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Veröffentlicht am 28.11.2019

Der gewisse Pepp fehlte

The Ivy Years - Wenn wir vertrauen
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Die „True North“-Reihe ist in meinen Augen wirklich höchste Kunst aus der Feder von Sarina Bowen, da sie dramatische Geschichten schafft, die zu keinem Zeitpunkt übertrieben wirken. Die „Ivy Years“-Reihe ...

Die „True North“-Reihe ist in meinen Augen wirklich höchste Kunst aus der Feder von Sarina Bowen, da sie dramatische Geschichten schafft, die zu keinem Zeitpunkt übertrieben wirken. Die „Ivy Years“-Reihe ist zeitlich davor entstanden, was gerade am ersten Band überdeutlich zu merken war, da ich dort vor allem von der Handlung her viel auszusetzen hätte, wo es sonst eher die Erzählweise ist, die mir in den Fokus gerät. Dennoch habe ich mich auch an diese Reihe hineingefuchst und bin daher nun beim vierten Band.

Bella kannten wir noch aus dem vorherigen Band und mir hat es gut gefallen, dass sie nun in den Fokus rücken würde, denn wenn Charaktere ohnehin schon so präsent sind, dann will man ihnen auch hinter die Birne gucken und ihnen ein Happy End geschenkt sehen. Da sie zudem die Managerin des Eishockeyteams ist, habe ich mir erhofft, dass wir sie dort auch wieder in Action erleben, denn wir erinnern uns doch, diese Reihe wird uns auch unter Sport Romance verkauft. Aber leider wie sooft in diese Reihe geht das Thema vollends unter, denn nur in ihrem ersten Kapitel erlebt man Bella in ihrer Funktion als Managerin, danach nie wieder. Das ist extrem schade, da wir sie so kennen- und vielleicht schon lieben gelernt haben und dieser Teil wird ihr genommen.

Als Ausgangslage fand ich es aber spannend, dass es diesmal die Frau ist, die auf eine lange Reihe an Bettgeschichten zurückschaut, während er noch Jungfrau ist und Sex als Bestandteil einer Beziehung sieht, aber nicht nur als spaßige Beschäftigung. Es ist eine Umkehr der Geschlechterklischees, die auch ganz gut funktioniert, aber dennoch nie in die absolute Tiefe geht. Während ich es bei Rafe toll fand, dass er Bella nie verurteilt hat, hätte es mir doch gefallen, auch mal ihre Sichtweise darauf zu verstehen.

Ansonsten muss ich aber sagen, dass vor allem Rafe sofort mein Herz erobert hat, denn anständiger als er kann man eigentlich nicht sein. Manchen mag er schon wieder zu lieb gewesen sein, aber er ist ein Protagonist, den man doch weniger im New Adult-Genre antrifft, von daher habe ich die Zeit mit ihm sehr genossen. Auch Bella gefiel mir als Ausgleich sehr gut, weil sie sich keine Hand vor den Mund legt, weil sie auch keiner Konfrontation aus dem Weg geht und dennoch blitzt ständig ihre verletzliche Seite durch. Aber so sehr die beiden auch einzeln funktionierten, die Chemie der beiden wollte nicht so recht funktionieren. Schon die erste Nacht wirkte eher erzwungen, so dass auch diese magische Bedeutung nicht rüberkommen wollte. Zudem ist der Handlungsspielraum der beiden sehr eng, da sie sich quasi nur in Bellas Zimmer sehen. Es gibt ein paar Ausflüge in die Außenwelt, die auch gut harmonieren, aber vieles am College, bei Bella wurde zu langweilig. Das kann Bowen wirklich besser.

Fazit: Der vierte Band der „Ivy Years“-Reihe dreht die Klischees einmal auf den Kopf und bietet auch gute Charaktere. Nur leider wollte die Chemie nicht so recht stimmen und auf der Handlungsebene entstand etwas Langeweile, dennoch flott zu lesen.

Veröffentlicht am 02.11.2019

Oberflächliches, aber auch höchst spannendes Prequel

Exit Now!
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Die „Gelöscht“-Reihe von Teri Terry hat mich in eine ganz neue Welt eingeführt, also in die der futuristischen Dystopien und es war für mich ein ganz besonderer Lesegenuss. Seitdem habe ich Terry immer ...

