes Herz bringt. Er macht nicht mal was dafür. Im Gegenteil, manchmal hat man das Gefühl Fab hat keine Ahnung, was seine Art überhaupt bewirkt. Es ist so zauberhaft.
Am Ende müsst ihr natürlich selbst lesen, was mit den Zweien und auch den neuen Freunden des behinderten Mädchens so passiert. Dank ihrer Schlagfertigkeit zieht sie nämlich ständig neue Menschen quasi magisch an und ich habe so großen Respekt vor ihrem Selbstbewusstsein. Aber es gibt eben auch die andere Seite. Die, welche zeigt, wie schwer es ist, so ein lebensbejahendes Wesen den ganzen Tag über aufrecht zu erhalten. Die Seite, welche Annie Kraft raubt und bei der sie sich keine Schwäche zu gesteht. Sie kämpft, sie lebt und strahlt, aber das ist eben nicht die komplette Person. Und das auch so eine kleine, starke Person noch ihre Erfahrungen zu machen hat, Umstände anders beurteilen muss und nicht jede festgefahrene Meinung auch wirklich so ist, wie sie vorher scheint, das muss Annie noch lernen und ich habe sie gern dabei begleitet.
Ihre Mutter ist übrigens auch eine meiner Lieblingspersonen im Buch. Wer so cool ist, der hat es als Elternteil wirklich drauf! Das muss gesagt werden.
Lasst auf euch eine süsse, etwas durchgeknallte Liebesgeschichte, die eigentlich bis zum Ende des Buches gar keine Richtige ist, ein, und tankt ein bisschen von dem Wesen der besonderen Annie. Ich kann es euch empfehlen und hab das Buch an einem Abend zu Ende gelesen und mich köstlich amüsiert.