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Veröffentlicht am 08.12.2019

Konnte mich nicht ganz überzeugen

Rivergold
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Gemeinsam mit ihrer großen Liebe Call arbeitet Romy auf einem der Baggerschiffe, mit denen sie durch die Flüsse fahren, um Gold zu bergen. Doch dann geschieht das Unfassbare und das Schiff wird von Piraten ...

Gemeinsam mit ihrer großen Liebe Call arbeitet Romy auf einem der Baggerschiffe, mit denen sie durch die Flüsse fahren, um Gold zu bergen. Doch dann geschieht das Unfassbare und das Schiff wird von Piraten überfallen und Call getötet. Seitdem sind zwei Jahre vergangen und Romy hat nur noch eins im Kopf: Rache! Nun ist sie mit gerade einmal siebzehn Jahren selbst Kapitänin eines der Baggerschiffe. Während ihrer Fahrt bemerkt Romy, dass auf ihrem Schiff etwas nicht stimmen kann. Kann es sein, dass sie ein Mitglied in der Crew hat, dass sie hintergeht? Wem kann sie vertrauen? Kann sie sich selbst auch genug vertrauen?
Meine Meinung
Mit diesem absolut großartigem Cover wurde meine Aufmerksamkeit sofort erweckt. Es ist wirklich ein absoluter Hingucker, den man sofort zur Hand nimmt. Auch der Klappentext klingt vielversprechend, dystopisches Setting, Piraten. Ich konnte dem nicht widerstehen.
Der Einstieg gelang mir auch noch recht leicht, Allie Condie beginnt ohne Umschweife mit der Handlung auf dem Schiff und dem Überfall, bei dem Call ums Leben kommt. Danach gibt es einen Zeitsprung in die Gegenwart, bei der nun Romy, die Protagonistin das Kommando auf einem der Schiffe übernimmt. Zwar machte es mir die Autorin mit ihrem angehmen Schreibstil leicht, die Geschichte zu lesen, doch leider fehlten mir hier auch so einige Grundzüge.
Ich beginne mal mit der Spannung, denn diese war zu Beginn noch vorhanden, ließ aber leider für mich im Laufe der Geschichte zu sehr nach. Denn hier stehen über weite Teile Romys Gedanken im Vordergrund und man bekommt von dem Geschehen rund um sie herum leider viel zu wenig mit. Das gibt dem Buch einfach zu wenig Handlung, dafür aber eine sehr bedrückende Stimmung.
Was mir allerdings am meisten fehlte, war das Worldbuilding. Irgendwie bekam ich einfach viel zu wenig davon mit, was es mit dieser Welt auf sich hatte. Es gibt nur wenig Hintergrundinfos, was hier überhaupt passiert ist, ich hätte gerne gewusst, was es mit den Außenposten auf sich hat, was mit den Baggerschiffen etc. All das blieb mir zu sehr im Dunkeln und ich konnte mir nur bedingt das Geschehen vorstellen.
Protagonistin Romy ist hier die Person, die auch die Handlung in der Ich-Perspektive wiedergibt. Dadurch erfährt man schon sehr viel über ihre Gedankenwelt, die sich in vielen Punkten um die Rache an den Piraten dreht und um ihre große Liebe und Sehnsucht nach Call. Die beiden sind zusammen in einem Kinderheim aufgewachsen und blickten voller Hoffnung in die Zukunft, die für sie als Paar nur leider niemals stattgefunden hat. Dass dadurch die Geschichte einen sehr melancholisch Touch erhält, ist da nicht verwunderlich.
Leider bleiben mir die weiteren Charaktere und deren Einstellungen und Entwicklungen dann ganz deutlich hinter Romy zurück. Auch über einzelne Personen und deren Beweggründe hätte ich gerne mehr erfahren.
Mein Fazit
Der Klappentext des Buches hat in mir sehr hohe Erwartungen geweckt, die für die Geschichte, die ich dann gelesen habe, leider zu hoch waren. Zwar fand ich den Einstieg noch gelungen und auch die Darstellung der Protagonistin glaubwürdig, doch das gesamte Worldbuilding, das mir auch bestimmte Handlungen hätte näher bringen können und auch die weiteren Charaktere des Buches blieben mir zu blass und wirkten gerade einmal nur angerissen. Letzten Endes blieb die Geschichte hinter meinen Erwartungen.

