Eine etwas andere Weihnachtsgeschichte
Swinging BellsDer neue Roman von René Freund erzählt über ein ganz besonderes und ungewöhnliches Weihnachtsfest. Sandra und Thomas freuen sich endlich den Heiligen Abend zu Zweit feiern zu können. Jedes Jahr verbringen ...
Der neue Roman von René Freund erzählt über ein ganz besonderes und ungewöhnliches Weihnachtsfest. Sandra und Thomas freuen sich endlich den Heiligen Abend zu Zweit feiern zu können. Jedes Jahr verbringen sie den 24. und 25. Dezember bei den Eltern von Thomas in Wien und den zweiten Feiertag in Niederösterreich auf dem Lande bei Sandras Eltern. Das ungewollt kinderlose Ehepaar fühlt sich dabei unvollständig. Außerdem artet das Weihnachtsfest schlussendlich immer wieder in Streit aus. Doch diesmal sind die Eltern von Thomas verreist und die Beiden planen endlich alleine zu feiern.
Ausgerechnet für diesen Tag haben sich Interessierte für das inserierte Doppelbett angesagt, das Sandra und Thomas verkaufen möchten. Als es klingelt bittet Sandra das Pärchen herein. Doch Elisabeth und Leo fragen nicht nach dem Bett, sondern nehmen im Wohnzimmer auf der Couch Platz und packen eine Flasche Prosecco aus. Auch sie wollen den Heiligen Abend ganz besonders verbringen und haben sich bei einer Swinger-Plattform im Internet gemeldet. Durch einen Ziffernsturz der Hausnummern und Etagen sind sie bei Sandra und Thomas gelandet. Die Beiden wollen nicht unhöflich sein und lassen die den Besuch verweilen, obwohl sie sich wundern, warum Elisabeth und Leo nicht ihr Doppelbett ansehen wollen....
Was habe ich anfangs gelacht! Herrlich pointiert schreibt René Freund wie Elisabeth und Leo bei Thomas und Sandra mit unterschiedlichen Erwartungen auf der Couch sitzen. Eine humorvolle Geschichte mit einer gelungenen Situationskomik, eine Art Kammerspiel, das harmlos beginnt und sich dramaturgisch immer mehr zuspitzt. Mit der Zeit wird der Ton dann alleridngs ernster, als Sandra und Thomas herausfinden, dass ihre Besucher sich im Haus geirrt haben und ein Swingerpärchen sind, die sich zu ihrem Treffen aufgemacht haben. Vorurteile kommen zur Sprache und erst mit der Zeit, als sich die Bewohner überreden lassen ein Kerzenspiel zum besser kennenlernen mitzuspielen, kommt so manche Wahrheit ans Tageslicht. Bei Thomas und Sandra hat sich in den Jahren der Alltag breit gemacht und die Probleme, die sich leise angeschlichen haben, wurden totgeschwiegen. Das nach außen eher spießige jüngere Paar wirkt gegen das ältere, aber noch frisch verliebte Pärchen, eher konservativ. Doch wenn man genauer hinsieht und umso mehr man in der Geschichte versinkt, umso deutlicher wird klar, was Fassade und was Wahrheit ist. Während des Lesens ändert man öfters die Meinung über die Charaktere der vier Protagonisten, um am Ende doch wieder überrascht zu werden.
René Freunds Romane sind nicht allzu dick, aber auf den wenigen Seiten gelingt es ihm immer mühelos eine vielschichtige Geschichte mit vielen kleinen Zwischentönen zu erzählen. Die Geschichte ist in drei Teile mit den Überschriften Kommen, Advent und Nachspiel geteilt. Man macht sich auch nach dem Lesen noch seine Gedanken darüber und der Inhalt hallt noch länger nach.
Es ist bereits mein fünfter Roman des Autors und ich bin immer wieder überrascht, welchen Themen er sich annimmt und wie er auf knappen 200 Seiten so viel Inhalt und Botschaften vermitteln kann.
Fazit:
Nicht unbedingt eine typische Weihnachtsgeschichte, die auch an jedem anderen Tag spielen könnte, bei der jedoch das Fest der Liebe eine völlig neue Interpretation bekommt. Tiefgründig, aber auch humorvoll.