Spannender und sehr gut recherchierter Auftakt der Trilogie von Heike Stöhr
Die Fallstricke des Teufels
Pirna 1541: kurz nachdem Sophia Weyner, Tochter eines angesehenen Weinhändlers, in ihr Elternhaus zurückkehrt, ereignen sich in der Stadt rätselhafte Todesfälle. Der aufgeklärten und neugierigen Sophia ...
Pirna 1541: kurz nachdem Sophia Weyner, Tochter eines angesehenen Weinhändlers, in ihr Elternhaus zurückkehrt, ereignen sich in der Stadt rätselhafte Todesfälle. Der aufgeklärten und neugierigen Sophia fallen Ungereimtheiten bei den Todesfällen auf und unversehens befindet sie sich mitten in den Ermittlungen.
Dann gibt es da noch das geheimnisvolle Buch, welches Sophia im Kontor ihres Vaters entdeckt hat und in einer ihr völlig fremden Sprache geschrieben ist. Sie möchte dem Buch unbedingt seine Geheimnisse entlocken, hofft sie doch auf ein dort verborgenes Mittel gegen den Schwarzen Tod.
Ein historischer Roman mit Krimianteil? Genau mein Beuteschema, daher bedurfte es keiner langen Überlegung, dieses Buch von Heike Stöhr zu lesen.
Wenn man das Buch aufschlägt, fällt dem Leser als erstes die sehr schöne Kartenzeichnung des alten Pirna ins Auge. Ich habe immer wieder nach vorne geblättert, um die im Roman erwähnten Örtlichkeiten nachzuschlagen. Ebenso war ich über das Personenregister erfreut, zumal hier vermerkt ist, ob es sich bei den Figuren um fiktive oder historisch verbürgte Charaktere handelt.
Das Buch beginnt direkt dramatisch: man wird Zeuge, wie der Schwarze Tod der Stadt Pirna seinen tödlichen Stempel aufdrückt und auch vor dem Haus des Weinhändlers Simon Weyner nicht haltmacht. In der Folge verbringt Sophia die nächsten Jahre bei Verwandten in Leipzig, wo der Vater ihrer Tante, ein alter Professor, seine Freude an der wiss- und lernbegierigen Sophia hat.
Kein Wunder also, dass das mysteriöse Buch, welches in einer fremden Sprache geschrieben zu sein scheint, Sophia fasziniert und sie nicht aufgeben möchte, seinen Inhalt zu entschlüsseln. Zumal sie auch dabei Unterstützung durch den alten Professors erhält.
Sophia ist für ihre Zeit eine moderne und gebildete Frau, jedoch ist das in ihren Kreisen nicht unbedingt von Vorteil. Als sie mit neunzehn Jahren nach Pirna zurückkehrt, wird von ihr erwartet, dass sie sich bald vorteilhaft verheiratet – die Fähigkeiten als gute Hausfrau sind dabei deutlich erwünschter als die Fähigkeit, der lateinischen Sprache mächtig zu sein. Es ist klar, dass sich Sophia einen Ehemann wünscht, der ihre geistigen Freiheiten akzeptiert und respektiert.
Sehr gut hat mir ihre Freundschaft mit Maria, einer Tagelöhnerin, gefallen, eine Freundschaft, an der Sophia gegen alle Widerstände festhält. Spannend war in diesem Zusammenhang die Gegenüberstellung der unterschiedlichen Erwartungen an die beiden Frauen aufgrund ihrer verschiedenen gesellschaftlichen Stellung.
Einer von Sophias Verehrern ist der Stadtschreiber Wolf Schumann, der sich von einer Verbindung zu einer alt eingesessenen Pirnaer Familie viele Vorteile verspricht. Auch er sucht seit seiner Jugend nach einem geheimnisvollen Buch, das Macht und Reichtum verspricht. Wie weit ist er bereit zu gehen, um in den Besitz des Buches zu gelangen? Schumann ist sehr ehrgeizig und strebt nach der Freiheit, für sich selbst entscheiden zu können – was kein Wunder ist, nachdem der Leser seine Geschichte erfährt. Umso gespannter war ich darauf, wie er sich in der Folge entwickeln würde.
Die Figuren sind gelungen, sie werden vielschichtig und spannend dargestellt. Neben den beiden Hauptpersonen haben mir vor allem Sophias neu gewonnene Freunde sehr gut gefallen: der Bader Valentin Arnold, der Maler Niklas Dorndorf und der Magister Heinrich Fuchs, die die junge Frau bei ihren Ermittlungen und Versuchen, das Buch zu enträtseln, tatkräftig unterstützen.
Die Autorin entwickelt eine komplexe und emotionsgeladene Handlung, die einzelnen Erzählstränge werden dabei gekonnt ineinander verwoben. Dabei besticht der Roman mit einer Vielzahl von sehr gut recherchierten Details, die wunderbar in das Geschehen eingebunden sind und die gesellschaftliche sowie politische Lage der damaligen Zeit authentisch wiedergeben. Nicht zu vergessen: der spannende Krimianteil, der es mir schwer gemacht hat, das Buch zur Seite zu legen.
Mich konnte mein erstes Buch der Autorin vollauf überzeugen und ich bin nun sehr gespannt auf den zweiten Band, wie es mit Sophia und den anderen mehr oder weniger liebgewonnenen Figuren weitergehen wird.