Veröffentlicht am 23.11.2019

Gute Grundidee doch zu wenig Spannung

Der Store
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Einige Jahre ist es her, seit Gibson die Geschäftsidee überhaupt hatte: einen Store, in dem es alles, wirklich alles gibt, was das Herz begehrt oder was man im Alltag benötigt. Er beschäftigt unzählige ...

Einige Jahre ist es her, seit Gibson die Geschäftsidee überhaupt hatte: einen Store, in dem es alles, wirklich alles gibt, was das Herz begehrt oder was man im Alltag benötigt. Er beschäftigt unzählige Menschen und zwei von ihnen sind Paxton und Zinnia. Beide haben ganz frisch im Store namens Cloud begonnen, Paxton als Sicherheitsmann, Zinnia in den Lagerhallen. Langsam kommen die beiden sich näher, dabei sind sie eigentlich grundverschieden, doch nicht nur das, auch ihre Ziele bei Cloud sind grundverschieden. Je mehr die beiden bei Cloud im Alltag einsteigen, desto mehr wird klar, dass nicht alles hier so perfekt läuft, wie es nach aussen hin scheint.
Meine Meinung
Das schlichte Cover mit dem besonderen Barcode machte mich neugierig und klar, woran ich gleich bei dem Titel “Der Store” denken musste. Der Einstieg fiel mir dann hier auch relativ leicht, zumindest, was den Schreibstil betrifft, denn Rob Hart erzählt leicht und gut verständlich. Doch mir fehlte leider von Beginn an ein gewisses Grundtempo. Ich brauche nicht unbedingt permanent Action in einer Geschichte, aber hier fühlte es sich immer so an, als wurde mit zu vielen Worten erzählt, was man vielleicht mit mehr Tempo hätte rüberbringen können. Dabei gab es durchaus einige Momente, vor allem im Lagerbereich von Cloud, bei denen es mir eiskalt den Rücken runterlief, zum einen, wegen der furchtbaren Arbeitsbedingungen hinter dieser Firma, zum anderen, weil es einfach nur sehr realistisch klang, was der Autor da beschreibt. Im Grunde denke ich, dass wir uns auch heute schon sehr in diese Richtung bewegen, dass es dieses eine Unternehmen gibt, bei dem man nahezu alles erhält. Dementsprechend ist das Szenario, das hier gezeigt wird, nur allzu glaubwürdig.
Erzählt wird das ganze dann auch unterschiedlichen Perspektiven, bei denen man zwei neue Cloud Mitarbeiter, Paxton und Zinnia, kennenlernt, aber auch den Mann hinter dieser Firma. Das wiederum fand ich sehr gut dargestellt, denn so lernte man zwar den Grundgedanken, den Ursprung hinter Cloud kennen, aber konnte auch die unterschiedlichen Seiten betrachten, wie es für Angestellte in solch einer Firma ist.
Je mehr man in der Geschichte vorankam, desto mehr geriet man mit Paxton und Zinnia in den Alltagstrott. Genau so heißt auch einer der Abschnitte: man steht auf, man geht arbeiten, man schläft. Immer wieder der selber Rhythmus, immer wieder abrackern, damit man seinen Level nicht verliert, was immerhin dazu führen kann, nicht mehr bei Cloud arbeiten zu können. Dabei gibt es für die Menschen gar nicht mehr allzu viele andere Alternativen.
Während man Paxtons und Zinnias Perspektive durch einen neutralen dritte Person Erzähler vorgestellt bekommt, erlebt man Gibson in der Ich-Perspektive. Auch das ist ein guter Schachzug des Autors, denn so erlebt man als Zuschauer das eigentliche Geschehen, während man glaubt, einen vermeintlich guten Mann hinter dem Geschäft zu lauschen.
Das wiederum machte es mir sehr schwer, gerade Gibson neutral zu betrachten. Der Mann hat Krebs und nicht mehr lange zu leben. Das wird schon gleich auf den ersten Seiten klar und so gibt es immer wieder Momente, in denen er von seinem Beginn von Cloud erzählt, über seinen Intentionen, darüber, wie er glaubte, mehr aus seinen Mitarbeitern zu holen etc. Man hat hier defintiv das Gefühl, einem guten Kerl zuzuhören und dann bekommt man Zinnias und Paxtons Erlebnisse geliefert und diese sind ganz schön hart. Die Bedinungen unter denen sie bei Cloud arbeiten, wirken unmenschlich, aber halt einfach auch realitätsnah. Allerdings hätte ich mir hier einfach gewünscht, dass ich diese beiden Charaktere besser kennengelernt hätte. Leider blieben mir ihre Gefühle zu fern und ich konnte mich weder in sie hineinversetzen noch mit ihnen mitfiebern oder mitleiden. Schade, denn genau da ist wohl auch der Punkt, bei dem mir das Buch einfach zu langatmig wurde.
Mein Fazit
Kein Frage, die Darstellung und auch die Grundidee hinter “Der Store” waren beängstigend realistisch und zeigen ein Bild, von dem wir uns heute nicht allzu weit entfernt finden. Leider hatte ich insofern Schwierigkeiten, dass mir immer wieder zu wenig Tempo in die Geschichte gebracht wurde. Ich hatte nicht genügend Nähe zu den Charaktere aufbauen können, um hier richtig tief in die Geschichte gezogen zu werden, was sie letzendlich etwas spannungsarm machte.

