Bewegende Geschichte - toll erzählt
Klara vergessenManchmal, wenn man ein Buch zuschlägt, ist es, als ob man sich von einem guten Freund verabschiedet. Und eigentlich immer handelt es sich dann um ein Buch, in dem eine bewegende Geschichte außerordentlich ...
Manchmal, wenn man ein Buch zuschlägt, ist es, als ob man sich von einem guten Freund verabschiedet. Und eigentlich immer handelt es sich dann um ein Buch, in dem eine bewegende Geschichte außerordentlich gut erzählt wird.
"Klara vergessen" ist ganz klar so ein Buch. Erzählt wird die Geschichte von Juri, der als Ornithologe in den Vereinigten Staaten von Amerika lebt und als Professor an der Universität doziert. Er stammt ursprünglich aus Rußland, genauer gesagt aus Murmansk, einer Hafenstadt ganz im Nordwesten von Rußland. Und nachdem er seit 23 Jahren in der USA lebt, erreicht ihn eine E-Mail von dort, aus der er erfährt, dass sein Vater im Sterben liegt. Und obwohl sein Vater einer der Gründe für seine Flucht aus Rußland war, beschließt er, ihn noch einmal zu besuchen.
Der Leser begleitet Juri auf seiner Reise in seine Heimatstadt zu seinem Vater und erlebt das Treffen mit diesem. Man erfährt, wie groß die Differenzen zwischen Juri und seinem Vater Rubin sind. Und obwohl dieser Konflikt auch am Sterbebett seines Vaters weiter besteht, äußert dieser doch eine Bitte: Juri soll herausfinden, was aus Klara geworden ist, seiner Großmutter und die Mutter Rubins.
Auf der Spurensuche erfährt man die bewegende Lebensgeschichte von Juri, seinem Vater Rubin und seiner Großmutter Klara.
Dies alles wird in einem sehr ruhigen, fast sanft anmutenden Erzählstil wiedergegeben, welcher trotzdem an das Buch fesselt. Dies wird verstärkt durch sehr wenige Zeitsprünge, die einzelnen Schicksale werden jeweils fast linear erzählt. Man erlebt die Zustände von Verfolgung, Denunziation und Verrat und die daraus resultierenden Folgen zu Zeiten Stalins und erkennt die Folgen auch für die darauffolgenden Generationen, bis hin in die Gegenwart.