Schwierige Zeiten für die Breitenbachs
Der Ahorn im SturmDie Geschwister Rosa und Georg Breitenbach sind im kleinen Örtchen Rico in Colorado sesshaft geworden und haben dort eine Niederlassung der familieneigenen Schuhfabrik gegründet. Gleichzeitig leitet Theodor ...
Die Geschwister Rosa und Georg Breitenbach sind im kleinen Örtchen Rico in Colorado sesshaft geworden und haben dort eine Niederlassung der familieneigenen Schuhfabrik gegründet. Gleichzeitig leitet Theodor Breitenbach die Stammfabrik in Berlin, da Vater Hermann inzwischen schwerkrank ist. Ein plötzlicher Schicksalsschlag zwingt Georg dazu, nach Deutschland zurückzukehren und Theo in der Fabrik unter die Arme zu greifen, während Rosa in Colorado zurückbleibt und mit ihrem Mann Wendelin unter harten Bedingungen die Farm bewirtschaftet, wobei ihnen nicht nur das Wetter, sondern auch die ständigen Auseinandersetzungen zwischen den Indianern und den Siedlern zu schaffen machen. Als die Wirtschaftskrise Deutschland erreicht und das Gesamtunternehmen der Breitenbachs ebenfalls erschüttert, bringt dies auch die Beziehung der Familienangehörigen untereinander zum Wanken…
Mina Bates hat mit „Der Ahorn im Sturm“ den zweiten Teil ihrer Breitenbach-Saga vorgelegt, der dem ersten Band in Spannung in Nichts nachsteht. Der Schreibstil ist flüssig-leicht und gefühlvoll, er lässt den Leser zwischen Colorado und Berlin hin und her reisen, um mal zu Gast bei Theo und seiner Familie in Deutschland zu sein und die Lage dort zu beobachten, und dann wieder in Rico/Colorado bei Rosa und ihren Lieben nach dem Rechten zu sehen und dort die Situation nicht aus dem Auge zu verlieren. Die Autorin spannt einen schönen Bogen über zwei Kontinente, so dass man die verschiedenen Entwicklungen immer im Blick hat. Zudem lässt sie dem Leser einige Informationen über den in Colorado angesiedelten Indianerstamm und deren Gepflogenheiten zukommen. Auch die Streitigkeiten zwischen den Siedlern und den amerikanischen Ureinwohnern sind nachvollziehbar und machen deutlich, wie sehr die Einwanderer der von ihnen neu bezogenen Gegend ihren Stempel aufdrücken wollen ohne Rücksicht auf Verluste. Überhaupt hat die Autorin wieder einmal ein geschicktes Händchen bewiesen bei der Verknüpfung historischer Fakten mit ihrer Geschichte. Die Landschaftsbeschreibungen sind sehr farbenfroh und lassen schöne Bilder vor dem inneren Auge des Lesers entstehen. Der Spannungsbogen ist steigert sich während der Handlung immer weiter in die Höhe und hält den Leser in Atem.
Die Charaktere sind vielfältig angelegt und lassen in diesem Band schon eine deutliche Entwicklung zum Vorgänger erkennen. Durchweg lebendig und mit glaubhaften Ecken und Kanten wirken sie sehr realistisch dargestellt, was es dem Leser leicht macht, ihnen zu folgen und mit ihnen zu fühlen. Theo lebt mit Ehefrau Vanda und seinen Kindern in Berlin und trägt die Hauptverantwortung für das Familienunternehmen, wobei er sich zusätzlich noch um den schwerkranken Vater kümmert. Theo ist verantwortungsbewusst, spürt aber immer wieder die Last auf seinen Schultern, sich auch um seine beiden Geschwister fern der Heimat zu sorgen. Georg ist ein erfolgreicher Unternehmer geworden, der in Colorado seine Unabhängigkeit und Freiheit gefunden hat und sich nicht mehr etwas von seinem älteren Bruder sagen lassen möchte. Rosa ist glücklich mit ihrem Ehemann Wendelin und Tochter Julia, sie scheut sich nicht vor harter Arbeit. Aber auch die weiteren Protagonisten wie z.B. der Indianer Akule oder sein Sohn Chesmu spielen tragende Rollen in dieser Geschichte und treiben die Spannung nach oben.
„Der Ahorn im Sturm“ ist eine wunderbare Fortsetzung mit viel Spannung, Familienkonflikten, historischen Begebenheiten und viel Informationen über das damalige Zusammenleben von Indianern und Siedlern. Farbenprächtig und einfühlsam erzählt, so dass man den dritten Teil dieser Saga kaum erwarten kann. Verdiente Leseempfehlung!