Veröffentlicht am 19.11.2019

Mit Luft nach oben

Lovely Curse, Band 1: Erbin der Finsternis
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Nach einem tragischen Unfall, bei dem Arias Eltern ums Leben kamen, zieht sie bei ihrer Tante ein. Von New York nach Texas, eine Umstellung, die ihr alles andere als leicht fällt. Doch nicht nur die örtliche ...

Nach einem tragischen Unfall, bei dem Arias Eltern ums Leben kamen, zieht sie bei ihrer Tante ein. Von New York nach Texas, eine Umstellung, die ihr alles andere als leicht fällt. Doch nicht nur die örtliche Umgewöhnung fällt ihr schwer, auch in der neuen High School ist es nicht leicht für Aria, denn schon am ersten Tag trifft sie ausgerechnet auf die Schulqueen und legt sich mit dieser an. Zum Glück lernt sie den charmanten Simon kennen, der ein Auge auf sie geworfen zu haben scheint. Aber dann kommt es zu immer mehr merkwürdigen Begebenheiten und als Aria dann noch mit weißen Haaren aufwacht, weiß sie, dass hier etwas alles andere als normal läuft.
Meine Meinung
Wieder einmal war es das tolle Cover, mit dem mich dieses Buch magisch anzog und auch der Klappentext klang absolut gut. Dank eines sehr einfachen und flüssigen Schreibstils fällt es leicht, sowohl in die Story zu kommen als auch durch die Seiten zu fliegen. Doch alles in allem hat es sehr lange gedauert, bis die Handlung vorankommt. Lange Zeit kam ich mir vor, als hätte ich eine typische High School Geschichte vor mir, die so ziemlich jedes Klischee bedient, dass es in diesen Teeniegeschichten gibt. Mädchen aus Großstadt muss nach einer Tragödie fort aus der gewohnten Umgebung und trifft nicht nur auf die Schulzicke, sondern auch auf den Bad Boy und den Goldjungen. Das war für meinen persönlichen Geschmack leider einfach viel zu viel des Guten, denn ich hatte mir einfach eine spannende Fantasygeschichte erwartet, mit etwas mehr Düsternis.
Somit baut diese Geschichte einfach auf viel zu vielen, zu häufig schon gelesenen Details auf und der Fantasypart blieb hinter meinen Erwartungen. Der Romantasypart, der die ebenfalls etwas typischen Klischees der Dreiecksbeziehung mitnimmt, war zwar soweit nett zu lesen, brachte mir aber auch keine allzu großen Überraschungen.
Erzählt wird die Geschichte durch die junge Aria, die mit einem schweren Verlust leben muss und der dies alles gar nicht so leicht fällt, wie es nach außen hin wirkt. Denn da ist sie durchaus tough und reagiert nicht immer so, wie man bzw. andere es erwarten. Das wiederum machte sie mir durchaus sympathisch. Auch das sie sich nicht so leicht einschüchtern lässt, passt hier richtig gut und sorgte auch dafür, dass ich am liebsten mit ihr abgeklatscht hätte. Gerade jüngere Leserinnen haben in Aria eine Figur, mit der man sich sehr gut identifizieren kann. Nebencharaktere gibt es hier einige, sind aber doch oftmals sehr vorhersehbar und klischeehaft dargestellt. Die beiden männlichen Charaktere der Dreiecksgeschichte sind absolut gegensätzlich, doch ich für meinen Teil hatte hier schnell meinen Favoriten gefunden.
Mein Fazit
Eine locker-leicht zu lesende Geschichte, die mir aber gerade was den Fantasypart angeht zu weit hinter meinen Erwartungen blieb. Alles in allem gab es mir hier zu wenig Handlung und zu klischeehaftete Figuren. Doch ich denke, dass sich gerade Teenager, die ja auch die Zielgruppe bilden, vor allem mit Protagonistin Aria verbunden fühlen werden. Wer Highschool-Romance mit einem Fantasypart mag, wird sich auch hier wohl fühlen.

