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Veröffentlicht am 24.01.2020

Berührender Roman

Die Frau, die nicht alterte
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Liebe Daisy,
es ist mich wieder überkommen: ich habe mir eine weitere Buchbox bestellt. Dieses Mal wollte ich die Schmökerbox testen und habe ihr Dezemberabo bestellt. In diesem war der ursprünglich französische ...

Liebe Daisy,
es ist mich wieder überkommen: ich habe mir eine weitere Buchbox bestellt. Dieses Mal wollte ich die Schmökerbox testen und habe ihr Dezemberabo bestellt. In diesem war der ursprünglich französische Roman Die Frau, die nicht alterte von Grégoire Delacourt, der 2019 bei Atlantik erschienen ist, enthalten.

Er erzählt die Lebensgeschichte der Französin Betty. Wir begleiten sie von ihrer Kindheit an, durch alle möglichen Hochs und Tiefs ihres Lebens. Bis sie eines Tages feststellt, dass sie nicht mehr altert. Während sich das Leben also weiterentwickelt und alle anderen Menschen um sie herum mit ihm, bleibt sie dieselbe. Was im ersten Augenblick wie ein wahrgewordener Traum wirkt, entpuppt sich schnell als Albtraum, denn „nur, was nicht von Dauer ist, hat Wert.“ (S. 126)

Ich muss ja gestehen, dass ich restlos begeistert von diesem Werk war. Der Schreibstil las sich ungemein flüssig; nicht zuletzt wegen der tollen Übersetzung von Katrin Segerer. Ich bin förmlich durch die Seiten geflogen und konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Andererseits musste ich mich zwingen, eben dies zu tun. Warum? Weil die behandelten Themen so zum Nachdenken anregten und ich mir die Zeit nehmen wollte, über diese zu reflektieren.
Klarer Weise steht die Zeit im Mittelpunkt dieses Romanes. Die Zeit und der Drang unserer Gesellschaft, sich das Verstreichen dieser nicht anmerken zu lassen. Besonders als Frau. Im Laufe ihrer psychischen Entwicklung, beginnt Betty eben jenes Ideal, das uns bestimmt allen bekannt ist, zu hinterfragen. Ihre Figur entwickelt sich nachvollziehbar und brachte mich als Leserin somit dazu, einen Schritt zurück zu machen und meine eigenen Wertvorstellungen in Frage zu stellen.
Das Ende ist relativ offen, aber ich habe eine starke Theorie dazu. Ich würde mich freuen, mit dir darüber zu diskutieren, wenn du das Buch auch gelesen hast. Es war wirklich ganz wunderbar – unaufgeregt authentisch.

Deine Daffy

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.12.2019

Ein Pferdeabenteuer

Die Pferde von Eldenau - Donnernde Hufe
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Liebe Daffy,
heute erreicht dich mein Brief über ein ganz besonderes Leseerlebnis. Im Rahmen einer Leserunde auf LovelyBooks habe ich das Buch Die Pferde von Eldenau. Donnernde Hufe von Theresa Czenry, ...

Liebe Daffy,
heute erreicht dich mein Brief über ein ganz besonderes Leseerlebnis. Im Rahmen einer Leserunde auf LovelyBooks habe ich das Buch Die Pferde von Eldenau. Donnernde Hufe von Theresa Czenry, das dieses Jahr bei Magellan erschienen ist, gewonnen. Es handelt sich hierbei um den dritten Teil einer Pferdebuchreihe, wobei ich die ersten beiden Bände bisher nicht gelesen habe. Das hat dem Spaß beim Lesen aber keinen Abbruch getan.

Inhalt
Nach einem Unfall muss Frida erstmal auf die Mithilfe auf dem heimatlichen Gut verzichten. Um sich davon abzulenken und weil ihr Freund Jannis mit seinem eigenen Pferd beschäftigt ist, unternimmt sie viele Spaziergänge im nahen Naturschutzgebiet. Hier leben die Wildpferde von Eldenau. Frida hält seit dem Unfall einiges vor ihrer Familie und ihren Freunden geheim, auch ihre Ausflüge zu den Wildpferden. Als sie feststellt, dass es diesen nicht gut geht, muss sie etwas zu deren Rettung unternehmen.

