Bitte mehr davon!
Mister RomanceDie junge Journalistin Eden Tate möchte die Karriereleiter erklimmen. Glücklicherweise ist ihr ein ganz besonderes Projekt in die Hände gefallen. Sie möchte mehr über „Mister Romance“ den bekanntesten ...
Die junge Journalistin Eden Tate möchte die Karriereleiter erklimmen. Glücklicherweise ist ihr ein ganz besonderes Projekt in die Hände gefallen. Sie möchte mehr über „Mister Romance“ den bekanntesten Escort New Yorks herausfinden und darüber einen Exclusivbericht schreiben! Einfach wird es allerdings nicht, denn die Dinge entwickeln sich ganz anders wie gedacht.
Eigentlich war ich der Meinung, bereits alle möglichen Varianten dieses Genres zu kennen. Doch weit gefehlt, Leisa Rayven hat mir mit „Mister Romance“ gezeigt, dass es auch anders geht.
Mit der sympathischen Eden und dem geheimnisvollen Max wurden zwei Charaktere ins Leben gerufen, die unterschiedlicher nicht sein könnten und doch so viel gemeinsam haben. Beide verstecken ihr wahres Ich hinter einer Maske, was bei Max jobbedingt weit offensichtlicher ist. Denn jeder von ihnen hat eine Vergangenheit, die im Außen durch Kontrolle in Schach gehalten werden muss. Eden schafft dies durch ihre draufgängerische Lebensweise und Max durch seine würdevolle Zurückhaltung. Diese Extreme prallen zwangsläufig in einem prickelnden Katz-und-Maus-Spiel aufeinander, was mich in der ersten Hälfte des Buches hoffnungslos gefesselt hat. Über Edens Schlagfertigkeit in diesem Abschnitt und die amüsante Wortwahl der Autorin musste ich oft lachen. Es war herrlich!
Doch unerwartet bricht dieses Szenario, und die Masken der Protagonisten beginnen zu bröckeln. Es beginnt ein leises Herantasten an die Persönlichkeit von Max, Stück für Stück sortiert sich jedes Puzzleteilchen an seinen Platz, um dessen Authentizität freizulegen. Gleichzeitig muss Eden eine Menge an emotionaler Arbeit leisten, sie muss lernen tief sitzende Ängste freizugeben und Hingabe zu entwickeln. Dieses Wachstum beider Hauptfiguren fand ich wunderschön, es war, als würden verschiedene Saiten eines Instruments aufeinander abgestimmt werden. Die Dynamik, die dabei entsteht, ist sehr herausfordernd und intensiv, erzeugt Spannung, und in dem Moment in dem beide ihren Widerstand aufgeben, konnte ich regelrecht aufatmen.
Leisa Rayven schreibt mit großem Verständnis hinsichtlich der Vorbehalte, Erfahrungen und Ängste der Protagonisten und behandelt damit liebevoll das Thema Selbstwert, trifft so gewiss den Nerv vieler LeserInnen. Gut gefallen hat mir auch der Verzicht auf unnötiges Drama sowie die Konfrontation mit der Realität, genauer gesagt dem Alltag „danach“. Ich fand es toll, auch diese Phase miterleben zu können und die auftretenden Probleme, die von beiden gemeistert werden wollten.
Immer wieder musste ich über die originelle Ausdrucksweise der Autorin staunen, die dadurch ordentlich Pep in die Geschichte gebracht hat. Die verquere Einstellung und die Gedankengänge von Eden oder die neckenden, fast provokanten Dialoge zwischen den Protagonisten sind nur ein paar Beispiele dafür. Ich habe mich sehr amüsiert!
Und ja, es gab für mich in dieser Geschichte Stellen, die ich kitschig oder unrealistisch fand. Allerdings konnte ich darüber hinwegsehen, weil meines Erachtens in der Ausarbeitung nicht die kitschige Situation im Vordergrund stand, sondern die Emotionen und Herausforderungen für Eden. Somit habe es dann gehalten, wie von Max verlangt: Ich habe mich einfach darauf eingelassen...
Dieses Buch hat meinen Standard für dieses Genre angehoben! Ich kann es gar nicht abwarten den zweiten Band der Reihe zu lesen. Daher befürchte ich, dass ich den Verlag infiltrieren muss, um mir das Manuskript unter den Nagel zu reißen!