Veröffentlicht am 17.10.2019

Nicht ganz das, was ich erhofft hatte

Miss you
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Also ich muss zugeben, dass ich mir etwas ganz anderes unter
diesem Buch vorgestellt hatte und nun sitze ich hier und überlege,
was ich schreiben soll. Der Schreibstil der Autorin ist durchaus
sehr flüssig, ...

Also ich muss zugeben, dass ich mir etwas ganz anderes unter
diesem Buch vorgestellt hatte und nun sitze ich hier und überlege,
was ich schreiben soll. Der Schreibstil der Autorin ist durchaus
sehr flüssig, gut verständlich und auch leicht zu lesen. Doch
eigentlich geht es ja hier um eine sehr tief gehende
Geschichte, bei der für mich jedoch beim
Lesen kaum Emotionen aufkamen. Schicksalsschläge und diverse
Ereignisse wurden recht nüchtern erzählt und auch wenn es hier sehr
viele Geschehnisse zu verarbeiten galt, war es mir zwischendurch zu
langatmig. Viele Nebensächlichkeiten werden zu detailreich
beschrieben, was mir die Spannung beim Lesen nahm. Die Geschichte
umfasst einen sehr langen Zeitraum und gibt die Leben der
Protagonisten in den Jahren von 1997 – 2013 wieder. Aus
kapitelweise wechselnden Perspektiven wird hier in der
Ich-Form mal von Gus und mal von Tess erzählt. Eigentlich gelingt
es mir gerade bei diesem Erzählstil, mich in die Charaktere
einzufühlen, doch hier fiel es mir recht schwer. Bei Tess gelang es
mir noch recht gut, ihre Gefühle nachzuvollziehen und mich in sie
hineinzudenken, doch Gus bleibt mir ein wenig fremd. Vielleicht
gelang es mir auch einfach mich besser in Tess zu versetzen, weil
mir ihre Sorgen und Probleme einfach realistischer, nein nicht
realistischer, eher denkwürdiger/nachvollziehbarer vorkamen. Wobei
es auch vielleicht einfach an den gesellschaftlichen Unterschieden
zwischen den beiden Protagonisten lag. So wuchs Tess eher in
einfachen/bürgerlichen Verhältnissen auf und Gus ist da schon
privilegierter. Diese Unterschiede sind schon sehr gut
herausgearbeitet und wirkten authentisch. Trotzdem gelang es mir nicht richtig hier Beziehungen zu den Personen herzustellen. Diese alltäglichen Probleme häufen sich sehr und manchmal war es auch einfach zu viel des Guten. Interessant fand ich den Charakter Hope, Tessas kleine Schwester, die eine Form des Asperberger Syndroms hat und einfach anders, aber in dieser Geschichte erfrischend ist. Die ganze Krankheit wurde schon sehr gut wiedergegeben und hier konnte ich auch mit Tessa mitfühlen, da ich selber jemanden kenne, dessen Sohn dieses Syndrom hat. 

Veröffentlicht am 04.10.2019

Nicht so gruselig wie erwartet

Melmoth
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Die unscheinbare Helen Franklin lebt alleine in Prag, seitdem sie vor etwas aus ihrer eigenen Vergangenheit regelrecht geflohen ist. Sie hat nur wenige Freunde, doch als einer davon, Karel, ihr eines Abends ...

