Großartiger Debütroman über die erste erfolgreiche Buchdruckerin
Die Herrin der LetternSchon in der Vorschau hat mich der historische Roman rund um die Buchdruckkunst von Sophia Langner sehr angesprochen und ist sofort auf meine Wunscloste gewandert.
Der Knaur Verlag hat mir netter Weise ...
Schon in der Vorschau hat mich der historische Roman rund um die Buchdruckkunst von Sophia Langner sehr angesprochen und ist sofort auf meine Wunscloste gewandert.
Der Knaur Verlag hat mir netter Weise ein Rezensionsexemplar zukommen lassen. Fast zur selben Zeit hat die Autorin auch eine Leserunde auf Lovelybooks gestellt, an der ich teilgenommen habe. Gemeinsame Leserunden mit den Buchautoren sind oftmals sehr spannend und aufschlussreich - so auch dieser um die erste erfolgreiche weibliche Buchdruckerin.
Die Geschichte beruht auf wahren Begebenheiten und wurde mit fiktiven Elementen vermischt. Wir schreiben das Jahr 1554. Ulrich Monhardt betreibt in Tübingen die einzige Buchdruckerei des Landes. Gemeinsam mit seiner zweiten Ehefrau Magdalena führt er den Betrieb, als er plötzlich und unerwartet stirbt. Auf seinem Totenbett vermacht er die Druckerei zu gleichen Teilen seinem ältesten Sohn Ulrich aus erster Ehe und seiner Frau Magdalena. Doch eine Frau als Geschäftsführerin eines Betriebes ist zu dieser Zeit undenkbar und Ulrich versucht mit allen Mitteln seine Stiefmutter zu verdrängen. Auch einige der Gesellen wollen sich einer Frau nicht unterordnen und rebellieren offen gegen Magdalena als Chefin. Immer wieder werden ihr Steine in den Weg gelegt, böse Gerüchte verbreitet bis hin zu tätlichen Angriffen. Und auch die Konkurrenz schläft nicht....
Ich habe mit ihr gezittert und gebangt, vor Zorn geweint und immer wieder aufs Neue gehofft, dass Magdalena nicht aufgibt. Zu ihrer Zeit war es für Buchdruckerwitwen nur möglich sich neu zu verheiraten oder die Druckerei zu verkaufen. Doch Magdalena möchte selbst die Buchdruckerei führen...
Die Mischung aus historischen Fakten und Fiktion ist Sophia Langner wirklich gelungen. Die Autorin hat mit viel Liebe und Engagement die damalige Zeit und die Kunst der Buchdruckerei dargestellt und in ihrem historischen Roman aufleben lassen. Ich habe selbst zwölf Jahre in einer Druckerei gearbeitetet - zwar im Sekretariat und in der Vorstufe - aber der Wandel seit damals ist in diesem Berufszweig einfach unvorstellbar. Wie arbeitsaufwendig, mühsam und schwierig der Buchdruck zu dieser Zeit war, ist unbeschreiblich.
Magdalena muss sich nicht nur gegen ihren Stiefsohn wehren und sich als Frau durchsetzen, sondern sie muss auch den strengen Zeitplan für einen Druckauftrag der Regierung einhalten, um überhaupt die Möglichkeit zu erhalten, angehört zu werden. Die Kunst des Buchdruckes und der enorme Arbeitsaufwand zu dieser Zeit wird von der Autorin verständlich erläutert. Ebenfalls spielt der weitverbreitete Aberglaube und generell die Glaubensfrage eine wichtige Rolle. Anhänger der katholischen Kirche und die neuen Reformer kämpften um ihren Stellenwert, genauso wie Herzöge um ihre Ländereien.
Die Spannung steigt kontinuierlich auf den mehr als 500 Seiten an. Am Ende gibt es noch Luft für eine eventuelle Fortsetzung.
Auch die Charaktere sind liebevoll gezeichnet, vielschichtig und detailreich. Magdalena ist eine sehr starke und couragierte Persönlichkeit, die sich in der Männerwelt behaupten und für ihre Kinder sorgen muss. Neben Magdalena und ihren Kindern Oswald, Jakob, Georg, Moritz und Magda, ihren Stiefsohn Ulrich und deren scharfzüngige Frau Katharina, lernen wir noch Nikodemus, einen Professor an der Universität Tübingen, Franz Kartz, Kammersekretär von Herzog Christoph von Würtemberg und viele andere Figuren kennen, die großteils historische belegt sind.
Schreibstil:
Sophia Langner schreibt bildhaft, detailliert und fesselnd. Sie versteht es Geschichte lebendig werden zu lassen und den Leser in die damalige Zeit zu versetzen. Ich bin durch die Seiten nur so gerast.
Jedes Kapitel beginnt mit einer hängenen Fraktur-Initiale. Zu Beginn gibt es ein Personenregister, am Ende ein Nachwort, historische Hintergrundinformationen und eine Glossar.
Fazit:
Eine spannende und faszinierende Geschichte rund um die erste erfolgreiche Buchdruckerin Deutschlands und ihren langen Weg zur Anerkennung. Ein tolles Debüt der Autorin, die hervorragend recherchiert hat und historische Fakten mit Fiktion vermischt hat. Von mir gibt es eine Leseempfehlung!