Die „Gelöscht“-Reihe von Teri Terry hat mich in eine ganz neue Welt eingeführt, also in die der futuristischen Dystopien und es war für mich ein ganz besonderer Lesegenuss. Seitdem habe ich Terry immer auf dem Schirm behalten und viele weitere tolle Bücher von ihr gelesen. Mit dem anstehenden Brexit nun ist Terry die Idee gekommen, dass genau dieser historische Einschnitt die Vorlage für ihre „Gelöscht“-Reihe sein könnte, weswegen sie ein Prequel geschaffen hat, auf das ich ungeheuer gespannt war.

Mir ist es doch etwas schwergefallen, in die Geschichte hineinzufinden, da die Welt nicht wirklich ausgearbeitet worden ist. Nach und nach werden uns einige Brocken hingeworfen, wie sich Terry Großbritannien nach dem Brexit vorstellt, aber das war mir letztlich viel zu wenig, um mich in die Rahmenbedingungen voll einzuleben. Das ist durchaus etwas schade, denn es hätte genug Raum für Details hier und da gegeben und vielleicht hätte es auch eine andere Perspektive getan. Bereits hier hat sich bei mir ein Eindruck von Oberflächlichkeit eingestellt.

Oberflächlichkeit ist genau das Attribut, das mir auch bei einem weiteren Aspekt mehrfach in den Sinn gekommen ist. Wir haben zwei Perspektiven, einmal Sam, die Tochter eines Regierungsmitglieds und Ava, die aus armen Verhältnissen stammt. Zwar bekommt man schnell ein Gefühl für ihre unterschiedlichen Charaktere, aber ihr Beziehungsaufbau erfolgt in einer Millisekunde. Zudem ist das gesamte Buch sehr dialoglastig, so dass es gar keine richtigen Gedankengänge gibt, den die Figuren Tiefe verleihen könnte. Im späteren Verlauf des Buchs erweist sich Avas Perspektive zudem als vollkommen überflüssig, da sie zur Handlung nichts beiträgt. Da wirken ihre Kapitel fast schon eher wie Unterbrechungen als wie anreichende Informationen.

Was man dem Buch jedoch lassen muss, ist ein rasanter Lesefluss, eine actiongeladene Handlung und unheimlich viel Spannung. Man fliegt regelrecht durch die Seiten und merkt dabei nicht, wie die Zeit vergeht. Die einzelnen Kapitel sind extrem kurz und befeuern diesen Eindruck entscheidend. Auch wenn die Grundvorstellung von Großbritannien 2024 nicht eindeutig auf der Hand liegt, kann man die neuen Beschlüsse jedenfalls hautnah erleben und alle sind erschreckend. Die dargestellten Beschlüsse sind erschreckend, aber gleichzeitig so realistisch, dass man sich bang fragt, ob der Brexit wirklich so eine Katastrophe herbeiführen könnte. Zudem merkt man mit Fortschreiten der Lektüre immer mehr die Anbindung an die „Gelöscht“-Reihe. Zwar ist es mit Ende des Buchs immer noch weit hin zum Anfang von „Gelöscht“, aber trotzdem tauchen bereits einige Figuren auf und die Grundrichtung ist eindeutig wiederzuerkennen.

Fazit: „Exit Now!“ ist ein spannendes Prequel, das durch den Brexit eine durchaus geschickte Verbindung erhalten hat. Dennoch empfand ich die Lektüre insgesamt zu oberflächlich. Ich kenne Terry viel detaillierter und einfühlsamer.

Veröffentlicht am 29.10.2019

Bildet eine sinnige Fortsetzung

Postscript - Was ich dir noch sagen möchte
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Ich habe in meiner Jugend vor allem Krimis gelesen, bis dann Cecelia Ahern mit „P.S. Ich liebe dich“ um die Ecke kam, das damals gefühlt von allen Mädchen meiner Schulklasse gelesen wurde, weil es einfach ...

Ich habe in meiner Jugend vor allem Krimis gelesen, bis dann Cecelia Ahern mit „P.S. Ich liebe dich“ um die Ecke kam, das damals gefühlt von allen Mädchen meiner Schulklasse gelesen wurde, weil es einfach herzzerreißend schön war und viel Hoffnung vermittelt hat. Dann kam aber die Verfilmung mit Hilary Swank und Gerard Butler in den Hauptrollen und die ganze Atmosphäre rund um dieses Buch löste sich in Luft auf, denn ich fand die Rollen von Holly und Gabriel sehr schwach besetzt, denn ein Weltbesteller musste unbedingt mit den größten Namen, nicht aber mit den geeigneten Schauspielern verfilmt werden. Daher war ich auch eher skeptisch, als „Postscript“ angekündigt wurde. Fortsetzungen von gefeierten Büchern können ohnehin selten mithalten, aber hier war meine Sorge eher, dass ich aufgrund der negativen Erfahrungen mit dem Film nicht mehr in die Welt hineinfinde.

