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Veröffentlicht am 13.12.2019

Wieder richtig witzig und spannend!

Penny Pepper – Schurken auf dem Schulhof
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Penny hat zu Weihnachten ein richtiges Smartphone bekommen und nun nach den Schulferien endlich auch ihre Freundin Ida. Auch wenn Ida nur ein ganz normales bekommen hat, freut sie sich noch mehr darüber ...

Penny hat zu Weihnachten ein richtiges Smartphone bekommen und nun nach den Schulferien endlich auch ihre Freundin Ida. Auch wenn Ida nur ein ganz normales bekommen hat, freut sie sich noch mehr darüber als Flora die das neueste Eiphone XXXXXXL nun ihr eigenen nennt. Jetzt können sie sich immer sofort informieren, falls mal was Verdächtiges oder Wichtiges passiert.... Doch erst einmal haben sie Sport bei Frau Milde. Das ist grauenvoll, nicht nur, weil die neue Sportlehrerin ihrem Namen keine Ehre macht, sondern weil sie nun gleichzeitig mit der blöden Parallelklasse und den Großen aus der 8c (inklusive Pennys Bruder und den Schulfieslingen Svenson und Paul) nun auf dem Sportplatz sind. Auch wenn das ein schrecklicher Wochenstart ist, ist das Ende der Stunde noch schlimmer: Idas geliebtes neues Handy ist weg! Ganz klar ein Fall für Penny und ihre Detektivinnen! Sofort wird eine Liste der möglichen Verdächtigen angelegt und die Observierungsteams eingeteilt... doch leider bleibt Idas Verlust kein Einzelfall!

Als Comicroman-Reihe besticht Penny natürlich erstmal mit dem frischen Look von Lisa Hänsch. Diese macht gemeinsam mit Ulrike Rylance jede Seite zu einem Hingucker. Denn Penny schreibt erst einmal all ihre Gedanken in ihr Notizbuch und zensiert sich dann selbst. So streicht sie immer die von ihr getroffenen klaren Beobachtungen wie „begeistert lästern“ durch und ersetzt sie wohlerzogen durch Formulierungen wie „vernünftig diskutieren“. Das findet meine Tochter urkomisch, da es ja schön gesagt ist, aber nicht wirklich das ist, was Penny meint.
Außerdem finden sich natürlich ganz viele anschauliche Kritzeleien, detektivische Fragen und Überlegungen und wie immer (!) die peinlichen Verdrehungen von Pennys Diktiergerät. Penny hat nämlich als Detektivin von ihrem Vater ein altes Diktiergerät erhalten. Dummerweise schaltet es sich immer wieder in den unglaublichsten Momenten selbst ein und gibt super laut in völlig verdrehter Weise wieder, was Penny, oder sonst wer gesagt hat, so wird z.B. aus dem Kommando der Sportlehrerin „Na los!! Zacki, Zacki!“ das peinliche „Fettkloß! Kacki, Kacki!“. Meine Tochter freut sich jedes Mal über diese unsinnigen Einfälle der eigenwilligen Technik.

Als Detektivin ist Penny natürlich Profi und verwendet daher auch schon echter Ermittlerslang, oder was sie sonst noch so aufschnappt. Damit sie jeder versteht, sind diese Begriffe immer mit einem Sternchen und einem Erklärkästchen versehen, in denen auf lustige, aber gut verständliche Weise Begriffe wie „Observierung“ aber auch Neumodisches wie „Fake News“ erklärt werden. Außerdem erstellt Penny natürlich immer Listen, um ihre Gedanken zu sortieren und die Verdächtigen auszuschließen. Dabei gibt sie natürlich auch immer wieder starke Spürnasentipps. Schön ist es auch alle üblichen Penny-Charaktere wiederzutreffen, sowohl die Spürhunde Mailie und Dschustin, als auch die Blutbachtochter Schantall, Oma Pepper oder die fiese Ivi aus der Parellelklasse. Omas Episode finden wir besonders lustig!

Dieses Mal sind Penny und ihre Freunde mit ihrem Ermittler-Latein völlig am Ende, weil ihnen kein Erwachsener Glauben zu schenken scheint. Da stoßen sie echt an ihre Grenzen und lassen sich zu einer unüberlegten Tat hinreißen, bei der sie natürlich sofort erwischt werden. Sehr gut! So kommt keine Leserin auf die Idee, so etwas nach zu machen. Dafür finden die jungen Ermittlerinnen aber endlich Gehör und können alles klären. Das ist sehr spannend und lustig gelöst, wie die Schulschurken enttarnt und ihrer gerechten Strafe zugeführt werden.