Die unscheinbare Helen Franklin lebt alleine in Prag, seitdem sie vor etwas aus ihrer eigenen Vergangenheit regelrecht geflohen ist. Sie hat nur wenige Freunde, doch als einer davon, Karel, ihr eines Abends in der Bibliothek die Lebensgeschichte eines ihr fremden Mannes übergibt, der vor kurzem verstorben ist. Zu Hause beginnt Helen zu lesen und das was Josef, der Verstorbene, da berichtet, klingt äußerst mysteriös und unheimlich. Denn er erzählt von Melmoth, einer Frau, die dazu verdammt wurde, bis zum Ende aller Zeiten allein auf Erden zu wandeln. Während Helen beginnt immer mehr über Melmoth in Erfahrung zu bringen, fühlt sie sich immer mehr verfolgt.
Meine Meinung
Dieses Buch ist optisch eine absolute Augenweide mit den glitzernden Federn auf dem Schutzumschlag und auch unter diesem Einband ist es einfach nur wunderschön gestaltet.
Doch so richtig einfach ist diese Geschichte nicht. Ohne Frage, Sarah Perry schreibt unglaublich atmosphärisch. Ihre Sprache klingt beinahe poetisch und doch ist darin das düstere und dunkle wiederzufinden. Sie arbeitet mit vielen Metaphern, bei denen man schon zu Nachdenken kommt, um dahinter zu kommen, was sie herauskristallisieren will. Aber was mir hier schwer fiel, waren den teilweise weit ausholenden Erzählungen zu folgen. Das Buch ist dementsprechend keine leichte Lektüre für entspannte Lesestunden auf dem Sofa, sondern fordert absolute Aufmerksamkeit.
Doch trotz dieser tiefen Hoffnungslosigkeit, die in Sarah Perrys Beschreibungen durchscheinen, fehlte mir hier das gruselige, was ich anhand des Klappentextes erwartet hatte. Für mich klang das Buch nach einer Schauergeschichte und ja, irgendwie ist es das auch, wie ein schauriges Märchen und doch wiederum nicht. Zwar kommt immer wieder eine leichte Gänsehautatmosphäre auf, die dann aber schnell wieder abflachte. Dieses liegt dann an den weit ausholenden Erzählungen, Protagonistin Helen forscht, wer Melmoth war und stösst dabei auf Manuskripte etc., die hier mit in die Story einfließen. Alles in allem werden somit viele unterschiedliche Zweige eingeflochten, die für mich dann einfach zu weit abschweiften und das Lesen recht zäh machten.
Der Handlungsort, Prag, hat mir sehr gut gefallen. Es ist zwar schon einige Jahre her, dass ich zur Abifahrt in Prag war, doch diese ganz bestimmte Atmosphäre der Stadt, dieses alte, tagsüber lebendige, doch im dunkeln durchaus unheimlich wirkende der Gegend, kamen für mich recht gut hervor.
Ein Erzähler in dritter Person Perspektive führt den Leser durch den Roman. Dabei begleiten wir in erste Linie Helen, von der wir gleich zu Beginn erfahren, wie unscheinbar und wenig auffallend sie ist. Auch dass dieses Verhalten einen Grund hat, nämlich eine Schuld, die sie sich vor zwanzig Jahren aufgeladen hat, bekommen wir gleich zu Beginn präsentiert. Doch ansonsten fiel es mir schwer, einen Bezug zu ihr aufzubauen. Doch nicht nur bei Helen fiel mir das schwer, denn auch die anderen Charaktere, die man zum Teil nur durch die Dokumente kennenlernt, sind alle auf ihre Art seltsam. Irgendwie wirkten sie alle ein wenig anders und so richtig vorhersehbar war hier niemand.
Mein Fazit
Alles in allem habe ich schon irgendwie eine düstere und atmosphärische Geschichte erwartet, bei der der Schwerpunkt auf Melmoth liegt. Doch Sarah Perry, deren Erzählstil auf alle Fälle mal etwas ganz anderes ist, mit all seiner Poesie, lenkt doch immer wieder die Aufmerksamkeit auf die unterschiedlichen Personen der Geschichte. Dieses Buch ist keine locker leichte Lektüre für zwischendurch, doch ich bin mir sicher, dass gerade Leser anspruchsvoller Lektüre hier ihre Freude dran haben werden. Mein persönlichen Erwartungen konnten hier allerdings nicht erreicht werden.