erfrischend authentisch, nah und nicht zuletzt selbstkritisch
Wir sind das Klima!"Wir sind das Klima!" ist eines jener Bücher, das man am liebsten allen Leuten, die man kennt und nicht kennt, empfehlen will. Zugleich ist es aber auch eines jener Bücher, von denen man weiß, dass eine ...
"Wir sind das Klima!" ist eines jener Bücher, das man am liebsten allen Leuten, die man kennt und nicht kennt, empfehlen will. Zugleich ist es aber auch eines jener Bücher, von denen man weiß, dass eine solche Empfehlung sehr gemischte Reaktionen hervorrufen wird.
Jonathan Safran Foers neues Buch beschäftigt sich mit einem Thema, das derzeit in aller Munde ist. Doch obwohl viel über den Klimawandel, seine Folgen und seine Ursachen gesprochen wird, setzt er sich auf eine Art und Weise mit diesem Thema auseinander, die erfrischend authentisch, nah und nicht zuletzt selbstkritisch ist.
Denn das, was Foer in diesem Buch tut, geht über das Sammeln von Fakten hinaus: Obwohl diese das Grundgerüst für das Reden über das Klima bilden, genügen sie laut Foer dem Anschein nach nicht allein, um individuelle und kollektive Veränderungen loszutreten.
Und dann fragte Foer nach dem »Warum«.
Er fragt, wie es sein kann, dass wir zwar auf der Faktenebene oft wissen, dass der Klimawandel verherrende Folgen für die Welt hat und haben wird, doch sich dieses Wissen oft nicht in Handlung niederschlägt. Es bleibt abstrakt. Viel abstrakter in jedem Fall, als die vertrauten gemeinsamen Mahlzeiten, oder die praktischen Fahrten zum Supermarkt um die Ecke.
Es ist eine der bedeutendsten Stärken von Foer, das er genau hinsehen will. Und, dass er in der Lage ist, das, was er sieht, unter dutzenden Zwiebelschichten von Emotionen freizuschälen. Foer liebt das Essen und die Traditionen seiner Familie. Sie sind nicht abstrakt, sie sind fest verankert. Doch Foer weiß, dass er sie auf geliehener Zeit genießt.
Doch "Wir sind das Klima!" ist kein trockenes Sammelsurium an Wissen. Foer verbindet die abstrakten, riesigen Zahlen der Forschung mit einer Geschichte über das Menschsein in seinen schwachen und starken Momenten. Denn obwohl viele Folgen zeitlich und räumlich weit weg erscheinen, sodass der Einzelne sie schwer fassen kann, kämpft sich Foer zu einem anderen Ansatz durch: Seine Bereitschaft, etwas zu verändern, damit es diesem Planeten vielleicht ein wenig besser gehen kann, kommt nicht daher, dass er es emotional begreifen kann, sondern, dass es getan werden muss. Foer kehrt die Reihenfolge um: Nicht emotionales Erfassen sorgt für seine Entscheidung, sondern seine Entscheidung ist der Startpunkt.
Jonathan Safran Foers Buch gehört bereits jetzt zu den Büchern, die man gelesen haben muss. Und je mehr etwas sich dagegen wehrt, desto mehr sollte man es tun. Sein Schreibstil ist lebendig, seine Ideen und Anekdoten originell und inspirierend, sodass das Buch trotz aller Intensität schnell gelesen ist. "Wir sind das Klima!" kann den Leser nur schwer kalt lassen, wenn sich dieser darauf einlässt, den Buchdeckel aufzuschlagen.