Auch wenn es ein Kinderkrimi ist, wird es doch nie gefährlich. Dafür dreht es sich aber um „echte“ Fälle aus dem Schulalltag, so dass da sicher gerne die eine oder andere Leserin sich sicher gerne von Penny und ihren Freundinnen in ihrem Ermittlungsfieber anstecken lässt. Ganz dringende Lesemuffelempfehlung!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.12.2019

Spaß und Spiel gibts nie zu viel!

Kicheritis – Anstecken erlaubt!
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Alice Dent ist Einzelkind und das ist auch gut so, denn sie selbst fragt sich immer wieder, warum ihre Eltern überhaupt ein Kind bekommen haben. Sie leiden unter einer schrecklichen Hygiene-Hysterie, backen ...

Alice Dent ist Einzelkind und das ist auch gut so, denn sie selbst fragt sich immer wieder, warum ihre Eltern überhaupt ein Kind bekommen haben. Sie leiden unter einer schrecklichen Hygiene-Hysterie, backen sogar die Zeitung morgens auf, um Keime zu töten und rennen alle Nase lang zum Arzt. Als Alice Anzeichen einer Erkältung zeigt, wird sie in ihr Zimmer verbannt, um eine Ansteckung zu vermeiden. Ganz klar, das sind Eltern wie sie sich der neue Superminister für Ordnung und Sauberkeit wünscht! Doch hat er auch schon von ihrem Schniefen gehört und steht Oh Schreck! bei Ihren Eltern vor der Tür, um sie wegzusperren! Aber nicht mit Alice! Sie klettert flugs aus dem Fenster und entwischt. Allerdings kommt sie nicht weit, ehe sie geschnappt wird. Böses ahnend stellt sie sich schnell als Portland Maid vor und wird so inkognito in die Besserungsanstalt für unsaubere Kinder Triton Mellon gebracht. Wenn man aber genau hinsieht, war dies mal ein Internat der besten Sorte und stand unter dem Motto „Spaß und Spiel gibts nie zu viel!“. Da ist wohl mächtig was schief gegangen! Alice und ihre neuen Freunde mache sich an die Arbeit, diese Fehlentwicklung rückgängig zu machen und nebenbei die Welt zu retten!

Jaaa, Hygiene ist wichtig, aber man kann es auch übertreiben! So wie Alice Eltern und der Superminister! Dieses Hörspiel nach dem Roman von Gwen Lowe feiert die kindliche Freude am Kichern und Spielen, da auch diese zu einer gesunden Kindheit dazu gehören. Dabei trifft sie genau den richtigen Ton und den Nerv ihrer Zielgruppe. Wobei, das Hörspiel den Roman ja deutlich verkürzt und Elemente einbaut, die im Roman wohl nicht vorkommen. So kritisieren die Kindersprecher immer wieder den Erzähler, bei dem was er zur Erklärung so sagt. Er ist halt völlig uncool! Meine Tochter fand das total witzig!

Die Sprecher sind mir bislang kein Begriff gewesen, haben uns aber wirklich alle absolut überzeugt. Die Kinder klingen frech, fröhlich, abenteuerlustig und ganz bestimmt nicht auf den Kopf gefallen, zum Leidwesen des Erzählers... Miss Grammatikus die gestrenge Heimleiterin hingegen, scheint noch nie in ihrem Leben Spaß gehabt zu haben. Sehr lebendig und abwechslungsreich ist diese Version des Hits „Kinder an die Macht!“. Dabei ist die Lautstärkebalance ausgesprochen ausgeglichen, es ist immer gut verständlich, selbst wenn die Kinder rufen oder leiser reden. Es ist die akustische Illusion der Gefühle, die besticht.