Charaktere
Wie ich bereits geschrieben habe, handelt es sich hier um den dritten Teil einer Reihe. Wir steigen in die Handlung ein und erfahren durch kleine Randbemerkungen, welche Abenteuer die Protagonisten bereits erlebt haben. Wer sind sie überhaupt? Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht von Frida und Jannis erzählt – zwei Teenager, die an der deutschen Ostseeküste leben. Jannis lebt mit seiner Mutter und ihren Pferden auf einem Hof, Frida mit ihrer großen Familie und ebenfalls vielen Pferden auf einem benachbarten Gut. Die beiden haben sich verliebt und sind nun ein Paar.
Zusammen mit ihren besten Freunden Max und Linh bestreiten sie ihren Alltag auf den jeweiligen Höfen und es kommt ein ganz tolles Gefühl von Pferdestimmung auf, die nicht romantisiert wird, sondern mich teilweise an meinen eigenen Pferdealltag erinnert hat. Das hat mir richtig gut gefallen und ist nicht zwangsläufig gegeben, wenn man ein Pferdebuch zur Hand nimmt. Theresa Czerny greift unterschiedliche Reitweisen und Ausbildungsstile auf und lässt diese aufeinander treffen. Jede/r ReiterIn weiß genau, wie schwer es in einer Stallgemeinschaft sein kann, wenn da mehrere Meinungen aufeinander treffen und jede/r den eigenen Stil aus vollem Herzen vertritt. In diesem Buch wird wunderschön gezeigt, dass wir alle voneinander lernen können und Methoden, die wir noch nicht kannten gegenüber offen sein sollten. So unterschiedlich wie jeder Mensch ist, ist auch jedes Pferd ein Individuum. Das wird hier sehr schön dargestellt, indem wir nicht nur zwei Perspektiven beim Lesen erleben, sondern auch mehrere Pferde kennen lernen. Es gibt nicht dieses eine Wunderpferd, sondern viele verschiedene, die auch auf ihre je eigene Art und Weise auf die jungen Leute reagieren.
Wo wir von Individualität sprechen, komme ich noch einmal auf Frida und Jannis zu sprechen. Da ich mit diesem Band in die Reihe eingestiegen bin, waren mir beide fremd und ich musste mir selbst erstmal einen Standpunkt in ihren Kapiteln suchen. Der Einstieg ist mir bei Jannis leichter gefallen, als bei Frida. Mit ihr musste ich erst warm werden, um ihre Handlungen nachvollziehen zu können. Im Laufe der Geschichte macht sie einiges durch und hat ganz persönliche Probleme zu bekämpfen. Dabei an ihrer Seite zu sein, hat mich der Figur nahe gebracht und am Ende kann ich nicht mehr sagen, ob mir Jannis' oder Fridas Kapitel besser gefallen. Eine wirklich tolle Idee ist es, einen männlichen Protagonisten in einem Pferdebuch zu erleben und so nah an der Figur dran zu sein. Meine eigene Leseerfahrung in diesem Genre hat mich bisher nur weiblichen Protagonistinnen vorgestellt und somit war ich sehr positiv überrascht von Jannis. Vielleicht muss ich doch sagen, dass seine Kapitel noch eine Winzigkeit mehr überzeugt haben, wegen eben dieses Umstandes.

Es wirkt in meinem Brief so, als gäbe es nur Jugendliche in diesem Buch, was jedoch nicht der Fall ist. Auch wenn der Fokus selbstverständlich auf den Gefühlen, Problemen und dem Handeln von Frida, Jannis und ihren Freunden liegt, spielen auch die Eltern eine Rolle. Diese wurden sehr schön in die Handlung eingebaut, sodass man als LeserIn mitbekommt, dass die Jugendlichen erwachsene Bezugspersonen haben, die mit Rat und Tat zur Seite stehen. Es geht nicht darum, mir erhobenem Zeigefinger den Jüngeren alles zu verbieten, Theresa Czerny schreibt Elternfiguren, die eine Beziehung zu ihren Kindern haben. Das ist in den meisten Fällen eine sehr positive, doch auch Unstimmigkeiten werden beleuchtet. So entsteht ein stimmiges Bild von Familienleben und die Geschichte bekommt einen richtigen Hintergrund, in den das Pferdethema eingeflochten wird. Wie ich schon schrieb, ich habe mich an meinen eigenen Pferdealltag erinnert gefühlt und das hat mir die Geschichte so nahe gebracht und mich in sie einfühlen lassen.