Diese Sorge hat sich leider auch mit dem Einstieg in das Buch bestätigt. Gerade bei Gabriel hatte ich ständig Butler vor Augen und musste an diese katastrophale Chemie zwischen den Hauptfiguren denken, weswegen ich eine innere Abwehr gegen Gabriel verspürte, die es im Buch aber damals gar nicht gegeben hat. Zudem kommt die Geschichte nur sehr langsam in Gang. Es plätschert etwas vor sich her und man fragt sich, was hier noch passieren soll, was erklärt, warum dieser zweite Band überhaupt veröffentlicht wird. Bei diesen negativen Gedanken hätte der ein oder andere Leser wahrscheinlich schon längst abgebrochen, aber ich halte gerne durch und wurde dafür doch tatsächlich belohnt.

Bei Holly ist es mir zum Glück besser gelungen, Swank außer Acht zu lassen und mich schnell wieder in ihre Denkweisen einzufinden. Es war leicht ihre gemischten Gefühle in Bezug auf den „P.S. Ich liebe dich“-Club nachzuvollziehen. Es war auch herrlich, die ganzen Nebenfiguren wiederzusehen und zu erleben, was sich in deren Leben seitdem getan hat. Zudem gibt es einen ganzen neuen Schwung an Nebenfiguren, einer unterschiedlicher als der andere, aber dennoch war sofort eine Verbindung da, denn die Menschen sind alle vom Schicksal mit einer tödlichen Krankheit bedacht worden und wollen sich nun in Gerrys Stil von ihren Lieben verabschieden. Diese Aufmerksamkeit für die Hinterbliebenen war schon der zentrale Aspekt, der mich im ersten Buch begeistert hat, daher fand ich es wichtig, dass er auch jetzt wieder im Zentrum steht und in ganz unterschiedlichen Formen ausgearbeitet wird. Mal in Videoform, mal in einer Schnitzeljagd, es war toll, gleichzeitig aber traurig, all das mitzuerleben. Ginika ist sicherlich die heimliche Heldin dieses Buchs. Ihre Geschichte wird am meisten in den Fokus gerückt und man verbindet sich seelisch unweigerlich mit dieser jungen, kämpferischen, aber auch störrischen Frau. Und auch wenn man ahnt, dass dies nicht gut ausgehen wird, lässt man sich auf die Reise mit ihr ein.

Aber nicht nur diese neuen Umsetzungen von Hinterlassenschaften waren überzeugend, auch die erneute Reise, die Holly durchleben muss. Vielleicht hat sie gedacht, dass ihr Trauerprozess beendet ist, aber nun startet eine ganz neue Runde, bei der sie wichtige Erkenntnisse gewinnt. Immer wieder kommt sie an einen Punkt, zu dem sie unmittelbar nach Gerrys Tod niemals fähig gewesen wäre, die ich aber selbst noch kenne, nachdem meine Oma lange verstorben war. Dabei wurde die Liebesgeschichte von Gerry und Holly auch noch einmal aus ganz anderen Blickwinkeln betrachtet, was rührend war. Gleichzeitig hat sich damit aber ein anderes Problem für die Geschichte aufgetan. Es hat die Liebesgeschichte der beiden auf einen Sockel gehoben, bei dem Gabriel erst recht nicht mehr mithalten kann. Daher fand ich die Trennung von ihm nur logisch und habe ich wild gefeiert. Zumal es keine impulsive Entscheidung war, sondern eine mit Argumenten unterfütterte. Letztlich geht sie aber doch zu ihm zurück, woraufhin das positive Gefühl leider etwas verpuffte. Das Buch hätte auch ganz wunderbar funktioniert, ohne dass Holly ein Liebes-Happy-End hat, so wirkte es etwas gezwungen. Denn eigentlich ging es doch darum, dass Holly aus Gerrys Idee eine Lebensphilosophie entwickelt und das hat diesen zweiten Band mehr als gerechtfertigt.