Die Autorin ist selbst Ärztin und kennt das englische Gesundheitswesen bestens. Sie wird also sicherlich nicht jegliche Art der Hygiene verteufeln, aber es geht darum Kinder, Kinder sein zu lassen, dazu gehören eben Spiel und Spaß, Dreck und Infektionen. Außerhalb des OP also nicht immer gleich Desinfektionsmittel einsetzen. Dabei trifft sie die kindliche Vorstellungswelt bei der Wahl der Waffen der Kinder gegen den scheinbar übermächtigen Superminister. Statt Gewalt greifen sie mit Köpfchen zu allem was um sie herum zu Chaos und Verwirrung sorgen könnte. Kreativ, effektiv und absolut spaßig!

Bisweilen komme ich bei Hörbüchern ja durcheinander, da ich die Stimmen nicht immer richtig auseinander halte, aber hier ist es kein Problem, da die Kinder deutlich von den Erwachsenen zu unterscheiden sind. Jeder klingt auch seinem Charakter entsprechend. Wen man fürchten soll und wer ein guter Freund werden könnte, hört man sofort. Die Namen des jeweiligen Protagonisten werden aber auch oft genug genannt. Auch ansonsten ist die Geschichte schlüssig und für Kinder ab 8 Jahren absolut logisch!

Veröffentlicht am 29.11.2019

Klimaschutz für junge Kinder

Greta – wie ein kleines Mädchen zu einer großen Heldin wurde
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Dies ist ein Bilderbuch ab 6 Jahren, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, Kindern zu erklären, wer Greta Thunberg ist, was sie macht und warum sie macht, was sie macht. Es ist ein Weckruf an Kinder, dass ...

Dies ist ein Bilderbuch ab 6 Jahren, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, Kindern zu erklären, wer Greta Thunberg ist, was sie macht und warum sie macht, was sie macht. Es ist ein Weckruf an Kinder, dass sie sich nicht klein und machtlos fühlen sollen, jeder Mensch zählt, auch wenn er noch klein ist.

Mit 15 Jahren kannte Greta Thunberg aus Stockholm, Schweden, noch niemand. Damals war sie still und unscheinbar und fiel in der Klasse nicht auf. Doch dann berichtete ihre Lehrerin vom Klimawandel und seinen Folgen. Das Thema ließ sie nicht mehr los und sie las viel darüber und sah sich Filme an. Die Bilder und Informationen packten sie, sie machten ihr Angst und verfolgten sie. Sie beschloss etwas dagegen zu tun, doch was kann man mit 15 Jahren schon groß machen? Also setzte Greta sich am 20. August 2018 in Stockholm mit einem selbstgemalten Plakat vor das Parlamentsgebäude, statt in die Schule zu gehen und streikte. Zuerst beachtete sie niemand und sie blieb unsichtbar. Doch sie ließ sich nicht beirren und setzte sich fortan jeden Freitag vors Parlament, statt in die Schule zu gehen und nach und nach setzten sich immer mehr Schüler mit selbstgemalten Plakaten neben sie und sie waren nicht mehr unsichtbar, sondern wurden wahrgenommen. Über die sozialen Netzwerke verbreitete sich die Nachricht von den Schulstreiks fürs Klima. Überall auf der Welt schlossen sich Schüler an und auf einmal wurde die stille Greta wahrgenommen. Das Mädchen, dass nur sprach, wenn es nötig ist, machte den Mund auf und fand Gehör, vor den Mächtigen dieser Welt. Doch bislang wird ihr nur zugehört und es folgen wenig Taten und so bleibt sie nicht stumm, sondern macht weiter, aber nicht alleine.

