Ein interessanter, aber nicht ganz einfacher Roman
Die Kinder der ZeitAdrian Tchaikovsky erzählt in „Die Kinder der Zeit“ von einer Menschheit, die auf der Suche nach einer neuen Heimat ist und von einem terraformten Planeten, auf dem ein Evolutionsvirus ausgesetzt wurde.
Die ...
Adrian Tchaikovsky erzählt in „Die Kinder der Zeit“ von einer Menschheit, die auf der Suche nach einer neuen Heimat ist und von einem terraformten Planeten, auf dem ein Evolutionsvirus ausgesetzt wurde.
Die Erde wurde zerstört und ist nicht mehr bewohnbar. Die Gilgamesch hat sich mit den letzten Resten der Menschheit aufgemacht, um zu einem weit entfernten bewohnbaren zu gelangen. Doch als sie dort eintreffen, treffen sie auf Widerstand. Der Planet ist bereits bewohnt und ein Satellit, der um diesen Planet kreist, möchte die Menschen nicht auf dem grünen Planeten landen lassen.
Lange bevor sich die letzten Menschen der Erde auf den Weg zu dem Planeten machen, wurde durch deren Vorfahren ein Evolutionsvirus freigelassen. Dieser sollte eigentlich Affen in der Evolution voranbringen, doch es kam anders und so entwickelte sich die kleine 8mm große Portia weiter und erlangte ungeahnte Sphären der Spinnen-Intelligenz.
Im eigentlichen Klappentext des Buches werden die Spinnen mit keiner Silbe erwähnt und daher mag es ein gewisser Spoiler sein, aber ohne diesen kann man die Faszination dieses Buches kaum erklären. Zuerst dachte ich mir: Toll, jetzt hast du dir unwissenderweise ein Buch mit Superspinnen gekauft, aber die Spinnen haben sich als weniger schlimm erwiesen als erwartet.
Der Schreibstil des Autors war durchaus gut zu lesen, man merkt aber deutlich, dass der Autor sein Zoologie-Studium in dieses Buch mit einbringen wollte. Alles wird sehr nüchtern beschrieben und gerade anfangs wirken die Kapitel über die Spinnen wie eine Dokumentation. Es ist definitiv ein Buch bei dem man seinen Grips anstrengen muss, dass einem aber durchaus viel geben kann, wenn man über die Dinge nachdenkt, die da passieren.
Die Geschichte ist in 3 Handlungsstränge unterteilt. Zum einen schwirrt Avrana Kern, die den Evolutionsvirus zu dem Planeten gebracht hat, in einer Kapsel zusammen mit einer künstlichen Intelligenz im Kälteschlaf um den Planeten. Dann verfolgen wir die Evolution der Spinnen auf diesem Planeten mit. Wir erleben, wie die Spinnen eine Gesellschaft aufbauen, wie sich ihr Verständnis der Welt verändert, wie sie miteinander kommunizieren und dabei immer intelligenter werden. Und zu guter letzt sind da noch die Menschen, die von der sterbenden Erde aufgebrochen sind, um eine neue Heimat für sich zu finden.
Es gibt keine Personen, mit denen ich wirklich mitgefiebert habe. Es war tatsächlich eher so, dass ich alles interessiert mitverfolgt habe. Die Menschen konnten mich dabei in ihrer Denk- und Vorgehensweise nicht wirklich überraschen. Es war hier eher das drumherum, dass sie es geschafft haben, über einen sehr langen Zeitraum im Weltall zu überleben und natürlich war ihre Verzweiflung zu spüren, unbedingt eine neue Heimat finden zu müssen.
Die Spinnen konnten mich tatsächlich mehr für sich einnehmen und ich habe ihre Weiterentwicklung gespannt verfolgt. Anfangs erkennt man viel von Spinnen wieder, wie sie heutzutage auf unserem Planeten rumkrabbeln. Aber es war äußerst faszinierend mitzuverfolgen, wie sie sich verändert haben, wie sie die Grenzen ihrer Art immer wieder aufs Neueste gesprengt haben und so zu einer Art geworden sind, die sich immer noch deutlich von uns unterscheidet, aber nichtsdestotrotz zum komplexen Denken fähig ist und auch so etwas wie Gefühle entwickelt.
Die Geschichte ist hochkomplex und hat wirklich einige interessante Ansätze zu bieten, deswegen ist es umso trauriger, dass es mich nicht richtig packen konnte. Es ist kein Buch, dass durch Spannung glänzt und einen so durch die Seiten fliegen lässt. Teilweise war es echt anstrengend für mich weiterzulesen, aber ich wollte dann doch wissen, wie der Kontakt zwischen den Spinnen und Menschen ausgehen wird und ich wurde vom Ende dieses ersten Teils auf keinen Fall enttäuscht. Es hat mich eher neugierig auf den zweiten Teil gemacht und ich denke, ich werde auf jeden Fall in die Leseprobe reinlesen.
Fazit: Ein faszinierender Roman über Evolution und die Entwicklung, die dadurch möglich ist und den Überlebenskampf der Menschheit auf der Suche nach einer neuen Heimat. Spinnenphobiker sollten sich überlegen, ob sie dieses Buch lesen möchten, aber die Spinnen sind weniger gruselig als gedacht. Es ist ein Buch, bei dem man sein Gehirn benutzen muss und das nicht ganz einfach zu lesen ist.