Schreibstil
Du hast es sicher schon gedacht, dass ich hier nur Gutes sagen kann. Die Geschichte hätte mir nicht so gut gefallen, wäre sie nicht großartig geschrieben worden. Es handelt sich um ein Kinder-/ Jugendbuch und die Zielgruppe – abgesehen von all den Pferdefans da draußen – ist sicher im Grundschulalter. Doch Theresa Czerny schreibt nicht platt, sondern sehr eloquent und durchdacht. Mit über 300 Seiten ist es eine Geschichte, die sich Zeit für Entwicklung nimmt und Schlüsselszenen den nötigen Platz zur Entfaltung bietet. Die Seitenzahl mag unerfahrene, junge LeserInnen vielleicht abschrecken, doch die Handlung ist so gut und spannend aufgebaut, dass man schwer enttäuscht wäre, müsste man Eldenau früher verlassen.
An dieser Stelle sollte ich auch endlich darauf zu sprechen kommen, ob sich die Bücher querbeet lesen lassen. Ich habe schon erwähnt, dass ich die vorherigen Bände nicht kenne – das aber ändern werde – und trotzdem gut in die Geschichte gefunden habe. Mein großer Vorteil war natürlich auch, Teil der Leserunde zu sein, bei welcher die Autorin großartig involviert war. Ich habe einige Fragen gestellt und sofort eine Antwort erhalten. So fiel es mir beispielsweise schwer, mir ein optisches Bild von den Figuren zu machen, weil sehr sparsam mit Beschreibungen ihres Äußeren umgegangen wird. Das kann große Vorteile bringen, wenn man ein/e LeserIn ist, die/ der sich gern ohne Vorgaben selbst ein Bild macht. Ich brauche zumindest kleine Eigenheiten der jeweiligen Figur, um sie mir vorzustellen.
Doch abgesehen davon, ist dieser dritte Teil der Reihe in sich abgeschlossen und lässt sich wunderbar als erstes Buch der Reihe lesen. Wer die Figurenentwicklung erleben möchte, greift zum Auftakt der Reihe. Das werde ich mir auch vornehmen. Vor allem, weil ich den Schreibstil für ein Kinderbuch unheimlich genossen habe und nun eine neue Pferdebuchreihe in meinem Bücherregal komplettieren möchte. Ich glaube, dass das wunderschön aussehen wird. Das Buch ist sehr wertig gedruckt und gebunden. Ich muss immer wieder über das Cover streichen und die erhabenen Stellen fühlen.
Da es gerade in die Jahreszeit passt, kann ich für Eldenau nur eine Weihnachtsgeschenkidee für PferdenärrInnen aussprechen. Vielleicht gibt’s den ersten Band auch gleich zum Nikolaus und die Folgenden bringt dann der Weihnachtsmann, weil es so gut gefallen wird.
Damit schließe ich meinen begeisterten Brief und wünsche dir einen tollen Start in die Adventszeit.

Deine Daisy

Veröffentlicht am 25.11.2019

Fantastisches Jugendbuch!

One True Queen, Band 1: Von Sternen gekrönt (Epische Romantasy von SPIEGEL-Bestsellerautorin Jennifer Benkau)
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Liebe Daisy,
ich weiß, ich habe mir den Vorsatz gemacht, keine neuen Bücher in nächster Zeit zu kaufen. Aber dann war ich bei der Buchmesse und habe in One True Queen. Von Sternen Gekrönt von Jennifer ...

Liebe Daisy,
ich weiß, ich habe mir den Vorsatz gemacht, keine neuen Bücher in nächster Zeit zu kaufen. Aber dann war ich bei der Buchmesse und habe in One True Queen. Von Sternen Gekrönt von Jennifer Benkau reingelesen und konnte einfach nicht mehr aufhören. Ehe ich es mich versehen habe, war ich durch die ersten 100 Seiten dieses Buches von Ravensburger geflogen und wusste, dass ich es mitnehmen musste. Eine Entscheidung, die ich keine Sekunde lang bereut habe, denn dieses Buch kann deutlich mehr als ein schönes Cover bieten.

Es erzählt die Geschichte von Mailin, die gemeinsam mit ihrer Mutter und Schwester in Irland wohnt; ihre Schwester, die vor Jahren in ein Wachkoma gefallen ist und an deren Schicksal die Familie zu zerbrechen droht. Doch dann wird Mailin von einem auf den anderen Moment in eine andere Welt geschleudert: eine Welt, die tödlicher ist als alles Andere, was sie bisher erlebt hat; eine Welt, in der sie auserwählt zu sein scheint, die neue Königin zu werden – wenn sie lange genug überlebt.