Meine Töchter finden das Thema Klima auch spannend und bedrückend. Doch was tun? Im Kleinen anfangen und sich informieren, was man ändern kann. Dabei stößt man natürlich immer wieder auf den Namen Greta Thunberg, aber wie ist sie eigentlich so in den Fokus geraten? Dieses Bilderbuch erklärt es mit ausdrucksstarken, plakativen Bildern und verständlichen Worten. Greta hatte Angst, um ihre Zukunft, dass es diese nicht geben würde. Sie war entschlossen und beharrlich. Beharrlichkeit kann eine Menge bewirken, wie viele Menschen wissen, die mal ein trotziges Kind gesehen haben, oft erreichen sie ihr Ziel doch. Ich möchte jetzt Greta Thunberg nicht mit einem bockigen Kleinkind vergleichen, aber der Begriff „Beharrlichkeit“ ist für Kinder oft nicht fassbar. Deswegen wird er in diesem Buch nicht verwendet, sondern stattdessen eine Menge anschaulicher Seiten, die in ihrer Vielzahl den Kindern von 6 – 8 Jahren unbewusst verdeutlichen, was denn Beharrlichkeit ist. Die Bilder, die Greta im Kopf haften bleiben, verwendet sie in der Sprache, sehr bildlich und für Kinder ganz deutlich, z.B. das Bild vom brennenden Haus. Es zeigt auch, wie viel Mut man haben muss, wenn man stets übersehen wurde, um sich plötzlich in den Mittelpunkt zu stellen, vor allem, wenn man nicht gerne spricht. Ein Gefühl, das sicher viele Kinder nachvollziehen können, die es vielleicht auch nicht so angenehm finden z.B. vor der ganzen Klasse vorne zu stehen und zu reden. Hier kann man Greta sehen, wie sie ganz alleine, vor einem riesigen Saal mit völlig fremden Erwachsenen z.B. auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos steht und klare, einfache und unmissverständliche Forderungen formuliert.

Ein Buch, dass Kindern nicht nur die Person Greta Thunberg und den Klimaschutz nahe bringt, sondern das auch Mut macht, für seine Überzeugungen einzustehen und sich zu engagieren! Deshalb steht ganz am Ende des Buches, ganz plakativ, wie bei einer Demo auf den Transparenten: „Was wirst Du tun?“. Denn nach dem Buch gibt es keine Frage nach dem ob, sondern nach dem „Was“ und „Wie“.

Veröffentlicht am 27.11.2019

Herrlich witzig und herzlich!

Schiefer die Socken nie hingen
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Julia und Frank, beide Mitte 50, leben ein geruhsames Leben in Weimar, ebenso wie Franks Mutter, die rüstige Elisabeth (80), die gerne mal mit ihren exzentrischen Ideen, ihr Altersheim ein wenig aufmischt. ...

Julia und Frank, beide Mitte 50, leben ein geruhsames Leben in Weimar, ebenso wie Franks Mutter, die rüstige Elisabeth (80), die gerne mal mit ihren exzentrischen Ideen, ihr Altersheim ein wenig aufmischt. Ihre drei Töchter sind weit verstreut. Die älteste Charlotte lebt mit Mann Rob und Säugling Connor, direkt neben den Schwiegereltern in Seattle. Anne ist erfolgreich in London und will erstmals mit ihrem Freund dem erfolgreichen Investmentbanker Jason traditionelle englische Weihnachten feiern, Die jüngste, die blauhaarige Emily, lebt ein wenig planlos in einer alternativen WG in Berlin und versucht die Welt zu retten und sich selbst zu finden. Als nach den beiden Älteren nun auch Emily ihre Teilnahme am besinnlichen elterlichen Weihnachtsfest absagt, um mit ihrer WG eine anti-Konsum-Terror-Party zu veranstalten, sind ihre Eltern sehr geknickt. Sie hatten doch schon so viel vorbereitet! Doch es kommt völlig anders. Nach und nach rufen die Töchter schluchzend an und klagen darüber, daß sie ihre Eltern zu Weihnachten vermissen, aber nicht weg können. Da entschließen Julia und Elisabeth spontan alle Töchter nacheinander zu besuchen und einfach drei mal Weihnachten zu feiern dieses Jahr. Problematisch ist dabei nur Franks legendäre Flugangst, die bislang jeden Besuch bei den Auslandstöchtern verhindert hat. Doch wo ein Wille, da auch ein Weg und Elisabeth kann sehr überzeugend sein, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat!

Dies ist ein Familienroman, um Eltern, die ihre Kinder über alles lieben und für sie die Welt aus den Angeln heben würden und als Dank dafür, von ihren Töchtern zurück geliebt werden, wenn auch z.T. vom anderen Ende der Welt. Ach ja, Oma Elisabeth sollte man da nicht vergessen, denn sie bringt mit ihren teilweise sehr listigen und einfallsreichen Ideen richtig Schwung in diesen Weihnachtsroadtrip. Dieser zeichnet sich vor allem durch 3 Eigenschaften aus: 1. er ist irrsinnig witzig, ich habe immer wieder Tränen gelacht, 2. er ist unglaublich abwechslungsreich, bei dieser 3 tägigen Weihnachtstour hagelt es nur Pleiten, Pech, und Familienliebe denn er ist auch 3. sehr warmherzig und gefühlvoll, ohne kitschig zu sein.