Fazit: „Postscript“ hat mich doch mit sehr gemischten Gefühlen zurückgelassen. Die negativen Erfahrungen der Verfilmung lagen leider über meinem Leseprozess und das konnte ich auch nicht einblenden. Zudem braucht die Geschichte etwas, um in die Spur zu finden. Nachdem das aber gelungen ist, entsteht doch wieder das besondere, hoffnungsvolle Gefühl, dass Ahern uns einst geschenkt hat. Dieser Band hat also definitiv seine Daseinsberechtigung.

Veröffentlicht am 19.09.2019

Halb-befriedigendes Wiedersehen mit Erebos

Erebos 2
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Als „Erebos“ vor zehn Jahren erschienen ist, war ich bereits eine fleißige Leserin, aber in diesem speziellen Genre des Jugendbuchs war ich ein gänzlicher Neuling. So gesehen hat mir „Erebos“ das Tor zu ...

Als „Erebos“ vor zehn Jahren erschienen ist, war ich bereits eine fleißige Leserin, aber in diesem speziellen Genre des Jugendbuchs war ich ein gänzlicher Neuling. So gesehen hat mir „Erebos“ das Tor zu einer neuen Welt geöffnet, da ich von nun an gerne Bücher gelesen haben, die die Vor- und Nachteile unserer technologisierten Welt in den Fokus rücken. Zehn Jahre später ist nun die Autorin, Ursula Poznanski, selbst in diese Welt zurückgekehrt und beschert uns ein Wiedersehen mit dem Computerspiel Erebos und der ein oder anderen altbekannten Figur.

Die Faszination von Erebos war mit dem neuen Buch sofort wieder da, zumal die Autorin clevererweise auch mit der Zeit gegangen ist, so dass sich das Computerspiel bzw. die KI nun auch auf dem Smartphone mit GPS und Mikrofon breitmacht und somit immer und überall präsent ist, es scheint kein Entkommen mehr zu geben. Es gibt ein Wiedersehen mit Nick Dunmore, aber wir bekommen eine weitere Perspektive eines neuen Nick, der nun ab Derek heißt und das Spiel zum ersten Mal kennenlernt. Ich fand diese Ergänzung von altem Spieler und Gegner mit neuem Spieler und Faszination sehr gelungen, da man die Kontraste so gut präsentiert bekommen hat. Zudem wurden die Kapitel immer so geschickt gegeneinander gesetzt, dass ein toller Spannungsbogen aufgebaut wurde. Es war also fast unmöglich, das Buch zuzuklappen, da das Bedürfnis weiterzulesen einfach zu groß war.

Durch immer mal wieder auftauchende Zwischenkapitel dürfen wir auch in den Kopf der Person schauen, die Erebos reaktiviert hat, so dass man natürlich auch fleißig rätselt, wer das wohl sein könnte. Das gibt der Geschichte einen weiteren interessanten Kick. Je mehr es aber gegen Ende des Buchs geht, desto mehr hat sich bei mir aber auch eine gewisse Ernüchterung breitgemacht. Die Spannung ist etwas abgeflaut, so dass bei mir das Denken eingesetzt hat. Dabei ist doch deutlich geworden, dass die Charakterarbeit in diesem Buch etwas zu wünschen übriglässt. Nick ist noch wie eh und je, aber seine Freunde verkommen alle zu Schatten von sich selbst, das gilt vor allem für Emily. Bei Derek wiederum wäre viel Gelegenheit gewesen, für ihn ein ausgiebiges Profil zu entwickeln. Aber seine Familiengeschichte, die immer wieder angedeutet wird, wird unter den Tisch gekehrt, genauso wie die Tatsache, dass er zu Jähzorn neigt. Auch seine besten Freunde werden immer nur so nebenbei erwähnt. Dafür, dass das Buch sehr dick ist, ist es doch etwas verwunderlich, dass die Action so weit über der Charakterbildung stand.

Prinzipiell hat mir die Endlösung, dass Erebos aus einem positiven Grund reaktiviert wurde, gut gefallen, denn so hat man einen weiteren Kontrast zum ersten Band aufgezogen. Aber insgesamt ist mir die Motivation dahinter und die Folgen viel zu wenig erklärt werden. Vor allem hat man zum Ende hinaus auch gemerkt, dass etwas vermeintlich Großes aufgebaut wird und dann gibt es einen Peng und alles fällt wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Hier war also viel heiße Luft um nichts. Das letzte Drittel ist definitiv viel zu überhastet abgeschlossen worden, hier hätten weitere 50 bis 100 Seiten sehr gut getan.