Ich habe es ja schon in der Einleitung und in meiner Postkarte auf Instagram verraten: ich war absolut begeistert von diesem Roman. Er hat mich von Anfang an in seinen Bann gezogen und ich konnte ihn kaum mehr aus der Hand legen. Die Autorin hat ein wunderbares Gespür dafür, genau an den richtigen Momenten einen Wendepunkt zu setzen: Jedes Mal, wenn ich dachte, am Ende des Kapitels aufzuhören, um schlafen zu gehen, passierte etwas völlig Unvorhergesehenes und ich musste immer und immer weiterlesen … bis spät nachts. kein Wunder also, dass ich es in Windeseile fertig gelesen hatte. Ein wunderbares Leseerelebnis!
Besonders spannend für mich war zudem das Versteckspiel und dass ich nie wusste, welcher der Figuren ich nun trauen konnte und welcher nicht. Es hat mich dabei etwas an die Caraval Serie von Stephanie Garber erinnert. Wie bei dieser hatte ich das Gefühl, diese neue, fremde Welt gemeinsam mit der Protagonistin zu erkunden.

Generell möchte ich die Figuren, besonders die Protagonistin positiv hervorheben. Im Gegensatz zu vielen Jugendbüchern fand ich diese facettenreich und nachvollziehbar geschrieben. Mailin war weder das Klischeedummchen, das sich retten lassen muss, noch die perfekte Heldin: sie war ein normales Mädchen mit Stärken und Schwächen, das versucht neue Situationen zu navigieren. Sie ist für das eingestanden, was ihr wichtig war, und hat sich auch nicht blindlings jedem Kerl an den Hals geworfen. Und sie hatte einen wunderbaren trockenen Humor, der sie nochmal sympathischer gemacht hat. Auch die übrigen Figuren waren authentisch geschrieben. Einige von ihnen haben Archetypen erfüllt, aber im gesamten fühlten sie sich nicht platt, sondern nach einer sehr lebendigen Cast an.

Was mich überrascht hat war, dass Gewaltakte und erotische Szenen teils detailliert beschrieben wurden. Im Gesamten passte es zu der jeweiligen Situation, ich möchte es jedoch in meine Empfehlung einer Zielgruppe einfließen lassen: Ich glaube, dass Mädchen ab 14, die Lust darauf haben, gemeinsam mit einer starken Protagonistin in eine fremde Welt einzutauchen, viel Spaß an diesem Buch haben könnten.
Deine Daffy

Veröffentlicht am 02.11.2019

Wer bin ich eigentlich?

Pippa (Bd. 2)
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Liebe Daffy,

erinnerst du dich noch an all diese wirren Gedanken, als man erwachsen wurde? Man fühlt sich eigentlich schon groß und trotzdem hinterfragt man jeden Schritt. So geht es Pippa im zweiten ...

Liebe Daffy,

erinnerst du dich noch an all diese wirren Gedanken, als man erwachsen wurde? Man fühlt sich eigentlich schon groß und trotzdem hinterfragt man jeden Schritt. So geht es Pippa im zweiten Teil und von dem möchte ich dir im heutigen Brief berichten. Pippa. Mein (ganzes) Leben steht Kopf von Barbara Tammes ist 2018 bei Coppenrath erschienen und wieder aus dem Niederländischen von Andrea Kluitmann übersetzt worden.

Das Cover fühlt sich genauso toll an wie bei Pippa. Mein (halbes) Leben ist ein Ponyhof und nebeneinander sehen sie super schick im Regal aus. Wir haben hier das zweite Journal von Pippa in Händen, welches wieder mit Zeichnungen und Lettering ein ganz besonderes Leseerlebnis bietet. Findest du nicht auch, dass Lettering zu einem richtig großen Hype geworden ist, der auch noch super schick aussieht? Doch zurück zum Thema: Womit befasst sich Pippa inzwischen, wirst du dich fragen. Pippa, die in zwei Welten zuhause ist und ihren Platz zu finden versucht. Unter der Woche lebt sie bei ihrer verrückten Mutter auf einem Bauernhof, an den Wochenenden bei ihrem durchgeplanten Vater in einer großen niederländischen Stadt. Während Pippa zwischen diesen Extremen hin und her gerissen ist, stellt sie sich die Frage, was eigentlich einen guten Menschen ausmacht.