Die sechs Familienmitglieder sind mit Ausnahme von Emily, Oma Elisabeth und Frank eigentlich ziemlich normal. Frank hat so ein paar kleine Schrullen, wie die Flugangst und die Überzeugung, dass Weihnachten nirgendwo so schön ist, wie in Weimar, ein bisschen unflexibel und spießig ist er über die Jahre geworden, aber immer noch sehr liebevoll, großzügig und mit einem noch größeren Herzen für seine Töchter. Elisabeth ist mit ihren 80 Jahren weder auf den Kopf, noch auf den Mund gefallen und fest entschlossen, die Zeit, die ihr noch bleibt aus vollem Herzen zu genießen. Dabei kennt sie ihre Heimbewohner und auch ihr Lieben ganz genau und weiß bisweilen welchen emotionalen Knopf sie nur drücken muss, um ihr Ziel zu erreichen. Emily ist noch etwas planlos. Doch sie ist wie ihre WG sehr engagiert, ausgesprochen tierlieb und will die Welt verbessern. Gänsebraten und Flugreisen sind für sie also eigentlich völlig ausgeschlossen, außerdem ist sie unsterblich in ihren Mitbewohner Jannik verliebt..... Anne liebt Jason und hofft auf einen Antrag von ihm, während Charlotte längst glücklich verheiratet ist, mit dem Sohn der wahrscheinlich größten Weihnachtsfans der vereinigten Staaten. Ein ganz schönes Kontrastprogramm zur besinnlichen deutschen Weihnachtszeit. Julia ist die gute Seele, mal Ruhepol, mal treibende Kraft und manchmal der Verzweiflung nahe.

Man mag einiges in diesem Roman überspitzt finden, ja, das macht ihn ja so lustig, aber es steckt viel selbst beobachtete Wahrheit dahinter. Autorin Ulrike Herwig wuchs in Jena in der DDR auf, lebte später längere Zeit in London, inzwischen aber mit Mann und Töchtern in Seattle. Sie kennt sich also mit Weihnachten in den beschriebenen Gegenden aus und auch mit den uns Deutschen in den Staaten angedichteten Bräuchen. Ich war mindestens so überrascht und amüsiert wie sie, zu erfahren, was wir denn so Weihnachten alles suchen (ja, die Amis sind überzeugt, dass wir Weihnachten suchend verbringen, Weihnachten, nicht Ostern).

Ach ja, damit man dieses turbolente Chaos so richtig nachfühlen kann, gibt es hinten im Anhang noch ein paar weihnachte Rezepte aus den USA, England und Deutschland, für internationale Feiertage, aber wirklich interessante Rezepte, die man nicht überall findet.

Ich wünschte, dieses Buch würde verfilmt, das könnte ich mir richtig gut vorstellen und würde es mir auch sofort ansehen... Ein Buch das rundum gute Laune und glücklich macht, wenn das nicht für die Vorweihnachtszeit wie gemacht ist!

Veröffentlicht am 25.11.2019

Klassischer Krimi, mit eigenwilligem kanadischen Dorf

Tief eingeschneit. Der zweite Fall für Gamache
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Weihnachten naht, in Three Pines, ebenso wie in Montreal, Québec. Rund ein Jahr ist es her, seit die Unternehmerin Ceci den Poitiers in das alte Headley Haus auf dem Hügel zog, in dem sich damals so schreckliche ...

Weihnachten naht, in Three Pines, ebenso wie in Montreal, Québec. Rund ein Jahr ist es her, seit die Unternehmerin Ceci den Poitiers in das alte Headley Haus auf dem Hügel zog, in dem sich damals so schreckliche Szenen abgespielt hatte. In all der Zeit hat die neue Bewohnerin keinen Weg in die Herzen ihrer warmherzigen, offenen, neuen Nachbarn gefunden. Sie wirkt kalt und abweisend. Ruth Sardo, die Dichterfürstin des Dorfes hat eine Lesung in der Provinzhauptstadt und all ihre Freunde fahren natürlich hin. Dabei ahnen sie nichts davon, dass sich fast vor ihren Augen ein tragischer Mord an einer Obdachlosen abspielt. Ein Fall, der sofort zu den Akten gelegt würde, wäre diese nicht zufällig Gamache in die Hände gefallen, der der Verstorbenen zumindest ihre Würde in Form ihres Namens zurückgeben möchte. Doch viel Zeit bleibt ihm hierfür nicht, denn er wird wieder nach Three Pines gerufen, als dort auch ein unnatürlicher Todesfall für Entsetzen sorgt. Ceci de Poitiers erliegt beim traditionellen Weihnachtscurling Turnier einem Stromschlag. Dank ihres abstoßenden Charakters vermag niemand zu trauern, doch wer hatte ein Motiv und die Gelegenheit?

