Cover-Bild Wolkentag
14,50
inkl. MwSt
  • Verlag: iskopress
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: Tod, Trauer, Verlust
  • Genre: Kinder & Jugend / Bilderbücher
  • Seitenzahl: 40
  • Ersterscheinung: 11.2018
  • ISBN: 9783894033767
Anne Gauß

Wolkentag

Eine Geschichte über Verlust und Trost
Der Tod eines Familienmitglieds kann Kinder in tiefe Verzweiflung stürzen. Sie sind von einem solchen Schicksalsschlag stärker betroffen als Erwachsene.
Lea, die Heldin der Geschichte, ist fünf Jahre alt, als ihr kleiner Bruder stirbt, und sie reagiert darauf mit Verstummen. Psychologen nennen das Symptom selektiven Mutismus. (Siehe auch «Der Junge in der Nussschale».) Die Kinder sind dann nicht mehr fähig, sich frei zu artikulieren.
Anne Gauß erzählt einfühlsam und ohne Sentimentalität, wie es Lea gelingt, Schritt für Schritt in die Welt der Worte zurückzufinden. Dabei bleibt Lea dem kleinen Bruder treu. Die lebendige Erinnerung hilft ihr, ihr Trauma zu überwinden.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.11.2019

Kinderbuch zum Thema Mutismus

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Die Autorin:
Anne Gauß beschäftigt sich seit ihr Sohn an Mutismus erkrankte mit dem Thema. Dazu besucht sie die jährlich stattfindenden Tagungen des Mutismus-Selbsthilfe e.V. Mit ihrem Buch Der Junge in ...

Die Autorin:
Anne Gauß beschäftigt sich seit ihr Sohn an Mutismus erkrankte mit dem Thema. Dazu besucht sie die jährlich stattfindenden Tagungen des Mutismus-Selbsthilfe e.V. Mit ihrem Buch Der Junge in der Nussschale ist sie bereits für ängstliche, schüchterne und mutistische Kinder, deren Eltern und auch anderen Kindern und Erwachsenen, die mit der Krankheit Mutismus in Kontakt kommen, eine große Hilfe gewesen.

Inhalt:
„[…] Lea, die Heldin der Geschichte, ist fünf Jahre alt, als ihr kleiner Bruder stirbt, und sie reagiert darauf mit Verstummen. Psychologen nennen das Symptom selektiver Mutismus. […] Anne Gauß erzählt einfühlsam und ohne Sentimentalität, wie es Lea gelingt, Schritt für Schritt in die Welt der Worte zurückzufinden. Dabei bleibt Lea dem kleinen Bruder treu. Die lebendige Erinnerung hilft ihr, ihr Trauma zu überwinden.“ (Klappentext)

Kritik und Fazit:
Das Cover von Wolkentag ähnelt sehr dem von Der Junge in der Nussschale, nur dass die Hauptfarben grün und blau vertauscht sind und natürlich der jeweilige Hauptprotagonist in einem kleineren Bild dargestellt wird. Wieder erinnern die Zeichnungen an Bilder, die von Kinderhand stammen. Die Farben sind oft dunkel gehalten und fangen so die traurige Stimmung gut ein.

„Es war ein Wolkentag. Diese Tage hatte Max so gern gemocht. Und Lea war sich vollkommen sicher, dass er genau jetzt auf einer dieser riesigen, flauschigen Wolken saß, die Beine baumeln ließ und ihr zuschaute.“ (Seite 39)

Lea erinnert sich an all die Sachen, die ihr Bruder Max mit ihr gemacht hat. Er war ihr Fels in der Brandung, ohne Ängste wagte er jedes Abendteuer. Doch auf einmal ist er weg, gestorben und Lea fehlt sein Mut um ihren Alltag zu bestreiten. Sie stellt sich vor, wie ihr Bruder, der schon immer fliegen konnte, nun im Himmel fliegt und glücklich ist. Lediglich drei Buchstaben sind Lea geblieben, die sie sicher unter ihrem Bett verwahrt und nur abends benutzt: M, A, X.
Doch es gibt auch Momente, in denen Lea wütend auf ihren Bruder ist. Weil er weg gegangen ist und die Buchstaben mitgenommen hat. Den Mut könne er behalten, aber die Buchstaben braucht sie so sehr, um mit anderen Kindern sprechen zu können. Doch auch die Leute, zu denen Leas Mutter mit ihr geht, können ihr nicht dabei helfen, die Buchstaben wieder zu finden.

Nach und nach bekommt Lea dann aber Buchstaben geschenkt oder findet sie unterwegs. Noch verwahrt sie die Buchstaben in einer Schatzkiste unter ihrem Bett. Doch an einem Wolkentag, nimmt sie die Buchstaben in ihrer Tasche mit in den Kindergarten, und dort geht ihr das erste Wort seit dem Tod ihres Bruders über die Lippen: HALLO!

Anne Gauß beschreibt hier ganz behutsam, wie es Lea nach dem Tod ihres Bruders geht. Manchmal ist sie froh, denn sie weiß, dass es ihrem Bruder im Himmel gut geht. Aber manchmal ist sie eben auch wütend auf ihn, weil er sie alleine gelassen hat.
Dann, aus einer Richtung aus der die Eltern es wohl nie kommen gesehen hätten, erreicht Lea der erste Buchstabe. Ist der Anfang erst einmal gemacht, schafft es Lea Stück für Stück, sich ihre Sprache wieder neu zusammenzusetzen. Es geht nicht von jetzt auf gleich, aber mit etwas Geduld wird die Trauer um den Bruder verarbeitet und Lea kehrt ins Leben zurück.

Im Anhang schreibt Tanja Gethöffer, eine betroffene Mutter, einen Brief an die Eltern. Sie erzählt von ihrem Erlebnis mit ihrer Tochter Lea nach dem Tod des Bruders. Es wird deutlich, dass die Erkrankung keine Seltenheit ist, dass die Eltern aber zum Teil zu spät vom Schweigen des Kindes erfahren und sich dann auf die Suche nach einer geeigneten Therapie machen.
Außerdem befindet sich am Ende ein Infotext zum Selektiven Mutismus, der aufklärt, worum es sich da genau handelt und dass es eben keine einfache Schüchternheit ist.
Auch Adressen und Buchtipps – sowohl Sekundärliteratur, als auch Kinderbücher – sind hier zu finden.

Wolkentag von Anne Gauß ist ein so wichtiges Kinderbuch. Es beschreibt, was in einem Kind vor sich geht, welches an Mutismus erkrankt ist und es macht Hoffnung. Hoffnung, dass betroffene Kinder ihre Sprache wiederfinden können und ein ganz normales, unbeschwertes Leben führen können.