Es ist herrlich erfrischend, diese Reise mit Pippa zu gehen und ich hatte beim Lesen immer das Gefühl, einen Teil von mir in ihrer Figur wiederzufinden, aber auch, als würde ich eine kleine Schwester begleiten, die langsam erwachsen wird. Ich konnte so viele von ihren Fragen und Gedanken verstehen und die Verwirrtheit, die sie über einiges verspürt, hätte ich in der Situation genauso empfunden. So stellt sich ihr zum Beispiel die Frage, ob sie dauerhaft in der Stadt leben möchte und dort eine elitäre Schule besuchen würde oder lieber auf dem Land bei ihrer Schwester und Mutter bleibt. Oder die Frage danach, wie man erwachsen und sachlich argumentiert und Egoismus beiseite schiebt, wenn das Wohl eines anderen wichtiger sein sollte. Es ist nicht leicht, sich im und zum Weltgeschehen zu positionieren. In all dem ist Pippa aber kein rebellierender und unverschämter Teenie; sie rebelliert auf ihre Art, die teilweise vorlaut, tollpatschig, aber auch unsicher ist. Absolut sympathisch also. Dabei wirkt sie nicht inszeniert verrückt oder Fettnäpfchen suchend, es passiert einfach. Barbara Tammes hat nicht nur ein gutes Händchen, eine Geschichte aufzubauen, sondern auch, Figuren zu entwickeln, die so aus dem Leben in das Buch gefallen zu sein scheinen. Das Verlieben ist kein Vorgang von märchenhafter Schicksalsliebe, sondern richtig natürlich. Pippa ist verwirrt und unsicher, will aber trotzdem unbedingt wissen, wie es sich anfühlt, stellt mit ihrer besten Freundin Theorien auf, wie ein Kuss sein sollte und macht ihre allerersten Erfahrungen in dieser Buchreihe. Das war so niedlich, dass es mich ein bisschen an Cornelia Funkes Die wilden Hühner erinnert hat. Überhaupt möchte ich ich Pippa gern mit dieser Buchreihe vergleichen. An sich haben die Geschichten nichts gemein und auch die Schreibstile sind gänzlich verschieden. Cornelia Funkes wilde Hühner können wir anhand eines allwissenden Erzählers erleben. Barbara Tammes gibt uns durch Pippas Ich-Erzähler eine ganz andere Perspektive auf das Innenleben der Protagonistin. Aber das Gefühl beim Lesen der Geschichten ist ein ähnliches. Wenn du also Fan der Kinderbücher rund um Die wilden Hühner warst, kann ich dir Pippa nur wärmstens empfehlen. Es ist ein Kinderbuch, das ganz ohne Magie oder fantastische Elemente auskommt. Es zeigt einem die Magie des Alltags, des realen Lebens, der Familie und Freundschaft. Es gibt so viel zu entdecken und durch Pippas Augen ist es noch so viel witziger, weil sie einen tollen Humor hat und eine eigene Art, Erlebtes bildlich und schriftlich darzustellen.
Müsste ich wählen, würde ich sagen, Teil eins hat mir ein bisschen besser gefallen, aber Band zwei macht es erst rund. Und wenn dich nicht schon der Titel im Buchladen anspricht, dann konnte ich dich vielleicht mit meinem Brief überzeugen, mit Pippa und ihrer herzerwärmend verrückten Familie deine Lesezeit zu verbringen. Es lohnt sich!

Es grüßt dich ganz herzlich,
deine Daisy

Veröffentlicht am 02.11.2019

Pippas amüsantes Journal - irgendwo zwischen Stadt und Land

Pippa (Bd. 1)
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Liebe Daffy,

halt dich fest, hol' dir einen Chai Latte und mach es dir gemütlich. Ich habe dir ein Highlight-Buch zu empfehlen und hoffe, ich kann der Geschichte mit meinem Brief halbwegs gerecht werden. ...

Liebe Daffy,

halt dich fest, hol' dir einen Chai Latte und mach es dir gemütlich. Ich habe dir ein Highlight-Buch zu empfehlen und hoffe, ich kann der Geschichte mit meinem Brief halbwegs gerecht werden. Es geht um das Kinderbuch Pippa. Mein (halbes) Leben ist ein Ponyhof von Barbara Tammes, das 2017 bei Coppenrath erschienen ist. Das Original ist aus den Niederlanden und 2015 unter Het leven volgens Pippa Leeuwenhart auf den Markt gekommen. Hätte ich gewusst, dass es ein niederländisches Buch ist, hätte ich es mir dort gekauft, so habe ich hier die Übersetzung von Andrea Kluitmann: Und hatte jede Menge Spaß!