Offiziell ist dies der zweite Fall für Gamache, aber das ist natürlich bei so einem erfahrenen Ermittler Unsinn! Es ist schlicht und ergreifend der zweite Fall, der ihn und sein Team in das ebenso beschauliche wie außergewöhnliche Three Pines verschlägt. Denn mindestens ebenso wie der Polizei-Chef der Sureté ist die recht eigenwillige Dorfgemeinschaft Hauptperson dieser Reihe. Die Charaktere sind liebenswert verschroben, ohne dabei wie Abziehbilder oder lächerlich zu wirken. Louise Penny schafft es, jedem ihrer Dorfbewohner ein Herz und unantastbare Würde zu schenken, selbst der toten Obdachlosen, wenn auch nicht der gierigen, selbstverliebten Ceci. Da es ein Charakterkrimi ist, entwickelt er sich behutsam und gründlich. Jedes Detail zählt, es geht nicht um Tempo, sondern um Persönlichkeit, die Spannung erzeugt. Auch wenn auf Klamauk durch Skurrilität verzichtet wird, ist diese Reihe nicht ohne Humor. Es sind die kleinen, feinen bissigen Pointen, die mich bisweilen zum Lachen brachten. Es sind die Schicksale, in ihren Feinheiten und ihrer Ausarbeitung, die mein Herz berührten. Ein klassischer Krimi, in einem Dorf, in dem die Zeit stehen geblieben zu sein scheint, ebenso zeitlos ist auch dieser Fall mit seinen Figuren. Klar, in dieser Gegend gibt auch das Klima das Tempo vor. Bei für uns unvorstellbaren – 30 Grad Celsius verlangsamt sich das Leben automatisch. Doch auch die idyllisch scheinenden weißen Schneemassen, können nicht über die Grausamkeit der gewaltsamen Morde hinwegtäuschen, so grausam, wie auch diese weiße Pracht sein kann. Dennoch gehören Wind und Wetter in die abgelegenen Wälder von Québec und verleihen der Reihe weiteren unnachahmlichen Charme. Man muss gut und sehr genau hinhören, um die Hinweise nicht zu verpassen. Ich hatte so meine Vermutungen, aber irgendwie sprach immer etwas gegen meine Theorie... so dass ich bis zum Ende mitgerätselt habe, gemeinsam mit den vergnüglichen Dorfbewohnern, die wieder ihren Teil zur Aufklärung beitragen, dank ihrer Beobachtungsgabe und ein paar zufälligen Begebenheiten und seltsamen Angewohnheiten.

Diese winterlich-eisige Folge wird wieder von Hans-Werner Meyer (dem Chefermittler der ZDF-Serie „Letzte Spur Berlin“) gelesen. Seine Stimme passt sehr gut zu Armand Gamache, der in seinem Alter ist, besonnen und empathisch. Seiner wohlklingenden, ausdrucksstarken Stimme höre ich gerne zu. Lebendig spricht er die Charaktere, die er ausarbeitet, was ihm wirklich gut gelingt, bis auf Claras Ehemann Peter, der zum Glück keine besonders große Rolle spielt. Die schroff-schräge Dichterfürstin Ruth Sardo trifft er meines Erachtens aber auf den Punkt!

Auch sehr gefällt mir, dass ein Film-Klassiker auf VHS-Kassette eine Rolle spielt und klar wird, manchmal kann alte Technik sehr verräterisch sein.

Winterlich, nostalgisch, eigenwillig und manchmal gleichzeitig bissig-böse und liebevoll zugleich. Ich liebe diese Mixtur einfach und könnte auch noch länger zuhören. So hoffe ich einfach auf die Vertonung von Fall 3 ;)