Viel Potential!
Solange wir liebenEines vorweg: Die Idee und die Moral, die hinter der Geschichte stehen, sind in der heutigen Zeit so wichtig. Alles ist schnelllebig, immer streben wir nach mehr. Das Leben mit denen, die wir lieben, kommt ...
Eines vorweg: Die Idee und die Moral, die hinter der Geschichte stehen, sind in der heutigen Zeit so wichtig. Alles ist schnelllebig, immer streben wir nach mehr. Das Leben mit denen, die wir lieben, kommt dabei oftmals zu kurz. Und genau da setzt die Geschichte an.
Zum Inhalt: Julia hat im Leben eigentlich alles. Sie liebt die Arbeit in der Apotheke, nicht zuletzt, weil sie ihr darüber hinweghilft, wenn die Liebe ihres Lebens auf lange Geschäftsreisen geht. Konstantin, der Mann an ihrer Seite, liebt sie abgöttisch. Ihre Freunde, Sebastian und Lea, sind ebenfalls eine große Stütze für sie. Doch das Leben ist kein Zustand der Perfektion. Das Leben verharrt nicht und hält nicht an. Und so fällt ihr ein Brief ihrer Jugendliebe Tom in die Hände. Geschockt erfährt sie, dass Tom an ALS leidet und sie um ein Gespräch bittet. Als sich die beiden nach Jahren freundschaftlich annähern, beginnen sie eine aufregende Reise. Zusammen mit Toms Schwester und seiner Exfreundin, fahren sie im Bulli nach Florenz. Und dabei muss sich Julia fragen, wo ihre Prioritäten tatsächlich liegen.
Meine Meinung zum Buch:
Angefangen mit den Charakteren, muss ich sagen, dass ich diese besonders fand. Besonders echt. Keine perfekten, überzogenen Versionen von Menschen, sondern echte, raue Figuren. Julia war manchmal voreingenommen, Konstantin egoistisch, Lea grausam, Sebastian verloren, Helke nachtragend, Elsa schwach und Tom sich bemitleidend. Sie waren eine Mischung aus Gefühlen, Einstellungen und Sichten und deshalb sehr spannend. Allerdings muss ich auch sagen, dass mir Julia manchmal zu…zu passiv ist. Sowohl in so manchem Streit auf der Reise, als auch mit Konstantin, als der eine wichtige Entscheidung im Alleingang trifft. Mir fehlte bei ihr manchmal das Feuer und die Stärke für sich selbst einzustehen.
Ich mochte an Konstantin, dass er kein klassischer Bad-Boy ist. Ich habe halb erwartet, dass er der typische Lückenfüller-Freund in einem Liebesroman ist, der gegen eine besser passende Version ausgetauscht wird, weil er zu bösartig, egoistisch, fies ist. Aber dem ist nicht so. Er ist sympathisch, an den meisten Stellen. Er liebt Julia. Das hat mich positiv überrascht.
Die Handlung und die Umgebung sind besonders am Anfang sehr detailreich beschrieben. Julias Alltag, bis hin zur Ankunft des Briefes, sind sehr ausführlich. Man fühlt sich gut in die Beziehungsgefüge mit Lea, Sebastian und Konstantin ein und kann sich meistens gut in Julia hineinversetzen. Die Reise hat mich aber ein bisschen enttäuscht. Ich habe mir eine herzzerreißende und gleichzeitig glücklich machende Reise gewünscht, die Strapazen und Eskapaden und Erfolge beinhaltet. Für mich fühlte es sich jedoch so an, als würde die Reise den kleinsten Teil der Geschichte einnehmen. Und es läuft alles so aalglatt. Vier Erwachsene in einem Bulli? Da ist Chaos vorprogrammiert. Wenn dann noch davon einer schwerkrank ist, liegen doch direkt doppelt so viele Stolpersteine auf dem Weg. Und auch wenn ich mir für Tom eine so glatte Reise gewünscht habe, hätte es die Moral, aber auch die Spannung während des Lesens so viel deutlicher gemacht. Auch das Ende hat mich irgendwie im luftleeren Raum hängen lassen. In der zweiten Hälfte fehlte einfach etwas.
Fazit: Das Buch schafft es definitiv auf eine heimtückische und grausame Krankheit aufmerksam zu machen und gleichzeitig wachzurütteln, dass wir unser Leben nicht durch falsche Prioritäten einschränken sollten. Jedoch fehlte mir bei der Plotline ab und an das gewisse Etwas. Dennoch ist das Buch lesenswert :)