Wir tauchen in die Welt von Pippa Löwenherz ein. Ihr Leben hält sie nämlich ganz schön auf Trab – im wahrsten Sinne des Wortes. Pippa und ihre kleine Schwester Poppy leben unter der Woche bei ihrer Mutter auf einem Bauernhof mit Pferden. Natur pur, bunt und etwas chaotisch. An den Wochenenden sind die Schwestern bei ihrem Vater in der Stadt. Schick, geordnet, durchgeplant. Es ist, als hätte Pippa zwei Leben. Dazu gehören nicht nur die unterschiedlichen Umgebungen, sie hat sogar jeweils eine beste Freundin, Hobbys und verhält sich anders. Und es gefällt ihr beides ziemlich gut, doch leider passen beide Welten nicht zusammen. Um sich in ihren Welten nicht zu verirren, hat Pippa angefangen, ein Journal zu führen, um Gedanken aufzuschreiben oder Fragen an das Leben zu stellen. Ist nun die Land-Pippa oder die Stadt-Pippa die „richtige“ Pippa?

Wüsstest du, ob du eher ein Stadt- oder Landkind bist? Zuerst habe ich nämlich gedacht, das ist ja eine super einfache Frage. Doch Pippa zeigt so treffend die Pros und Contras beider Seiten auf, dass ich jede Menge Spaß hatte, selbst mitzudenken, was für Pippa nun das „richtige“ wäre. Das Buch ist gespickt mit Zeichnungen, Rezepten, Anleitungen und natürlich großartigem Text, sodass ich in einem Rutsch durch war. Man nimmt sich vor, nur noch bis zum nächsten Punkt zu lesen, was überhaupt nicht klappt, weil es zu viel Spaß macht; Pippa unterteilt ihr Journal nämlich in Unterpunkte und nicht nach einem Datumssystem. Die Zeichnungen sind bunt und es gibt jede Menge zu entdecken. Ob sie Mindmaps baut, Diagramme oder dir aufzeichnet, wie du mit einem Pferd arbeitest – das kann Pippa dank Barbara Tammes' eigener Erfahrung mit Pferden nämlich richtig gut. Pippa kreiert ihr Journal mit großer Leidenschaft und hat jede Menge toller Ideen, wie sie ihre Erfahrungen bildlich darstellen möchte. Während man so blättert, fällt einem auf, wie viele Fragen sich auf dem Weg zum Erwachsen werden stellen – und mal ehrlich, wüsste Pippa, wie viele Fragen noch immer bleiben, obwohl man schon erwachsen ist, sie würde sich die Haare raufen. Es ist nämlich gar nicht so einfach, die Erwachsenen zu verstehen, findet sie. Wenn man dann auch noch langsam selbst immer mehr entdeckt und erlebt, wird es kniffelig.

Barbara Tammes hat es geschafft, ein Kinderbuch zu schreiben, das so ganz anders ist, als das, was ich bisher gelesen habe. Mit jeder Menge Humor und tollen Ideen, baut sie eine Geschichte auf, die einen selbst wieder über die Zeit vom Kind zur Jugendlichen nachdenken lässt. Ihre Pippa geht mit offenen Augen durch die Welt(en) und hinterfragt Ereignisse auf eine unfassbar sympathische Weise, dass es nicht kindisch wirkt. Durch die Aktualität der Zeichnungen und des Lettering, aber auch die Form eines Journals, trifft Pippa sicherlich den Geschmack des Zielpublikums. Aber nur weil ich nicht mehr mit Pippa zur Schule gehen würde, heißt es nicht, dass ich sie nicht gern begleitet habe. Es ist also für jeden, der Kinderbücher liebt. Vor allem, wenn man sich durch die Leselandschaft schon ein bisschen hat treiben lassen, sind die Niederlande als Schauplatz nicht das übliche London, Paris oder New York.
Ich habe dank Pippa ein neues Lieblingsbuch für die Liste der Kinderbücher-die-man-kennen-sollte gefunden und fasse jetzt nochmal den Buchdeckel an, denn der fühlt sich ganz toll an.

Um es jetzt noch mit Pippas Worten zu sagen: „Alle guten Dinge fangen mit P an.“ Pippa gibt es im … Pärchen. Jawohl, es gibt einen zweiten Teil. Natürlich habe ich ihn schon gelesen, aber davon mehr in einem anderen Brief.

Deine Daisy