Fazit: „Erebos 2“ ist von der Grundidee her erneut absolut gelungen, zumal es auch an die Jetztzeit angepasst wurde und so sehr authentisch wirkt. Wo das Handwerk also stimmt, lässt es leider der Inhalt dann an manchen Stellen fehlen. Etwas mehr Charakterarbeit hätte ich mir gewünscht und das letzte Drittel ist viel zu überhastet beendet worden. Dennoch fand ich es großartig, dass Poznanski sich noch einmal zurückgewagt hat!

Veröffentlicht am 09.08.2019

Oh May!

True North - Ein Moment für immer
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In einer Reihe, die ich so toll finde wie die „True North“-Reihe, da habe ich kaum Lieblinge, weil alle Figuren ihren Reiz haben, gerade weil sie so individuell gestaltet werden. Aber dennoch habe ich ...

In einer Reihe, die ich so toll finde wie die „True North“-Reihe, da habe ich kaum Lieblinge, weil alle Figuren ihren Reiz haben, gerade weil sie so individuell gestaltet werden. Aber dennoch habe ich mich ständig gefragt, wann denn wohl Mays Band endlich kommt, zumal ja lange völlig undurchsichtig war, wer für sie in Frage kommen könnte. May war immer eine Figur, die bei allen Teilgeschichten dabei war und die sehr entscheidende Dinge währenddessen erlebt hat. Deswegen war sie für mich praktisch die ganze Zeit mittendrin und daher auch so nahbar. Band 5 bietet nun endlich die Möglichkeit, ihr mal hinter die Birne zu schauen.

Ich fand es sehr überraschend, als offenbart wurde, dass May bisexuell ist. In solchen Reihen werden unterschiedliche Sexualitäten ja so gut wie nie thematisiert, jedenfalls nicht bei einem Protagonistenpärchen, so dass bei mir die Spannung wirklich groß war, wen May wohl abbekommen wird. Da Sarina Bowen in ihrer „Ivy Years“-Reihe ein schwules Pärchen hatte, war es für mich nicht abwegig, dass May nun mit einer tollen Frau verkuppelt wird. Diesen Schritt hat Bowen hier aber nicht gewagt (durchaus schade!), dafür ist es Alec geworden. Eben dieser Alec ist so richtig erst im letzten Band das erste Mal in den Fokus gerückt, daher war er definitiv kein Kandidat, den ich mir sofort für May gewünscht hätte. Aber letztlich fand ich es auch nicht schlimm, weil er sich durch seine Art, durch einen Humor und seine sehr authentisch dargestellten Sorgen schnell in die Herzen der Leser spielen konnte. Bis zum Ende sind May und Alec kein Wow-Pärchen für mich geworden. Die Gründe hierfür folgen noch, aber dennoch haben sie eine solide Geschichte bekommen, die zweifellos ihre süßen Momente und heiße Szenen hatte.

Während es mit Alec so leicht ging, fiel es mir mit May überraschend schwer. Das war natürlich eine größere Enttäuschung, da meine Vorfreude auf sie so groß war. Im Vorband wurden entscheidende Momente in Zaras Geschichte, die wir nur aus Erzählungen kannten, noch einmal in Rückblenden erzählt. Das fand ich genial, weil man so alles noch einmal aus ihrer Sicht nachvollziehen konnte. Genau diese Strategie wäre nun super passend für May gewesen, da gerade der Alkoholismus und ihre Liebe zu Lark so noch einmal richtig präsent geworden wären. Aber da dies ausblieb, fiel es mir nicht immer leicht, Mays Gefühle so richtig nachzuvollziehen. Ich fand es auch sehr schade, dass sie mit Alec nie über Lark gesprochen hat, denn somit ist dieses Kapitel auch nie richtig beendet worden. Auch aus ihrer ehemaligen Sucht hätte man noch sehr viel mehr herausholen können. Insgesamt ist die Geschichte aus Mays Perspektive einfach blass geblieben.

Fazit: Band 5 der „True North“-Reihe ist unfraglich wieder ein toller Lesegenuss, aber hier bin ich wegen May mit sehr hohen Erwartungen herangegangen und bin daher durchaus auch etwas enttäuscht. Während die Liebesgeschichte ihre Höhepunkte hatte, kam mir aus Mays Perspektive zu wenig.