Verbotene Liebe im Zweiten Weltkrieg
Luzies ErbeLuzie stirbt mit fast hundert Jahren und lässt Töchter, Enkeltochter und Urenkelin mit unterschiedlichen Empfindungen und Erinnerungen zurück. Alle sind geprägt von Luzies Vergangenheit und ihrer Liebe ...
Luzie stirbt mit fast hundert Jahren und lässt Töchter, Enkeltochter und Urenkelin mit unterschiedlichen Empfindungen und Erinnerungen zurück. Alle sind geprägt von Luzies Vergangenheit und ihrer Liebe zu Jurek, einem polnischen Zwangsarbeiter. Wenig wissen die Hinterbliebenen, Luzie hat lieber geschwiegen, ihr Leben lang. Das ist Luzies schweres Erbe, das sie den Frauen hinterlässt. Ihr Erbe ist aber auch eine Dose mit Papieren und Fotos. Können diese Zeugen der Vergangenheit erzählen was damals geschah?
Helga Bürster hat ein wunderschönes Buch über eine verbotene Liebe im 2. Weltkrieg geschrieben. Einfühlsam und leise beschreibt sie Luzies Leben und das ihrer Familie über mehrere Generationen in einem kleinen Dorf in der Wildeshauser Geest. Die Figuren sind ausgesprochen lebendig gezeichnet und die Atmosphäre treffend geschildert. Im Dorf wird viel platt geschnackt (und nicht übersetzt), das mag für einige beim Lesen möglicherweise sperrig gewirkt haben, trägt aber ungemein zur dörflichen Atmosphäre bei. Im Plattdeutschen kann so manches direkter und treffender gesagt werden und wirkt doch anders als im Hochdeutschen. Auch wäre es nicht authentisch gewesen, die Dorfbewohner Hochdeutsch sprechen zu lassen.
Die Autorin beschränkt sich auf Wesentliches und wälzt die Geschichte nicht bis ins Kleinste aus. Knapp dreihundert Seiten hat der Roman, der in kurze Kapitel unterteilt ist. Dabei wechseln sich zwei Erzählebenen ab, die in der Gegenwart Fragen aufwerfen und in der Vergangenheit Antworten geben. Die historische Ebene der Kriegsjahre enthüllt dem Leser ein Gesamtbild, das den Hinterbliebenen verborgen bleibt. Am Ende sind dennoch alle versöhnt mit Luzies Schweigen.
Mir hat der Roman ausgesprochen gut gefallen, nicht nur weil ich aus der gleichen Gegend komme wie die Autorin. Eine eindrucksvolle, menschliche Geschichte, die den Leser berührt. Eine absolute Leseempfehlung.